Titel: | Ueber Preßluft-Ausrüstungen. |
Autor: | H. Grimmer |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 487 |
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Ueber Preßluft-Ausrüstungen.
Von Ingenieur H. Grimmer.
(Fortsetzung von S. 477 d. Bd.)
Ueber Preßluft-Ausrüstungen.
Schläuche.
Zur Verbindung der Rohrleitung mit den Werkzeugen sind in den meisten Betrieben
Gummischläuche verschiedener Herstellungsart im Gebrauch. Ihre Dauerhaftigkeit ist
besonders bei mangelhaftem Gummi nur gering. Durch das der Preßluft stets
beigemengte Oel wird die innere Gummischicht des Schlauches zerstört, sie löst sich
von dem sie umgebenden Gewebe ab und gelangt stückweise in die Werkzeuge. Um das
Loslösen der inneren Gummischicht zu verhüten, hat man versucht, dieselbe durch ein
darüber gelegtes Stoffgeflecht zu schützen. Diese Anordnung hat sich jedoch auf die
Dauer nicht bewährt, da die Preßluft niemals ganz trocken ist. Das mitgeführte
Wasser setzt sich in dem Geflecht fest und ruft allmählich dessen Vermodern
hervor.
Zum Schütze dieser Stoffeinlage hat man über dieselbe noch ein Metallgeflecht
angeordnet.
Der Schlauch von Stubert in St. Johann enthält ein
weitmaschiges Geflecht aus dünnen, flachen und stark verzinkten Eisenbändern.
Obgleich das Eisengeflecht sehr fest gegen die Schlauchwand liegt, wird die
Biegsamkeit des Schlauches doch nicht beeinträchtigt.
Chr. Berghöfer & Co. in
Cassel gibt seinen Schläuchen (Fig. 35)
Innenpanzerung aus einem dichten Geflecht von feinen verzinkten Metallfäden.
Die erwähnten Innenpanzerungen haben den weiteren Vorteil, daß sie die
Widerstandsfähigkeit gegen einen inneren Druck und örtliche Verdruckungen bedeutend
erhöhen.
Als Schutz gegen äußere Beschädigungen legt dieselbe Firma um die Gummischläuche
eine runde oder flache Drahtspirale.
Die flache Spirale ist der runden vorzuziehen, da sie sich fester an die Schläuche
anlegt und weniger leicht verschieben läßt.
Textabbildung Bd. 322, S. 487
Schläuche von Berghöfer & Co.
Vollkommener ist der Schutz ganz besonders gegen Ansengen durch außen
umsponnenes Geflecht aus feinen Drähten.
Fig. 36
zeigt einen Schlauch mit Metallpanzer in Verbindung mit einer Spirale. Durch diese
Ummantelung wird die Beweglichkeit des Schlauches in keiner Weise
beeinträchtigt.
Um bei langen Leitungen im Freien oder im Winter allzu starken Abkühlungen der
Preßluft oder gar dem Einfrieren der Schläuche vorzubeugen, umwickelt die genannte
Firma die Schläuche mit einer geteerten Kordel und Drahtspirale (Fig. 37).
Veranlaßt durch die leichte Beschädigung der Gummischläuche sowohl von innen wie von
außen, ist man zur Einführung von Metallschläuchen übergegangen. Dieselben besitzen
neben größerer Leichtigkeit und Beweglichkeit noch den weiteren Vorteil großer
Dichtigkeit selbst bei hohem Druck. Ferner sind sie sehr wiederstandsfähig gegen
Knicken und äußere Abschürfungen.
Zu ihrer Herstellung wird je nach dem Verwendungszweck ein besonders profiliertes
Metallband aus Stahl, Bronze oder Messing und dergl. schraubenförmig aufgerollt, so
daß die Ränder dicht aber beweglich über- und ineinander greifen. Die dadurch
gebildeten Rinnen sind durch einen Dichtungsfaden ausgefüllt, welcher vollständig
von Metall umgeben und so gegen Abnutzung gesichert ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 488
Fig. 38 und 39.Schläuche der Metallschlauchfabrik Pforzheim.
Als Dichtung wird je nach dem Verwendungszweck Gummi, oder, wenn es nicht auf große
Biegsamkeit ankommt, Asbest verwendet.
Ist die Preßluft sehr ölhaltig, so dürfte die Asbestdichtung der Gummidichtung
vorzuziehen sein.
Zur Erhöhung des Widerstandes gegen inneren Druck werden die Metallschläuche von der
Metallschlauchfabrik Pforzheim mit Umflechtung aus
Eisen versehen (s. Fig. 38), oder in
mehreren Lagen übereinander angeordnet. Fig. 39 zeigt einen
doppelten Schlauch für Betriebsdrucke bis zu 30 at.
Etwas abweichend von der Profilierung der zuletzt beschriebenen Metallschläuche sind
diejenigen von P. Poensgen in Köln und zwar zeigt Fig. 40
einen Schlauch mit Gummidichtung, Fig. 41 einen solchen
mit Asbestdichtung.
W. Mensche & Co. in
Elberfeld fertigen Schläuche bis 250 at Druck, um großen Widerstand gegen Knicken
zu erreichen, indem sie um einen Metallschlauch ohne eingelegten Dichtungsfaden
einen Gummimantel herumlegen (Fig. 42).
Um von jeglicher Gummi- oder sonstigen Dichtung unabhängig zu sein, verwendet man
neuerdings die biegsamen Metallrohre D. R. P. 83341 der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken Karlsruhe. Dieselben werden aus
nahtlosen Röhren aus Messing oder Tombak durch Einwalzen von schraubenförmig
gewundenen Wülsten hergestellt (Fig. 43).
Die Vorteile dieser Rohre bestehen in großer Biegsamkeit, Widerstandsfähigkeit gegen
hohen Druck bei geringer Wandstärke und dem dadurch bedingten geringen Gewicht, vor
allen Dingen jedoch in der vollkommenen Dichtigkeit.
Textabbildung Bd. 322, S. 488
Fig. 40 u. 41.Schläuche von Poensgen.
Wenn Preßluftwerkzeuge für Handbetrieb mit diesen Rohren angeschlossen werden sollen,
dürfte es sich immerhin empfehlen, zwischen das Werkzeug und das biegsame Rohr ein
kurzes Schlauchende von ungefähr 1 m Länge einzuschalten.
Textabbildung Bd. 322, S. 488
Fig. 42.Schlauch von Hensche & Co.
Aehnlich wie die bereits beschriebenen Schlaucharten werden auch die biegsamen Rohre
zur Erzielung einerhöheren Widerstandsfähigkeit mit einem Geflecht aus feinem
galvanisierten Flachstahl umgeben.
Textabbildung Bd. 322, S. 488
Fig. 43.Schlauch der deutschen Waffen- und Munitionsfabriken
Karlsruhe.
Verbindungsstücke.
Die Verbindung der Preßluftschläuche unter sich bezw. mit den Abzweigungen der
Rohrleitung sowie mit den Werkzeugen soll möglichst einfach und rasch hergestellt
werden können.
Die meisten Preßluftbetriebe sind heute mit den in Fig. 44 u. 45
dargestellten Kupplungen ausgerüstet. Dieselben bestehen aus zwei gleichen Hälften
mit eingelegten Gummiringen a, die durch
Aneinanderpressen und eine Vierteldrehung nach rechts zusammengekuppelt werden.
Hierbei gehen die Ansätze b der einen Kupplungshälfte
in die Nuten c der andern und bleiben nach Beendigung
der Vierteldrehung durch den Gegendruck der Gummiringe in den Aussparungen d haften.
Neben mannigfachen Vorzügen besitzt diese Kupplung den empfindlichen Mangel, daß die
Gummiringe durch das aus dem Kompressor durch die Preßluft mitgerissene Oel sehr
schnell angegriffen und zerstört werden.
Schon nach kurzer Verwendungsdauer kann man bemerken, daß die zuerst
ausgezeichnet dichtenden Ringe klebrig werden und ihre Form und damit die
Dichtigkeit verlieren.
Sehr häufig kommt es auch vor, daß die Ringe von selbst herausfallen oder beim
unvorhergesehenen plötzlichen Lösen der Kupplung durch den Luftstrom
herausgeschleudert werden und verloren gehen.
Textabbildung Bd. 322, S. 489
Fig. 44 und 45.Schlauchkupplung.
Der Verlust der verhältnismäßig teuren Gummiringe ist gering zu nennen gegen den
durch die Undichtigkeit der Kupplung bedingten Verlust an Preßluft sowie den
Zeitverlust, der durch das Einsetzen neuer Ringe entsteht.
Fig. 46 stellt eine Kupplung von Johannes Bork in Lübeck dar, welche die teueren,
besonders zu fertigenden Gummiringe der vorstehend beschriebenen Kupplung zu umgehen
sucht. Dafür werden dünne etwa 2 mm starke Dichtungen a
eingelegt, wozu die auf jedem Werke entstehenden Gummi- oder sonstigen
Dichtungsabfälle Verwendung finden können.
Die Kupplung besteht aus zwei gleichen Hälften, deren Klauen b beim Schließen die schräglaufenden Leisten c der anderen Hälfte umfassen. Durch eine Drehung nach rechts erfolgt
durch die Schraubenflächen c an vier Stellen
gleichzeitig ein gleichmäßiges Anziehen und Zusammenpressen der beiden
Kupplungshälften.
Textabbildung Bd. 322, S. 489
Fig. 46.Schlauchkupplung von Bork.
Textabbildung Bd. 322, S. 489
Fig. 47.Schlauchkupplung mit Schutzringen von Fuchssteiner &
Froning.
Zum Schütze der Kupplungen für den Preßluftbetrieb in Bergwerken, Steinbrüchen und
dergl. werden dieselben von der Firma Fuchssteiner &
Froning in Dortmund-Cörne mit angegossenen Schutzringen versehen (Fig. 47), wodurch beim Schleifen der Schläuche
eine Beschädigung de Nocken ausgeschlossen ist.
Die Schlauchverschraubungen (Fig. 48a u. 48b)
bieten den Vorteil, daß sie keine Dichtungsringe erfordern. Sie führen aber
ebenfalls zu Arbeitsverzögerungen und Unterbrechungen, da die Gewinde und
Dichtungsflächen beim Auffallen auf harte Gegenstände oder beim Schleifen über den
Boden sehr leicht beschädigt werden.
Textabbildung Bd. 322, S. 489
Fig. 48a und 48b.Schlauchkupplungen.
C. Lehmann in St. Johann a. Saar verwendet zum Schütze
der Gewinde und der Dichtungsflächen gegen äußere Beschädigungen eine Schutzglocke
nach Fig.
49a und 49b mit Außen- oder
Innengewinde. Fig. 50 zeigt eine geschlossene Verschraubung für Gummischlauchanschluß.
Zum Uebergang eines weiten Schlauches zu einem engen dienen Verschraubungen mit
einem Reduktionsstück.
Textabbildung Bd. 322, S. 489
Schlauchkupplungen mit Schutzglocke von Lehmann.
Um den Anforderungen eines besonders rauhen Betriebes zu genügen, wird die Kupplung
von Lehmann & Co. nach
Fig. 51 verstärkt.
Die Schutzglocke wird übrigens auch bei Hähnen und Ventilen zur Anwendung gebracht
(Fig. 52a u. 52b).
Die Dichtung bei den erwähnten Verschraubungen erfolgt ohne Dichtungsmaterialien und
nur durch einen langen Konus.
Textabbildung Bd. 322, S. 489
Fig. 51.Verstärkte Kupplung von Lehmann & Co.
Zur Vermeidung bezw. zur leichteren Beseitigung von Verdrehungen und Verwicklungen
der Schläuche hat die Firma Aug. Honig G. m. b. H. in
Köln-Nippes sich eine Schlauchkupplung mit drehbarem Kupplungskopf unter D. R. P. No. 173451
schützen lassen (Fig. 53).
Der Schlauchstutzen a liegt lose mit dem Bund c in einer entsprechenden Ausdrehung des
Kupplungskopfes b. Zwischen den Bund c und den ringförmigen Ansatz e wird ein weicher Dichtungsring d
eingeschoben, welcher selbst bei geschlossener Kupplung noch eine Drehung des
Kupplungskopfes b gestattet.
Textabbildung Bd. 322, S. 490
Fig. 52a.Hähne mit Schutzglocke.
Textabbildung Bd. 322, S. 490
Fig. 52b.Ventil mit Schtzglocke.
Textabbildung Bd. 322, S. 490
Fig. 53.Schlauchkupplung von Hönig G. m. b. H.
Durch die Art der Einbettung des Dichtungsringes wird ferner ein Wegschleudern
desselben durch die Preßluft bei plötzlichem unvorhergesehenem Lösen der Kupplung
vermieden.
Um das Ausströmen der Preßluft und das Schlagen der Schlauchenden beim plötzlichen
Lösen der Kupplungen bezw. Verschraubungen während des Betriebes zu verhindern,
wendet man solche mit eingebauten Rückschlagventilen an.
Die Schlauchverbindungen für Preßluftwerkzeuge werden gewöhnlich mit nur einem Ventil
ausgestattet, welches in der mit dem Rohrstrang verbundenen Kupplungshälfte
angeordnet ist und durch das Zusammenkuppeln der beiden Hälften geöffnet wird.
Beim Lösen derselben schließt sich das Ventil wieder von selbst.
Für Preßlufthebezeuge werden beide Kupplungshälften mit je einem selbstschließenden
Ventil versehen, so daß beim Lösen der Kupplung weder Preßluft aus der Zuleitung
noch solche vom Hebezeug her entweichen kann, wodurch Betriebsunfällen vorgebeugt
wird, falls zurzeit der Entkupplung das betr. Hebezeug noch belastet sein
sollte.
Textabbildung Bd. 322, S. 490
Fig. 54.
Die Befestigung der Kupplungen auf den Gummischläuchen erfolgt stets so, daß man das
Schlauchende über die Ansatztülle der Kupplung streift und mit einer oder mehreren
Schlauchklemmen festhält (Fig. 54).
Nicht so einfach ist die Befestigung der Kupplungen an Metallschläuchen, da sich die
letzteren zum Einschieben des Anschlußstückes nicht aufweiten lassen.
(Schluß folgt.)