Titel: | Zum 70. Geburtstag von Johannes Klein in Frankenthal (Rheinpfalz). |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 461 |
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Zum 70. Geburtstag von Johannes Klein in Frankenthal
(Rheinpfalz).
[Zum 70. Geburtstag von Johannes Klein in Frankenthal
(Rheinpfalz).]
Johannes Klein wurde am 8. Dezember 1845 zu
Klingenmünster, einem kleinen Orte der Rheinpfalz, geboren, wo sein Vater Magazinier
der Kreisanstalt war. Nach dem Verlassen der Volksschule besuchte der Knabe in den
Jahren 1859 bis 1862 die Gewerbeschule, zu Landau und sollte alsdann ein Handwerk
erlernen. Klein, der der beste Schüler seiner Klasse war,
bezog jedoch auf Veranlassung des verstorbenen Hofrats Dr. Dick die polytechnische Schule zu München und wurde durch ein Kgl.
Kreisstipendium und ein Stipendium der Gienanth-Stiftung
unterstützt. Zwei Jahre später siedelte er nach Karlsruhe über, um dort ein weiteres
Jahr die polytechnische Hochschule zu besuchen. In diesem Jahr absolvierte er zwei
Kurse, um schnell sein Studium beenden zu können. Während der Ferien vom zweiten zum
dritten Jahre des Studiums arbeitete er auf dem Architektenbüro der bayerischen
Ostbahn in München.
Nun kamen die Jahre praktischer Tätigkeit. Mitte September 1865 trat er in die
bekannte Dinglersche Maschinenfabrik in Zweibrücken ein,
um in deren Werkstätten durch eine Tätigkeit als Schlosser Einblick in die Praxis
des Maschinenbaues zu erhalten. In den Lohnlisten wurde er damals mit einem Lohn von
12 Kreuzern im Tag als Schlosser geführt. Eine Stellung auf ihrem Techn. Büro, die
der junge Klein wünschte, konnten ihm die damaligen Inhaber der Dinglerschen Maschinenfabrik, die Herren Dingler und Wolf, nicht geben,
da gerade in dieser Zeit der Maschinenbau fast ganz darniederlag. In der Kühnleschen Maschinenfabrik in Frankenthal (jetzt Kühnle, Kopp & Kausch)
gelang es Klein, eine Stellung auf dem Technischen Büro
zu erhalten, die ihm im Alter von 21 Jahren ein Einkommen von 40 Gulden im Monat
sicherte. Anfänglich wollte er nur kurze Zeit in Frankenthal bleiben, doch dauerte
seine Tätigkeit in der Kühnleschen
Maschinenfabrikvier Jahre. Ein Apparat, den Klein
während dieser Zeit konstruierte und der bestimmt war, Speisewasser selbsttätig in
den Dampfkessel zurückzuführen, fand in der ehemaligen Aktien-Brauerei in
Frankenthal Aufstellung. Der Direktor dieser Brauerei, Herr Schanzlin, interessierte sich für den Apparat und regte den Gedanken an,
gemeinschaftlich mit Klein eine Werkstätte zur
Herstellung dieser Apparate zu gründen. Herr August
Becker aus Lambsheim beteiligte sich ebenfalls durch Kapital an der
Gründung, und so entstand 1871, als Herr Klein 26 Jahre
alt war, die weithin bekannte Firma Klein, Schanzlin
& Becker. Von den Teilhabern betätigte sich nur Klein. Das Fabrikgebäude hatte nur einen sehr
bescheidenen Umfang. Es wurde zunächst 41 m × 13,5 m Grundfläche mit zwei
Sheddächern überbaut. Zwölf Arbeiter waren die ganze Belegschaft. Der Speiseapparat
führte sich nicht so ein, wie man ursprünglich gehofft hatte. Man mußte neue
Fabrikationsartikel aufnehmen, kaufte zunächst alte Dampfmaschinen, reparierte sie
und verkaufte sie dann wieder. Später ging man an die Herstellung selbstdichtender
Hähne, Sicherheitsventile, Kondenstöpfe und dergleichen für die Gruben- und
Hüttenwerke des Saargebiets und die chemische Industrie, die in der Nähe ansässig
war. In diese Zeit etwa fällt auch die Erbauung der ersten Balanzierpumpen. Damit
war der Pumpenbau aufgenommen, der neben anderen Sondererzeugnissen den Weltruf der
Firma Klein, Schanzlin & Becker begründet hat. Nach drei Jahren war die Arbeiterzahl auf vierzig
Personen gestiegen. Rastloser Fleiß und eiserne Energie des heutigen Jubilars, der
auch jetzt noch in der Arbeit seine eigentliche und innerste Befriedigung findet,
brachten das Werk auf eine ansehnliche Höhe. Von den zahlreichen technischen
Neuerungen, die Herrn Kommerzienrat Klein zu verdanken
sind seien besonders genannt: Der Freifall-Kondenstopf, das Kleinsche
Maschinenelement, die Unapumpe und die Rückkühlanlagen. Die Erzeugnisse der Firma
Klein, Schanzlin & Becker sind heute über die ganze Erde verbreitet. Im Jahre 1887 wurde das
Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Es beschäftigt heute etwa 1700
Arbeiter und Angestellte. Die Gesamtgrundflächeder Fabrik beträgt jetzt 180000
m2. Herr Kommerzienrat Klein ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der Aktiengesellschaft und
bekleidet eine Reihe von Ehrenstellen. Unter anderen gehört er seit langen Jahren
dem Stadtrat der Stadt Frankenthal als eifriges, für das Wohl der ihm innerhalb 44
Jahren ans Herz gewachsenen Stadt besorgtes Mitglied an.