Titel: | Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften der Treibriemen. |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 7 |
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Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften
der Treibriemen.
Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften der
Treibriemen.
Die Schwierigkeit, geeignete mechanische Uebertragungsmittel als
Verbindungsglieder zwischen den Energieerzeugern und den Arbeitsmaschinen
herzustellen, wächst mit der Grösse der zu übertragenden Kräfte und der
Geschwindigkeiten. Die Neuzeit mit ihren grossen Maschineneinheiten, und den
besonders bei den Dynamos und Elektromotoren üblichen hohen Umdrehungszahlen,
stellt gesteigerte Anforderungen an diese Maschinenelemente, die von grosser
Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit und Sicherheit eines Betriebes sind. Zu den
wichtigsten und verbreitetsten Uebertragungsmitteln der drehenden Bewegung gehören
die Treibriemen, die überall anwendbar sind, wo nur mässige Uebersetzungen bis höchstens 5 :
1 in Frage kommen, und wo der Platz für einen genügenden Wellenabstand zur Verfügung
steht. Die grossen Vorzüge des Riemenbetriebes sind: Einfachheit der Anlage,
verhältnismässig geringe Anschaffungs- und Unterhaltungskosten. geringe
Anforderungen an Pflege und Wartung, leichte und schnelle Reparaturen, elastische
Verbindung der Maschinen, guter Wirkungsgrad und verhältnismässig ruhiger und
geräuschloser Lauf. Der Riemenantrieb bietet bei leichter Anpassungsfähigkeit an
verschiedene Betriebsverhältnisse die Möglichkeit, von einer Haupttransmission aus
in bequemer Weise beliebig viele Arbeitsstellen mit Energie zu versehen, wobei die
Lage der einzelnen Wellen zueinander innerhalb gewisser Grenzen eine ganz beliebige
sein kann. Als Nachteile stehen demgegenüber der grosse Raumbedarf und die
Unmöglichkeit mit einem Vorgelege grosse Uebersetzungen zu erzielen; Uebersetzungen
von mehr als 5 : 1 können nur auf Kosten der Lebensdauer, des Wirkungsgrades und der
Betriebssicherheit ausgeführt werden. Handelt es sich um den Antrieb einer Gruppe
von Maschinen durch eine gemeinsame Energiequelle, so kann man in einfachster Weise
jede Maschine durch Anordnung von Fest- und Losscheibe ausrückbar antreiben. Ebenso
kann durch Anordnung zweier konischer Riemscheiben eine Regulierung der
Antriebsgeschwindigkeit erreicht werden.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 5.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 6.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 7.
Bei richtiger Wahl des Riemenmaterials und der Abmessungen eignen sich Triebriemen
für fast alle Betriebe, von den kleinsten bis zu den grössten Energieübertragungen
und auch für feuchte, heisse und säurehaltige Räume.
Die übliche Querschnittsform der Riemen ist das
Rechteck; für besondere Arten des Riemenlaufes werden jedoch auch andere
Querschnitte gewählt, die in der Hauptsache ein besseres Anschmiegen an die Scheibe
und eine günstigere Verteilung der Spannungen über den Querschnitt bezwecken. Auf
balligen Scheiben setzt der stärkere Riemen der Querbiegung, die zur innigen Anlage
an die Scheibe nötig ist, einen beträchtlichen Widerstand entgegen, so dass der
Riemen oft nicht in ganzer Breite anliegt. Um diesen Widerstand zu verringern, ohne
gleichzeitig den Querschnitt zu vermindern, verstärkt man den Riemen nach Fig. 1 durch seitlich aufgenähte Streifen. Die
Querschnittsform nach Fig. 2 ist unmittelbar der
gewölbten Form der Scheibe angepasst und soll eine Querbiegung überhaupt nicht
erforderlich machen; dieser Vorteil wird jedoch hinfällig, sobald die treibende
Scheibe, wie dies fast immer angebracht ist, gerade gedreht ist. Im übrigen ist die
Materialbeanspruchung bei der Abbiegung auf den Scheiben sehr viel ungünstiger und
die Herstellung eines gleichmässigen Riemens von verhältnismässig kompliziertem
Querschnitt zweifellos bedeutend schwieriger als diejenige eines einfachen flachen
Riemens. Zweifelhaft erscheint deshalb auch der angebliche Vorteil derartig seitlich
verstärkter Riemen, einen besonders ruhigen und geraden Lauf zu ergeben. Die
Querschnittsformen nach Fig. 3 und 4 sind für gekreuzte und halbgekreuzte Riemen mit
Rücksicht auf die eigenartige Beanspruchung derselben und die starke Dehnung der
Seitenfasern zweckmässig.
Die Grundbedingung eines günstigen Riemenbetriebes ist eine hohe Elastizität des
Riemens, die wertvoller als eine grosse Zugfestigkeit ist. Es sollte nicht das
Bestreben der Riemenfabrikation sein, einen Riemen von geringer Dehnung, einen
„dehnungsfreien“ Riemen, sondern einen solchen von möglichst geringer bleibender, aber grosser elastischer Dehnung herzustellen: der vornehmste Gesichtspunkt der
Riemenfabrikation.
Ferner sollte der Riemen einen homogenen Querschnitt von gleicher und möglichst
geringer Dicke haben, wozu als weiteres Haupterfordernis kommt, dass eine genügende
Reibung zwischen Riemen und Scheibe vorhanden ist und auch im Betriebe erhalten
bleibt. Dass der Preis die Wahl der Riemensorte beeinflusst und oft von
ausschlaggebender Bedeutung ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
Hauptsächlich werden die folgenden Arten von Riemen
verwendet:
1. Lederriemen;
2. Geweberiemen:a) Baumwoll-, Hanf-, Segeltuchriemen,b) Haarriemen,c) Gummi- und Balatariemen;
3. Geweberiemen mit Einlagen oder Umlagen;
4. Gelenkriemen;
5. Stahldrahtriemen.
Die letzteren werden als Elevator- und Transportgurte verwendet. – Es mögen einige
aussergewöhnliche Konstruktionen erwähnt werden, die meistens darauf hinauslaufen,
die Zugfestigkeit der Riemen oder die Reibung auf der Scheibe zu erhöhen, die jedoch
gewöhnlich einen wenig elastischen Riemen ergeben und deshalb wohl zu
Transportgurten, nicht aber zu Treibriemen geeignet sind. Fig. 5 zeigt einen gummiimprägnierten Geweberiemen, dessen Kern durch
eine Stahlbandeinlage gebildet wird. Der in Fig. 7
dargestellte Geweberiemen mit Metalldrahteinlage soll so aufgelegt werden, dass die
Gewebeseite die Scheibe berührt. Andere Arten von Treibriemen bestehen aus einem
Gewebe (englisches Leder oder Segeltuch), auf das von beiden Seiten eine
Papierschicht gepresst ist, oder aus Gewebegurt und Leder, die nach Fig. 6 durch Leim, Gummilösung, Nähen oder auch
Vulkanisieren verbunden sind. Ferner wird ein Riemen in den Handel gebracht, der aus
Tuchlagen mit ledernen Umlagen resp. Zwischenlagen besteht. Dem Gewebe soll hier die
Aufgabe der Kraftübertragung zufallen, während das Leder glatte und gut anliegende
Laufflächen ergeben und dem Gewebe ausserdem Schutz gegen Beschädigungen gewähren
soll. – Für schwere Betriebe und auch für feuchte Räume eignen sich Lederriemen, die
aus hochkantig zusammengesetzten Lederstreifen bestehen, und die sowohl als
Gliederriemen nach Fig. 8 wie auch als massive
Riemen aus fest miteinander verbundenen Lederstreifen zusammengesetzt werden.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 8a.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 8b.
Textabbildung Bd. 320, S. 8
Fig. 8c.
Die Gliederriemen, die der Gallschen Kette nachgebildet
sind, bestehen aus einzelnen Lederstreifen, die mittels durchgehender Bolzen
gelenkig verbunden werden. Fig. 8a zeigt einen
Riemen neuen Systems der Rheinischen Maschinenleder- and
Riemenfabrik von A. Cahen-Leudesdorf & Co., Müfflheim-Rhein, der sich
von den gewöhnlichen Gliederriemen nach Fig. 8b wesentlich dadurch
unterscheidet, dass zur Verbindung zwei Stifte (Fig.
8c) verwendet werden, die in sinnreicher Weise durch kleine Lederglieder
a (Fig. 8a)
verbunden sind. Durch diese Teilung des Verbindungsstiftes wird die Beanspruchung
desselben auf Biegung auf balligen Scheiben vermieden. Diese Riemen können auf
beiden Seiten laufen; die Verbindung ist leicht und einfach herzustellen. Die
ledernen Gliederriemen werden von genannter Fabrik normal in drei Grössen von 12, 16
und 19 mm Gliederhöhe angefertigt; als normale Beanspruchung wird 10 kg/qcm angegeben.
Die einzelnen Lederstreifen der massiven Riemen werden durch eine besondere,
verdeckt liegende Schnürung zusammengehalten.
Die Herstellung der Treibriemen,
Die Güte eines Treibriemens ist abhängig von der Beschaffenheit des Rohmaterials und
von der Art der Verarbeitung desselben zum fertigen Riemen. Das Rohmaterial soll
gleichmässig, dauerhaft, fest, geschmeidig und elastisch sein; Aufgabe der
Verarbeitung ist es, diese Eigenschaften des Materials zu erhöhen, dauernd zu
sichern und für den Zweck des Riemens nutzbar zu machen.
Der Hauptgesichtspunkt der Riemenfabrikation muss die Herstellung eines elastischen Riemens sein. Wesentlich sind ferner ein
überall gleicher, homogener Querschnitt sowie gleiche Festigkeit und Dehnbarkeit und
endlich auch die Wahl solcher Riemenverbindungen, die den Riemen möglichst wenig
steif und schwer machen.
1. Leder-Riemen.
Zur Herstellung eines guten Lederriemens ist eine sorgfältige Auswahl des
Hautmaterials, eine gute Gerbung und die sorgsame Zusammenstellung gleichartiger
Hautteile zu einem Riemen erforderlich.
Die grösste Einfuhr von Häuten findet aus Süd-Amerika statt; jedoch sind diese
Häute nicht zu Treibriemen zu verarbeiten, da sie mit Brandzeichen behaftet und
die gebrannten Stellen unbrauchbar sind (so oft das Vieh den Besitzer wechselt,
wird es gebrannt.) Es gelangt daher fast ausschliesslich europäische Haut zur
Verwendung, und zwar ist diejenige der Bergviehrasse infolge ihrer festen,
kernigen Struktur die geeignetste. Je nach der gewünschten Riemendicke können
Kuh- oder Ochsenhäute verwendet werden, welche letzteren den Kuhhäuten jedoch an
Festigkeit und Elastizität bedeutend überlegen sind. Stierhäute sind ganz von
der Verarbeitung ausgeschlossen, da sie ein ungleich dickes, grobfaseriges,
mürbes und unelastisches Material ergeben. Aehnlich verhalten sich die indischen
und javanischen Büffelhäute, welche infolge ihres billigeren Preises teilweise
zu Treibriemen verwendet werden, aber zu verwerfen sind.
Die Zerreissfestigkeit der Stier- und Büffelhäute ist zwar bei gleicher Gerbung
grösser als die der Ochsenhaut, ihre Elastizität ist jedoch bedeutend
geringer.
Die Kerntafel der Ochsenhaut, die allein ein wirklich geeignetes Riemenmaterial
liefert, ist nach Beseitigung aller für Riemen unbrauchbaren Teile (Kopf, Hals
und Flanken) bis 1,50 m lang und bis 1,40 m breit. Der Mittelrücken zeigt einen
etwa 200 mm breiten Streifen von etwa 5 mm Dicke. Nach den Seiten wächst die
Dicke und erreicht etwa 400 mm von der Mittellinie ihren grössten Wert von 8–9
mm (Fig. 9). Nur die Mittelrückenbahnen ergeben
ganz gleichmässig dicke Riemen und besitzen ausserdem eine weit höhere
Elastizität als die Seitenbahnen. Sie zeichnen sich vor diesen auch dadurch aus,
dass ihre Elastizität an allen Stellen fast genau gleich ist, während diejenige
der Seitenbahnen sehr verschieden ist, jenachdem die betreffenden Stücke der
Mitte, dem Hals- oder dem Schwanzende der Bahn entnommen sind.
Einfache Lederriemen für höhere Anforderungen sollten dementsprechend nicht
dicker als 5 mm, höchstens aber 6,5 mm gewählt werden, doppelte 10–12 mm
dick.
Textabbildung Bd. 320, S. 9
Fig. 9.
Textabbildung Bd. 320, S. 9
Fig. 10.
Durch die Anforderungen der Käufer, die auf einen dicken Riemen Wert legen,
werden die Riemenfabrikanten häufig gezwungen, möglichst dicke Riemen
anzufertigen oder gar durch starke künstliche Schwellung sehr dickes Leder
herzustellen, das jedoch mürbe und schwammig ist. Wie bereits hervorgehoben
wurde, ist es zur Verminderung der Riemenbiegungsarbeit und zur Erzielung einer
innigen Anlage an die Scheibe erwünscht, möglichst dünne Riemen zu benutzen, so
dass die Mittelrücken auch in dieser Beziehung die besten Riemen ergeben. Die
Ausnutzung des Leders ist für den einfachen' Riemen die günstigste, wie auch die
später folgenden Tabellen über die Leistungsfähigkeit der Riemen zeigen.
Walrossleder, welches ebenfalls, wenn auch verhältnismässig selten zur
Riemenfabrikation Verwendung findet, zeigt Stärken bis über 20 mm.
Die Haut hat roh die grösste Festigkeit, ist in diesem Zustande jedoch wenig
elastisch, schmiegt sich der Scheibe nicht an, wird mit der Zeit spröde und ist
dem Verderben ausgesetzt. Sie wird deshalb vor der Verwendung dem Gerbprozess
unterworfen, welcher ihr die für Riemenbetrieb erforderlichen Eigenschaften der
Elastizität und Dauerbarkeit verleiht. Durch die Aufnahme der Gerbstoffe werden
die tierischen Häute biegsam, geschmeidig und vollkommen widerstandsfähig gegen
Fäulnis.
Die Art der Gerbung bildet nächst der Güte der Rohhaut den wichtigsten Faktor für
die spätere Beschaffenheit der Riemen und beeinflusst im übrigen auch wesentlich
die Preise derselben. Als Gerbstoffe werden sowohl Pflanzenstoffe wie auch
Mineralien benutzt, und man unterscheidet nach dem verwendeten Gerbmaterial die
Lohgerbung, welche mit vegetabilischen
Gerbstoffen erfolgt, und die Mineralgerbung, die
anorganische Verbindungen verwendet, und dementsprechend bezeichnet man die
Riemen der ersten Klasse als lohgare, die der zweiten als mineralgare Riemen.
Wie bekannt, enthalten die Blätter, das Holz, die Rinde und auch die Früchte
vieler Pflanzen Gerbstoff oder Gerbsäure – so ist z.B. in der Eichenrinde und in
den Galläpfeln die wichtige Eichengerbsäure enthalten –, die aus den genannten
fein gemahlenen Stoffen durch Aether oder Alkohol extrahiert werden kann. Die
wichtigsten Gerbmaterialien sind die Eichen-, Fichten- und Weidenrinde sowie die
australischen Mimosenrinden. Von mineralischen Gerbstoffen gelangen
hauptsächlich Alaune, an deren Stelle in unserer Zeit vielfach
Aluminiumsulfat gebraucht wird, und Chromverbindungen zur Verwendung.
Es gibt zwei Arten der Lohgerbung, die als Gerbung alter Art und als
Schnellgerbung bezeichnet werden. Die besten Riemen werden durch die
Eichenlohgerbung nach alter Art erhalten; jedoch wird reine Eichenlohgerbung für
Riemenleder der hohen Kosten wegen nur in verschwindend kleinem Umfange
angewendet. Die alte Gerbung gerbt mit schwachen Brühen langsam an, bringt die
Häute dann in Gruben mit dem Gerbstoff zusammen und lässt sie den Gerbstoff
langsam aus dem Gerbmaterial aufsaugen. Diese Art der Gerbung erfordert lange
Zeit, mehrere Jahre, und ist deshalb sehr teuer. Durch die langsame Gerbung
erhält das Leder jedoch erhöhte Festigkeit, Geschmeidigkeit und Elastizität, da
die Poren der Haut nicht übermässig mit dem Gerbstoff angefüllt werden. – Die
Schnellgerbung extrahiert zunächst den Gerbstoff und bringt die Häute in diese
Extrakte, die Aufnahme des Gerbstoffes noch durch Bewegung und Erwärmung
beschleunigend. Diese Art der Gerbung ist naturgemäss sehr viel billiger, sie
ergibt jedoch ein stark dehnendes und brüchiges Leder, das für Treibriemen
weniger geeignet ist.
Die niedrigste Stufe unter den mineralgegerbten Riemen nehmen die Rohhautriemen
ein, die aus ganz schwach alaungegerbten und dann mässig gefettetem Leder
hergestellt sind. Sie stehen von allen Ledern der rohen, ungegerbten Haut am
nächsten und besitzen ihren Vorzug: eine grosse Zerreissfestigkeit, aber auch
ihre Nachteile: Sprödigkeit, geringe Elastizität und geringe
Widerstandsfähigkeit gegen Oele, Nässe, Hitze usw. Diese Riemen werden brüchig,
sobald durch die Einwirkung der Feuchtigkeit oder der Hitze der Alaun und das
Fett verdrängt sind. Auf sehr viel höherer Stufe steht die Chromgerbung, die in
neuerer Zeit vielfach Anwendung findet und ein festes, geschmeidiges und dabei
gegen Wärme, Feuchtigkeit und chemische Einflüsse widerstandsfähiges Leder
ergibt. Die Gerbung erfolgt durch Fixiren unlöslicher Chromverbindungen in den
Poren der Haut. Chromgegerbte Riemen haben schon grössere Verbreitung gefunden
und dürften die eichenlohgaren Riemen noch weiter verdrängen, zumal sie billiger
als diese sind.
Vor der Verarbeitung zu Treibriemen bedürfen die Häute noch einer sorgfältigen
Vorbereitung und Auswahl, welche durch die natürliche Beschaffenheit derselben
bedingt werden. Die Haut ist sackförmig gewachsen und hat – wie oben gezeigt ist
– an ihren verschiedenen Stellen nicht nur eine sehr verschiedene Dicke, sondern
auch vor allem ausserordentlich verschiedene Festigkeit und Elastizität, worauf
beim Zerschneiden der Tafel besondere Rücksicht genommen werden muss, um Bahnen
zu erhalten, deren Querschnitt überall gleiche Dicke und gleiche
Festigkeitseigenschaften aufweist.
Entsprechend dem in Fig. 9 gezeigten Querschnitt
der Haut wird dieselbe parallel der Wirbelsäule in fünf Teile geschnitten (Fig. 10), die untereinander an Dicke und
Festigkeit verschieden sind. Da diese Teile gemäss der ursprünglichen Form der
Haut stets mehr oder weniger krumm sind und, ohne weiteres zu Riemen
verarbeitet, schief laufende Riemen von verschiedener Dehnung geben würden, so
werden sie zunächst gestreckt, um eine gerade Form zu erhalten und ihre
bleibende Dehnung zu verlieren. Zu diesem Zwecke werden die eingeweichten Bahnen
in nassem Zustande auf sogen. Streckbrettern mittels Schrauben über die im
Betriebe vorkommende Beanspruchung hinaus angespannt und darauf in gespanntem
Zustande getrocknet. Aus diesen so vorbereiteten Teilen werden alsdann die
gewünschten Breiten geschnitten. Für einen tadellosen Riemen ist es nun
unbedingt erforderlich, dass alle Bahnen desselben aus gleichgelagerten
Hautteilen entnommen werden, so dass jede Haut für einen Riemen nur je zwei
Bahnen ergibt.
Riemen für Dynamomaschinen, Elektromotoren und andere schnellaufende Maschinen
sowie auch breitere Hauptriemen erfordern eine besondere Sorgfalt der
Herstellung, da an ihre Elastizität und Gleichförmigkeit erhöhte Anforderungen
gestellt werden. Es wird deshalb hier noch die Vorsicht gebraucht, den Riemen so
zu schneiden, dass Riemenmitte und Mitte der Haut zusammenfallen, damit der
Riemen an allen von der Mittellinie gleich weit entfernten Stellen gleiche Dicke
und gleiche Beschaffenheit der Fasern hat und demnach so gerade und ruhig läuft,
wie dies praktisch überhaupt erreichbar ist.
Die einzelnen aus dem Kern geschnittenen Bahnen haben je nach der Dicke eine
Länge von 1,25–1,50 m. Ihre Enden werden von Hand mit dem Lederhobel oder auch
mittels Maschinen abgeschrägt (ausgeschärft) und dann zusammengeleimt
(gekittet), worauf die Leimstelle zur Erzielung einer guten Verbindung zwischen
Pressbacken zusammengepresst wird. Für alle ganz trocken laufenden Riemen genügt
die Leimung der Verbindungen, die in diesem Falle dauerhafter als andere
Verbindungen ist. Meistens werden die Leimstellen aber noch mit Pechdraht,
fettgaren Nähriemen oder Kupferdraht genäht oder auch mit kupfernen Nieten
genietet. Da das Durchnähen den Riemen schwächt, so soll derselbe weniger
ausgeschärft werden als beim einfachen Leimen; die Verbindungsstellen werden
dicker und steifer als bei nur geleimten Riemen. Für 1 qcm Riemenquerschnitt
sollen 15 bis 25 qcm Leimfläche gerechnet werden, wonach die Verbindungsstellen
der Riemen etwa 200 bis 400 mm lang werden. Die Zugfestigkeit der Leimstellen
beträgt nach Bach 20 bis 30 v. H. weniger als
diejenige des vollen Riemens.
Die Lederriemen werden als einfache Riemen bis 8 mm (grösste Dicke der gegerbten
Ochsenhaut), als doppelte bis 16 mm und als drei- und vierfache bis 30 mm dick
hergestellt. Einfache Riemen werden aber zweckmässigerweise – wenigstens für
wichtigere Zwecke – nur 5 mm, höchstens aber 6,5 mm, doppelte 10 bis 12 mm stark
gewählt, da die Bahnen des Mittelrückens gegenüber den dickeren der Seitenstücke
die wesentlichen Vorteile einer bedeutend höheren Elastizität und geringer Dicke
bieten, und da im übrigen die Festigkeit des Mittelrückens soviel höher ist,
dass die Gesamtzugfestigkeit des dünnen Mittelrückenriemens annähernd ebenso
gross ist wie diejenige des 8 bis 9 mm dicken Riemens aus den Seitenteilen der
Haut. Mehrfache Riemen werden hergestellt, indem eine entsprechende Anzahl von
Lederlagen aufeinander geleimt und vernäht wird, und zwar werden die Riemen am
besten so zusammengelegt, dass die Fleischseiten einander berühren, die
Haarseite in diesem Falle also Laufseite wird. Bei diesen mehrfachen Riemen
erscheint es zweckmässig oder gar notwendig, die Nähriemen auf der Laufseite in
Nuten zu versenken und fest in diese Vertiefungen einzuwalzen. Auf diese Weise
wird einmal einem starken Verschleiss der Binderiemen vorgebeugt und ferner
verhindert, dass der Riemen nur mit den vorstehenden Fäden die Scheibe berührt,
im übrigen aber nicht anliegt.
Der auf Länge zusammengefügte Riemen soll vor dem Gebrauch noch mehrere Tage mit
einer Belastung von etwa der dreifachen Grösse der Nutzbelastung gedehnt werden,
wobei sich noch eine beträchtliche bleibende Dehnung bis zu 5 v. H. ergibt.
Dieses Strecken dient zugleich zur Kontrolle der Leimstellen.
Die Herstellung eines sehr breiten Riemens von vollkommen gleichmässiger
Beschaffenheit und geradem Lauf bietet selbstverständlich sehr viel grössere
Schwierigkeiten und gestaltet sich verhältnismässig teurer als die Anfertigung
schmaler
Riemen. Nach dem jetzigen Stande der Riemenfabrikation erscheint es zulässig,
einfache Lederriemen bis zu 1 m Breite herzustellen; jedoch wird man im
allgemeinen nicht gern Riemen von mehr als 500 bis 600 mm Breite verwenden und
nötigenfalls lieber mehrere Riemen wählen.
Wie aus dem Gesagten hervorgeht, ist zur Fabrikation guter Ledertreibriemen
ein sehr grosses Lederlager erforderlich, da ja schon zu einem längeren Riemen eine grössere Anzahl Häute verarbeitet werden
muss.
(Fortsetzung folgt.)