Titel: | Versuche an einer Dampfmaschinenreglung. |
Autor: | Anton Gramberg |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 25 |
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Versuche an einer
Dampfmaschinenreglung.
Von Professor Dr.-Ing. Anton
Gramberg aus Danzig-Langfuhr.
GRAMBERG: Versuche an einer Dampfmaschinenreglung.
Die folgenden Versuche sollen die bei der Kraftmaschinenreglung auftretenden
Erscheinungen erläutern. Sie wurden mit einer Längsverbund-Dampfmaschine angestellt,
die im Auspuffbetrieb arbeitete. Die sogenannte alte Collmann-Steuerung des Hochdruckzylinders wird vom Regler in bekannter
Weise beeinflußt. Der Regler wird (Abb. 1) von der
Steuerwelle angetrieben. Seine Muffenstellung kann bei r abgelesen werden und überträgt sich durch die Hängestangen l des Stellzeuges auf die Regelwelle, die sich um einen
mäßigen Winkel verdreht.
Das Reglergewicht bezogen auf die Muffenbewegung, wie man es durch Anheben des
Reglers im Stillstand der Maschine durch Auswiegen feststellen kann, war etwa 108
kg; darin sind die in Abb. 1 gezeichneten
Einlegegewichte nicht mit gewogen; sie waren bei den Versuchen dauernd
herausgenommen.
An der Reglung findet sich normal das wagerecht mit der Hand verstellbare
Laufgewicht, das die Drehzahl der Maschine von rund 120 auf rund 135 verändert.
Außer diesem Gewicht ist in Abb. 1 noch besonders für
Versuchszwecke mit der Regelwelle eine Spindel verbunden, auf der sich Gewichte I und II in bestimmtem
Abstand über oder unter der Regel welle anbringen lassen. Diese Gewichte üben dann
gar keine Wirkung auf die Regelwelle und den Regler aus, wenn die Spindel genau
senkrecht steht; das war der Fall bei einer mittleren Stellung der Reglermuffe und
der Regelwelle. Bewegt sich aber die Regelwelle, so üben die Gewichte schnell zunehmende Momente auf die Regelwelle und schnell zunehmende Kräfte auf die Reglermuffe aus; die Kräfte
nehmen von negativen Werten über Null zu positiven, algebraisch gerechnet dauernd in
einem Sinn zu, und zwar annähernd proportional den Wegen der Reglermuffe, um so
schneller, je weiter die Gewichte nach oben oder unten von der Reglerwelle entfernt
sind.
Die Wirkung der veränderlichen Gewichte, die einerseits im wagerechten, andererseits
im senkrechten Sinne verschoben werden, auf die Reglung untersucht man, indem man
durch Auflegen verschiedener elektrischer Belastungen Nel auf die Maschine den Regler in
verschiedene Stellungen r gehen läßt und die
zugehörigen Drehzahlen n beobachtet.
Zunächst wurde das wagerecht laufende Gewicht verstellt;
es war 18,15 kg schwer, wurde von seiner Normalstellung (links) um 0,1 m und dann um
0,2 m (ganz nach rechts) verstellt; der Arm der Regelwelle, an dem die
Muffenkraft anfaßte, war im Mittel 0,141 m. Daher übte die Verschiebung des
Gewichtes zusätzliche Kräfte von 18,15\,.\,\frac{0,1}{0,141}=12,9\mbox{ kg} bzw. 18,15\,.\,\frac{0,2}{0,141}=25,8\mbox{ kg} auf die Muffe aus. Wurde
nun die Leistung verändert, so ergaben sich Ablesungen nach Maßgabe von Abbildung 2. In den beiden Endstellungen und in der
Mittelstellung des Laufgewichtes ergaben sich die drei ansteigenden, einander
parallelen Kennlinien der Reglung.
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Abb. 1. Schematische Darstellung der Reglung mit den
Versuchseinrichtungen.
Die wagerechte Verschiebung des Laufgewichtes läßt also die Kennlinie der Reglung
eine Wanderung nach rechts machen, ohne sie zu drehen; sie beeinflußt die Drehzahl,
nicht aber die Ungleichförmigkeit der Reglung. Beachtenswert ist der Verlauf der
Kurven gleicher Nutzleistung Nel des Dampfdynamosatzes. Gleicher Leistung
entspricht bei höherer Drehzahl ein kleineres Drehmoment, also ist eine höhere Reglerstellung zu erwarten. Das ist auch bei allen
Belastungen der Fall, jedoch nicht bei Leerlauf. Bei Leerlauf sind die
Eigenwiderstände des Satzes maßgebend, die bei höheren Belastungen verdeckt werden.
Das Moment der Eigenwiderstände nimmt mit der Drehzahl zu, daher sinkt der Regler im
Leerlauf bei wachsender Drehzahl: mehr Dampf ist beim Leerlauf Voraussetzung für
schnelleren Lauf der Maschine.
Werden weiterhin die senkrecht anzubringenden Gewichte
verändert, so ergibt sich ein Bild nach Abb. 3.
Einmal war der Regler im normalen Zustand; ein zweites Mal war ein Gewicht 20 kg im
Abstand 0,3 m
unier der Regelwelle angebracht, entsprechend einem zusätzlichen Produkt Kraft × Arm
(letzteren wagerecht gedacht) von Mz
= – 6 m kg; ein drittes Mal war ein Gewicht 10 kg 0,3 m
über der Regelwelle angebracht, Mz
= + 3 m kg. Unter dem Einfluß, dieser Gewichte erfährt
die Kennlinie der Reglung eine Drehung ohne Verschiebung. Sie wird steiler, wenn das
Gewicht oberhalb der Regelachse ist, die Reglung nähert sich dann der Astasie; die
Kennlinie wird flacher, die Reglung wird stark statisch durch, das unter der
Regelachse befindliche Gewicht. Die mittlere Drehzahl der Maschine bleibt, die Ungleichförmigkeit ändert sich. Das untenliegende Gewicht nämlich zieht den Regler stets in
die Mittelstellung, es sind daher größere Aenderungen der Drehzahl nötig, um ihn
gleichwohl in die Endstellungen gelangen zu lassen. Das obenliegende Gewicht zieht
die Reglung in die Endstellungen, so daß umgekehrt nur kleinere Aenderungen der
Drehzahl nötig sind, um den Uebergang bis in die Endstellungen zu veranlassen. –
Ueber weitere Versuchspunkte der Abb. 3 sei noch
erwähnt: Bringt man je ein Gewicht von 10 kg je 0,32 m unter und über der Regelwelle
an, so wird weder die Drehzahl noch der Ungleichförmigkeitsgrad der Reglung
beeinflußt. Die Masse des Reglers ist dadurch größer, der Regler träger geworden.
Die Punkte „träge“ und „normal“ liegen in Abb. 3 dicht beieinander, obwohl die Reglermasse um 20\,.\,\left(\frac{0,32}{0,141}\right)^2=103\mbox{ kg} Gewicht
vermehrt war, also beträchtlich im Vergleich zur Reglermasse (130 kg). Die Masse als
solche (d.h. wenn sie nicht als Gewicht zur Geltung kommt, sondern ausgeglichen ist)
hat also keinen Einfluß auf das statische Verhalten der Reglung.
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Abb. 2. Kennlinien der Reglung bei veränderter Drehzahl.
Es sind ferner in Abb. 3 noch Versuche
eingetragen,Genauere Besprechung
in: Gramberg, Maschinenuntersuchungen und das
Verhalten der Maschinen im Betriebe. Berlin, Julius Springer. Unter der
Presse. bei denen einmal künstlich eine Klemmung der
Reglerbewegung erzeugt war, ein zweites Mal eine reine sogenannte molekulare
Dämpfung. Die Klemmung wurde erzeugt, wie Abb. 1
erkennen läßt: zwei Backen reiben sich mit der einstellbaren Kraft R' gegen das Mittelstück, das durch die Reglerbewegung
zwischen ihnen hin und her gezogen wird. Zur Erzeugung der molekularen Dämpfung
trat an Stelle dieses Geklemmes eine Oelbremse. Grundsätzlich unterscheiden sich
beide Einrichtungen dadurch voneinander, daß bei der Oelbremse die hemmende Kraft mit der Geschwindigkeit (etwa quadratisch)
wächst, und daß sie vor allem mit der Geschwindigkeit gegen
Null konvergiert; bei dem Geklemme aber ist die
hemmende Kraft von der Geschwindigkeit der Bewegung ziemlich unabhängig, sie behält
gleiche Größe auch in der Ruhe. Das ist bekannt.
In Abb. 3 liegen daher die Versuchspunkte auch bei
angestellter Oelbremse regelmäßig, die Ruhelage wird
durch die Oelbremse nicht beeinflußt. Das Geklemme aber läßt die Ruhelage der
Reglung breit streuen, es ergibt grobe Unregelmäßigkeiten. –
Alles bisher Gesagte bezog sich auf die Frage, wie sich Drehzahl n und Reglerstand r unter
dem Einfluß der regelnden Eigenschaften des Reglers auf einen Beharrungszustand einstellen. Wir wenden uns nun der Frage zu, in welcher
Weise der Regler den Uebergang von einer Einstellung auf eine
andere vollzieht.
An die Maschine angebaut war ein Tachograph von Horn, der
die Umlaufzahl der Maschine als abhängig von der Zeit auf einen Papierstreifen
verschieden einstellbarer Geschwindigkeit aufschreibt. Der Tachograph hatte noch
einen zweiten Schreiber, der die Aufzeichnung des Hülsenhubes r übernimmt. In irgendwelcher Weise wird dazu die
Reglermuffe durch Draht oder Schnurtrieb möglichst starr mit jenem zweiten Schreiber
verbunden. So werden die Werte r und n als abhängig von der Zeit – genauer: abhängig vom Weg
der Maschinenkurbel – aufgetragen. Man erhält Tachogrammstreifen, deren eine Reihe
in Abb. 4 dargestellt ist. Die Kurve der Muffenhube
und die der Drehzahlen waren in Wahrheit durcheinanderlaufend (auf einem Streifen)
aufgenommen und sind nachher auseinandergezeichnet.
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Abb. 3. Kennlinien der Reglung bei veränderten statischen Verhältnissen und
veränderten Dämpfungsverhältnissen.
Bei diesen Streifen wurde die Belastung der Maschine von halber Last auf volle
gesteigert, dann wurde auf halbe Last und weiterhin auf Leerlauf zurückgegangen, zum
Schluß wieder auf halbe Last übergegangen. Die Maschine lief so zwischen den
einzelnen Versuchen gleichmäßig mit halber Last. Dadurch wurde für gleichmäßige
Erwärmung der Zylinder unter Vermeidung übermäßigen Dampfverbrauchs gesorgt,
auch blieb der Kessel gut konstant belastet – Maßnahmen, die bei Ausführung solcher
Versuche sehr wesentlich sind. Ebenso konstant belastet blieb der Wasserwiderstand,
auf den die Dynamo arbeitet; er bestand aus zwei Teilen, die so abgeglichen wurden
daß jeder die halbe Last darstellt; da aber jeder durch Einlegen oder
Herausreißen eines Schalters an- und abgeschaltet werden konnte, so war sprungweise
der Uebergang auf die schon genannten Lasten ½ – 1 – ½ – 0 – ½ möglich.
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Abb. 4a bis d. Reglung verschieden träge und statisch.
a) Regler normal; b) Trägheit
vergrößert; c) Regler stärker statisch; d) Regler fast astatisch
Zunächst war die Reglung vollständig normal (Abb. 4 a). Jeder Uebergang von einer Belastung auf die nächste veranlaßt
n und r, die ihr gemäß
Abb. 3 zukommenden neuen Werte anzunehmen; die
Plötzlichkeit des Ueberganges löst Schwingungen aus, die genug gedämpft und gering
genug sind, um zu Bedenken keinen Anlaß zu geben.
Die Kurven der n und der r
sind einander zugeordnete, um ¼ Periode gegeneinander verschobene gedämpfte
sinusartige Kurven. Dabei ist bei beiden die Sinusform unrein; bei der n Kurve ist sie ins Spitze verzerrt, bei der r-Kurve umgekehrt sind die größten Ausschläge
breitgedrückt. Wir werden das später als eine Folge der Reglerreibung erkennen.
Dem normalen Tachogramm sind entgegengestellt in Abb. 4b bis 4d einige
Tachogramme mit verschiedenen statischen und dynamischen Eigenschaften des Reglers,
und in Abb.
5 einige mit verschiedenen Dämpfungsverhältnissen.
In Abb. 4b
sind zunächst je 0,32 m über und unter der Regelwelle je ein Gewicht von 10 kg
angebracht, die nach der oben gegebenen Rechnung auf die Reglermuffe bezogen, einen
Zuwachs der Reglermasse um 103 kg Gewicht bedeuten, während die eigentliche
Reglermasse mit 130 kg Gewicht anzusetzen war; die Vermehrung ist also bedeutend.
Die statischen Verhältnisse aber werden hierdurch nicht beeinflußt (Abb. 3). Auch für den Regelvorgang ist die bedeutende
Vermehrung der Masse fast belanglos, wie Abb. 4b im Vergleich zu
Abb. 4a
zeigt: die Schwingungen von r und n verlaufen zwar etwas langsamer, aber doch charakteristisch
ähnlich wie in Abb. 4a. Wir entnehmen daraus, daß es auch unbedenklich ist, wenn bei den
folgenden Versuchsmaschinen die Masse der Reglung hie und da verändert wird.
Die Reglung, gleich, ob mit normaler oder mit vergrößerter Trägheit arbeitend, hat
einen Ungleichförmigkeitsgrad von 5,7 v. H., wie aus Abb.
3 ersichtlich. Es wurde nun der Ungleichförmigkeitsgrad einmal vergrößert,
ein zweites Mal verkleinert. Das wurde wieder durch Anbringen eines Gewichtes von 10
kg unterhalb bzw. oberhalb der Reglerwelle erreicht. Abb. 4c zeigt das
Tachogramm des stärker statischen Reglers bei den vier Belastungssprüngen, Abb. 4d
dasselbe für den weniger statischen Regler.
Was das Verhalten bei Belastungssprüngen anlangt, so bewirkt der stärker statische
Regler zwar auch die Einregelung gut, sogar besser als der normale, insofern als die
auftretenden Schwingungen noch schneller abklingen.
Unzuträglichkeiten hingegen ergeben sich, wenn der Regler ganz wenig statisch gemacht
ist. Obwohl die Astasie auch bei dem letzten Diagramm (Abb. 4d) durchaus nicht
ganz erreicht ist, so zeigen sich doch bei den Belastungssprüngen stärkere
Schwingungen. Beim Uebergang auf halbe oder volle Last sind sie zwar immerhin noch
gedämpft; beim Uebergang auf Leerlauf aber kommen die Schwingungen nicht nur nicht
mehr zur Ruhe, sondern die Amplituden vergrößern sich sogar langsam; kurzes Anhalten
mit dem Finger bei H ließ sie dann erst zur Ruhe
kommen. Das schlechte Regeln im Leerlauf hat im Fehlen der Selbstreglung der
Dynamomaschine seine Ursache.
An sich wäre es das Ideal einer Reglung, daß die Maschine bei allen Belastungen die
gleiche Drehzahl machte, daß also die Reglung mit dem Ungleichförmigkeitsgrad Null
arbeiten, astatisch sein könnte. Die Diagramme lassen aber erkennen, daß ein Regler
bei Belastungssprüngen unbrauchbar ist, sofern, er sich
der Astasie zu sehr nähert. Dagegen ist es zwecklos, den Ungleichförmigkeitsgrad allzu weit zu steigern, da dann eine wesentliche
Verminderung der Schwingungen doch nicht mehr erreicht wird, andererseits aber
die Abhängigkeit der Drehzahl von der Belastung unnütz stark wird.
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Abb. 5a bis e. Reglung mit künstlichen Fehlern.
Stehen die beiden Gesichtspunkte: möglichst geringer Abfall der Drehzahl von Leerlauf
bis Vollast, andererseits Vermeidung allzu großer Schwingungen bei
Belastungssprüngen, einander gegenüber, so wird man die Folgerung aus den
besprochenen Versuchen ziehen dürfen, man soll den Ungleichförmigkeitsgrad der
Reglung so stark verkleinern, daß die Schwingungen bei Belastungssprüngen,
insbesondere bei Uebergang auf Leerlauf noch gerade zu ertragen sind. Man sieht, daß
bei der untersuchten Reglung im normalen Zustande beide Gesichtspunkte gut
gegeneinander abgeglichen sind. Eine Ungleichförmigkeit von 5,7 v. H. erweist sich
in diesem Fall als geeignet.
Nun wird der Einfluß verschiedener Dämpfungsverhältnisse in Abb. 5 belegt. Die
Dämpfung wird einmal durch eine mechanische Reibung, ein zweites Mal durch eine
eigentliche (molekulare) Dämpfung mittels einstellbarer Oelbremse erzeugt. Bei
Beurteilung der Versuchsergebnisse bleibt zu beachten, daß die Reglung schon auf alle Fälle durch
Reibung und wohl auch molekular gedämpft ist. Es handelt sich also immer nur um eine
künstliche Vergrößerung der Dämpfung.
Den Einfluß mechanischer Reibung (Klemmung) zeigt das Diagramm Abb. 5a. Der Betrag der
Reibung war durch eine Art Eichung festgelegt worden, indem Gewichte passend an das
Geklemme gehängt wurden, bis sie es durchzogen. Umrechnung nach den Hebelarmen
ergab, daß bei dem Versuch ± 12 kg Reibungskraft auf die Muffe des Reglers ausgeübt
wurden. Da nach Abb. 2 der Muffenkraft 121 – 108 =13
kg eine Drehzahländerung um etwa 7 Umläufe entspricht, so bleibt nach Anbringung
unserer Klemmung die Drehzahl um \pm\,\frac{12}{13}\,.\,7=\pm\,6,5/\mbox{min} unbestimmt. In der Tat finden wir schon
in Abb. 3, daß sich die Punkte mit Reibung in diesen
Grenzen vom Sollwert der Reglerkennlinie entfernen.
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Zu Abb. 5a bis e.
Das Reglungsdiagramm (Abb. 5a) indessen zeigt,
am deutlichsten beim Uebergang auf Leerlauf, daß der Regler in der Tat immer wartet,
bis die Drehzahl entsprechend geändert ist, worauf er dann einen Sprung über das
Ziel hinaus macht, um in der neuen Stellung zu verharren. Das Diagramm der
Reglerbewegung wird daher trapez-artig-zickzackförmig. Unter dem Einfluß dieser
Reglerbewegung macht die Drehzahl Aenderungen durch, die jeweils Teile von Kurven
sind, die sich der dem vorübergehend festen Reglerstand zugeordneten Drehzahl
asymptotisch nähern würden, machte nicht vorher der Regler einen neuen Sprung. Die
Linie der Drehzahlen verläuft also dreieckig-zickzackförmig. Immerhin kommt bei
diesem Betrag der Klemmung die Reglung noch von selbst in eine endgiltige
Ruhestellung.
Der Einfluß molekularer Dämpfung wird in Diagramm b und c der Abb. 5 gezeigt. In einem
Vorversuch war der Kolben der. Oelbremse mit Gewichten belastet und seine
Geschwindigkeit unter ihrer Einwirkung beobachtet worden; dies unter der Annahme
quadratischer Aenderung und unter Beachtung der Hebellängen auf Muffenkraft
umgerechnet, hatte ergeben für Diagramm 5b, 1 Umlauf offen: Muffenkraft 1,03 kg bei
1 mm/Sek. Muffengeschwindigkeit, für Diagramm 5c, ½ Umlauf offen: Muffenkraft 102 kg
bei 1 mm/Sek. Muffengeschwindigkeit.
Die Dämpfung ist also, bei Verwendung sehr dickflüssigen Oeles als Umlaufmittel,
außerordentlich viel schneller gewachsen, als der gemessene Querschnitt abgenommen
hatte.
Die Regeldiagramme sind unter dem Einfluß der Dämpfung sehr schön rein als ein Paar
von gedämpften Sinuslinien erhalten worden, die einander als voneinander abgeleitet zugeordnet ur d daher um 90° in der Phase
gegeneinander verschoben sind. Es zeigt sich also, daß die molekulare Dämpfung die
Reinheit der Sinusform fördert. Denn in den normalen Regeldiagrammen (Abb. 4a) läßt
sich ihre Verzerrung unter dem Einfluß der Reibung schon schwächer als in Abb. 5a aber
doch deutlich erkennen.
Bei der schwächeren Dämpfung ergibt der Uebergang von voller auf halbe Last eine
Drehzahlamplitude bis + 8 v. H., bei der stärksten sogar bis + 12 v. H., während die
Reglung im normalen Zustande nur + 2 v. H. ergab (Abb. 4a). Insoweit
bedeutet also die Anbringung und Verstärkung der Dämpfung eine sehr merkliche
Verschlechterung der Reglung. Ihre guten Seilen erweist sie in den Diagrammen 5d und
5e. Hier ist die Dämpfung einmal zugleich mit der Reibung von der Größe wie bei
Diagramm 5a, ein zweites Mal am beinahe astatisch gemachten Regler angebracht, der
sich in Abb.
4d als mangelhaft erwies und namentlich für den Uebergang auf Leerlauf
ganz unbrauchbar war. Die Oelbremse verbessert in beiden Fällen die
Verhältnisse sichtlich, dämpft insbesondere auch die astatische Keglung beim
Uebergang auf Leerlauf sicher ab. Aber doch zeigen die Kurven deutlich: Die
Verwendung der Oelbremse ist ein Notbehelf, um eine Reglung brauchbar zu machen,
wenn sie übermäßige Reibung hat oder wenn, bei nicht mehr zu verringernden
Reibungswiderständen, der Regler zu schwach oder zu nahe der Astasie ist. In diesen
Fällen schafft die Anbringung einer Oelbremse eine große Besserung; ihre Anbringung
verstößt aber gegen die allgemeine Regel beim Beseitigen von Maschinenfehlern: es
solle nicht ein Fehler durch Gegenwirkung gelähmt, sondern es seile seine Ursache beseitigt werden. Man suche also alle vorhandenen
Gelenkreibungen zu vermindern; man untersuche die statischen Verhältnisse der
Reglung (nicht nur: des Reglers) und mache sie nach Befund etwas stärker statisch;
oder endlich man bringe durch Aenderung der Uebersetzungshebel zwischen Regler und
geregeltem Teil (Steuerung, Drosselklappe) die Arbeitsfähigkeit des Reglers so voll
zur Gehung, wie die Rücksicht auf einen erforderlichen Sicherheitshub es zuläßt.
Wenn alles dieses die Reglung nicht zum ruhigen Uebergang von einer Belastung zur
anderen bringt, so ist das Arbeitsvermögen des Reglers zu gering zur sichren
Beherrschung der Widerstände, und eine Auswechslung des Reglers gegen einen
stärkeren ist am Platze.