Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | E. R. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 14 |
Download: | XML |
Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Gasprüfer.(Uehling.) Der neue Apparat stellt in bekannter Weise
den Gehalt der Essengase an CO2 fest und zeigt im
Kesselraum für den Heizer unmittelbar den jeweiligen Betrag an. Außerdem steuert er
eine im Ueberwachungsraum des Kraftwerkes angebrachte Schreibvorrichtung, die die
Angaben in Form einer Kurve aufschreibt. Mit dem Gasprüfer kann ein Pyrometer
verbunden werden, das die Temperatur in der Nähe der Feuerbrücke mißt. Seine Angaben
werden zusammen mit denen des Gasprüfers auf demselben Blatt durch eine
Schreibvorrichtung verzeichnet. 4 Fig. (Street Railway Journal 1906 S. 583 bis
584.)
Pr.
Indikatorfedern.(Streeter.) Da es wünschenswert ist, die
Indikatorfedern oft nachzuaichen, wird als einfaches Mittel hierzu vorgeschlagen,
ein Rohr von etwa 150 mm Durchm. und 750 mm Länge an beiden Enden durch Deckel zu
schließen und mit einem Anschluß für ein Manometer, eine Dampfzuführung und
zweckmäßig für sämtliche zu denselben Versuchen benötigte Indikatoren zu versehen.
Durch stufenweises Einlassen von Dampf werden dann für geringere Drücke im Abstand
von 2, für größere von 5 oder von 10 kg die Prüfdrucke hergestellt und durch Drehen
der Indikatortrommel als Striche aufgeschrieben. Die Stufen werden alsdann in der
gleichen Weise mit sinkendem Druck hergestellt, um die durch Reibung und Totgang
verursachten Ungenauigkeiten erkennen zu lassen. (Power 1906, S. 601. 1 Fig.)
Pr.
Saitengalvanometer.(W. Einthoven.) Die in der Technik häufig
wiederkehrende Aufgabe, die Form zeitlich sehr rasch verlaufender Strom- oder
Spannungskurven, wie sie bei Dynamomaschinen, Unterbrechern, Telephon und dergl.
auftreten, messend festzulegen, wird z. Z. gemeinhin mit Hilfe der Braunschen Kathodenröhre oder mit Hilfe von
Oscillographen verfolgt. Erstere Methode setzt relativ starke Ströme voraus, während
beispielsweise der Blondelsche Oscillograph (Journ. der
Phys. (4) S. 273 (1902)) schon auf Ströme von 0,0001 Amp. anspricht. In dem Einthovenschen Saitengalvanometer scheint ein technisch
brauchbares hochempfindliches Instrument von vielseitiger Verwendungsfähigkeit
vorzuliegen. In einem starken Magnetfeld konstanter Stärke ist ein versilberter,
dünner Quarzfaden gespannt, der von dem zu messenden Strom durchflössen wird. Die
elektrodynamische Wirkung des Stromes einerseits und die des Kraftlinienfeldes
andererseits bewirkt eine Ausbiegung des Quarzfadens, die durch ein mit Skala
versehenes Mikroskop gemessen oder aber photographisch registriert wird. Die
angezogene Abhandlung gibt eine eingehende rechnerische Diskussion der Kurven und
der Apparatkonstanten. Eine Empfindlichkeit von 1,87. 10– 9 Amp. bis 9 . 10– 9 Amp. f. d. mm
Kurvenordinate ist noch gut erhältlich. Die schwingende Masse der Saite ist sehr
klein, der Größenordnung nach rd. 5 . 10– 6 Gramm.
Empfindlichkeit und Dämpfung können durch die Fadenspannung in außerordentlich
großen Grenzen (etwa im Verhältnis 1,9 : 100000) geändert werden. (Annalen d. Physik
1906 (13 und 14) S. 514 ff, S. 665 ff. Siehe auch Pflügers Archiv 82, S. 101, 1900.)
E. R.
Eisenbahnwesen.
Ausstellungsbahn Mailand.(Müller.) Die etwa 1 km lange Hochbahn zwischen den
beiden Teilen der mailändischen Ausstellung ist die erste Einphasen-Wechselstrombahn
in Italien und die erste der Welt, die den Finzi-Motor
verwendet. Dieser ist ein Reihenschlussmotor mit längsgeteilten, lamellierten Polen
und Neusilberwiderständen zwischen der Ankerwicklung und dem Kommutator. Die beiden
Endwagen eines aus vier Wagen bestehenden Zuges sind mit je zwei 30 PS-Motoren (für
150 bis 300 Volt Klemmenspannung bei 15 Perioden sekundlich) die beiden mittleren
Wagen mit je einem Motor ausgerüstet. Je drei Motoren werden in
Hintereinanderschaltung gespeist. Die Steuerung der beiden Gruppen erfolgt vom
jeweilig führenden Wagen mittels eines Transformators, der die Oberleitungsspannung
von 2000 Volt entsprechend ermäßigt und an mehreren Klemmen seiner Sekundärwicklung
verschiedene Spannungen abzunehmen gestattet.
Die Wagen sind zweiachsig, je 10 m lang, 2,07 m breit und haben 4 m
langen, festen Radstand. Das Zuggewicht beträgt 56 t, die höchst erreichbare
Fahrgeschwindigkeit 40 km/Std. Eine durchgehende Luftbremse, Siemenssche Bügelstromabnehmer und
Akkumulatorenbatterien zur Beleuchtung vervollständigen die Ausrüstung.
Die Oberleitung ähnelt der für Strassenbahnen, nur sind die
Isolatoren aus Porzellan. Den Strom zum Betriebe der Bahn liefert ein besonderer
Generator, der von einem aus dem städtischen Netz gespeisten 600 PS-Drehstrommotor
mit 410 Uml./Min.
angetrieben wird. Als Reserve ist ein zweiter Generator vorhanden, der mit einem 500
PS-Gasmotor gekuppelt ist. 17 Fig. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
1906, S. 1736–1739.)
Pr.
Elektrische Bahnen der Stadt
Columbus. Die für den Stadtbetrieb dienenden Wagen verschiedener Bauart und
Abmessungen haben zwei Motoren. Um den Verkehr in den Hauptstraßen zu beschleunigen und
größeren Verkehr mit einer geringeren Zahl von Führern zu bewältigen, sind die
Hälfte der Wagen mit einer Zugsteuerung für vier Motoren versehen. Ein zweiter
Motorwagen wird mit einem solchen gekuppelt und dessen Motoren von den
Steuerapparaten des ersten Wagens über Kupplungen gespeist. Die Ausrüstung des
zweiten Wagens mit den Zugsteuerungsapparaten wird hierbei gespart. Die von der
Stadt ausgehenden Ueberlandbahnen haben Wagen mit vier Motoren von 75–100 PS. Auch
für den Betrieb der einzelnen Wagen ist man dazu übergegangen, Zugsteuerungsapparate
(durch Hilfsströme gesteuerte Einzelschalter für die Motorstromkontakte) zu
verwenden, da die Fahrschalter für so grosse Energiemengen einer stetigen
Ueberwachung bedürfen.
Die verschiedenen Kraftwerke, derenn einzelne Ausrüstung angegeben
ist, bieten nichts neues. Für das Kilometer Schienenlänge sind 1,5 Kwt., für den
Wagen 97 Kwt. in den Kraftwerken vorhanden. Der mittlere Energieverbrauch auf zehn
Strecken beträgt 1,85 Kwt. für den Wagenkilometer. Denselben Betrag erzielt eine
andere Strecke vermöge ihrer zahlreichen Speiseleitungen und ihrer guten
Schienenverbindungen, trotzdem sie 40 t Wagen verwendet, die mit vier 100 PS-Motoren
ausgerüstet sind. Mit 35 PS-Motoren und sehr leichten Wagen bringt eine andere
Strecke es sogar auf nur 1,24 Kwt. für den Wagenkilometer.
Bemerkenswert ist, daß eine Gesellschaft für ihre
Hochspannungsfernleitung siebenadrige Aluminiumseile verwendet, die den Vorteil
bieten sollen, daß sich an ihnen kein Reif ansetzt. 13 Fig. (Electrical World 1906,
S. 707–712.)
Pr.
Schienenbettung bei elektrischen
Bahnen.(Clark.) In Cleveland (Ohio) besteht der Boden aus
Sand, der teilweise etwas Lehm enthält; einige Straßen haben jedoch Tonboden. Vor
der Verlegung der Schienen auf Sandboden werden durch kleine Erdwälle Gräben
gebildet, die mit Wasser gefüllt werden, um ein Verdichten des Bodens zu erzielen.
Hierbei tritt eine Senkung von 75–100 mm auf. Bei Ton- und Lehmboden wird der Boden
etwas tiefer als nötig ausgehoben, und der entsprechende Teil wieder mit Sand
gefüllt und letzterer durch Wasser eingeschlämmt. Hierauf wird entschieden, ob eine
Entwässerung nötig ist; und zwar wird sie bei Tonboden in Gleismitte verlegt. Bei
Sandboden wird sie nur vorgesehen, wenn er naß ist. Nach Erörterung einer größeren
Anzahl bisher angewandter Verfahren der Schienenbettung und deren Kosten kommt der
Verfasser zu dem Urteil, daß (für amerikanische Verhältnisse) die Verlegung auf
Eisenschwellen und in Beton billiger sei, als die auf Eichenschwellen und Beton oder
Schotter. Er legt für die Eichenschwellen hierbei einen Preis von 3,20-M. f. d.
Stück und eine Lebensdauer von 12 Jahren, für die Eisenschwellen eine solche von 20
Jahren zu Grunde. Für den Beton empfiehlt er, besten Portland-Zement mit einem
Mischungsverhältnis von 1 zu 3 zu 6 zu nehmen und behauptet, daß nach seiner
Erfahrung die hohen Anlagekosten sich durch wesentlich verringerte
Unterhaltungskosten wett machen. 14 Fig. (Street Railway Journal 1906, S. 400 bis
403.)
Pr.
Eisenhüttenwerke.
Verbesserungen in Stahlwerken in
Amerika. Die große Entwicklung in der Stahlindustrie Amerikas und die
langandauernde große Nachfrage nach deren Erzeugnissen hat zu großen Erweiterungen
in vielen Stahlwerken und auch zum Bau einiger neuer Werke geführt. Das bedeutendste
neue Stahlwerk wurde von der Indiana Steel Co. gebaut.
Wenn vollendet, soll dieses Werk 15000 Arbeiter beschäftigen und die Stahlwerke mit
Nebenbetrieben, Arbeiterwohnungen usw. werden ungefähr 15000000 Pfund Sterling
kosten. Schätzungsweise soll dasselbe 5 Millionen Tonnen Erze im Jahre verhütten und
2½ Millionen Tonnen Stahl erzeugen.
Es sollen 16 Hochöfen gebaut werden, jeder von 450 t Tagesleistung,
und 84 basische S.-M.-Oefen von je 60 t Chargengewicht.
Die Walzwerke umfassen Brammen, Block- und Knüppelwalzwerk, ein Schienenwalzwerk von
900000 t jährl. Leistung und zwei Blechwalzwerke, eines 48'', das andere 160'',
mit einer gemeinsamen Leistung von 300000 t im Jahr; ferner ein Façoneisen- und
Handelseisenwalzwerk von von 8'' bis 20''.
Eine große Kokerei mit Nebenproduktengewinnung soll angelegt
werden. Das Hochofengas soll zum Betrieb großer Gasmaschinen verwandt werden, welche
Elektromotoren treiben, die den Strom zum Betrieb aller Maschinen liefern sollen.
Ein Hafen und ein Erzlagerplatz soll ebenfalls angelegt werden. Jedes Gebäude für
eine Gruppe von 14 S.-M.-Oefen zu je 60 t
Chargengewicht wird 1190' × 206' groß sein, mit 80' breiter Chargier- und 60'
breiter Gießbühne. Die Chargierbühne wird durch 75 t-Krane und die Gießhalle durch
125 t-Krane bedient.
Am Ende jeder Ofengruppe, zunächst bei den Hochöfen, sind die
Mischergebäude, 86' × 120' jedes groß. Die Mischer haben 300 t Inhalt und werden
hydraulisch betätigt. Die Gießpfannen werden durch 75 t-Laufkrane bedient, welche
auch mit einer zweiten Hebevorrichtung für 15 t ausgestattet sind.
Am Hochofen sollen zuerst 8 Hochofen-Gasgebläsemaschinen von je
3000 P.S. gebaut werden. Dieselben sollen 75 Umdrehungen i. d. Minute machen und
33000 Kubikfuß Luft i. d. Minute ansaugen und auf einen Druck von 1,3 at bringen;
der höchste Druck soll 2,1 at betragen. Ein 30'' Universalwalzwerk und eine
Schienenstraße für leichte Profile sind ebenfalls schon im Bau. Die Universalstraße
soll Universaleisen von 6''–30'' Breite bis zu einer Länge von 80' walzen und soll
7500 t im Monat machen.
Die Schienenstraße ist für leichte Profile und hat drei Gerüste für
Walzen von 24'' Durchm.
Die Universalstraße ist eine Reversierstraße; beide Straßen sind
von einem Gleichstrommotor elektrisch angetrieben.
Die Wärmöfen sind gasgefeuerte Stoßöfen nach dem Regenerativsystem.
Die Jones & Laughlin Steel
Co. hat ebenfalls ein neues Façoneisenwalzwerk für Träger von 5'' – 12'', ⊔
von 6'' – 14'' ∡ von 4'' × 4'' – 8'' × 8'' gebaut. Das Gebäude ist in
Eisenkonstruktion 100' bei 500' und enthält die Wärmöfen, die Vor- und Fertigstraßen
und Reservewalzen. Im Anschluß daran sind die Warmbetthallen, Scheren und
Lagerhallen gebaut. Jedes Gebäude wird durch 12 t-Laufkrane bedient. Der
Knüppellagerplatz kann 4000 t Knüppel lagern und zwei 20 t elektrische Laufkrane mit
33' Spannweite bedienen ihn. (Engineer 1906, S. 695-698.)
St.
Elektrotechnik.
Energiebedarf elektrischer
Fahrzeuge.(Anderson.) Auf Grund der charakteristischen Kurven
eines 40 PS-Gleichstrombahnmotors stellt der Verfasser für einen 18 t-Wagen, der mit
zwei derartigen Motoren ausgerüstet ist, ein Fahrdiagramm (Geschwindigkeit und
Strombedarf als Funktion der Zeit) für eine Stromaufnahme von 72 Amp. f. d. Motor,
eine Gesamtzugkraft von 635 kg und eine sekundliche Beschleunigung von 1,5 m in
bekannter Weise auf. Die auf gleiche Weise erhaltenen Werte für verschiedene
Streckenlängen
Streckenlängein m
Mittlere Fahr-geschwindigkeitin km
Watt-Std. f. d.t/km
Kilowattf. d. t.
240
16,4
131
1,35
610
24,1
88
1,33
1220
29,3
68
1,25
zeigen, dass der Stromverbrauch sinkt, während die mittlere
Fahrgeschwindigkeit mit der Streckenlänge steigt. Hierbei ist gleichfalls die
bereits angegebene Beschleunigung angenommen. Die Wattstunden f. d. t/km sinken und
die Kilowatt f. d. t steigen, wenn die Anfahrzugkräfte größer werden. Wesentliche
Zunahme der genannten Werte bewirkt Erhöhung der mittleren Geschwindigkeit für das
Befahren derselben Strecke. Schliesslich wird auch noch der Einfluß zweier
verschiedener Anfahrzugkräfte auf den Kraftverbrauch und die Fahrgeschwindigkeit
untersucht. Der Verfasser folgert als allgemein gültig, daß große Wagen in
geeigneter Zeitfolge den billigsten Betrieb ergeben. 7 Figuren. (Street Railway
Journal 1906, S. 715–717.)
Pr.
Oscillatorische Entladung polarisierter
Zellen.(F. Krüger.) Schickt man durch eine elektrolytische
Zelle eine Zeitlang einen elektrischen Fremdstrom, schaltet sodann diesen ab und
legt an Stelle dessen einen stromfreien Schließungskreis an, so wird letzterer
bekanntlich von einem dem primären entgegengesetzten Strom, dem Polarisationsstrom,
durchflössen. Die elektrolytische Zelle verhält sich also gewissermaßen wie ein
Kondensator der aufgeladen wird und eine bestimmte Kapazität besitzt, hier die
sogenannte Polarisationskapazität, deren Sitz die Uebergangsschicht zwischen
Elektrode und Elektrolyt ist.
Verfasser gibt neben einer eingehenderen Theorie
ausgezeichnete Versuche über die oscillatorische Form des Polarisationsstromes, die
z.B. dann auftritt, wenn der Schließungskreis eine kleine Selbstinduktion enthält,
die mit wachsender Selbstinduktion jedoch aperiodisch wird. Die Warburgsche Theorie der Doppelschichtenkapazität wird
durch die Versuche gestützt, die mathematischen Ableitungen des Verfassers
bestätigt. Zur Aufnahme des vollständigen zeitlichen Verlaufes der Entladungskurven
bewies sich der Helmholtzsche Pendelunterbrecher bis zu
Frequenzen, die auf etwa 50000 i. d. Sekunde hinaufgingen, als geeignet.
Das Thema scheint u.a. für die Frage der elektrolytischen
Wechselstrom-Gleichstromumformung von technischem Belang zu sein. (Annalen d. Phys.
1906 (14) S. 701.)
E.
R.