Titel: | Berechnung zylindrischer Schraubenfedern unter Verwendung von Schaulinien. |
Autor: | Richard Seemann |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 99 |
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Berechnung zylindrischer Schraubenfedern unter
Verwendung von Schaulinien.
Von Richard Seemann,
Charlottenburg.
(Schluß von S. 96 d. Bd.)
SEEMANN, Berechnung zylindrischer Schraubenfedern usw.
Beispiele für die Benutzung der
Schaulinienabbildungen.
1. Beispiel
Abb. 6. Es soll das Gestängegewicht von 20 kg durch
eine Schraubenfeder für einen Arbeitshub von f2 = 180 mm ausgeglichen werden. Wie groß ist der
Drahtdurchmesser der Feder und wie viel Windungen sind notwendig? Zugelassen wird
ein Gewichtsausgleich in den beiden Endlagen von 18 und 22 kg.
Textabbildung Bd. 333, S. 99
Abb. 6.
Nach Abb. 5 ist die Federkonstante der gesuchten
Feder
C=\frac{P-P_1}{f_2}=\frac{22-18}{180}=\,\sim\,0,022
und der Gesamtfederhub
f=\frac{P}{C}=\frac{22}{0,022}=\,\sim\,1000\mbox{ mm}.
Durch Zeichnung läßt sich der Gesamthub f finden, indem man die Kräfte P = 22 kg und P1 = 18 kg über dem Arbeitshub f2 = 180 mm aufträgt und die Verbindungslinien der
Endpunkte zum Durchschnitt bringt (s. Abb. 7). Die
Schraubenfeder ist daher für 22 kg Belastung und 1000 mm Gesamtfederhub zu
bestimmen. Zur Bestimmung wählen wir 1. r = 3d, Kd = 40 kg/mm2, gegeben sind P =
22 kg, f = 1000 mm und finden aus Abb. 2a, obere Linienschar links, für P = 22 kg einen Drahtdurchmesser d = 2,9 mm, wofür wir 3 mm wählen. Die Windungzahl für
1 mm Federhub ist aus der Linie für Kd = 40 (Abb. 3b) zu entnehmen,
wir finden n1 = 0,56
und die gesamte Windungzahl
n = n1
. f = 0,56 . 1000 = 560.
Das ergibt eine sehr lange Feder, die 1000 – 180 mm = 820 mm
Vorhub erhält. Ihre Länge im ausgezogenen Zustande ist ? 560 . 3 + 1000 = 2680 mm,
und der Dorndurchmesser ist 5d = 15 mm.
Textabbildung Bd. 333, S. 99
Abb. 7.
Diese große Federlänge ist in den meisten Fällen unbrauchbar. Sie kann verringert
werden durch Wahl von Kd > 40 und r/d >
3, sowie auch dadurch, daß P – P1 > 4 angenommen wird.
2. Wahl. Um eine kleinere Federlänge zu bekommen, wählen wir
P – P1
= 6, also P = 23 und P1 = 17 kg,
Kd =
50 und r = 6d
und finden die Federkonstante
C=\frac{P-P_1}{f_2}=\frac{6}{180}=0,033
und daraus den Gesamthub
f=\frac{P}{C}=\frac{23}{0,033}=\,\sim\,700\mbox{ mm},
Der Drahtdurchmesser ist vom Schaulinienblatt 2c für Kd = 50 aus der oberen Linienschar zu
entnehmen: d = 3,7 mm.
Aus Abb. 3c
finden wir für die Werte Kd = 50, f = 1, r
= 6d und d = 3,7
die Windungzahl n1 =
0,09 ? und daraus die Gesamtwindungzahl der Feder n = f .
n1 = 700 . 0,09 = 63.
Die Schraubenfeder der 2. Wahl hat folgende Dimensionen (s. Abb. 8):
d = 3,7 mm Drahtdurchmesser bei
Kd = 50,
d0 =
2r – d = 40,7 ? 41 mm Dorn ?,
n = 63 Windungen,
f1 =
700 – 180 = 520 mm Vorhub,
f = 700 mm Gesamtfederhub,
(n + 1) . d +
f = Länge der Feder ganz ausgezogen, = 64 . 3,7 + 700 = ? 937 mm,
h = (n +
1) d = 64 . 3,7 = ? 237 mm Federhöhe ungespannt.
Eine weitere größere Verkürzung der Schraubenfeder ist auch noch durch Verringerung
des Arbeitshubes f2
möglich.
2. Beispiel
Abbildung 9. Für ein konstantes Drehmoment an einer
Kurbel in den beiden Endlagen A und B von 800 mmkg wird eine Schraubenfeder gesucht.
Textabbildung Bd. 333, S. 100
Abb. 8.
Textabbildung Bd. 333, S. 100
Abb. 9.
Tafel 4.
R
f
DrehmomentR × f
Verhältnis derDrehmomente
100
53
5300
1
85
89
7520
1,42
70
108,5
7600
1,43
55
123
6800
1,28
40
133
5320
1
Aus PR = P1R1 = 800 und den
gegebenen Hebelarmen R = 40 und R1 = 100 mm ergeben sich die Werte P = 20 und P1 = 8 kg. Der Arbeitshub der Feder ist f2 = l – l1 = 80 mm und die Federkonstante
C=\frac{P-P_1}{f_2}=\frac{20-8}{80}=0,15.
Der Gesamtfederhub ist dann
f=\frac{P}{C}=\frac{20}{0,15}=\,\sim\,133\mbox{ mm}.
Wir wählen r = 3d, Kd = 30, P = 20 und finden aus Abb.
1a obere Linienschar d = 3,2 mm und aus Abb. 3a
n1 = 0,7 und daraus n = 133 . 0,7 = ? 93 Windungen. Die Federhöhe
ungespannt ist
(n + 1) d
= 94 . 3,2 = ? 300 mm
und der Vorhub für 8 kg Belastung wird
f_1=\frac{P_1}{C}=\frac{8}{0,15}=\,\sim\,53\mbox{ mm}.
Während die gesamte Federlänge l1 im Punkte B sich aus der ungespannten Federhöhe + Vorhub + Federbefestigung l1 = (n + 1)d + f1 + 2r = ? 300 + 53 + 20 = 373 mm ergibt, wird die
Federlänge im Punkte Al = l1 + 80 = 373 + 80 = 453 mm (s. Abb. 10).
Durch Wahl von r > 3d wird
die Federlänge kleiner und der Drahtdurchmesser d
größer.
Wird Kd > 30 gewählt, so
erhält man einen kleineren Durchmesser als 3,2 mm und auch geringere Windungzahl,
also eine kleinere Federlänge. Eine größere Federlänge als im ersteren Falle ist nur
durch Wahl von Kd
< 30 zu erreichen. In den Zwischenlagen von A und B steigt das Drehmoment bis
auf den etwa 1,43-fachen Wert an. Das starke Ansteigen des Drehmomentes zwischen A
und B kann durch eine größere Federlänge verhindert werden.
3. Beispiel. Von einer fertigen Schraubenfeder sollen mit Hilfe der
Schaulinienblätter die Beanspruchung Kd, die größte Federbelastung P und der
Gesamtfederhub f, sowie auch die Federkonstante C festgestellt werden.
Gegeben sind
d = 4 mm Drahtdurchmesser,
D = 37,2'' äußerer Durchmesser,
n = 114,7 Windungen,
r = 16,6 = 4,15d.
In Abb. 4b untere Linienschar findet man für P = 1 und
r = 4,15d bei 4 mm Drahtdurchmesser Kd ? = 1,3, zulässig ist Kd = 50. Daraus ergibt
sich P=\frac{50}{1,3}=\,\sim\,38\mbox{ kg} als größte Federbelastung. Sind die Federgänge noch mit
Vorspannung aneinander gewickelt, so kann die größte Federbelastung um den Betrag
der Vorspannung höher gewählt werden. Bei der vorliegenden Schraubenfeder betrug die
Vorspannung etwa 7 kg.
Textabbildung Bd. 333, S. 100
Abb. 10.
Diese Feder kann daher mit 38 + 7 = 45 kg belastet werden. Die Anzahl der
Federwindungen für f1 =
1 findet man auf Abb. 3c für Kd = 50 und r = 4,15d zu n1 =
0,18 ? und daraus den Gesamtfederhub f=\frac{n}{n_1}=\frac{114,7}{0,18}=640\mbox{ mm}. Hieraus ergibt sich die
Federkonstante
C=\frac{P}{f}=\frac{38}{640}=0,0595.
Mit der im dritten Beispiel gegebenen Feder wurden nun Kontrollversuche angestellt,
deren Ergebnisse auf Abb. 11 festgelegt sind.
Die Versuche ergaben eine Federkonstante C = 0,06, eine
Belastung der Feder an der Elastizitätsgrenze von 52 kg/mm2 und einen Drehmodul G = 7800 kg/mm2. Dadurch ist bestätigt,
daß die höchst zulässige Materialbeanspruchung Kd = 50 gewählt werden darf, während der Drehmodul um
etwa 4 v. H. höher als 7500 eingesetzt werden kann. Die Windungzahlen n1 in den Abb. 3
könnten also um 4 v. H. größer genommen werden. Die zweite Schaulinie in Abb. 11 gibt die Schwingungsdauer t der Probefeder in Abhängigkeit von der Belastung P und entspricht der Pendelgleichung: t=\pi\,\sqrt{\frac{f}{g}}. Setzt
man in diese Gleichung für f die Verlängerung, die
in
Textabbildung Bd. 333, S. 101
Abb. 11.
Tafel 5.
Federhöhe
P = Belastungin kg
Schwingungs-zeit in Min.
Federhubin mm
655
0
–
0
690
2
143
35
741
5
98,5
86
766
6,5
88,5
111
825
10
73,2
170
906
15
58,3
251
951
17,5
54,6
296
995
20
50,8
340
1035
22,5
47,6
380
1070
25
46,2
415
1114
27,5
42,9
459
1159
30
41,6
504
1203
32,5
40,6
548
1245
35
38,7
590
1331
40
36,6
676
1424
45
34,9
769
1520
50
32,6
865
der Ruhelage durch das Gewicht P hervorgerufen wird und für die Beschleunigung g = 9810 mm ein, dann erhält man gut übereinstimmende Werte mit den
Meßergebnissen in Abb. 11 zum Beispiel:
P
f
Gerechnet
Gemessen
kg
mm
t/Sek.
t/Sek.
6
100
0,316
0,32
12
200
0,448
0,45
36
600
0,78
0,79
Die für Schwingungsbewegungen verwendeten Federn dürfen im allgemeinen keine mit dem
Anstoß synchrone Schwingungsdauer haben, weil sonst die Schwingungsweite fortwährend
bis zur Zertrümmerung des Materials vergrößert würde.
Uebrigens hätte die Verwendung von logarithmisch geteiltem Papier gerade Linien als
Schaulinien geliefert; doch wurde darauf verzichtet, weil die Ablesung der
Einzelwerte nicht so einfach sein würde.