Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 75 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Bedeutung des Generatorbetriebes mit
Nebenproduktengewinnung für die Krafterzeugung. In Heft 8 der Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure stellt Trenkler
vergleichende Betrachtungen an über die Wirtschaftlichkeit elektrischer Kraftwerke
bei Ausnutzung des Brennstoffes durch Gasmaschinen unter Nebenproduktengewinnung,
durch die gegenwärtig gebräuchlichen Dampfturbinenanlagen und durch Turbinen mit
gasbefeuerten Kesseln in Verbindung mit Nebenproduktengaserei. Für den
letztgenannten Fall berechnet er die Kosten einer Kilowattstunde in folgender Weise.
Bei 80 v. H. Kesselwirkungsgrad und einem Wirkungsgrade der Reingaserzeugungsanlage
von 72 v. H. wäre der Wärmeaufwand im Brennstoff 7300 kcal/kW-st., sofern man
annimmt, daß in großen Turbineneinheiten 4200 kcal/kW-st. im Dampf zu der genannten
Leistung benötigt werden. Nun wäre zu berücksichtigen, daß eine gewisse Dampfmenge
für den Vergasungsbetrieb erforderlich ist. Dieser kann etwa in der Weise erfolgen,
daß die vom Gebläse kommende Verbrennungsluft in einem Sättigungsturm Wasserdampf
aufnimmt und nach Vermischung mit weiterem Zusatzdampf sowie Vorwärmung im
Gegenstromüberhitzer zum Generator gelangt. Das dort gebildete Gas gibt seine Wärme
im Ueberhitzer ab und verliert im Teerwascher den meisten Teer, wonach das
Ammoniak durch schwefelsaure Laugen verschluckt wird. Der zur Gasbildung nötige
Dampf soll der als Anzapfturbine mit 30 v. H. Entnahme bei 2 at abs. gedachten
Betriebsmaschine entnommen werden. Infolge des Anzapfens steigt der Wärmeverbrauch
im Brennstoff auf 8680 kcal/kW-st. Die Kosten der Vergasung setzt Trenkler mit 0,08 Pf. für 1000 kcal im Brennstoff in
Rechnung, wobei für Tilgung und Verzinsung der Anlage 12 v. H. angenommen wurden.
Außerdem schlägt er 0,6 Pf./kW-st. zu für den Betrieb der Maschinenzentrale,
abgesehen von den Brennstoffkosten. Diese endlich würden sich in Pfennig für 1000
kcal aus der Formel B=\frac{100\,K-\frac{s\,S+t\,T}{10}}{W} berechnen lassen, wo K den Kohlenpreis in M/t, T und S den Erlös aus 1 t Teer bzw.
Ammonsulfat abzüglich Säurekosten, t und s die Ausbeute
an Teer oder Ammonsulfat in kg aus 1 t Brennstoff und W
den Wärmewert von 1 kg Kohle bedeuten. Somit wären insgesamt für 1 kW-st 8,68 . 0,08
+ 0,6 + 8,68 B Pfennige erforderlich. Die
Kostenberechnung für die Gasmaschinenanlage ist die gleiche mit dem Unterschiede,
daß hier 0,9 Pf./kW-st für den Betrieb der Maschinen mit Abwärmkessel zur Dampferzeugung für
den Generator zuzuschlagen sind, während der Wärmeaufwand im Brennstoff nur 5000
kcal/kW-st beträgt. Bei Dampfturbinen mit kohlenbefeuerten Kesseln würden die
Unkosten für die Maschinenzentrale gleich 0,6 Pf./kW-st zu setzen sein, der Zuschlag
für die Gaserzeugung fiele fort und die Feststellung der Brennstoffkosten müßte nach
der Formel B=\frac{100\,K}{W} erfolgen. Ein auf Grund der Rechnungsergebnisse vorgenommener
Vergleich zeigt, daß die Kosten für 1 kW-st bei jedem Brennstoff für die
gebräuchlichen Dampfturbinenanlagen am höchsten sind. Nur wenn die Ausbeute an
Nebenprodukten sehr gering ist oder die Belastung stark wechselt, kommt die
unmittelbare Verfeuerung in Frage.
Bei Verwendung von Braun- oder Abfallkohle steht die Turbine mit durch Gas beheizten
Kesseln hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit an erster Stelle, bei Brikett- oder
Steinkohlenfeuerung die Gasmaschine. Daher wird vielleicht nicht jeder die Ansicht
Trenklers teilen, daß trotz der auch durch seine
Rechnung für gewiß nicht seltene Fälle, vor allem bei schwankender Belastung,
nachgewiesenen Ueberlegenheit der Dampfturbine die Zukunft der Gasmaschine gehört,
obgleich die vorzügliche Ausnutzung des Brennstoffes sowie dessen steigender Preis
dafür zu sprechen scheinen. Ein Zweifel bezüglich der außerordentlichen Bedeutung
des Generatorbetriebes mit Nebenproduktengewinnung für die Krafterzeugung kann
indessen nicht bestehen. Der Wirkungsgrad der Vergasungsanlage dürfte sich in
Zukunft noch steigern lassen, da die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete der
Wärmelehre es möglich machen, die Umstände zu erkennen, die von maßgebendem Einfluß
auf die Zusammensetzung des entstehenden Gases sind. Bei der Wassergaserzeugung wird
sich zum Beispiel bisweilen nach Oxydation der heißgeblasenen Kohle durch
Wasserdampf gemäß der Formel C + H2O = CO + M2 ein Teil des
Kohlenoxyds mit überschüssigem Wasserdampf verbinden. Es tritt die Reaktion CO + H2O = CO2
+ H2 ein. Inwieweit
dies stattfindet, hängt davon ab, ob der Bruch \frac{p_{\mbox{CO}}+p_{{\mbox{H}_2}\mbox{O}}}{p_{\mbox{CO}_2}\,.\,p_{\mbox{H}_2}}, in dessen Zähler und
Nenner die Partialdrücke der reagierenden Gase stehen, einen bestimmten, als
Gleichgewichtskonstante bezeichneten Wert K annimmt.
Dessen Kenntnis bietet somit die Möglichkeit, den Verlauf der Vorgänge im Generator
zu verfolgen. Es läßt sich nun K für eine bestimmte
Temperatur T berechnen, seitdem man die Höchstarbeit
eines chemischen Prozesses gemäß der durch Integration der grundlegenden Formel
A-U=\frac{T\,d\,A}{d\,T} und Anwendung des Nernsttheorems gefundenen Beziehung A=-T\,\int^{\mbox{T}}\,\frac{U\,d\,T}{T^2}
feststellen kann (vgl. D. p. J. Heft 25 Bd. 332), vorausgesetzt, daß die
Abhängigkeit der Wärmetönung U von der Temperatur
bekannt ist. Zwischen A und K besteht nämlich eine schon vor längerer Zeit gefundene Abhängigkeit. Es
wäre zum Beispiel die Höchstarbeit eines Vorganges, bei dem alle reagierenden Stoffe
mit der Konzentration 1 auftreten, gleich – RT ln K, wo R die Gaskonstante
ist.
Schmolke.
––––––––––
Die Streuung (Diffusion) des Lichtes als Mittel zur
Verringerung der Flächenhelle künstlicher Lichtquellen. (Vortrag von Dr. N.
A. Halbertsma auf der Jahresversammlung der Deutschen
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft in Berlin am 15. September 1917.) Die
Flächenhelle unserer künstlichen Lichtquellen ist dauernd im Steigen begriffen
entsprechend der Tatsache, daß die meisten von ihnen Temperaturstrahler sind,
deren Wirtschaftlichkeit mit gesteigerter Temperatur des Leuchtkörpers zunimmt.
Damit verbunden wächst die Blendung des menschlichen Auges beim direkten Betrachten
der ohne Umhüllung gesehenen Lichtquelle. Für die Verwendung der Lichtquellen zur
Beleuchtung gilt es, diese Blendung nach Kräften zu verhindern, was teils durch die
Anordnung der Lichtquellen möglich ist, teils durch Umgeben derselben mit
lichtstreuenden Mitteln erzielt wird.
Für die zuletzt genannte Aufgabe ist die Kenntnis der Flächenhelle notwendig,
unterhalb der keine Blendung zu befürchten ist. Wegen der verschiedenen ihren Wert
beeinflussenden Umstände (Größe des leuchtenden Feldes, Helligkeit der Umgebung,
Pupillenöffnung usw.) ist es nicht möglich, für sie einen genauen Wert anzugeben.
Dagegen bestimmen die in der Literatur enthaltenen, zwischen 0,1 und 1 HK/cm2 fallenden Angaben diese Flächenhelle genügend
genau, wenn man beachtet, daß die praktisch auftretenden Flächenhellen zwischen
0,0001 und 20000 HK/cm2 liegen.
Zur Verringerung der hohen Flächenhelle der gebräuchlichen künstlichen Lichtquellen
kommt praktisch ausschließlich die Streuung in Frage, wenn man von dem in den
sogenannten Holophan-Reflektoren verwandten Prinzip absieht, durch Verteilung vieler
kleiner spiegelnder Reflexe auf eine große Fläche eine scheinbare Herabminderung der
Flächenhelle zu bewirken. Umgibt man eine Lichtquelle mit einem vollkommen
streuenden Material, wie es zum Beispiel Milchglas ist, so ist die Flächenhelle der
sekundären Lichtquelle ihrer scheinbaren Größe umgekehrt proportional. Es ist daher
von Wichtigkeit, die gewählte Glocke hinreichend groß zu bemessen, um eine im
Verhältnis zur Lichtstärke der primären Lichtquelle ausreichende Verringerung der
Flächenhelle zu erhalten. Aus diesem Grunde reicht auch die bloße Mattierung von
Glühlampen zu dem beabsichtigten Zwecke nicht aus, ganz abgesehen davon, daß die
unvollkommene Streuung der praktisch gewählten Arten der Mattierung den Mißstand
noch verschlimmert. Besonders vorteilhaft ist die durch Streuung bewirkte Minderung
der Flächenhelle bei den sehr starkkerzigen Lampen deswegen, weil die durch große
Glocken bewirkte Verringerung der Flächenhelle kein mit der Glockengröße steigendes
Anwachsen der Lichtverluste durch Absorption und Reflexion mit sich bringt. So kann
man die Flächenhelle auf 0,01 bis 0,001 des ursprünglichen Wertes vermindern, ohne
dabei mehr als 15 bis 30 v. H. des Lichtes der primären Lichtquelle zu
verlieren.
Textabbildung Bd. 333, S. 76
Abb. 1.
Für die praktische Durchführung des Gesagten ist es wünschenswert, die verschiedenen
als Lichtstreuer zur Verfügung stehenden Stoffe in bezug auf ihre Eignung für diesen
Zweck zu kennzeichnen. Ein vollkommen streuender Stoff ist dadurch gekennzeichnet,
daß seine Flächenhelle nach allen Richtungen hin gleich, seine Lichtstärke also in
allen Richtungen der Größe der gesehenen Fläche proportional ist. Der ersten Aussage
entspricht die Tatsache, daß in einer graphischen Darstellung das Polardiagramm der
Flächenhelle, die sogenannte Charakteristik der Streuung, einen Halbkreis ergibt,
während die Lichtverteilungskurve der vollkommenen Diffusion, die sogenannnte
Indikatrix, durch einen Kreis veranschaulicht wird.
Textabbildung Bd. 333, S. 77
Abb. 2.
Bei der unvollkommenen Streuung ist die Indikatrix kein Kreis, sondern eine
langgestreckte Kurve, und die Charakteristik weicht in entsprechender Weise von der
Halbkreisform ab. In der Abb. 1 ist je eine
Indikatrix für den Fall der vollkommenen bzw. der unvollkommenen Streuung
gezeichnet, wobei die Lichtströme in beiden Fällen einander gleich angenommen sind.
Bringt man dieselben Verhältnisse als Lichtstromdiagramm zur Darstellung, so ergibt
sich Abb. 2, in der Jmax die maximale Lichtstärke bei vollkommener, Jmax dieselbe Größe bei
unvollkommener Streuung darstellt. Das Verhältnis beider Größen unter der
Voraussetzung, daß der Lichtstrom in beiden Fällen der gleiche ist, definierte der
Vortragende als Lichtstreuvermögen
σ = Jmax
: J'max.
Multipliziert man die wagerecht liegenden Ordinaten der Kurve
der unvollkommenen Streuung mit diesem Wert, so ergibt sich die darüber abgebildete
Zeichnung, in der das Verhältnis der Flächen für den Fall unvollkommener und
vollkommener Streuung ebenfalls das Lichtstreuvermögen darstellt. Das
Lichtstreuvermögen kann also auch als das Verhältnis des unvollkommen gestreuten zum
vollkommen gestreuten Lichtstrom bei gleicher maximaler Lichtstärke angesprochen
werden. Es ist geeignet, zusammen mit der Lichtdurchlässigkeit einen gegebenen
lichtstreuenden Stoff vollständig zu kennzeichnen. Die Werte, die es für einige
praktisch vorkommende Stoffe annimmt, sind in der folgenden, vom Vortragenden
mitgeteilten Tabelle auszugsweise wiedergegeben:
Art des Stoffes
Dicke
Beobachter
Licht-streu-vermg.
Milch- oder Opalglas
3 mm matt
Uppenborn-Monasch
0,925
Milch- oder Opalglas
1,8 mm2 × mattiert
Voege
0,915
Milch- oder Opalglas
3 mm
Voege
0,900
Marmor
–
Voege
0,892
Opalglas
1,5 mm
Luckiesh
0,887
Opalüberfangglas
0,75 mm
Luckiesh
0,870
Klarglas mattiert
1,8 mm
Uppenborn-Monasch
0,530
Klarglas 2-seitig matt
–
Luckiesh
0,190
Klarglas mattiert
3 mm
Voege
0,154
Klarglas mattiert
–
Luckiesh
0,097
Kathedralglas
–
Edwards
0,058
Dr. A. Meyer.
––––––––––
Die Entwicklung der Destillationskokerei in den
Vereinigten Staaten von Amerika ist durch den Krieg sehr gefördert worden.
Die Verwendung von Kammeröfen mit Nebenproduktengewinnung an Stelle der früher
allgemein benutzten Bienenkorböfen, die vor dem Kriege nur langsam zunahm, hat heute
bereits einen großen Umfang angenommen und diese neuen Kokereien werden auch
sämtlich mit Benzolanlagen ausgerüstet, Infolgedessen ist die Zahl der
Benzolgewinnungsanlagen, die im Jahre 1914 nur 14 betrug, im Jahre 1915 bereits auf
30 gestiegen. Der Bericht des Geologischen Vermessungsamtes berechnet die
Nebenproduktengewinnung der Kokereien im Jahre 1915 folgendermaßen:
Teer 138,41 Mill. Gall.
im
Werte
v.
3,57
Mill.
Doll.
Ammoniumsulfat 199,9 Mill. Pfd.
„
„
„
5,65
„
„
Ammoniakwasser 10,63 Mill. Gall.
„
„
„
1,24
„
„
Ammoniak, wasserfrei30,0 Mill.
Pfd.
„
„
„
2,98
„
„
Erzeugtes Gas 213667 Mill. cbf.
Ueberschußgas, verkauft oder
verbraucht, und zwar als
Leuchtgas 17196,4 Mill. cbf.
„
„
„
3,08
„
„
Heizgas für
häusl. Zwecke 27590,6 Mill. cbf.
„
„
„
3,16
„
„
industr. Zwecke 39568,9 Mill. cbf.
„
„
„
2,38
„
„
An Teerprodukten wurden folgende Mengen erzeugt: Rohe Leichtöle 13,1 Mill. Gall. im
Werte von 4,3 Mill. Doll., Benzol 2,52 Mill. Gall. im Werte von 1,43 Mill. Doll.,
Toluol 623506 Gall. im Werte von 1,53 Mill. Doll. (im Durchschnitt 2,45 Doll. für 1
Gall.!!), ferner Solventnaphtha, Naphthalin, Retortenkohle und sonstige Erzeugnisse
im Werte von 472600 Doll.
Die verarbeitete Kohlenmenge betrug 19,5 Mill. t und die Kokserzeugung 14,07 Mill. t
im Werte von 48,56 Millionen Doll. Da die Gaswerke noch etwa 40 Mill. Gall. Teer
lieferten, stellt sich die gesamte Teererzeugung auf rund 180 Mill. Gall.
(Chem.-Zeitg. 1917 S. 161.)
W.
––––––––––
Kupfererzeugung in Peru. Die beiden größten Kupfererzeuger
Perus sind die mit amerikanischem Kapital gegründete
Cerro-de-Pasco-Bergbau-Gesellschaft und die Bachus Johnston Mining Co., die zusammen
95 v. H. der gesamten Kupfererzeugung des Landes liefern. Im Jahre 1916 betrug sie
41625 Longtons im Werte von 25928712 Dollar. Die Erzeugung des Jahres 1917 soll die
letztere noch erheblich übertreffen. Die hohen Frachtsätze bereiteten indes den
Kupfererzeugern in letzter Zeit ganz erhebliche Schwierigkeiten.
––––––––––
Versorgung mit Manganerzen. Der „Statist“ vom 2.
März schreibt: Großbritannien, das im eigenen Lande nur wenig Manganerze hat, deckte
vor dem Kriege seinen Bedarf in der Hauptsache aus den abhängigen
Wirtschaftsgebieten, aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen hat diese
Möglichkeit aufgehört. Vor dem Kriege verbrauchte nach Berichten der „Dominions
Commission“ Großbritannien 400000 t. Seitdem ist der Verbrauch um das
Dreifache gestiegen, und er wird vermutlich noch mehr zunehmen. In der ersten Hälfte
des letzten Jahres bezog das Land ungefähr eine halbe Million Tonns allein aus
Brasilien und ungefähr halb so viel aus anderen Quellen, vor. allem aus Birma.
Brasilien hatte schon einige Jahre vor dem Kriege die Anlagen in den sehr reichen
Erzlagern im Staate Minaes Geraes so weit entwickelt, daß die Erzförderung
gesteigert werden konnte, sobald die Gelegenheit eine größere Nachfrage brachte.
Diese trat ein mit dem Ausbruch des europäischen Krieges, da Mangan hauptsächlich
zum Härten von Eisen- und Stahlwaren gebraucht wird. Im Jahre 1914 betrug die Förderung einem
amerikanischen Konsularbericht zufolge 245185 t, im folgenden 309880, im Jahre 1916
432425 und in den ersten zehn Monaten von 1917 schon 457654 t. Vor dem Kriege hatte
sich Brasilien nur mit etwa 50000 t an der Mangan Versorgung Englands beteiligt.
Britisch-Indien lieferte vor dem Kriege etwa den dritten Teil seiner Gesamtausfuhr
von 600000 t an Großbritannien, wovon der größere Teil wieder ausgeführt wurde. Auch
Rußland war eine wichtige Versorgungsquelle; es lieferte jährlich 170000 t, aber
diese Quelle versiegte gänzlich mit Ausbruch des Krieges. Das Wallisererz enthält
nur ein Drittel Mangan, das indische Erz 45 und 50 v. H., russische Erze ebenfalls
50 v. H., während brasilianische einen noch größeren Prozentsatz an reinem Mangan
aufweisen. Auch Spanien kommt noch für die Manganversorgung Großbritanniens in
Betracht. Es liefert Eisenmanganerze, die ein Drittel Mangan enthalten, während der
Rest reich an Eisen ist. Man glaubt, daß bei genügender Entwicklung der
Manganförderung Indien allein den Bedarf des Mutterlandes decken könnte, selbst wenn
die Nachfrage nach Mangan in Zukunft größer sein wird als vor dem Kriege. In
sonstigen englischen Hoheitsgebieten sind gleichfalls ausgedehnte Manganerzlager
vorhanden, so in Queensland, aber auch diese sind noch nicht sehr stark ausgebeutet
worden. Das gleiche ist auch von den Lagern in Neu-Südwales, Victoria, Süd- und
Westaustralien zu sagen. Es ist ein Zeichen für die geringe Entwicklung des
Bergbaues in Australien, daß trotz der reichhaltigen Lager russisches Manganerz
eingeführt werden mußte, um die verschiedenen Schmelzwerke zu versorgen. Auch in
Neuseeland und Kanada wurden manganhaltige Erze gefunden. In Neufundland entdeckte
man Erze, die nur einen geringen Mangangehalt aufwiesen. Südafrika und Aegypten
haben ebenfalls Manganerzlager. Die ägyptischen Erze enthalten auch sehr wenig
Mangan, dafür aber sind sie sehr reich an Eisen.
––––––––––
Ausnutzung der Minerallager. „Nya Dagligt
Allehanda“ vom 14. März schreibt: „Infolge der Metallknappheit will die
schwedische Regierung die geltende Beschränkung im Abbaurecht, wenigstens was
Kupfererz, Nickelerz und Schwefelkies anbetrifft, aufheben, da man glaubt,
daß größere Mengen Kupfererz in den Teilen des Landes vorhanden sind, wo das
Nutzungsverbot herrscht.“
––––––––––
Die Kautschukgewinnung der Welt wird nach einem Bericht
des Kaiserl. Generalkonsulats in Amsterdam für das Jahr 1917 auf ungefähr 270000 t
geschätzt, davon 50 bis 60000 t wilder Kautschuk und 210000 t
Plantagenkautschuk.
Während die Gewinnung des ersteren schon seit Jahren stehen geblieben ist, wächst die
Menge des auf den Markt kommenden Plantagenkautschuks jährlich, da immer neue
Pflanzungen zapfreif werden. Es wurden auf den Markt gebracht im Jahre
1913
rund
48000 t
1914
„
70000 t
1915
„
105000 t
1916
„
153000 t
1917
„
210000 t
Während also noch im Jahre 1913 wilder und Plantagenkautschuk ungefähr gleich
standen, hat der Plantagenkautschuk jetzt schon ungefähr das Vierfache der Menge des
wilden Kautschuks erreicht. Der Anteil von Niederländisch Indien an der Erzeugung
betrug im Jahre 1914 10600 t, 1915 20200 t, 1916 33800 t und 1917 rund 42000 t.
Unter den Abnehmern für Kautschuk stehen die Vereinigten Staaten von Amerika weitaus
an erster Stelle. Ungefähr zwei Drittel der Welternte werden dort verarbeitet. Für
das Jahr 1917 wird der Anteil der Vereinigten Staaten auf 175000 t geschätzt,
während nach England 26000 t, nach Frankreich 17000 t, nach Italien 9000 t und nach
Kanada 7000 t gingen. In den Vereinigten Staaten sind mehr als vier Millionen
Kraftfahrzeuge im Gebrauch, und allein die Fabrik von Ford stellt jährlich 800000 Wagen her. Hieraus schon ergibt sich, wie groß
der Bedarf nur für Gummireifen ist, abgesehen von allen anderen Artikeln.
Gegenwärtig lassen die Preise noch Raum für einen guten Gewinn. Die
Herstellungskosten betragen in Niederländisch Indien für das Pfund etwa 0,60 bis
0,70 fl., während die Preise in Indien auf etwa 1,10 fl. stehen, in New York auf
0,56 Dollar und in London auf 2 sh. 4 pence. Ganz anders dürfte die Lage bei
Friedensschluß sein. Der Rückgang des Kriegsbedarfs dürfte die neue Nachfrage aus
den Zentralmächten mindestens aufwiegen, während die Produktion noch immer weiter
steigt.