Titel: | Die Durchbiegung von ungleich starken Wellen. |
Autor: | Max Ensslin |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 341 |
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Die Durchbiegung von ungleich starken
Wellen.
Von Max Ensslin, Privatdozent an der
Technischen Hochschule in
Stuttgart.
Die Durchbiegung von ungleich starken Wellen.
Die nachfolgenden Ausführungen entstanden gelegentlich einer Anfrage, welche an
den Verfasser von einem in der Praxis stehenden Ingenieur gerichtet wurde, dem die
Aufgabe vorlag, die Durchbiegung einer Welle mit ungleichem Querschnitt zu
ermitteln. Da das Bedürfnis nach einer derartigen Ermittelung wohl kaum auf den
erwähnten Fall beschränkt sein dürfte und die Aufgabe in den meisten bekannten
Lehrbüchern nicht behandelt wird, so dürfte diese Mitteilung manchem Ingenieur
willkommen sein. Das zur Lösung der Aufgabe verwendete Verfahren rührt von Mohr herIn dem Werk:
Vorträge über Elastizitätslehre von Keck findet sich auf S. 37 ein Verfahren
angedeutet, welches ebenfalls zur Lösung der vorliegenden Aufgabe verwendbar
ist. Es erscheint aber nicht so einfach wie das Mohr'sche, kann jedoch nach entsprechender Umformung auf die im
folgenden mitgeteilte Gestalt gebracht werden. Die rein analytische
Berechnung der Durchbiegung ungleich starker Träger, wie sie sich z.B. in
Weisbach,
Theorethische Mechanik, findet, dürfte dem
Geschmack des Ingenieurs weniger zusagen.. Es soll also im
folgenden keineswegs ein neues Verfahren angegeben werden, sondern lediglich die
Anwendung eines bekannten Verfahrens auf eine Aufgabe, welche für den ausführenden
Ingenieur wichtig zu werden vermag.
Langsam umlaufende Wellen, z.B. Wasserradwellen, werden lediglich mit Rücksicht auf
die Grosse der in ihnen auftretenden Spannungen dimensioniert, die Deformation der
Welle spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Stellt man sich die Aufgabe, die
Querschnitte der Welle so zu wählen, dass in jedem Querschnitt die grösste
Anstrengung gleich gross ausfalle und einen bestimmten, als zulässig erachteten Wert
besitze, so erhält die Welle ungleichen Querschnitt. Für den einfachen Fall, dass
die Welle kreisrund, zweimal gelagert und zwischen den Lagern durch eine Einzelkraft
belastet ist, ist das Profil der Welle bekanntlich eine kubische ParabelSiehe z.B. Bach,
Elastizität und Festigkeit, 3. Aufl., S. 183.. Häufig
findet man Achsen und Wellen, deren Profil in einer Achsialebene nach einer
kubischen Parabel, bezw. in Anlehnung an eine solche, geformt ist. Dass die
Durchbiegung bei einer derartigen Formgebung grösser ausfällt, als wenn die Welle
durchwegs gleich stark gehalten wird, wie der grösste Durchmesser der kubischen
Parabel, braucht kaum hervorgehoben zu werden, kommt jedoch, wie schon bemerkt, bei
langsam laufenden Wellen im allgemeinen nicht in Betracht.
Anders bei rasch laufenden Wellen, auf welche grosse biegende Momente einwirken.
Diese letzteren haben zur Folge, dass die Welle schief durch die Lager
hindurchläuft, dass die elastische Linie mit der ursprünglichen Richtung der
unbelasteten Welle einen Winkel ϕ bildet. Hierdurch
wird die Verteilung der Pressungen im Lager eine ungleichförmige; wenn der Winkel
ϕ einen gewissen Betrag überschreitet, so wird das
Lager heiss.
Für die Dimensionierung rasch laufender Wellen, die starken biegenden Kräften
unterworfen sind, ist daher diegrösste Materialanstrengung nicht mehr allein
massgebend, es muss überdies die Formänderung der Welle beachtet werden, in erster
Linie der Winkel ϕ, unter welchem die elastische Linie
durch die Lagerstellen hindurchgehtVergl.
hierzu die ausführlichen Darlegungen in Buch's
Maschinenelementen, im Abschnitt: Achsen und Wellen..
Dieser Winkel muss um so kleiner gehalten werden, je rascher die Welle läuft und je
länger das Lager ist, da offenbar die Ungleichförmigkeit der Pressungsverteilung im
Lager mit der Länge des Lagers zunimmt. Ueber die zulässige Grosse des Winkels ϕ lassen sich keine allgemein gültigen Vorschriften
geben. Bach gibt in den Maschinenelementen an, dass für Wellen, auf denen Kegelräder nicht sitzen,
in den meisten Fällen die Forderung ausreiche, dass der Winkel ϕ den Wert 1/1000 nicht überschreite.
Mit dem Winkel ϕ steht die grösste Durchbiegung der
Welle in einem gewissen Zusammenhang, der sich in einfachen Fällen leicht angeben
lässtSiehe Bach, Maschinenelemente, 8. Aufl., S. 433
ff.. Man findet daher zuweilen auch die Forderung, dass die
grösste Durchbiegung der Welle (bezogen auf die Längeneinheit derselben) eine
gewisse als zulässig erachtete Grosse nicht überschreiten soll. Es liegt aber auf
der Hand, dass diese Forderung den Winkel ϕ, auf den es
in erster Linie ankommtAuf die absolute Grösse der Durchbiegung ist z.B.
Rücksicht zu nehmen, wenn der Anker einer Dynamomaschine auf der Welle sitzt
und der Spielraum zwischen Anker und Magneten klein gehalten werden
soll.), nicht eindeutig bestimmt. Er hängt ausser von der
festgelegten Grosse der Durchbiegung noch von der Art der Belastung und, bei Wellen
mit ungleichem Querschnitt, von dem Wellenprofil in einer Achsialebene ab. Es
empfiehlt sich daher, zur Vermeidung von Mehrdeutigkeiten, stets vom Winkel ϕ auszugehen, wenn bei der Dimensionierung von Wellen
auf die Formänderung zu achten ist, mit anderen Worten, wenn durch eine zu starke
Deformation der Welle Heisslaufen zu befürchten ist.
Häufig erhalten nun die Wellen von Motoren ungleiche Querschnitte, sei es weil
Schwungräder u.a. aufgekeilt werden müssen, oder weil der Konstrukteur die
Gewohnheit hat, seine Wellen nach einer kubischen Parabel zu formen. Bei
raschlaufenden Maschinen stellt sich dann das Bedürfnis ein, die Formänderung der
Welle kennen zu lernen.
Zur Ermittelung der Formänderung besitzen wir nun in dem Satz von Mohr über die elastische Linie ein vortreffliches und
einfaches Mittel, das, weil graphisch, für den Gebrauch des Ingenieurs ganz
besonders geeignet ist. Da das schöne Verfahren von Mohr vielleicht nicht allerseits bekannt ist, so soll es hier in Kürze
wiederholt werden.
Die Gleichung der elastischen Linie eines sehr wenig gebogenen geraden Stabs lautet
bekanntlich
\frac{\Theta}{\alpha}\,\frac{d^2\,y}{d\,x^2}=M.
Hierin bedeuten: x und y die Koordinaten eines Punkts der elastischen Linie, x in Richtung der Stabachse, y senkrecht dazu gemessen.
Θ das Trägheitsmoment des Querschnitts in Bezug auf die
zu x und y senkrechte
Schwerpunktsachse.
M das biegende Moment der belastenden Kräfte in Bezug
auf den im Abstand x befindlichen Querschnitt.
\frac{1}{\alpha}=E den reciproken Dehnungskoeffizienten oder
Elastizitätsmodul des Materials.
Wir schreiben die Gleichung der elastischen Linie in der Form
E\,\frac{d^2\,y}{d\,x^2}=\frac{M}{\Theta} . . . . 1)
und vergleichen mit ihr die Gleichung einer Seilkurve, die
sich in der Richtung x erstreckt und in der Richtung
y durchhängt. Der Koordinatenanfang liege im
Scheitel der Seilkurve, so dass also die x-Achse
Scheiteltangente ist (Fig.
2). Die Belastung des Seils sei q Kilogramm
auf 1 cm der Länge und ändere sich in der Richtung x
nach einem Gesetz, das durch den Linienzug ab in Fig. 1 dargestellt ist.
Die senkrechten Ordinaten bedeuten in dieser Figur die Belastung q auf die Längeneinheit des Seils in den verschiedenen
Abständen vom Koordinatenanfang.
Textabbildung Bd. 316, S. 342
Zur Aufstellung der Differentialgleichung denken wir uns ein Stück aus dem Seil
herausgeschnitten und betrachten das Gleichgewicht sämtlicher an ihm wirkenden
Kräfte. Als Schnittstellen wählen wir den Koordinatenursprung und einen beliebigen
Punkt (x, y). In den Schnittstellen haben wir nun zur
Herstellung des ursprünglichen Gleichgewichtszustands die daselbst vor dem
Durchschneiden thätigen Seilspannungen in der Richtung der Seiltangente anzubringen,
das sind im Scheitel x = o
der Horizontalzug II Kilogramm und im Punkt (x, y) die Seilkraft S
Kilogramm. Die Vertikalbelastung des betrachteten Seilstücks ist durch die zwischen
x = o und x = x liegende Fläche
unterhalb der Belastungskurve F=\int\limits_0^x\,q\,d\,x
dargestellt (in Fig. 1
schraffiert). Die Seilspannung S werde in eine
Vertikalkomponente V und eine Horizontalkomponente H1, zerlegt.
Die Gleichgewichtsbedingungen für die Horizontal- und Vertikalkräfte an dem
Seilstück lauten:
H=H_1\mbox{ und }V=\int\limits_0^x\,q\,d\,x
und ferner liest man aus der Fig. 2 unmittelbar ab
tg\,\varphi=\frac{V}{H}=\frac{\int\limits_0^x\,q\,d\,x}{H} . . . . 2)
wofür man unter der Voraussetzung, dass die Seilkurve sehr
flach ist, auch schreiben darf
tg\,\varphi=\varphi=\frac{d\,y}{d\,x}=\frac{\int\limits_0^x\,q\,d\,x}{H}
Leitet man die letzte Gleichung nach x ab, so hat
man:
H\,\frac{d^2\,y}{d\,x^2}=q
als Differentialgleichung der Seilkurve. Dieselbe ist genau so
gebaut, wie die Differentialgleichung der elastischen Linie, es entsprechen sich H und E, bezw. q und \frac{M}{\Theta}. Denkt man
sich nun in der Fig. 1
statt q die Werte \frac{M}{\Theta}
als senkrechte Ordinaten eingetragen und den Horizontalzug H durch E ersetzt, so folgt aus dem Vergleich
der Gleichungen für die Seilkurve und die elastische Linie der Mohr'sche Satz:
Die elastische Linie eines geraden Biegungsstabs darf als
eine Seilkurve aufgefasst werden, deren Belastungsfläcke die Fläche unterhalb
der Linie der\frac{M}{\Theta}, deren
Horizontalzug = E ist.
Ferner folgt aus den oben angeschriebenen Gleichgewichtsbedingungen, 1. dass die Horizontalkomponente H1
des Seilzugs an jeder beliebigen Stelle gleich gross ist,
nämlich gleich dem Horizontalzug H, und 2. dass die
Neigung der Seilkurve gegen die x-Achse gemäss Gleichung 2 durch
tg\,\varphi=\frac{V}{H}
bestimmt ist, worin der Wert V aus
V-\int\limits_0^x\,q\,d\,x
zu ermitteln ist.
Durch Ziffer 2 ist gleichzeitig die Neigung der elastischen Linie gegenüber der
ursprünglich geraden Stabachse festgelegt, wenn man nach Mohr die elastische Linie als Seilkurve auffasst.
Endlich ist es in manchen Fällen von Interesse, den Ort der grössten Durchbiegung zu
kennen. Auch diesen kann man mit Hilfe des Mohr'schen
Satzes leicht finden. Denn fasst man wiederum die elastische Linie als Seilkurve
auf, so entspricht dem Ort der grössten Durchbiegung der Scheitel der Seilkurve. Die
Lage des Scheitels der Seilkurve ergibt sich aber sehr einfach aus der Bedingung,
dass daselbst die Tangente horizontal gerichtet, die Vertikalkomponente V somit gleich Null ist. Man hat zur Bestimmung des
Scheitels nur den Punkt der Seilkurve aufzusuchen, in welchem die Vertikalkomponente
des Seilzugs verschwindet, was folgendermassen geschieht.
Textabbildung Bd. 316, S. 342
Fig. 3.
Fig. 3 zeigt eine Seilkurve und
darüber ihre Belastungsfläche F samt dem Schwerpunkt,
der sich im Abstand x vom Aufhängepunkt A des Seils befinden möge. In den Aufhängepunkten
denken wir uns die dort wirksamen Seilzüge S0' und S0'' angebracht und in die Horizontalkomponenten und
Vertikalkomponenten V und V'' zerlegt. V und V'' findet man aus den Gleichgewichtsbedingungen für die Vertikalkräfte
und für die Momente um A oder B, d.h. aus
V' + V'' =
F und V'' . l = F . x
oder
V'' . l = F (l
– x).
Nachdem man hieraus z.B. V' berechnet hat, hat man von
der Belastungsfläche F durch eine Ordinate yy ein Flächenstück abzuschneiden, derart, dass der
Flächeninhalt F1 desselben gleich dem Wert von V1 wird. Die Ordinate yy geht dann durch den Scheitel der Seilkurve. Bezeichnet man die
Differenz zwischen der Vertikalkomponente des Seilzugs im Aufhängepunkt und dem
Inhalt Fy eines
Stücks der Belastungsfläche, welches sich vom Aufhängepunkt bis zu einer beliebigen
Ordinate erstreckt, kurz als Transversalkraft, so kann man das soeben Dargelegte auch so
ausdrücken: der Scheitel der Seilkurve liegt da, ivo die
Transfersalkraft gleich Null ist.
Textabbildung Bd. 316, S. 343
1. Beispiel:
Für die Welle Fig. 4 ist
die Durchbiegung in der Mitte und die Neigung der elastischen Linie in den Lagern zu
berechnen.
Da die Welle in der Mitte belastet und zu beiden Seiten der Mitte gleich geformt ist,
so deformieren sich beide Wellenhälften gleich; es genügt daher, eine Hälfte zu
betrachten. Die Belastung in der Mitte beträgt 20000 kg, der Lagerdruck daher je
10000 kg. Wir fassen nun die Welle als in der Mitte eingespannt und am freien Ende
(in der Lagermitte) mit 10000 kg belastet auf und wenden jetzt den Mohr'schen Satz an.
Zu diesem Ende haben wir zuerst die Kurve der Werte
\frac{M}{\Theta} aufzuzeichnen. Die Werte von
\frac{M}{\Theta} in den verschiedenen Punkten der Wellenachse
sind in der folgenden Zusammenstellung enthalten:
Abstandvon derLagermittecm
Wellen-durch-messercm
Mkgcm
\Theta=\frac{d^4}{20}cm4
\frac{M}{\Theta}kgcm–3
0
28
0
30733
0
26
28
260000
30733
8,47
26
38
260000
104260
2,49
61
38
610000
104260
5,85
61
40
610000
128000
4,76
76
43
760000
170940
4,45
91
46
910000
223875
4,06
91
50
910000
312500
2,91
151
50
1510000
312500
4,83
Die Werte \frac{M}{\Theta} sind in Fig. 5 senkrecht zur
Wellenachse in den entsprechenden Punkten der letzteren aufgetragenDas Vorzeichen von
\frac{M}{\Theta} kann in jedem einzelnen Fall leicht
aus der Anschauung bestimmt werden. Die Gestalt derelastischen Linie
und damit auch der Mohr'schen Seilkurve kann
man sich immer ohne Schwierigkeit vorstellen. Da nun
\frac{M}{\Theta} die Fläche der die Belastung der
Seilkurve darstellt, so sieht man unmittelbar, in welcher Richtung diese
Belastung wirken muss, damit die Seilkurve die von Fall zu Fall bekannte
Gestalt annimmt.. Die Form der elastischen Linie ist darunter
inFig. 6
gezeichnet; sie besteht aus einzelnen Zweigen, die an den Stellen, in welchen die
Querschnitte wechseln, mit gemeinschaftlicher Tangente ineinander übergehen.
Wir fassen jetzt die elastische Linie nach Mohr als
Seilkurve auf und bringen im Scheitel den Horizontalzug E, im Aufhängepunkt A die Seilspannung S0 bezw. deren Horizontalkomponente E
und deren Vertikalkomponente V' an; die
Vertikalbelastung ist durch die über der elastischen Linie gezeichnete Fläche der
\frac{M}{\Theta} dargestellt.
Bezeichnet man die Abscissen der einzelnen Zweige der elastischen Linie mit
\overline{ab}\ \overline{bc}\ \overline{cd}\ \overline{de};
die zugehörigen Flächenstücke der Belastungsfläche mit F1
F2
F3
F4; den Abstand
des Schwerpunkts der Fläche F1 von a mit x1, denjenigen
der Fläche F2 von b mit x2 u.s.f., so lauten die
Gleichgewichtsbedingungen für die Mohr'sche
Seilkurve:
V' = F1 + F2 + F3 + F4
E\,\cdot\,{y_m}'=F_1\,x_1+F_2\,(\overline{a\,b}+x_2)+F_3\,(\overline{a\,c}+x_3)+F_4\,(\overline{ad}+x_4)Das Vorzeichen von
\frac{M}{\Theta} kann in jedem einzelnen Fall leicht
aus der Anschauung bestimmt werden. Die Gestalt derelastischen Linie
und damit auch der Mohr'schen Seilkurve kann
man sich immer ohne Schwierigkeit vorstellen. Da nun
\frac{M}{\Theta} die Fläche der die Belastung der
Seilkurve darstellt, so sieht man unmittelbar, in welcher Richtung diese
Belastung wirken muss, damit die Seilkurve die von Fall zu Fall bekannte
Gestalt annimmt..
Die Zahlenwerte finden sich wie folgt:
F_1=\frac{26\,\cdot\,8,47}{2}=110\ \ x_1=\frac{2}{3}\,\cdot\,26=17,33\mbox{ cm}
F_2=35\,\frac{2,49+5,85}{2}=146\ \ x_2=\frac{35}{3}\,\frac{2,49+2\,\cdot\,5,85}{2,49+5,85}=19,8\mbox{ cm}
F_3=30\,\frac{4,76+4,06}{2}=132\ \ x_3=\frac{30}{3}\,\frac{4,76+2\,\cdot\,4,06}{4,76+4,06}=14,6\mbox{ cm}
F_4=60\,\frac{2,91+4,83}{2}=232\ \ x_4=\frac{60\,\cdot\,2,91+2\,\cdot\,4,83}{3\,\cdot\,2,91+4,83}=32,46\mbox{ cm}
x_1=17,33;\ \overline{a\,b}+x_2=45,8;\ \overline{a\,c}+x_3=75,6;\ \overline{a\,d}+x_4=123,5.
Somit wird gemäss der letzten Gleichung
\begin{array}{rcl}{y_m}'&=&\frac{110\,\cdot\,17,33+146\,\cdot\,45,8+132\,\cdot\,75,6+232\,\cdot\,123,5}{2100000}\\&=&\frac{1906+6690+10000+28650}{2100000}=\frac{47246}{2100000}\\
&=&0,0225\mbox{ cm}\end{array}
und die Neigung der elastischen Linie in der Lagerstelle,
da
V' = F1 + F2 + F3 + F4 = 620
tg\,\varphi=\frac{V'}{H}=\frac{V'}{E}=\frac{620}{2100000}=\frac{1}{3390}.
Die hier berechnete Durchbiegung ist in Wirklichkeit noch etwas grösser, 1. wegen des
Eigengewichts der Welle, 2. wegen der von den Schubkräften herrührenden Schiebungen.
Das Eigengewicht der Welle zwischen den beiden Lagermitten beträgt ∾ 3000 kg,
während das Schwungradgewicht
20000 beträgt. Das nur etwa 1/7 der Schwungradlast betragende Eigengewicht
verteilt sich überdies stetig über die Welle hin, nach einem Gesetz, das durch das
Profil der Welle in einer Achsialebene dargestellt ist. Die biegende Wirkung der
kleinen und stetig verteilten Belastung durch das Eigengewicht fällt im vorliegenden
Fall gegen die Wirkung der grossen in der Wellenmitte angreifenden Kraft nicht
schwer ins Gewicht. Auch die Schiebungen sind bei der Kleinheit der Schubanstrengung
klein. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere der beiden
genannten Einflüsse in manchen Fällen von Bedeutung wird und besonders
berücksichtigt werden muss.
Hervorzuheben ist die überaus niedere Biegungsanstrengung in der Welle; sie beträgt
in der Wellenmitte:
\sigma_b=\frac{M}{W}=\frac{1510000}{\frac{d^3}{10}}=\frac{1510000}{12500}=121^{\mbox{ kg}}/_{\mbox{qcm}}.
Eine so niedere Anstrengung ist erforderlich, damit die Durchbiegung in der
Wellenmitte so klein wird wie oben angegeben. Sobald die Rücksicht auf Formänderung
massgebend wird, kann die Materialanstrengung nicht mehr als Ausgangspunkt für die
Dimensionierung gewählt werden. Der Konstrukteur muss die Formänderung nachrechnen.
2. Beispiel:
Für die Wasserradwelle Fig.
7
(Bach, Maschinenelemente, 8. Aufl., S. 446 und Tafel
16, Fig. 149) ist die grösste Durchbiegung und die Neigung der elastischen Linie in
den Auflagern zu berechnen.
Die Grosse der Belastung und die Lagerdrucke nebst den Angriffspunkten sind aus der
Fig. 7
ersichtlich.
Die Werte von \frac{M}{\Theta} sind in der folgenden
Zusammenstellung enthalten und in Fig. 8 bildlich
dargestellt, genau wie im vorigen Beispiel.
Abstandvon derLagermittecm
dcm
Mkgcm
\Theta=\frac{d^4}{20}cm4
\frac{M}{\Theta}kgcm–3
0
17
0
4176
0
15
17
163500
4176
39,2
15
21
163500
9724
16,8
30
22,625
327000
13107
25
45
24,25
490500
17287
28,4
60
25,875
654000
22410
29,2
75
27,5
817500
28600
28,6
75
30
817500
40500
20,2
95
30
1035500
40500
25,6
113
30
1088000
40500
26,8
113
32
1088000
52430
20,8
165
32,8
1238500
57890
21,4
Abstandvon derLagermittecm
dcm
Mkgcm
\Theta=\frac{d^4}{20}cm4
\frac{M}{\Theta}kgcm–3
0
17
0
4176
0
15
17
189000
4176
45,3
15
21
189000
9724
19,6
22,5
22,5
283500
12815
22,1
30
24
378000
16590
22,8
30
27
378000
26570
14,2
50
27
630000
26570
23,7
68
27
729000
26570
27,4
68
29
729000
35360
20,6
100
30,8
885000
45000
19,65
130
32,48
1038000
55650
18,6
150
33,6
1140000
63730
17,9
210
33,6
1446000
63730
22,7
228
33,6
1389300
63730
21,8
Dann findet sich
F_1=\frac{15\,\cdot\,45,3}{2}=340
F_2=15\,\frac{20,2+23}{2}=324
F_3=20\,\frac{14,2+23,7}{2}=379
F_4=18\,\frac{23,7+27,4}{2}=460
F_5=82\,\frac{20,6+17,9}{2}=1580
F_6=60\,\frac{17,9+22,7}{2}=1218
F_7=18\,\frac{22,7+21,8}{2}=400
F_8=104\,\frac{21,8+20,8}{2}=2226
F_9=18\,\frac{26,8+25,6}{2}=472
F_{10}=20\,\frac{25,6+20,2}{2}=458
F_{11}=30\,\cdot\,28,7=861
F_{12}=30\,\frac{30+19}{2}=735
F_{13}=\frac{15\,\cdot\,39,2}{2}=274
Hiernach ist ΣF= 9727. Der Schwerpunkt (mechanisch
bestimmt) liegt 228 cm vom linken Auflager entfernt.
Textabbildung Bd. 316, S. 344
Somit hat man
V'+ V'' = F
= 9727
V'' . l = F . x = 9727 . 228
V''=\frac{9727\,\cdot\,228}{t}=9727\,\cdot\,\frac{228}{445}=4990
V' = 4737.
Sucht man den Ort der grössten Durchbiegung nach der oben angegebenen Weise, so
findet er sich ganz in der Nähe des eben bestimmten Flächenschwerpunkts x, im Abstand von rund 230 cm vom linken Auflager;
damit hat man, nachdem noch der Schwerpunkt der linksseitigen Fläche 4737 (zwischen
dem linken Auflager und dem Ort der grössten Durchbiegung) ebenfalls auf
mechanischem Wege im Abstand x1 = 113 cm vom linken Auflager gefunden
wurde, durch Anwendung des Mohr'schen Satzes
F . y'
m
= V' . x
1
{y'}_m=\frac{v'\,\cdot\,x_1}{F}=\frac{4737\,\cdot\,113}{2100000}=0,254\mbox{
cm}=2,54\mbox{ mm}
tg\,\varphi_1=\frac{V'}{F}=\frac{4737}{2100000}=\frac{1}{443}.
Zur Probe wird ym auch noch aus dem Gleichgewicht des rechten Stücks der Mohr'schen. Seilkurve berechnet, man findet auf
mechanischem Wege x2 = 105 cm (Abstand vom rechten Auflager)
\begin{array}{rcl}y_m'&=&\frac{V''\,\cdot\,x_2}{E}=\frac{4990\,\cdot\,105}{2100000}=0,249\mbox{ cm}=2,49\mbox{ mm}\\tg\, \varphi_2&=&\frac{V''}{E}=\frac{4990}{2100000}=\frac{1}{421}.\end{array}
Die beiden auf verschiedene Weise bestimmten Werte von y'm stimmen gut miteinander
überein; im Mittel hat man
y_m'=\frac{2,54+2,49}{2}=2,515\mbox{ mm};
die Neigung der elastischen Linie gegen die Horizontale ist in
den beiden Auflagern im vorliegenden Fall nicht ganz gleich.
Sehr deutlich sieht man bei einem Vergleich der beiden Wellen, dass die erste für
eine rasch laufende Maschine bestimmte Welle mit Rücksicht auf Formänderung, die
zweite, einem langsam laufenden Wasserrad angehörige, lediglich mit Rücksicht auf
die Anstrengung des Materials dimensioniert wurde.
Während bei der rasch laufenden Welle die Neigung der elastischen Linie durch
reichliche Bemessung auf \frac{1}{3390} beschränkt ist, beträgt
sie bei der Wasserradwelle \frac{1}{420} bezw.
\frac{1}{440}.
Sollte das Bedürfnis entstehen, die Neigung der elastischen Linie in einem
beliebigen Punkt der Welle kennen zu lernen, so kann diese Neigung ebenfalls nach
der oben angegebenen Methode ermittelt werden, indem man die elastische Linie vom
Auflager bis zu dem fraglichen Punkt ins Auge fasst und sie nach Mohr als Seilkurve ansieht. Die Werte der Durchbiegung
in den Punkten bcd der Welle Fig. 3 sind wie hier angedeutet berechnet, ebenso die
Neigung der elastischen Linie. Die Durchbiegungen sind in Fig. 5 in hundertfacher
Vergrösserung eingetragen.
Die zulässige Neigung der elastischen Linie hängt ausser von den schon erwähnten
Umständen auch von der Frage ab, ob die elastische Linie während einer Umdrehung der
Welle ihre Form ändert oder sie immer beibehält, mit anderen Worten, ob die
Belastung der Welle bei einer Umdrehung nach Grosse und Richtung wechselt oder
ungeändert bleibt. Im letzteren Fall sind auch grössere Neigungswinkel der
elastischen Linie im Lager nicht unmittelbar bedenklich, da das Lager vom Monteur
eingepasst und sich allmählich so einlaufen wird, dass die Pressungen in demselben
sich mehr und mehr gleichmässig verteilen, besonders aber dann nicht, wenn die Lager
einstellbar sind.
Grosse Vorsicht ist erforderlich, wenn Kegelräder auf der Welle sitzen; auch falls
ein Stirnrad auf der Welle aufgekeilt ist, wird der Eingriff fehlerhaft, wenn sich
die Welle stark deformiert; der Fehler wird um so grösser, je grösser und breiter
das Stirnrad ist. Wenn das Gegenrad, auf welches die Kraft übertragen wird, in
derselben Höhe liegt, so treffen die Zähne eckend aufeinander, worauf vom
Konstrukteur oder mindestens vom Monteur zu achten ist.
Wenn aber die auf die Welle wirkenden Kräfte nach Grosse und Richtung wechseln, wie
z.B. bei einer Kurbelwelle, so ändert sich die Gestalt der elastischen Linie
fortwährend. Hat nun die Welle bei grösser Lagerentfernung eine grosse Masse in
Gestalt eines Schwungrads oder elektrischen Generators zu tragen, so müssen hier
Schwingungen auftreten, die einen Grösstwert erlangen, wenn die äusseren Kräfte die
Welle in einem gewissen Zeitpunkt in derselben Richtung biegen, in welcher die Masse
gerade schwingt; ein solcher Augenblick muss immer von Zeit zu Zeit wiederkehren. In
diesem Fall ist starke Neigung der elastischen Linie nicht zulässig; die Welle muss
sehr kräftig gehalten werden. Ist eine solche Welle zu schwach konstruiert worden,
so kann auch der Monteur durch sorgfältigstes Einpassen der Welle in die Lager oder
durch Nachstellen der letzteren den Schaden nicht mehr gut machen, da eben die Form
der elastischen Linie sich fortwährend ändert. Solche Wellen müssen von vornherein
kräftig dimensioniert und ihre Formänderung auf die beschriebene Weise nachgerechnet
werden.