Titel: | Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks. |
Autor: | Georg v. Hanffstengel |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 742 |
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Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks.
Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in Stuttgart.
(Fortsetzung v. Seite 731 d. Bd.)
Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für Kohle, Erze und Koks.
C. Fördermittel für den Transport in beliebiger Richtung.
In den meisten Fällen der Praxis muss die Kohle nacheinander horizontal und vertikal
gefördert und dabei von einem Transporteur auf den andern übergeladen werden. Diesen
Vorgang, der wegen des unvermeidlichen Sturzes für die Qualität der Kohle schädlich
ist, hat man auszuschalten versucht durch den Bau von Becherwerken, deren Becher
infolge freier Einstellbarkeit oder besonderer Form das Material bei jeder
Bewegungsrichtung festhalten, und die daher ganz beliebig geführt werden können. Auf
diese Weise kommt man mit einem einzigen Transporteur aus.
Eine Reihe derartiger Konstruktionen sind in Amerika ausgebildet und werden von
deutschen Firmen nachgebaut. Drei charakteristische Formen sollen im folgenden
besprochen werden.
Link-Belt-Förderer.
Das Ausführungsrecht für diesen Transporteur hat Wilhelm
Fredenhagen, Offenbach a. M., erworben. Fig.
89 giebt die Gesamtanordnung, Fig. 90
einen einzelnen Becher.
Die aus Blech und Winkeleisen genieteten Gefässe sind so geformt, dass, wie aus
Fig. 89 hervorgeht, bei einer Drehung um 90
und 180° gegenüber der Füllstellung der Inhalt noch nicht herausfällt, sondern
erst ein Kippen um 270° die Entleerung der Becher zur Folge hat. Diese
brauchen daher nicht pendelnd aufgehängt zu werden, sondern sind fest zwischen
zwei Ketten aus doppelten Flacheisen genietet. Die Querstäbe, welche die
Kettenglieder verbinden, tragen zwischen den Flacheisen kleine Rollen (Fig. 90), die auf Schienen laufen und die Kette
unterstützen.
Da die Becher unmittelbar aufeinander folgen, so kann man das Material einfach
durch eine Rutsche mit Regelungsklappe zufliessen lassen. Von der dachförmigen
Decke gleitet es sicher in den vorderen oder hinteren Becher hinein, ohne dass
Stücke verloren gehen können. Voraussetzung ist jedoch, dass die Kohle leicht
und gleichmässig fliesst, was nur bei Grus oder feiner Nusskohle zutrifft.
Andernfalls wird eine besondere Beschickungsvorrichtung angewandt, die in Fig. 89 angedeutet ist. Hier ist die Schnauze der
Zuführungsrinne gelenkig aufgehängt und wird durch zwei mittels Schraubenspindel
nachstellbare Rollen getragen, die sich auf die vorspringenden Seitenwände der
Becher stützen. Dadurch kommt das Rinnenende beim Vorübergang der Becher in
schwingende Bewegung, und es wird jedesmal, wenn die Rolle in die Vertiefung
tritt, ein Quantum Kohle herausstürzen, das durch Höher- oder Tieferstellen der
Rolle geregelt wird. Ein Gegengewicht gleicht das Gewicht der Schnauze aus und
trägt zur leichten Beweglichkeit bei.
Die Entladevorrichtung ist dem Abwurfapparat der Transportbänder
nachgebildet und als ein auf den Schienen der Becherkette laufender, beliebig
verschiebbarer Wagen konstruiert. Ueber verschiedene Leitrollen wird die Kette
senkrecht nach unten geführt, wobei die Becher sich entleeren. Die äusseren
Leitrollenpaare sind glatt, das mittlere Paar dagegen verzahnt. Diese
Kettenrollen lassen sich durch Drehen eines in Fig.
89 sichtbaren Handrades mit einem Antriebsmechanismus kuppeln, der den
Wagen in der Bewegungsrichtung der Kette oder entgegengesetzt verfährt, je
nachdem man das Rad nach rechts oder links dreht.
Textabbildung Bd. 317, S. 743
Fig. 89. Link-Belt-Förderer von Fredenhagen.
Zum Antrieb dient ein Kettenrad, das an irgend einer Ablenkungsstelle angebracht
ist (in diesem Falle links oben), und durch Zahnräder bewegt wird. Da das
Kettenrad nur 7 Zähne hat, würde infolge der Verschiedenheit der Hebelarmlängen
die Bewegung der Kette nicht ganz gleichförmig sein. Diesem Uebelstände
indessen, der bei allen Transporteuren mit langgliedrigen Ketten auftritt,
begegnet die vorliegende Konstruktion dadurch, dass die Antriebszahnräder unrund
sind, so dass das Kettenrad sich periodisch schneller und langsamer dreht und so
die erwähnten Geschwindigkeitsunterschiede ausgleicht.
Einen schwachen Punkt aller Transporteure dieser Art bilden die vielen reibenden
Teile, wie Kettengelenke und Laufrollenachsen, die beständig dem Kohlenstaub
ausgesetzt sind. Es ist erwünscht, dass diese Teile, namentlich die Laufrollen,
reichlich und auf einfache Weise geschmiert werden können, um die Abnutzung und
das Geräusch beim Lauf der Kette zu vermindern. Hier ist die Aufgabe – wie Fig. 91
u. 92
zeigen – in sehr eigenartiger Weise gelöst. Die Rollen sind mit Oelkammern und
kleinen gebogenen Röhrchen versehen, die sich selbst das Oel aus einem Troge
aufschöpfen. Die an einem beliebigen, leicht zugänglichen Punkte angebrachten
Oelbehälter werden durch eine in
Fig. 91
angedeutete Vorrichtung mit Zahnstange und Trieb in die gezeichnete Stellung
gehoben und, nachdem sämtliche Laufrollen hindurchgegangen sind, wieder
ausgerückt.
Auf die Anwendbarkeit des Link-Belt-Förderers soll nicht näher eingegangen
werden, da im folgenden einige Beispiele von Ausführungen des Huntschen Becherwerks gegeben sind, das im
wesentlichen dasselbe Verwendungsgebiet besitzt.
Huntsche Becherkette.
Dieses Becherwerk, das meistens mit dem amerikanischen Namen Conveyor bezeichnet
und von J. Pohlig, Köln, ausgeführt wird, hat in
Europa schon ziemlich grosse Verbreitung gefunden, und zwar ist es vorwiegend
zum Füllen und Entleeren von Kohlensilos für Kesselhäuser, Kohlengruben und
Lokomotivstationen im Gebrauch. Soweit die bisherigen Erfahrungen einen Schluss
gestatten, hat es sich als dauerhaft und betriebssicher bewährt.
Textabbildung Bd. 317, S. 743
Fig. 90. Becher zum Link-Belt-Förderer.
Textabbildung Bd. 317, S. 743
Schmiervorrichtung der Kettengelenke und Laufrollenachsen.
Einzelheiten geben die Fig. 93 bis 96, deren
Masse für ein Becherwerk von ca. 30 t stündlicher Leistung gelten. Um in
beliebiger Richtung fördern zu können, sind die Becher an Gelenkbolzen
aufgehängt, so dass sie unabhängig von der Bewegungsrichtung immer senkrecht
hängen müssen. Am deutlichsten lässt Fig. 95 die
Konstruktion der Kette erkennen. Sie besteht aus langen, doppelten, durch
Stehbolzen versteiften Flacheisengliedern, auf deren Gelenkbolzen die Laufrollen
sich drehen. Die Naben der Rollen sind ausgespart und werden mit Schwämmen
gefüllt, die durch ein kleines Schmierloch von aussen alle 8–14 Tage mit Oel
gefüllt werden, das sie allmählich an die Achsen abgeben. Zugleich sollen die
Schwämme den Staub abhalten. An den Bolzenköpfen jedes zweiten Laufrollenpaares
sind mittels kleiner Gusslager die Becher aufgehängt, während die anderen
Rollenachsen durchgehen und die Kette gegen Verdrehung durch das einseitig
angreifende Gewicht der
Becher schützen. Im allgemeinen pendeln die Becher sicher durch, doch kann
es vorkommen, dass sie beim Uebergang in die senkrechte Bewegungsrichtung sich
klemmen und einen Teil des Inhalts fallen lassen.
Die Materialaufgabe ist weniger einfach als beim Link-Belt-Förderer. Da die
Becher nicht unmittelbar aufeinander folgen, so würde bei ununterbrochenem
Zufluss viel Kohle daneben fallen, und die Becher würden ausserdem beim Füllen
stark schaukeln. Daher wird eine besondere Füllvorrichtung notwendig, die nach
Fig.
93 und 96 aus einer kurzen,
in sich geschlossenen Trichterkette besteht.
Textabbildung Bd. 317, S. 744
Hunt'sches Becherwerk (Conveyor) von Pohlig.
Diese Kette läuft auf einem Walzeisengerüst und wird von
dem Becherwerk mitgenommen. Dabei legen sich die unmittelbar
aneinanderschliessenden Trichter an der Stelle, wo die Zuführungsrinne mündet,
in die Becher hinein, teilen jedem Becher sein Quantum zu und ziehen sich
nachher wieder selbstthätig heraus, während der gefüllte Becher
weiterläuft. Je nachdem, ob an einer oder an mehreren Stellen aufgegeben werden
soll, wird der Füller fest, oder, wie hier angedeutet, fahrbar angeordnet.
Die gute Wirkung des Apparates ist abhängig von der Art des Materials. Fliesst
die Kohle leicht, so kann der Füller ohne Bedienung arbeiten und der Zufluss
durch eine Klappe oder Schieber geregelt werden. Stückige Kohle aber fliesst so
ungleichmässig, bezw. macht so weite Oeffnung des Siloverschlusses nötig, dass
ein Mann mit einer Schaufel den Strom hemmen und jedem Becher sein Quantum
zuteilen muss. Zum Verschliessen der Siloöffnung kann nach Fig. 96 eine Rutsche
benutzt werden, die durch eine mit Gegengewicht beschwerte Kette aufgezogen oder
heruntergelassen wird.
In Ausnahmefällen, wenn der Raum für Unterbringung des Füllers fehlt und die
Füllvorrichtung nicht häufig benutzt
wird, kommen für die Materialaufgabe auch eingehe Rutschen zur Verwendung,
deren Schnauze, wie beim Link-Belt-Förderer, eine auf- und abgehende Bewegung
macht. Das Vorbeifallen von Material wird auf diese Weise natürlich nicht so
sicher verhindert, wie durch die Trichterkette.
Textabbildung Bd. 317, S. 745
Fig. 97. Kohlenverladung mittels Hunt'scher Kette.
Die Entleerungsvorrichtung ist verhältnismässig einfach. Auf einer Welle a (Fig. 95), deren
Lagerstücke an der Laufschiene festgeklemmt werden, sind zwei Anschlaghebel b aufgekeilt. In der gezeichneten Stellung stehen
diese „Entladefrösche“ senkrecht nach oben und werden durch den auf
derselben Welle sitzenden Gewichtshebel in ihrer Lage gehalten. Läuft die Kette,
so stossen die an den Bechern befestigten Gussstücke c, die zugleich zur Aufhängung der Gefässe dienen, dagegen und bringen
den Becher zum Kippen und Entleeren. Bei wagerechter Lage der Anschlaghebel geht
dagegen der Becher unberührt darüber hinweg. Dient das Becherwerk zur Füllung
eines langgestreckten Behälters, so werden an verschiedenen Punkten
Anschlagvorrichtungen angebracht und nach Bedarf eingestellt.
Da es bei älteren Ausführungen vorgekommen ist, dass, besonders beim Transport
grosser Stücke, gelegentlich ein Becher sich schief stellte und dann, statt zu
kippen, sich gegen den Entladefrosch klemmte und Brüche oder Verbiegungen
veranlasste, ordnet Pohlig jetzt vor jeder
Entladestelle eine Feder an, die den Becher unbedingt in die richtige Stellung
bringt. Infolgedessen braucht die Entleerung nicht mehr überwacht zu werden.
Textabbildung Bd. 317, S. 745
Fig. 98. Lokomotivbekohlungsanlage (System Hunt) von Pohlig.
Sehr eigenartig ist der Antrieb konstruiert, der auf der oberen horizontalen
Strecke angebracht wird. Statt durch verzahnte Räder oder Trommeln wird hier die
Kette durch Greifarme d (Fig. 93)
vorgeschoben, die an dem Antriebszahnrad mit Bolzen befestigt sind und sich
gegen die Stahlbolzen der Kette legen. Zum richtigen Eingriff werden die Arme
durch eine feststehende herzförmige Scheibe e
gebracht, an deren Umfang sie sich während eines Teiles der Drehung anlegen.
Sobald der Arm seinen Bolzen erfasst hat, wird er für die Dauer des Eingriffs
freigegeben und nach vollendetem Eingriff wieder aufgekippt. Sollte die Bewegung
der Kette gleichförmig sein, so müsste die Laufbahn an der Eingriffsstelle sich
der Krümmung des Rades anpassen. Da dies wohl Schwierigkeiten hat, wird die Bahn
nur wenig gekrümmt, und man nimmt die Ungleichmässigkeit des Ganges, die zwar
nicht gross, aber doch noch deutlich zu bemerken ist, in Kauf. Der Antrieb läuft
nicht allzu geräuschvoll, während im übrigen die Kette sich sehr ruhig
bewegt.
Textabbildung Bd. 317, S. 745
Fig. 99. Schnitt durch die Münchener Lokomotivbekohlungsanlage (System Hunt) von Pohlig.
Nachstehende Tabelle giebt einige Hauptmasse für normale Ausführungen.
Inhalt der Becher in l
10
20
50
100
150
Leistung pro Stunde in t
8–10
15–20
25–30
40–50
60–80
Gewicht der Kette prolfd. m in kg
50
80
120
140
170
p =
300
450
600
800
1000
q =
280
290
600
600
600
r =
145
190
260
280
350
s =
520
670
850
1050
1250
t =
350
350
350
350
350
u =
350
350
700
700
700
Textabbildung Bd. 317, S. 746
Fig. 100. Bradley-Becherwerk von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G.
Eine Anwendung der Huntschen Kette giebt Fig. 97, die eine für die Königl. Berginspektion
IV, Grube Dudweiler, gelieferte Anlage darstellt. Es handelt sich hier darum,
die von der Wäsche kommende Grieskohle in einen Holzsilo zu schaffen, und von
diesem aus Eisenbahnwagen zu beladen. Die Kohle kommt auf einem Transportbande
an, wird durch den in der Figur links liegenden festen Trichterfüller dem
Becherwerk zugeteilt und zum Silo geführt.
Textabbildung Bd. 317, S. 746
Fig. 101. Bradley-Becherwerk (obere Strecke).
Unterhalb der Siloausläufe, in einem Kanal, befindet sich
ein zweiter, fahrbarer Füllapparat, der ein anderes Stück der Becherkette
beschickt. Dieses bringt die Kohle zu einem Füllrumpf, aus dem die Wagen
direkt beladen werden. Offenbar ist gerade in diesem Falle der Conveyor
besonders gut geeignet, da er im Stande ist, zwei verschiedene Förderarbeiten zu
übernehmen.
Textabbildung Bd. 317, S. 746
Fig. 102. Bradley-Becherwerk (untere Strecke) mit selbstthätiger Füllvorrichtung
Eine Lokomotivbekohlungsanlage nach Huntschem
System, die J. Pohlig für einen Bahnhof in
Antwerpen ausgeführt hat, zeigt Fig. 98. Die
Kohle wird aus den Eisenbahnwagen in Füllrümpfe geschaufelt, die in zwei Reihen
auf beiden Seiten des Gerüstes liegen und nach der Mitte zu geneigte Böden
besitzen. Diese Behälter werden von 4 Eisenbahngeleisen
überspannt, sodass gleichzeitig Lokomotiven gefüllt und Wagen entleert
werden können. In einem Kanal zwischen den Füllrümpfen, dessen Sohle 6,5 m unter
Schienenoberkante liegt, läuft eine Becherkette mit Bechern von 50 l Inhalt und
etwa 30 t stündlicher Leistung. Die Seitenwände des Kanals sind mit 30 durch
Klappen verschlossenen Oeffnungen versehen, aus denen die Kohle mittels des auf
Schienen laufenden Füllers in die Becher gelangt. Der durch einen Elektromotor
angetriebene Conveyor transportiert sie dann nach oben zu dem ganz aus Eisen
hergestellten Hochbehälter, der bei 16 m Länge und 4 m Breite 100 t Kohle
fasst.
Textabbildung Bd. 317, S. 747
Fig. 103. Speiseapparat von Gebr. Commichau.
Aus dem Behälter gleitet die Kohle über eine aufziehbare Rutsche in den Tender,
nachdem sie ein Messgefäss von 200 kg Fassung passiert hat. Durch Scheidewände
ist das Reservoir in Abteilungen für verschiedene Sorten Kohle zerlegt, die
durch eine besondere Vorrichtung bei Füllung des Tenders in bestimmten
Verhältnissen gemischt werden können.
Für die Versorgung eines Tenders sollen 6 Minuten erforderlich sein, sodass bei
voller Ausnutzung täglich eine ganz bedeutende Anzahl von Lokomotiven bekohlt
werden kann. Eventuell wäre bei starker Beanspruchung ein Conveyor von grösserer
Leistung zu verwenden.
Zur Bedienung der Anlage sind 3 Mann erforderlich, ein Maschinist, ein Mann im
Tunnel für die Füllvorrichtung und einer für die Bedienung der Messgefässe. Die
Betriebskosten werden zu 20–25 Mk. täglich angegeben.
In der Einleitung war bemerkt, dass mechanische Lokomotivbekohlung häufig das
Auslesen der Brocken erschwert; das trifft für das vorliegende System nicht zu.
Da nämlich die Kohle in kleinen Portionen zugemessen wird, so kann der Heizer,
während die Kohlen auf der Rutsche liegen, sehr gut die Stücke aussuchen und
dann den Rest mit der Schaufel herunterziehen. Allerdings wird dadurch die Zeit
für die Kohlenübernahme etwas verlängert.
In Deutschland sind bisher zwei Anlagen dieses Systems ausgeführt, auf den
Bahnhöfen in München und St. Johann-Saarbrücken. Fig.
99 giebt einen Schnitt durch die Münchener Anlage, die der in
Antwerpen ähnlich ist. Hier ist die Verwendung von Talbotschen Selbstentladern in Aussicht genommen, die erheblich
weniger Zeit zur Entleerung nötig haben, als die gewöhnlichen Kohlenwagen mit
ebenem Boden.
Bradleys Becherwerk.
Bei diesem Becherwerk sind Ketten ganz vermieden worden und an ihrer Stelle
Drahtseile verwandt, deren Vorteil wohl vor allem darin besteht, dass sie
leicht und billig zu ersetzen sind. Dass die Seile sich gleichmässig abnutzen
und in der Regel nicht unvermutet brechen, darf wohl kaum als besonders
wichtiger Punkt angeführt werden, da bei kräftig ausgeführten und sorgfältig
hergestellten Kettenbecherwerken selten ein Bruch vorkommen dürfte.
In Deutschland wird das Bradley-Becherwerk von der
Berlin-Anhaltischen
Maschinenbau-Aktiengesellschaft hergestellt und ist schon in einigen
Ausführungen geliefert. Es wird für Leistungen von 15 bis 80 t gebaut, bei einer
Seilgeschwindigkeit von 0,26 m pro Sekunde. Die nachfolgenden Abbildungen, die
dem Prospekt der Firma entnommen sind, zeigen einige Einzelheiten, sowie die
Gesamtanordnung für ein Kesselhaus, in dem auch die Asche mechanisch entfernt
wird.
Das Becherwerk wird im wesentlichen von einer aus kurzen Stücken bestehenden
Rinne gebildet, in deren einzelne Glieder die Becher gelenkig eingehängt sind.
Wie aus Fig. 100 hervorgeht, wird die Kohle auf
der unteren horizontalen Strecke einfach in diese Rinne hineingeschüttet und
erst beim ansteigenden Lauf von den Bechern aufgenommen. Gekippt werden die
Gefässe durch Anstossen gegen eine Schiene, die auf ihrer oberen Seite mit
Erhöhungen und Vertiefungen versehen ist und so dem Becher, der mit einer
kleinen Rolle darüber hinläuft, eine schüttelnde Bewegung erteilt, welche die
vollständige Entleerung befördert. Die Schiene kann höher oder tiefer gestellt
und dadurch eine plötzliche oder allmähliche Entleerung herbeigeführt
werden.
Aus Fig. 101, welche das Becherwerk auf der oberen
wagerechten Strecke veranschaulicht, ist die Konstruktion genauer zu erkennen.
Die einzelnen Abschnitte der Rinne sind an Querstücken befestigt, welche die
Laufrollen tragen. Jedes Querstück hat vier Rillen zur Aufnahme der Drahtseile,
die mittels eines Deckels festgeklemmt werden. Die mittleren Rillen dienen zur
Verbindung an der Stossstelle der Seile, sowie dazu, im Falle eines Seilbruchs
ein kurzes Ersatzstück einlegen zu können.
Textabbildung Bd. 317, S. 747
Fig. 104. Speiseapparat von Unruh & Liebig.
Die Laufrollen sind hohl gegossen und mit feingepulvertem Graphit gefüllt, der
durch eine mit kleinen Löchern versehene Messingbüchse hindurch die Zapfen
schmiert, sodass diese mit der Zeit einen Graphitüberzug erhalten. Die Rollen
sollen auf diese Weise jahrelang ohne Wartung laufen.
Fig. 102 zeigt die Becher auf der unteren Strecke,
mit der selbstthätigen Füllvorrichtung, die angewandt wird, wenn die Kohle nicht
regelmässig fliesst. Durch einen vom Becherwerk bethätigten Hebel wird die
Auslaufschurre geschüttelt.
Der Antrieb geschieht durch ein Daumenrad, dessen Vorsprünge sich gegen die
Gussquerstücke des Becherwerkes legen. Um genügenden Eingriff zu erhalten, wird
der Lauf des Becherwerkes an dieser Stelle der Krümmung des Rades
angepasst. Die Teilung des Daumenrades kann verstellt werden, wenn die
Seile sich im Laufe der Zeit dehnen.
Die Spannvorrichtung, die in diesem Falle wegen der Dehnbarkeit der Seile noch
wichtiger ist, als bei Kettentransporteuren, ist so ausgeführt, dass eine von
den viertelkreisförmigen, gusseisernen Leitschienen in den Ecken der Laufbahn
auf Rollen verschiebbar angeordnet ist, und durch Ketten mit schweren Gewichten
angezogen wird.
D. Selbstthätige Speisevorrichtungen für kontinuierlich arbeitende Fördermittel.
Schon mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass für gutes Arbeiten der besprochenen
Transporteure eine gleichmässige Zuführung des Materials von Wichtigkeit ist, da bei
Ueberfüllung leicht Verstopfungen und plötzliche Beanspruchungen auftreten, die
Brüche im Gefolge haben können oder vermehrten Kraftverbrauch herbeiführen.
Namentlich stückige Kohle verlangt solche Vorrichtungen, feine Nuss- und Grieskohle
nur dann, wenn sie in sehr kleinen Quantitäten zugemessen werden muss, sonst kann
man ihren Zufluss durch Schieber oder Klappen regeln. Im letzten Abschnitt wurden
bereits mehrere Konstruktionen dieser Art erwähnt, im folgenden sollen noch einige
weitere Vorrichtungen dargestellt werden, die meistens für einen speziellen
Transporteur ausgebildet sind, aber mit geringen Aenderungen auch für andere Zwecke
zu verwenden wären.
Für die Beschickung von Elevatoren verwenden Gebr.
Commichau, Magdeburg, ein kurzes Schüttelrinnenstück, dem die Kohle aus
einem Behälter zufliesst. Nach Fig. 103 ist der
Vorgang leicht verständlich. Durch Einschaltung eines Schiebers kann eventuell das
Materialquantum geregelt werden. Offenbar wäre diese Aufgabeart auch beispielsweise
für Transportbänder mit Vorteil zu gebrauchen, doch wird der Antrieb häufig
Schwierigkeiten machen, wenn man ihn nicht, wie hier, vom Transporteur ableiten
kann.
Unruh & Liebig, Leipzig, benutzen für denselben
Zweck einen unter No. 122453 geschützten Speiseapparat, der in Fig. 104 dargestellt ist. Die Vorrichtung besteht aus
einem unter dem Auslauf des Kohlebehälters angebrachten Rinnenstück mit abgesetztem
Boden, das auf den Pendeln a und b gelagert ist und durch den mit b fest verschraubten Hebel c in schwingende Bewegung versetzt wird. Geht die Rinne nach links, so
wird die darin enthaltene Kohle nicht mit zurückgehen, sondern es muss ein
bestimmtes Quantum vorn in den Schöpftrog des Elevators herunterfallen, während
hinten in den frei werdenden Raum die Kohle von oben nachrutscht und bei der
entgegengesetzten Schwingung der Rinne mitgenommen wird. Der Hebel c erhält seinen Antrieb durch eine aus zwei leichten
⊏Eisen hergestellte lange Schubstange, die von einer
Kurbel auf der Antriebswelle des Elevators bewegt wird. Der Hub kann nach Bedarf
geändert werden. Bei Kettenelevatoren, wo die untere Scheibe sicher mitgenommen
wird, könnte man den Antrieb einfacher von dieser ableiten.
Der auf S. 249 d. Bd. dargestellte Elevator für Braunkohle ist mit dieser
Speisevorrichtung ausgestattet. Der Antrieb ist auf der Zeichnung zu erkennen.
Textabbildung Bd. 317, S. 748
Materialspender von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G.
Fig. 105 und
106
geben einen Materialspender wieder, der von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G. für das schon erwähnte neue
Züricher Gaswerk geliefert ist, und dazu dient, den Schüttelrinnen unter den Silos
die Kohle regelmässig zuzuführen. Er besteht aus einem horizontalen Blech von der
Grösse 500 × 600, welches so nahe unter dem Siloauslauf liegt, dass die Kohle nicht
von selbst ausfliesst. Das Blech hängt an Federn b und
wird durch zwei Hebel c und die mit Schrauben an der
Schüttelrinne befestigten Anschläge a, die bei jedem
Hube gegen die Hebel stossen, in schwingende Bewegung versetzt. Diese Rüttelbewegung
hat zur Folge, dass die Kohle auf allen Seiten über den Rand des Tisches
herunterfällt. Schräge Bleche führen sie sicher der Rinne zu. Durch Verstellen der
Schraube kann man den Hub des Tisches und damit den Materialausfluss beliebig
regeln, oder den Anschlag ganz ausser Berührung mit dem Hebel bringen und so die
Zufuhr unterbrechen.
Amandus Strenge, Hamburg, benutzt als Materialspender
für Förderrinnen eine einfache schwach geneigte Rutsche, die an einem Ende gelenkig
am Siloauslauf befestigt ist und durch die Rinne geschüttelt wird.
Für die Beschickung von Schnecken von geringer Förderleistung werden flachliegende
Schieber verwandt, die mit einer zur Aufnahme der Kohle bestimmten Aussparung
versehen sind und horizontal hin- und herbewegt werden. Tritt die Aussparung unter
den Siloauslauf, so füllt sie sich mit Kohle, die, wenn der Schieber herausgezogen
wird, in den Schneckentrog fällt. Die Vorrichtung kann auch dazu benutzt werden, die
verbrauchte Kohlenmenge zu messen, ist indessen nur bei feiner Kohle verwendbar.
(Fortsetzung folgt.)