Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung. |
Autor: | Adolf Prasch |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 815 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
Von Ingenieur Adolf Prasch, Wien.
(Fortsetzung von S. 797 d. Bd.)
Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
Die Nernstlampe. Die grossen Hoffnungen, welche bei
Bekanntwerden dieser Erfindung von Nernst auf selbe
gesetzt wurden, haben sich bisher noch nicht vollkommen erfüllt. Bevor diese Lampe
der Oeffentlichkeit übergeben werden konnte, was, wie bekannt, erst seit kurzer Zeit
erfolgte (in Oesterreich ist dieselbe noch immer nicht im Handel zu haben), musste
noch eine Reihe von Hindernissen beseitigt werden, um dieselbe brauchbar zu
gestalten. Bekanntlich besteht der eigentliche Glühkörper aus Oxyden der
Metallgruppe der seltenen Erden. Da nun diese Oxyde im kalten Zustande als
Nichtleiter zu bezeichnen sind und erst bei Erwärmung bis zu einem bestimmten Grade
zu Leitern werden, war ein Erglühen derselben durch den elektrischen Strom nur durch
vorhergehende Erwärmung zu erreichen. Diese Vorwärmung in einfacher und sicherer
Weise durch den elektrischen Strom zu erreichen, bildete eine der grössten
Schwierigkeiten und gelang es erst nach langen Bemühungen, eine zufriedenstellende
Lösung dieser wichtigen Frage zu finden. Ein zweites Hindernis bildete die
Verbindung des Glühkörpers mit den Elektroden oder den Stromzuführungsverbindungen.
Um die beste Glühwirkung und so den besten Lichteffekt zu erzielen, soll der
als unverbrennbar bezeichnete Glühkörper auf die höchst möglichste Temperatur
gebracht werden und würde sich der beste Effekt mit jener hohen Temperatur erzielen
lassen, bei welchem der Glühkörper in den flüssigen Zustand überzugehen beginnt.
Abgesehen davon, dass man aus praktischen Gründen mit der Steigerung der Hitze nicht
so hoch gehen kann, stellt sich derselben aus dem weiteren Umstande ein grosses
Hindernis entgegen, weil es an gut leitenden Elektroden fehlt, welche diese
Temperatur, ohne zu verbrennen oder zu schmelzen, zu überdauern vermögen. Auch die
Zusammensetzung und Herstellung des Glühkörpers in einer Weise, welche den hohen
Hitzegraden für die Dauer Widerstand zu leisten vermag und demselben eine zwar
begrenzte, aber kommerziell zulässige Lebensfähigkeit sichert, musste erst eingehend
studiert und praktisch erprobt werden, ehe an eine weitere Verbreitung dieser Lampe
für allgemeine Beleuchtungszwecke gedacht werden konnte.
Alle diese Schwierigkeiten können nun dermalen so ziemlich als überwunden betrachtet
werden, doch hat die
Lampe keine einheitliche Form erhalten, weil die Patente für die noch nicht
vollkommen ausgereift gewesene Erfindung in auswärtigen Staaten von verschiedenen
Gesellschaften übernommen wurden und die Wege, auf welchen dieselbe ihrem Endziele
der Vervollkommnung der Lampe bis zur allgemeinen praktischen Anwendbarkeit,
verschiedene waren, trotzdem dass, wie es scheint, zwischen den einzelnen Firmen ein
Ideenaustausch zu gegenseitigem Nutz und Frommen stattgefunden hat. Am weitesten in
der Entwickelung dieser Lampe dürfte, wie aus den nachfolgenden Mitteilungen zu
entnehmen ist, Amerika vorgeschritten sein, doch ist auch Deutschland und England
nicht weit zurückgeblieben, während über die Entwickelung dieser Lampe in den
anderen Kulturstaaten nur wenig verlautbar wurde.
Die eingehendsten Mitteilungen über die Konstruktion dieser Lampen gelangten aus
Amerika zu uns, woselbst die Ausgestaltung derselben in den Westinghouse-Werken zu
Earl Pittsburg energisch in die Hand genommen wurde, und sei daher diesen
Mitteilungen mit den gebotenen Kürzungen vorerst gefolgt.
Der Normalglühkörper für Spannungen von 220 Volt hat eine ungefähre Länge von 25 mm
und einen Durchmesser von 0,63 mm. Er wird aus einem Teige der mit einem geeigneten
Bindemittel versehenen seltenen Erden hergestellt, in dem derselbe in Form eines
Zylinders gepresst wird. Der auf diese Weise erhaltene lange Zylinder wird hierauf
in Stücke von der erforderlichen Länge zerschnitten, sodann getrocknet und geröstet
und endlich mit den Stromzuführungen versehen. Die von Nernst angewendete Verbindungsweise, nämlich den Glühkörper an den Enden
durch ein paar Windungen aus Platindraht festzuhalten und dieselben mittels eines
Zementes mit demselben weiter zu verkitten, hat sich nicht bewährt, indem der
Glühkörper während des Gebrauches einschrumpft und hierdurch der Kontakt gelockert
wird, was eine vorzeitige Zerstörung des Glühkörpers zur Folge hatte. Um dies zu
vermeiden, werden nunmehr in die Enden des Glühkörpers kurze Platinkörper
eingebettet, welche mit den aus Kupfer oder Nickel hergestellten Zuführungsdrahten
verlötet sind. Ein Schrumpfen des Glühkörpers, wie er auch hier stattfindet, kann
hierbei nur zu einem innigeren Kontakte mit dem Platinkörper führen.
An diesem Glühkörper sind bei Anwendung von Gleichstrom elektrolytische Wirkungen
bemerkbar, die sich darin kundgeben, dass sich am negativen Ende ein schwarzer
Niederschlag ausscheidet, welcher sich mit zunehmendem Gebrauche über das ganze
Stäbchen ausbreitet, infolgedessen auch die Lichtstärke und der Wirkungsgrad durch
die stattfindende Lichtabsorption abnimmt und sich auch die Spannung etwas ändert.
Die Lebensdauer eines derartigen Glühkörpers beträgt für Wechselstrom, bei welchem
sich elektrolytische Wirkungen nicht konstatieren lassen, ca. 800 Stunden, sinkt
jedoch bei Gleichstrom bedeutend herab.
Die Gegenwart von Sauerstoff scheint für das gute Brennen der Lampe, wenn auch nicht
absolut notwendig, so doch äusserst wünschenswert zu sein. Der Wirkungsgrad des
Brenners erhöht sich gegenüber dem Brennen in freier Luft um ein bedeutendes, wenn
er in eine Glasglocke eingeschlossen ist. Der Glühkörper selbst ist ungefähr so fest
und hart, wie Porzellan und daher sehr widerstandsfähig.
Bei längerem Gebrauche zerstäubt sich das Platin an den Enden des Glühkörpers und
schlägt sich an der Glasglocke als Platinschwarz nieder, dass sich zwar nicht
wegwischen, aber durch ein Lösungsmittel leicht entfernen lässt. Die Spannung,
welche im Laufe der Brenndauer bei richtig dimensionierten Brennern nur allmählich
und nur wenig ansteigt (2–4 % in 800 Stunden), erreicht kurz vor Bruch des
Glühkörpers eine bedeutende Höhe.
Da bei diesen Brennern die Spannung mit zunehmendem Strome zuerst rasch und dann
immer langsamer bis zu einem gewissen Maximum ansteigt, und von hier ab um so
rascher abfällt, je mehr der Strom und die Temperatur zunehmen, würde sich ein
derartiger Brenner auf diesem Punkte der Charakteristik wie ein Kurzschluss
verhalten und müsste bald zugrunde gehen, wenn nicht ein Beruhigungswiderstand zur
Anwendung gelangen würde.
Um die günstigsten Bedingungen für das Brennen dieser Lampe zu finden, wurde das
Verhalten des Brenners in verschiedenen Gasen untersucht, wobei sich ergab, das
derselbe in der atmosphärischen Luft und in Sauerstoffgas gleich gut brannte
und einen geringen Beruhigungswiderstand erforderte, hingegen im Vacuum, sowie im
Stickstoff und Wasserstoff einen bedeutend grösseren derartigen Widerstand
beanspruchte, wodurch selbstredend der Wirkungsgrad herabgesetzt wird.
Bei den in einer sauerstofffreien Atmosphäre brennenden Lampen trat die auffallende
Erscheinung zu Tage, dass der Brenner nur langsam und träge auf die Netzspannung
reagiert, wogegen er in freier Luft oder in Sauerstoff den Aenderungen derselben
unmittelbar folgt.
Die Grösse des erforderlichen Beruhigungswiderstandes hängt einerseits von dem
Temperaturkoeffizienten des verwendeten Widerstandsmateriales, andererseits von dem
Bereiche, in welchem das normale Arbeiten des Brenners liegt, ab. Mit zunehmendem
Strome nimmt auch der Wirkungsgrad des Brenners zu, doch muss man, sobald sich der
Strom über eine gewisse Grenze bewegt, einen immer grösseren Beruhigungswiderstand
anwenden, wodurch sich jedoch der Gesamtwirkungsgrad wieder vermindert. Man lässt
daher den Brenner am besten etwas über oder etwas unter dieser Grenze normal
arbeiten. Man wäre hierdurch in der Lage, mit einem Widerstand zu arbeiten, dessen
Temperaturkoeffizient Null ist, wenn derselbe nicht, um bei Spannungsschwankungen
ruhiges Licht zu erzielen, ziemlich gross genommen werden müsste. Zur Reduzierung
dieses Widerstandes verwendet man daher ein Material mit höherem positiven
Temperaturkoeffizienten, für welches es jedoch Bedingung ist, dass die
Temperaturkorrektion des Widerstandes unmittelbar nach jeder Aenderung zur
Wirksamkeit gelangt, weil man sonst sowohl beim Angehen, als auch bei jeder Erhöhung
der Netzspannung, während des Brennens eine unzulässige Beanspruchung des Brenners
so lange erhalten würde, bis der Widerstand sich allmählich auf seinen neuen Endwert
eingestellt hat.
Potter, welcher einen Widerstand konstruierte, der allen
diesen Anforderungen genügt, verwendet hierfür Eisendraht, der einen grossen
positiven Temperaturkoeffizienten besitzt, so dass trotz vollkommener Korrektion nur
ein verhältnismässig kleiner Widerstand erforderlich wird. Dieser Widerstand wird in
eine Glasröhre eingesetzt, die mit irgend einem verdünnten indifferenten Gase
angefüllt ist. Dadurch ist es möglich, den Eisendraht bei relativ hoher Temperatur,
das ist in der Region des höchsten Temperaturkoeffizienten arbeiten zu lassen, ohne
dass eine Zerstörung desselben zu befürchten ist. Durch Anwendung dieser Gattung von
Beruhigungswiderständen ist der Brenner auf einem weiten Bereich der Strom- und
Spannungsschwankungen gegen Zerstörung geschützt und sind die Schwankungen der
Lichtstärke bei Spannungsschwankungen auf ein Minimum reduziert.
Da der Glühkörper der Nernstlampe (Westinghouse Type) erst bei ca. 950° C. leitend
wird, bot die Konstruktion eines praktisch brauchbaren Vorwärmers bedeutende
Schwierigkeiten. Ein solcher Vorwärmer soll nämlich die Erwärmung auf diese
Temperatur rasch besorgen, ohne dass er selbst und die benachbarten Teile einer
baldigen Zerstörung unterliegen. Auch diese Schwierigkeiten wurden überwunden. Als
Vorwärmematerial wurde nach mannigfachen Versuchen mit weniger kostspieligen
Stoffen, zum Schlusse doch Platin gewählt, weil dasselbe vermöge seiner grossen
Haltbarkeit sich hierfür als am geeignetsten erwies. Hierdurch wird die Lampe
weniger oft reparaturbedürftig, und stellen sich die Betriebskosten trotz des
höheren Anschaffungspreises umsomehr niedriger, als ja das Platin des ausgebrannten
Brenners noch immer 90 % des ursprünglichen Wertes repräsentiert. Der Vorwärmer
selbst besteht aus einer Porzellanröhre, auf welcher feiner Platindraht spiralförmig
aufgewunden wird. Die ganze Vorrichtung ist zum Schutze des Drahtes gegen die von
dem Brenner ausgehende starke Wärmeentwickelung mit einer Art Cement überzogen.
Diese Vorwärmer werden für Spannungen zu 110 Volt hergestellt und bei Lampen für 220
Volt zu zweien in Serie geschaltet. Die Lebensdauer des Vorwärmers beträgt bei
dauernder Einschaltung ca. 200 Stunden, oder wenn sie in regelmässigen Intervallen
ein- und ausgeschaltet werden 133 Stunden. Da diese Vorwärmer nur beim Einschalten
der Lampen durch höchstens 60 Sekunden in Verwendung sind, müsste sich sonach eine
praktisch, nahezu unbegrenzt lange Brenndauer derselben ergeben, wenn die Vorwärmer
nicht auch der intensiven Hitze des
Brenners ausgesetzt wären, wodurch ihre Lebensdauer naturgemäss beträchtlich
verkürzt wird. Konkrete Erfahrungen hierüber liegen noch nicht vor, da sie sich nur
an sehr vielen Lampen unter den gewöhnlichen Betriebsbedingungen gewinnen lassen,
doch ist nach den Versuchsergebnissen anzunehmen, dass die Lebensdauer mehreren
tausenden von Lampenbrennstunden entspricht.
Sobald der Brenner leitend geworden ist und leuchtet, muss der Vorwärmerstrom
automatisch unterbrochen werden. Der hierfür verwendete automatische Ausschalter
besteht in seinen Hauptteilen aus einer hitzebeständigen, in Cement eingebetteten
Spule, einem beweglichen Teile und einem Kontakte. Der Kontakt besteht aus Silber.
Der bewegliche Teil oder Anker, dessen Details aus Fig.
14 ersichtlich sind, ist in einer Weise gelagert, dass nur immer in einem
Punkte eine Berührung stattfindet. Der Anker a in Form
eines kleinen Eisenzylinders ist mit einem 0,18 mm starken Stahlband b verzapft und durch einen Stift fest verbunden. Das
Stahlband hat am anderen Ende eine etwas grössere Kreisöffnung als der Drehzapfen
c, und kann daher infolge der Exzenterbewegung des
Ankers, die Berührung nur immer an einem Punkte stattfinden, und wird hierdurch das
lästige Summen bei Wechselstrom vermieden. Die Mitte des Ankers ist mit einem
Silberband d verbunden. Bei nicht erregtem
Elektromagneten sinkt der Anker durch sein Eigengewicht nach abwärts und verbindet
die beiden Silberdrähte ss leitend und schliesst
hierdurch den Vorwärmestrom. Sobald der Brenner leuchtet, wird die Spule S, die mit ihm in Serie geschaltet ist, erregt, zieht
den Anker nach oben, wodurch der Vorwärmestrom unterbrochen wird. Da hier nur das
Eigengewicht des Ankers für den Stromschluss wirkt, ist diese Konstruktion des
selbsttätigen Ausschalters nur für Lampen in aufrechter Stellung verwendbar.
Textabbildung Bd. 317, S. 816
Fig. 14.
Die Lampen selbst werden dermalen für Wechselstrom von Spannungen von 110 und 220
Volt hergestellt. Für 110 Volt jedoch nur in einer Grösse von 50 Kerzen. Für
Spannungen von 220 Volt kommen Lampen von 50, 100, 150, 400 und 2000 Kerzen zur
Herstellung, wobei nur die Anzahl der Glühkörper der normalen Type für die Lampen
höherer Leuchtkraft vervielfältigt wird. Sie werden sowohl für Innen- als für
Aussenbeleuchtung ausgestattet und dementsprechend adjustiert. Die Lampen für
Aussenbeleuchtung sind im allgemeinen mit einem lackierten Gusseisengehäuse umgeben,
wohingegen diejenigen für Innenbeleuchtung ornamental ausgestattet werden. Die
Einbrennerlampen, dass sind jene für 50 Kerzen, sind mit einpoligem, alle übrigen
mit doppelpoligem Ausschalter versehen, weil bei letzteren infolge der höheren
Temperatur von mehreren nebeneinander angeordneten Brennern, die Isolation soweit
herabgesetzt wird, dass die Vorwärmer von einem Leckstrom durchflossen werden, wenn
nicht für vollständige Abtrennung vom Netze gesorgt wird. Die 1, 2 und 3
Brenner-Lampen sind mit je 2, die 6 Brenner-Lampen mit je 4 Vorwärmern ausgerüstet.
Bei Vermehrung der Brenner wird auch die Anzahl der Vorwärmer entsprechend erhöht,
wobei dieselbe jedoch nicht in dem Masse, wie die Brennerzahl, ansteigt, weil ja die
direkt vorgewärmten und bereits glühend gewordenen Brenner selbst als Vorwärmer
wirken. Die Details der Einrichtung sind für alle Typen dieser Lampen die gleichen.
Das den oberen Teil der Lampe umschliessende und den jeweiligen Zwecken
entsprechende dekorativ ausgestattete Gehäuse trägt oben eine Aufhängehülse und
enthält die Oeffnungen für die Drahteinführung. Auf einer Porzellangrundplatte sind
in einem Halbkreis um den Ausschalter die Ballastwiderstände, deren Anzahl der
Anzahl der Brenner entspricht, angeordnet. Die Verbindung der einzelnen Teile
untereinander erfolgt durch an den Enden der Verbindungsdrähte befestigte
Aluminiumstöpsel, welche Art der Verbindung jener mit Verbindungsklemmen vorzuziehen
sein soll. Die Brenner und Vorwärmer sind gesondert auf einer zweiten
Porzellanplatte angeordnet und befinden sich die Vorwärmer unmittelbar über den
Brennern, wodurch sich die Vorwärmezeit auf ein Minimum reduziert. Die weisse
Porzellanscheibe bewirkt, dass fast alles Licht nach unten reflektiert und infolge
des dichten Beisammensitzens der Brenner die Wärme zusammengehalten wird, wodurch
sich auch ein besserer Wirkungsgrad ergiebt. Die Brenner und Vorwärmer sind mit den
Klemmen der sie tragenden Porzellanplatte gleichfalls durch Aluminiumstöpsel
verbunden und kann demnach jede für sich leicht ausgewechselt werden. Die
Porzellanscheibe trägt ferner auf ihrer Rückseite 3 bis 9 stärkere Kontaktstifte,
welche in entsprechende Hülsen der oberen die Ausschalter und die Widerstände
tragenden Porzellanplatte eingeschoben werden und so die vorgeschriebenen
Stromverbindungen herstellen. Diese Anordnung lässt sich aus Fig. 15 ersehen. Die Brenner und Vorwärmer sind mit
einer Glasglocke, welche mittels federnder Klammern mit dem Gehäuse verbunden sind,
dicht umgeben. Dieselbe hält die von den Brennern und Glühkörpern entwickelte Wärme
nicht nur zusammen und hilft so die Zündungszeit abkürzen, sondern erhöht
infolgedessen auch den Wirkungsgrad.
Textabbildung Bd. 317, S. 816
Fig. 15.
Die Porzellanscheibe oberhalb der Vorwärmer beschlägt sich im Betriebe mit
Platinschwarz, wodurch nicht nur die Lichtstärke infolge von Absorption vermindert
wird, sondern auch, da dieser Belag leitend ist, Leckströme auftreten. Die Bildung
dieses Beschlages liess sich bisher durch kein Mittel verhindern, auch lässt sich
die Entfernung dieses Beschlages nicht ohne weiteres durchführen. Um nun diesen
Nachteil zu beseitigen, wird die Porzellanscheibe mit einer dünnen Schicht einer
weissen Paste überzogen, die sich nach Bildung des Beschlages mit einer steifen
Bürste leicht entfernen lässt, worauf die Scheibe neuerdings mit dieser Paste
bestrichen wird. Zur Verhinderung des Auftretens von Leckströmen in den
Zwischenräumen werden die Oeffnungen der Porzellanscheibe, durch welche die
Einführungsdrahte gehen, mit kleinen kreisförmigen Rinnen versehen, in welchen sich,
wie die Erfahrung zeigt, das Platinschwarz nicht niederschlägt, und sohin der
Zusammenhang der leitenden Platinschicht mit den Einführungsdrähten unterbrochen
wird.
Alle diese Angaben beziehen sich auf die Lampen von 1–6 Brennern. Für stärkere
Lichtquellen als 400 Kerzen wird der 6 Brennereinsatz als Einheit gewählt und das
beschriebene System einfach nach Bedarf vervielfacht.
Die Farbe des Nernstlichtes kommt, wie bekannt, dem
Tageslicht sehr nahe, sodass selbes insbesondere für solche Räume von Wert ist, wo
es, wie bei Warenhäusern, Kunstgalerieen, Malsälen etc., auf eine feine
Unterscheidung der Farbennuancen ankommt. Das Licht ist sehr beständig und erfordert
die Lampe nur eine einfache, wenig kostspielige Bedienung. Bezüglich des
Wirkungsgrades dieser Lampe wurden positive Daten nur wenige und diese mit Reserve
gegeben. Nach diesen Mitteilungen soll ein einzelner Brenner für 220 Volt, der
normal mit 2 Ampère betrieben wird, beim Brennen in freier Luft um 20 Volt mehr
erfordern, als wenn er mit 5 anderen Brennern zusammen in einer Klarglasglocke
gebrannt wird. Im letzteren Falle beträgt der spezifische Verbrauch, auf die
Richtung der grössten Lichtstärke bezogen, 1,2 Watt f. d. Kerze. Eine Messung, bei
welcher eine 6-Brennerlampe das eine mal mit einer die Brenner dicht umschliessenden
Klarglasglocke und einer äusseren grossen Opalglocke, das andere mal mit kleiner
Opalglocke und reflektierendem Milchglasschirm umgeben war, ergab im ersten Falle
für die sphärische Intensität einen Verbrauch von 3,47 und für die untere
hemisphärische Intensität einen solchen von 2,15 Watt f. d. Kerze, im zweiten Falle
hingegen für die sphärische Intensität einen Verbrauch von 3,5 und für die untere
hemisphärische einen solchen von 1,85 Watt.
Der Vergleich der Nernstlampe mit einer Bogenlampe
mit eingeschlossenem Lichtbogen für Gleich- oder Wechselstrom ergiebt, dass erstere
diese Lampen bezüglich der sphärischen Lichtstärke nicht erreicht, jedoch für
Bodenbeleuchtung einen günstigeren Effekt liefert.
Die Lichtstärke dieser Lampe steigert sich mit zunehmender Spannung bis zu einem
bestimmten Maximum und bleibt sodann auch bei Erhöhung der Spannung nahezu konstant,
was hauptsächlich dem Einfluss der Eisen-Beruhigungswiderstände zuzuschreiben
ist.
Der Wirkungsgrad der Lampe nimmt im Laufe der Brenndauer nur wenig ab, wenn der Lampe
im Betriebe die nötige Sorgfalt und Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Soweit bis jetzt beurteilt werden kann, gaben diese Lampen im Betriebe nur geringe
Anstände, die alle leicht behoben werden konnten. Die Lampen waren zumeist in
Wechselstromnetze mit 220 Volt eingeschaltet und erreichten hierbei die Brenner
trotz recht bedeutender Spannungsschwankungen eine durchschnittliche Lebensdauer von
800 Stunden. Die Ballastwiderstände und Vorwärmer wurden noch in keinem Falle
unbrauchbar.
Die Zündungszeit beansprucht bis zum Glühen sämtlicher 6 Brenner 40 Sekunden und zwar
beginnt nach 26 Sekunden der erste und nach 30 Sekunden der zweite Brenner zu
leuchten, wobei, da der diese beiden Brenner durchmessende Strom zur Bethätigung der
Ausschalter genügt, dieselben zur Wirkung gelangen, die Vorwärmer ausschalten,
worauf diese beiden Brenner die Vorwärmung der übrigen Brenner übernehmen.
Anfänglich nehmen die Vorwärmer einen bedeutenden Strom von ca. 3–5 Ampère auf,
welcher jedoch infolge des positiven Temperaturkoeffizienten des Platins rasch auf
1,3 Ampère herabsinkt. Sobald alle Brenner erglüht sind, sinkt der Strom allmälig
bis zur Erreichung der durch die Wärmeabgabe bestimmten normalen Temperatur und ist
von diesem Zeitpunkt an innerhalb 90 Sekunden der Dauerzustand eingetreten. Die
Schaltung der Lampen mit nur einem Brenner ist aus der Fig.
16 zu entnehmen und bedarf wohl kaum mehr einer besonderen Erklärung.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 16.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 17.
In Deutschland, woselbst die Allgemeine
Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin die Patente übernommen und erfolgreich
ausgearbeitet hat, erfuhr die Nernstlampe eine nur
wenig abweichende Ausgestaltung, so dass prinzipielle Unterschiede gegenüber der
amerikanischen Form nicht bestehen. Fig. 17 zeigt
eine ältere Type derselben in schematischer Anordnung. Diese Lampe ist ungefähr von
derselben Grösse wie eine gewöhnliche Glühlampe und wird mit der gewöhnlichen
Edisonfassung versehen. Der unten bei + eintretende Strom findet zwei Wege, deren
einer über die Wickelung des Elektromagneten E, durch
den Vorschaltwiderstand S aus Eisen, dem
Abgleichwiderstand B zu dem Glühstäbchen g und von diesem zum negativen Pol, welchen der
Gewindeteil der Fassung bildet, geht. Der Vorschaltwiderstand S ist in ein mit einem indifferenten Gase angefülltes
Glasgefäss eingeschlossen. Der zweite Strom weg geht über den Anker A, den Kontakt K und die
Heizspirale H über d zum
negativen Pole. Beim Einschalten geht der Strom vorerst, da der Glühkörper im kalten
Zustande als Nichtleiter zu betrachten ist, und der Elektromagnet E noch nicht erregt ist, über A, K, H und die Heizspirale erhitzt den Glühkörper bis auf 900°. Hierdurch
wird der Stromweg über den Glühkörper leitend und der Elektromagnet E erregt, welcher den Anker A anzieht und dessen Verbindung mit dem Kontakte K unterbricht.
Da alle die besprochenen Teile in dem kleinen verfügbaren Raume untergebracht werden
mussten, ist die Herstellung einer derartigen Lampe mit grossen Schwierigkeiten
verbunden, weshalb man auch von dieser Form abging und als neueste Type solche
Formen schuf, bei denen die Hilfsapparate, wie Ausschalter und Beruhigungswiderstand
in dem oberen Gehäuse der Lampe untergebracht sind.
Die Details dieser neuen Typen, welche in den Fig. 18
bis 25 zur Darstellung gelangen, sollen daher die
Grundlage für die Erklärung abgeben.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 18.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 19.
Wie aus der Darstellung der Leitungsverbindungen Fig.
18 zu ersehen ist, sind Anker A und
Elektromagnetkern direkt durch eine schwache Blattfeder verbunden, welche den Anker
vom Kerne im nicht erregten Zustande abhebt und an den Kontakt K anlegt. Der Vorschaltwiderstand für den Glühkörper,
welcher in Fig. 19 in ⅖ natürlicher Grösse
dargestellt ist, wird in die Bajonettfassung F der
Bodenplatte (Fig. 20) eingesetzt. Auf dieser
Bodenplatte ist auch der Elektromagnet E befestigt. Auf
die Bodenplatte wird nun der Hut H (Fig. 21) aufgesetzt, innerhalb welchem ungefähr in der
Höhe der Linie xy der gewellte Messingstreifen
M (Fig. 22) mit dem
Messingfederchen F angebracht ist. Diese Federchen
haben den Zweck, den sehr zarten Widerstand zu schützen und gleichzeitig die
Wärmeausstrahlung zu erhöhen, wobei der gewellte Messingstreifen unterstützend
einwirkt.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 20.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 21.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 22.
Textabbildung Bd. 317, S. 817
Fig. 23.
Von der Bodenplatte gehen drei Metallstäbe I, K, L (Fig. 21) nach abwärts, welche zur Befestigung der
Lampe dienen und gleichzeitig die leitende Verbindung mit derselben herstellen. Zwei
dieser Stäbe sind von kreisförmigem Querschnitte und an ihrem unteren Ende
geschlitzt und greifen federnd in zwei Hülsen h h der
Bodenplatte p (Fig. 23)
der eigentlichen Lampe ein. Der dritte Stab ist flach, etwas kürzer als die beiden
anderen Stäbe und wird mit einem vom Lampenträger abgehenden Stäbchen S verschraubt. Hierdurch ist es in einfacher Weise
möglich geworden, die eigentliche Lampe von dem Lampenträger abzunehmen und durch
eine andere zu ersetzen. Eine Verwechselung der Verbindungen ist ausgeschlossen,
weil die Durchmesser der beiden runden Verbindungsstangen nicht die gleichen sind
und letztere daher nur bei richtiger Lage in die zugehörigen Hülsen der Lampe
einpassen.
Der Hut H ruht nun auf dem Ring M (Fig. 24), welcher
durch zwei seitliche Spreitzen S mit dem Oberteile der
Lampe verbunden ist. Längs dieser beiden Spreitzen verlaufen, ausserhalb derselben,
an diesen befestigt, die beiden Zuführungsdrähte d,
welche in Kontaktstöpsel P mit Hartgummiknöpfen enden.
Diese Stöpsel werden in vorgesehene Aufnahmeöffnungen des Hutes eingesetzt und
stellen direkt die leitende Verbindung mit den innerhalb desselben untergebrachten
Vorrichtungen her. Um die gesamte Lampe an den Leitungen zu befestigen ist nichts
anderes erforderlich, als die obere Schutzkappe abzuheben und die
Leitungsverbindungen an den Klemmen der Platte T (Fig. 25) festzuschrauben. Die Platte T, die Bodenplatte des Hutes und die Boden- oder
Trägerplatte der Lampe sind aus Porzellan hergestellt. Das Gehäuse selbst besteht
aus lackiertem Messing. Die Lampe wird, da die Auswechselung der leichter der
Zerstörung unterliegenden eigentlichen Lampe, ohne Hinwegnahme des Gehäuses erfolgen
kann, direkt mittels Verschraubung an den eigentlichen Lampenständer oder
Lampenhalter festgeschraubt und daher mit keiner Edisonfassung versehen, wiewohl
dieselbe leicht angebracht werden kann.
Textabbildung Bd. 317, S. 818
Fig. 24.
Textabbildung Bd. 317, S. 818
Fig. 25.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen der Nernstlampe,
Westinghouse Type und Type der A. E.-G. liegen vornehmlich darin, dass bei ersterer
die Heizspirale oberhalb des Glühkörpers angebracht wird und das zur Erhöhung der
Leuchtkraft der Lampe bloss die Anzahl der Glühkörper entsprechend vermehrt wird,
während bei der deutschen Type die Heizspiralen den Glühkörper in entsprechendem
Abstande umgeben und die Erhöhung der Leuchtkraft durch Verlängerung des Glühkörpers
erreicht wird. Die senkrechte Anordnung des letzteren bei Lampen grösserer
Lichtstärke kann wohl als wesentlicher Unterschied nicht bezeichnet werden.
Bezüglich der Lebensfähigkeit und Oekonomie der Nernstlampe liegen bereits eingehende Untersuchungen vor, deren Resultate im
nachstehenden auszugsweise wiedergegeben sind.
Die erste eingehende Untersuchung rührt von R. P. Hulse
her und wurde im Laboratorium der Universität zu Birmingham durchgeführt. Diese
Untersuchung bezieht sich auf Lampen von 100 Volt Spannung, welche mit Gleichstrom
betrieben wurden. Hierbei wurden 3 Lampen gleichzeitig verwendet und die Versuche so
lange fortgesetzt, bis die Lampen zerstört waren. Von diesen Versuchen sei nur jener
hervorgehoben, bei welchem die Lampen mit konstanter und normaler Spannung gebrannt
wurden. Die Spannung betrug 109,5 Volts. Die Lebensdauer dieser drei Lampen einzeln
genommen betrug 509, 590 und 425, daher im Durchschnitt 473 Stunden. Die Zerstörung
des Glühkörpers fand in jedem Falle an dem positiven Ende des Platinkontaktes statt.
Die Ergebnisse sind in Tab. 1 zusammengestellt.
Wie aus dieser Tabelle zu ersehen ist, nimmt die Oekonomie der Lampe mit der Zeit ab.
Bemerkenswert ist die rapide Abnahme nach etwa 400 Brennstunden, indem nach dieser
Zeit die Nernstlampe nicht besser ist als eine
gewöhnliche Glühlampe. In allen Fällen wurde auch ein merklicher Abfall der
Leuchtkraft in der ersten halben Stunde festgestellt, während sich die Leuchtkraft
nach dieser Zeit ziemlich konstant erhielt. Dieses schnelle Abfallen der
Leuchtkraft scheint eine allen Oxyden anhaftende Eigenschaft zu sein, die, wie
schon Fleming feststellt, auch im Glühstrumpf von Auer in gleicher Weise zu bemerken ist.
Tabelle 1.
Brenndauerin Stunden
Stromin Ampère
Watt
H. K.
Watt per H. K.
WiderstanddesGlühkörpers
ins-gesamt
Im Glüh-körper
ins-gesamt
Im Glüh-körper
Ohm
0
0,917
100,5
88,4
66,8
1,51
1,33
105,6
1
0,913
100,
89,1
62,9
1,59
1,42
106,8
3
0,906
99,2
90,1
57,6
1,72
1,55
108,9
10
0,903
98,8
91,2
55,4
1,79
1,63
110,7
50
0,904
99,1
92,7
52,9
1,87
1,74
112,2
100
0,892
97,7
94,0
49,4
1,98
1,86
115,2
150
0,858
94,0
95,1
45,7
2,06
1,96
121,2
200
0,836
91,6
95,7
43,9
2,09
2,00
125,2
250
0,803
88,0
96,1
40,0
2,20
2,11
131,0
300
0,766
83,9
96,7
35,4
2,37
2,29
138,2
350
0,724
79,3
97,3
30,1
2,64
2,57
147,0
400
0,692
75,8
97,7
28,5
2,66
2,60
154,5
450
0,637
69,8
98,2
19,4
3,61
3,54
168,8
500
0,653
71,5
98,0
20,4
3,51
3,44
164,2
Die Beziehung zwischen verbrauchter Arbeit und erzielten Kerzenstunden bei
verschieden langer Brennzeit ergiebt sich aus Tab. 2.
Tabelle 2.
BrennzeitinStunden
VerbrauchteK. W. Stunden
GeleisteteKerzenstunden
ProK. W. StundeerzielteKerzenstunden
100
9,88
5280
534,4
200
19,31
9890
512,1
300
28,12
13880
493,5
400
36,09
16970
470,2
500
43,28
19170
442,9
Die Stromkosten für die Kerzenstunde betragen demnach bei einem Preise von 50 Pf. für
die K. W. Stunde in aufsteigender Reihenfolge 0,0934; 0,0976; 0,1014; 0,1063; 0,1129
Pf. Hieraus ergiebt sich, wenn man die Kosten einer Lampe mit 3 Mark annimmt, dass
sich die Lampenkosten bei 100, 200, 300, 400 und 500 Brennstunden für eine
Brennstunde auf die obigen Beleuchtungszeiten bezogen und die abnehmende Leuchtkraft
in Berechnung gebracht, Strom und Lampenkosten zusammengenommen 0,1502, 0,1282
0,1226, 0,1238 und 0,1296 Pf. betragen. Es würde sich sonach die Ausnützung der
Lampe bis zu ungefähr 350 Brennstunden am besten empfehlen. Da die Kosten der besten
Glühlampe sich auf 0,166 Pf. für die Kerzenstunde stellen, würde sich bei Verwendung
der Nernstlampe eine Ersparnis von annähernd 25 %
erzielen lassen.
Die Untersuchung der Lampe bei Ueberanstrengung derselben durch Anwendung einer
Spannung von 116,5 Volt zeigte, dass die Lebensdauer der Lampe hierunter wesentlich
leidet, indem die längste erzielte Brenndauer eines Glühkörpers 220 Stunden
betrug.
Bei Anwendung einer verminderten Spannung von 108,5 Volt wurde eine Lebensdauer von
1200 Stunden erreicht, doch vermindert sich die anfänglich recht gute Oekonomie der
Lampe gegen Ende des Versuches so erheblich, dass Hulse
zu dem Schlusse kommt, dass diese Lampe nur mit der richtigen Spannung brennen
soll.
Vorwärmer und automatische Ausschalter lieferten bei der Untersuchung ein sehr
zufriedenstellendes Ergebnis. Der Vorwärmer wurde durch 48 Stunden mit 110 Volt
Spannung ununterbrochen unter Strom gehalten und zeigte bei der Untersuchung nach
der Probe keinerlei Beschädigung. Der automatische Ausschalter hat unter 120
Zündungen kein einziges mal versagt.
Der Wattverbrauch beträgt bei einer durchschnittlichen Brenndauer des
Glühkörpers von 400 Stunden im Mittel 2,1 Watt pro Hefnerkerze, wogegen derselbe für eine gewöhnliche Glühlampe mit 3,55 Watt
angegeben wird.
Auf Grund dieser Versuche gelangt Hulse zu dem Schlusse,
dass dieser Lampe ein grosses Anwendungsgebiet dort gesichert sei, wo hohe
Strompreise herrschen, und es sich namentlich um grössere Lichteinheiten
handelt.
Leider wurden die Versuche mit 110 Voltlampen durchgeführt, während diese Lampen in
neuerer Zeit in Deutschland für die doppelte Spannung gebaut werden und so eine
grössere Oekonomie aufweisen sollen. Ebenso fehlen Untersuchungen bei
Wechselstromanwendung, bei welcher sich nach den amerikanischen Darlegungen schon
mit Rücksicht auf die doppelt so lange Haltdauer des Glühkörpers, wesentlich
günstigere Verhältnisse ergeben müssen.
Von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Charlottenburg liegen gleichfalls
Untersuchungen über zwei verschiedene Typen dieser Lampen vor. Die eine der
letzteren hatte einen gerade gestreckten, die andere einen gewellten Glühkörper.
Die mittleren Ergebnisse dieser an je 5 Lampen bei einer Spannung von 220 Volt
durchgeführten Versuche, die mit Attest vom 26. Mai 1902 hinausgegeben wurden, sind
aus Tab. 3–4 zu entnehmen.
Tabelle 3. Untersuchungen mit geraden Glühkörpern.
Brennstunden
Stromin Ampère
Kerzenstärke
Abnahme derLeuchtkraftin %
WattsproKerze
0
0.264
35.1
0
1.65
50
0.261
32.4
7.7
1.77
100
0.260
32.3
8.0
1.77
200
0.253
30.1
14.0
1.85
300
0.242
27.5
21.6
1.93
400
0.237
26.5
24.5
1.97
Mittelwerte
0.251
30.1
–
1.83
Von den Glühkörpern brannte einer nach 310 Stunden, ein zweiter nach 379 Stunden aus,
während die übrigen 3 Glühkörper nach 400 Stunden noch intakt blieben.
Beschädigungen der Heizspiralen fanden nicht statt.
Tabelle 4. Untersuchungen mit gewellten Glühkörpern.
Brennstunden
Stromin Ampère
Kerzenstärke
Abnahme derLeuchtkraftin %
WattsproKerze
0
0.259
40.1
0
1.42
50
0.259
36.3
9.5
1.57
100
0.259
38.1
5
1.49
200
0.247
34.1
15.0
1.59
300
0.238
33.2
17.2
1.58
400
0.219
27.6
31.0
1.75
Mittelwerte
0.245
34.4
–
1.57
Von den 5 Glühkörpern brannte einer nach 150 Stunden ab, wogegen die übrigen nach 400
Stunden noch intakt verblieben, so dass die Lebensdauer eines Glühkörpers im Mittel
über 350 Stunden betrug. Die Heizspiralen von 2 Lampen brannten nach 110 bezw. 395
Stunden durch; die mittlere Lebensdauer betrug sonach 291 Stunden.
Die Beziehung zwischen verbrauchter Arbeit und erzielten Kerzenstunden bei
verschieden langer Brennzeit aus obigen Daten ermittelt, stellt sich für den geraden
Glühkörper wie folgt:
Tabelle 5. Beziehung zwischen verbrauchter Arbeit und erzielten
Kerzenstunden.
Brennzeitin Stunden
VerbrauchteKW-Stunden
GeleisteteKerzenstunden
Pro KW-StundeerzielteKerzen-Stunden
100
5.76
3330
578.1
200
11.39
6540
574.2
300
16.85
9420
558.9
400
22.12
12170
550.2
Berechnet man nun wie vorher, die Kosten der Brennstunde für die Kerzenstärke unter
Einrechnung eines Grundpreises von 50 Pf. für die Kilowattstunde und von 3 Mark für
den Brenner, so erhält man der Reihenfolge der Brennzeiten nach folgende Preise:
0,1765, 0,1330, 0,1212, 0,1155 Pf., so dass es bei diesen Lampen, vom rein
ökonomischen Standpunkte aus betrachtet, rationell ist, dieselben bis zur Zerstörung
des Glühkörpers mindestens aber 400 Stunden brennen zu lassen.
Aus den Beobachtungen folgt ferner, dass die 200 Voltlampe weitaus günstigere
Ergebnisse liefert als die 110 Voltlampe.
(Fortsetzung folgt.)