Titel: | Die Motorwagen auf der internationalen Automobilausstellung, Berlin. |
Autor: | Wolfgang Vogel |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 808 |
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Die Motorwagen auf der internationalen
Automobilausstellung, Berlin.
Von Wolfgang Vogel,
Ingenieur, Berlin-Wilmersdorf.
(Fortsetzung von S. 793 d. Bd.)
Die Motorwagen auf der internationalen Automobilausstellung,
Berlin.
Gobron Brillié hatte ihre von der üblichen Type
erheblich abweichenden Wagen ausgestellt. Was besonders auffiel, ist der Aufsatz,
welcher sich oben auf den Zylindern befindet und die beiden Zylinderpaare
kastenartig umgibt. Der Motor besitzt gegenläufige Kolben. In jedem Zylinder
befinden sich also zwei Kolben, von denen der eine in üblicher Weise nach unten mit
Hilfe einer Pleuelstange auf die Kurbelwelle einwirkt. Der andere dagegen wird von
dem Druck der explodierenden Gase aufwärts getrieben und presst dabei gegen ein
Querstück, das an beiden Seiten mit besonders gestalteten Pleuelstangen die aussen
liegenden Kurbeln der Kurbelwelle umfasst. Die Zylinder sind paarweise
zusammengegossen, und jedes Zylinderpaar enthält daher vier Kolben, von denen zwei
nach unten und zwei nach oben gegen das erwähnte Querstück wirken. Die Kurbeln sind
so gerichtet, dass die Kurbeln der nach unten wirkenden Kolben parallel stehen und
die der nach oben wirkenden Kolben untereinander ebenfalls parallel, aber gegen die erst
erwähnten Kurbeln um 180° versetzt sind. Ein seitlich aus den Zylindern
herausgebautes Ventilgehäuse, welches sich etwa in der Mitte zwischen beiden Kolben
befindet, enthält die Einlass- und Auslassventile. Bei jeder Explosion in einem der
Zylinder bewegen sich die beiden in denselben befindlichen Kolben und zwar so, dass
der eine in üblicher Weise nach unten läuft, wogegen der andere emporsteigend die
Traverse und mit ihr die daran befestigten Pleuelstangen in die Höhe zieht.
Die Schmierung der unteren Kolben erfolgt durch ein Oelbad, das sich im Kurbelgehäuse
befindet. Die oberen Kolben erhalten das Oel durch einen selbsttätigen
Schmierapparat, welcher Leitungen besitzt, die zu den kastenartigen Verschalungen
der oberen Kolben führen. Die Zündung ist doppelt ausgeführt, zum Anlassen verwendet
man die Akkumulatorzündung, wogegen man während der Fahrt die Magnetzündung
einschaltet.
Das Getriebe hat Mercedesschaltung und vier Geschwindigkeiten. Die Konuskupplung ist
gewissermassen doppelt ausgeführt. Es sind zwei Friktionskegel angebracht. Der
kleinere der beiden greift zunächst an, wenn eingeschaltet wird. Er besitzt keinen
Lederbelag, wogegen der zweite beledert ist. Die Zweiteilung der Kupplung hat den
Zweck, ein besonderes sanftes Anfahren zu gewährleisten.
Bei der Vorliebe, die jetzt für Automobilomnibusse herrscht, fand das von der „Schweizer Automobil- und Motorbootfabrik
Vulkan“ ausgestellte Omnibuschassis viel Interesse. Der Wagen hat
Kettenantrieb, Mercedeschaltung. Die Maschinenteile sind bis zum Getriebekasten hin
nach unten vollständig abgeschlossen. Die Hinterräder tragen doppelte Reifen. Der
Motor hat Abreisszündung mit wagerecht schwingenden Abreisshebeln. Eine Oelleitung
führt zu den Gelenken des Abreissmechanismus. Die Wasserkühlung arbeitet mit Pumpe.
Omnibusse dieser Type sollen in London zur Zufriedenheit laufen. Auf das gleiche
Chassis lässt sich auch ein Lastwagenoberkasten setzen.
Daneben stand ein 10–15 PS-Vierzylinderchassis. Der Motor hat Abreiss- und
Batteriezündung (Magnetzündung System Sims-Bosch)
selbsttätige Oelpumpe, Wabenkühler, Zentrifugalpumpe für den Wasserumlauf usw. Der
hinter dem Rückkühler liegende Ventilator stellt sich selbst, dem Zuge einer Feder
folgend, so ein, dass der zu seinem Antriebe dienende Riemen stets gespannt
bleibt.
Das Getriebe hat vier Gänge, der grosse Gang hat „direkten Eingriff“. Die
Cardanwelle ist mit dem Getriebe durch ein einfaches Kreuzgelenk mit der Welle des
kleinen Kegelrades dagegen durch ein „Bechercardangelenk“ verbunden.
Adam Opel, Russelsheim, baut jetzt seine sämtlichen
Wagen mit Cardanantrieb. An dem ausgestellten 40 PS-Chassis sah man eine durch
Paternosterwerk bediente Schmierung, die der Italaschmierung gleicht. Der Wagen
besitzt Konuskupplung, das Getriebe hat Kulissenschaltung.
Die durch ihre Omnibusse besonders bekannte „Süddeutsche
Automobilfabrik, Gaggenau i. Baden“ brachte u.a. ein
Vierzylinderchassis, dessen Motor sich durch eine oben auf den Zylindern gelagerte
Steuerwelle auszeichnet. Diese Steuerwelle wird durch eine Vertikalwelle
angetrieben, die auch den Ventilator betätigt. Dadurch entfallen die Uebelstände,
welche der Ventilatorriemen verursacht.
Bei den Vierzylinderchassis von Horch fielen die durch
Stossstangen unter Vermittlung eines Hebels gesteuerten, hängenden Saugventile auf.
Das Gemisch wird in einem automatischen Vergaser hergestellt. Der Wagen hat
Konuskupplung.
Sehr saubere Arbeit lässt der 20–30 PS vierzylindrige „Daimler-Lastwagen“ erkennen. Das gleiche Chassis findet auch
für Omnibusse Verwendung. Die Ventile sind symmetrisch zu beiden Seiten des
Zylinders angeordnet, eine aussenliegende Oelpumpe bewirkt beständigen Umlauf des
Schmiermaterials. Die Zündung ist als Abreisszündung ausgebildet. Die Verbindung
zwischen Motor und Getriebe wird durch eine Konuskupplung hergestellt.
Ausser dem Kupplungs- und den Bremspedalen ist noch ein „Accelerateurpedal“
angebracht.
Ein sehr schönes Stück ist auch der 40 PS-Fiat-Wagen. Er
hat automatischen Vergaser mit Zusatzluftventil, Abreisszündung, beiderseitig vom
Zylinder angeordnete Ventile, Getriebe mit Kulissenschaltung. Der grosse Gang ist
nicht „direkt“, sondern treibt den Wagen, welcher Kettenübertragung besitzt,
unter Vermittlung der Vorgelegewelle des Getriebes an. Die Kupplung ist als
Lamellenkupplung durchgebildet. Die beiden Lamellenserien bestehen aus ungleichem
Material (Stahl und „Metall“).
Vor dem ersten Zylinder des Motors steht der Zylinder einer kleinen Luftpumpe, welche
den für die selbsttätige Anlassvorrichtung gebrauchte Luft in einen Windkessel
fördert. Beim Anlassen geht die komprimierte Luft durch je ein an jedem der Zylinder
befindliches Anlassventil über den Kolben.
Der grosse „Adler-Vierzylinder“ weist, abgesehen
von der neuen Scheibenkupplung, dem letzten Modell gegenüber keine grossen
Abänderungen auf. Als Neuheit bieten die Adlerwerke
einen kleinen Wagen, den sie als „Adlerkleinauto“ bezeichnen, Das Fahrzeug
ist nach der „Laurin & Klement-Type“ gebaut,
der gegenüber es jedoch verschiedene Abänderungen aufweist.
Der im Vorderteil des Wagens gelagerte Zweizylinder-V-Motor wird durch Wasser gekühlt. Den Umlauf erzwingt eine Pumpe. Zur
Rückkühlung wird der bekannte Adlerkühler mit flachen Röhren verwendet.
Der Vergaser arbeitet automatisch. Die Zündung ist als Doppelzündung ausgeführt. Die
zum Anlassen verwendete Akkumulatorzündung hat Trembleurspule. Der Magnetinduktor
ist ein Bosch-Lichtbogenapparat. Ein Steuermechanismus
ist für die Saugventile nicht vorgesehen.
Durch eine Konuskupplung, ohne Lederbelag wird die Bewegung des Motors auf das mit
drei Geschwindigkeiten ausgestattete Vorgelege übertragen. Rückwärtsgang ist
ebenfalls vorgesehen. Der Wagen hat Cardanantrieb. Zur Schmierung des Cardans sowie
auch der Kupplung ist eine Fettpresse vorgesehen. Die Schmierung des Motors erfolgt
durch Tropföler und kann mit Hilfe einer Oelpumpe verstärkt werden.
Von den beiden Bremsen wirkt die durch Handhebel betätigte auf die Hinterräder ein,
wogegen die Fussbremse die Hauptwelle des Getriebes bremst.
Die Räder haben aus Stahl gepresste Speichen.
Der ganze Wagen, dessen Rahmen aus gepressten ∪-Trägern besteht, wiegt mit seiner
zweisitzigen Karosserie etwa 540 kg.
Unter den „Hexe-Motorwagen“ der Firma Achenbach & Cie., Hamburg fiel ein Sechszylinder
auf. Die vorderen und die drei hinteren Zylinder besitzen je eine Vergasungsanlage
und ein gemeinschaftliches Gaszuführungsrohr. Die Ventile sind zu beiden
Zylinderseiten angebracht.
Bei den Vierzylinder-„Dixi-Wagen“ der Fahrzeugfabrik Eisenach liegen die sämtlichen Ventile
auf der einen Seite des Motors. Die Zylinder sind, wie es vorherrschend üblich ist,
paarweise gegossen. Der Motor hat eine durch Friktionsantrieb betätigte Wasserpumpe.
Das Friktionsrad wird gegen das Schwungrad gepresst.
Das Getriebe mit vier Geschwindigkeiten (grosse mit direktem Eingriff) leitet die
Drehbewegung durch eine Cardanwelle zum kleinen Kegelrade. (Kulissenschaltung). Die Handbremse wirkt
auf die Hinterräder.
Ein auf dem Platze der „Argus-Motoren-Gesellschaft“ stehendes Arguschassis zeigte eine in
eigentümlicher Weise betätigte Luftpumpe. Diese wird durch die Steuerwelle der
Auslassventile indirekt angetrieben, dadurch dass sie mit der einen
Auslassventilspindel in Verbindung steht. Die Pumpe pumpt Druck in den tief
liegenden Bezinbehälter.
Der Wagen hat Lamellenkupplung.
Textabbildung Bd. 321, S. 810
Fig. 18. Ford-Wagen.
Auf dem Stand der „Neuen Automobilgesellschaft“
(„N. A. G“) befanden sich unter anderem zwei
Chassis. Das eine hat Ketten-, das andere Cardanantrieb. Die Ventile liegen zu
beiden Seiten der Zylinder. Der Motor hat magnetelektrische Abreisszündung, Kühlung
mit Pumpe und den eigentümlichen Röhrenkühler, welcher die N. A. G. Wagen schon von
aussen als solche kenntlich macht. Bei dem Kettenwagen liegt ein Ventilator hinter
dem Kühler, ein zweiter ist in das Schwungrad eingebaut. Die Kupplung dieses
Fahrzeuges ist eine Lamellenkupplung. Zur Bedienung der Kupplung und der Bremsen
sind drei Pedale angebracht.
Dass man auch Vier- und sogar Sechszylinderwagen zu sehr billigen Preisen herstellen
kann, zeigen die von der „Westlichen
Automobilzentrale (Praust &
Benda)“ ausgestellten „Ford-Wagen“.
Diese Fahrzeuge werden in den „Ford-Motorwerken, Detroit,
Mich., hergestellt.
Den Motor des Wagens zeigt Fig. 18. Die sechs
Zylinder stehen einzeln, Saug- und Auslassventile sind auf einer Seite der Zylinder
angebracht, so dass die Maschine von der entgegengesetzten Seite gesehen (Fig. 19) einen überaus einfachen Eindruck macht. Die
schon lange von Renault angewendete Schotteneinteilung
des Kurbelgehäuses ist bei dem Motor ebenfalls in Anwendung gebracht, um zu
vermeiden, dass bei langen Steigungen, bezw. Gefällen, das an einem Punkte des
Kurbelgehäuses zusammenfliessende Oel einige der Zylinder (es sind das, je nachdem
bergauf oder bergab gefahren wird, die hinteren oder die vorderen) übermässig
fettet, wogegen die anderen trocken laufen. Durch die Querwände im Kurbelgehäuse
(Schotten) wird dieses in sechs Unterkammern geteilt.
Der Motor hat Batterie und Magnetzündung (letztere ist als Kerzenzündung
ausgebildet).
Die Stärke des Sechszylinders wird bei 114 mm Bohrung und 107 mm Hub mit 40 PS
angegeben.
Der Rahmen ist ein gepresster Stahlrahmen, die Wasserzirkulation des Motors wird
durch eine Zahnradpumpe bewirkt. Das Getriebe arbeitet mit direktem Eingriff für die
grosse Geschwindigkeit, es ist als Planetengetriebe ausgebildet. Die
Geschwindigkeitsschaltung erfolgt durch einen seitlich neben dem Führersitze
angebrachten Handhebel. Neben diesem Hebel ist bei dem Sechszylinder der Handhebel
der auf die Hinterräder einwirkenden Bremse angebracht. Der Vierzylinder besitzt
anstelle dieses Hebels ein drittes Pedal, das in der Bremsstellung feststellbar
ist.
Die links neben diesem liegenden beiden Pedale betätigen (von links nach rechts
gerechnet) 1. den Rückwärtsgang, 2. die Getriebebremse. Der Wagen hat
Cardanantrieb.
Der Vergaser ist ein für allemal auf richtige Gemischbildung eingestellt.
Fig. 20 zeigt den von den Fordwerken gebauten Sechszylinder in Ansicht von oben.
Textabbildung Bd. 321, S. 810
Fig. 19. Ford-Wagen.
Bei ihren neuen Vierzylinderwagen verwendet die „Nürnberger Motorfahrzeugfabrik Union“ das durch Fig. 21 erläuterte Reibradgetriebe. Bekanntlich ist
diese Firma eine treue Anhängerin des Reibradantriebes, obschon dieser eigentlich
nur bei den kleinen Wagen mit schwachem Motor Daseinsberechtigung hat. Die
Motorwelle ist bei dem abgebildeten Vierzylinderchassis mit einer Längswelle
gekuppelt, die zwei Planscheiben trägt. Die auf zwei voneinander unabhängigen
Querwellen angebrachten Diskusräder berühren diese Planscheiben und zwar das eine
die vordere, das andere die hintere Planscheibe. Durch die bewegliche Anordnung der
Querwellenlager ist es möglich, die Diskusse, um Rückwärtsfahrt einzustellen, mit den
entgegengesetzten Planscheiben in Berührung zu bringen. Die hierdurch bedingte
Schiefstellung der Querwelle hat für das Ab- und Auflaufen der Ketten auf die an den
Querwellenenden angebrachten Kettenräder kaum irgend eine nachteilige Folge.
Besonders interessant ist es, dass der Wagen kein Differentialwerk besitzt, obgleich
beide Hinterräder angetrieben werden. Eine verschiedene Tourenzahl der beiden
Hinterräder ist durch den Reibradantrieb ermöglicht, in der Weise, dass die
Diskusräder beim Kurvenfahren einfach ein wenig auf ihren Planscheiben gleiten.
Textabbildung Bd. 321, S. 811
Fig. 20. Ford-Wagen.
Die beiden Diskusse sind derartig miteinander in Abhängigkeit gebracht, dass sie
stets auf Kreisbahnen von gleichem Durchmesser laufen. Es ist das unbedingt nötig,
weil ja anderenfalles die Diskusräder beständig gleiten würden, was zur schnellen
Zerstörung des Lederbelages führen müsste.
Die kleinen Wagen dieser Firma werden jetzt ausnahmslos mit Handhebel für die
Diskuseinstellung ausgeführt, nur auf besonderen Wunsch wird bei diesen Fahrzeugen
statt des Hebels ein Handrad angeordnet, das bei den früheren Modellen allgemein
üblich war.
Textabbildung Bd. 321, S. 811
Fig. 21. Maurer-Wagen.
Zur Klasse der „Kleinen Wagen“ rechnet auch der von Rad. Ley, Arnstadt i. Th., gebaute „Loreley-Wagen“, dessen Monopol
für Deutschland die „Automobil-Union, G. m. b.
H.“, Berlin, hat. Der Wagen unterscheidet sich von vielen seiner
Art durch die ihm eingebaute Vierzylindermaschine, denn bei kleinen Wagen verwendet
man zur Zeit gewöhnlich Zwei- oder auch Einzylindermotore. Die vier einzeln
stehenden Zylinder haben Wasserkühlung. Die Bohrung beträgt 70 mm, der Hub 80 mm,
und die Leistung der Maschine wird bei 1600 Umdrehungen mit 10 PS angegeben. Fig. 22 zeigt den Motor von der rechten Seite. Durch
das unterste der drei in der Figur sichtbaren Rohre tritt das von der Wasserpumpe
kommende Kühlwasser in die Zylindermäntel ein. Das Kühlwasser geht, nachdem es die
Wassermäntel der Zylinder durchströmthat, durch das oberste Rohr in den Rückkühler,
hinter welchem ein Ventilator arbeitet. Man sieht in der Abbildung noch die vier an
den Zylindern angebrachten Zischhähne.
Textabbildung Bd. 321, S. 811
Fig. 22. Vierzylindermotor des Loreley-Wagen.
Textabbildung Bd. 321, S. 812
Fig. 23. Vierzylindermotor des Loreley-Wagen.
Textabbildung Bd. 321, S. 812
Fig. 24. Getriebe des Loreley-Wagens.
Fig. 23 zeigt die linke Motorseite. Man erkennt den
Magnetapparat (sogen. Lichtbogenzündung), die Auslassventilspindeln, sowie den
Steuermechanismus, der über den Auslassventilen hängend angebrachten
Saugventile. Der Steuerungsmechanismus ist in Fig.
22 etwas besser sichtbar. Auf vier kleinen Böcken sind vier doppelarmige
Hebel angeordnet. Die senkrechten Stosstangen werden durch die Einlassnocken, welche
mit dem Auslassnocken auf einer gemeinschaftlichen Steuerwelle sitzen, immer zu
Beginn eines Saughubes in einem der Zylinder aufwärts gestossen, wodurch der nach
unten gehende Arm des doppelarmigen Hebels das Saugventil desjenigen Zylinders
aufschlägt, dessen Kolben z. Z. seinen Saughub beginnen soll.
Das unterste Rohr in Fig. 23 ist das Auspuffrohr. Der
darunter sichtbare Vergaser saugt durch das gebogene Rohr in der Nähe des
Auspuffrohres angewärmte Luft an. Das mittlere Rohr ist das Saugrohr, wogegen
endlich das oberste das in den Wassermänteln erwärmte Kühlwasser zum Kühler
führt.
Das Gasgemisch stellt der mit einem selbsttätigen Luftventil ausgerüstete Vergaser
stets in richtiger Zusammensetzung her. Die Verstellung des auf dem Handrad
angebrachten Drosselhebels hat gleichzeitig eine Verstellung der Zündung zur
Folge.
Das Getriebe (Fig. 24) hat direkten Eingriff bei der
„grossen Geschwindigkeit“ und drei Vorwärtsgänge nebst
Rückwärtsgeschwindigkeit.
Umgeschaltet wird mit einem unter dem Steuerrade befindlichen Handhebel. Die
Schaltvorrichtung ist mit der Kupplung derartig in Abhängigkeit gebracht, dass ein
Umschalten der Geschwindigkeiten nicht eher möglich ist, als der Fahrer mit Hilfe
des Kupplungspedals die Kupplung gelöst hat. Umgekehrt kann die Kupplung nicht eher
wieder eingeschaltet werden, als die Zahnräder sich in vollem Eingriff miteinander
befinden.
Textabbildung Bd. 321, S. 812
Fig. 25. Loreley-Wagen (Chassis).
Die Drehbewegung wird zu den Hinterrädern unter Vermittlung einer Cardanwelle
übertragen (s. Fig. 25). Die geteilte Hinterachse
trägt das Differentialwerk, welches keine Kegelräder besitzt.
Die Bremsen sind als Innenbremsen ausgeführt und müssen durch einen Handhebel
betätigt werden. Eine Fussbremse wirkt auf das Getriebe ein und ist als Aussenbremse
ausgebildet.
Textabbildung Bd. 321, S. 813
Fig. 26. Geschützautomobil (System Heinr. Ehrhardt).
Die Ansicht des Chassis schräg von oben, Fig. 25,
zeigt sehr deutlich zwei vom Gehäuse der Hinterachse ausgehende Stangen. Sie
dienen zur Reaktionsaufnahme. Im übrigen ist auch die Anordnung der verschiedenen
Organe in Fig. 25 gut zu überblicken.
Ein Geschützautomobil (Fig. 26) war auf dem Stande
von Heinrich Ehrhardt, Düsseldorf & Zella-St.
Blasii zu sehen. Der Wagen weicht hinsichtlich seines Mechanismus nur
unwesentlich von der Type Decauville, nach welcher Ehrhardt seine Tourenwagen baut, ab. Die Maschine wird
als 50pferdig bezeichnet
Dieses Automobil unterschied sich von allen anderen auf der Ausstellung durch seine
Panzerung und die Ausrüstung mit einem 5 cm-Schnellfeuergeschütz mit Rohrrücklauf.
Dieses Geschütz ist mit seinem Ständer auf den Wagenrahmen geschraubt und wird von
einem Panzerkasten von 3,5 mm starkem Nickelstahlblech umschlossen. Das Geschütz
kann sowohl in wagerechter als auch in lotrechter Richtung bewegt werden und zwar
mit grosser Schnelligkeit. Die Bedienungsmannschaft von Wagen und Geschütz ist durch
den Panzer vor feindlichen Kugeln gesichert. Munition für 100 Schuss wird
mitgeführt. Die Räder des Wagens tragen nicht Pneumatiks, sondern Vollgummireifen.
Dieses Panzerautomobil dürfte sich besonders für Ballon Verfolgungen eignen.
(Schluss folgt.)