Titel: | Große Absperrschieber (Ventile) und deren Entlastung. |
Autor: | R. Heinz |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 108 |
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Große Absperrschieber (Ventile) und deren
Entlastung.
Von Ingenieur R. Heinz,
Karolinental.
HEINZ, Große Absperrschieber (Ventile) und deren
Entlastung.
Bei den neuzeitlichen Großschiffahrtwegen, den Talsperren und Wasserkraftwerken
begegnen wir großen geschlossenen Kanälen (Druckstollen) oder Rohrleitungen, die oft
einem bedeutenden Innendrucke standzuhalten haben. Die üblichen Rohrabschlußorgane
(Hähne, Schieber, Ventile usw.) reichen für den gewöhnlichen Bedarf des
Maschinenbaues wohl aus. Bei den obengenannten großen Anlagen lasten aber auf dem
Abschlußkörper infolge der großen Abschlußquerschnitte oft mehrere 100 t. Dabei wird
von den Abschlußorganen mit ihren großen Abmessungen eine vollkommen sichere und
womöglich rasche Wirkungsweise verlangt. Die Abschlußorgane des allgemeinen
Maschinenbaues, ebenso die Abschlußorgane für offene Gerinne mußten dem neuen Zwecke
angepaßt werden. Namentlich wurde eine Entlastung der Dichtungsflächen
(Dichtungsleisten) angestrebt. Die Entlastung ermöglicht ein Herabmindern der
Bewegungswiderstände und ein Schonen der Dichtungsleisten.
Im Nachfolgenden sollen einige dieser Abschlußorgane an Hand von Skizzen besprochen
werden.
Hochdruckschieber mit
Segmentverschluß (Abb. 1).
In dem Zentralblatt der Bauverwaltung (Jahrg. 1909) ist ein Schieber beschrieben, der
eigentlich eine Segmentschütze darstellt, die in ein gegossenes Gehäuse eingebaut
ist. Die Drehung des Abschlußkörpers erfolgt durch ein Zahnkranzsegment mit
Zahnstange. Die Zahnstange ist in Verbindung mit einem Gestänge, das bis zum Antrieb
über den Wasserspiegel geführt werden kann. Die kreisförmigen Dichtungsleisten
müssen wegen der Bearbeitung entweder an das Gehäuse angeschraubt werden, oder es
muß das Gehäuse mehrteilig ausgeführt werden. Wirkt der Wasserdruck von der linken
Seite, so sind die Zapfen schwer belastet; ein vollständiges Abdichten ist bei
großen Drücken kaum zu erwarten. Bei rechtsseitigem Drucke ergibt die Reibung an den
Dichtungsflächen ein zu großes Bewegungsdrehmoment, das selbst bei exzentrischer
Anordnung des Drehpunktes für das erste Oeffnen bestehen bleiben kann. Die Zapfen
übernehmen im ersten Falle große Biegungsmomente, im zweiten Falle namhafte
Drehmomente.
Hydraulisch betätigter
Flachschieber.
Bei dem in Abb.
2 bis 4 dargestellten Schieber ist der Antriebzylinder mit dem Schieberkörper
in einem Stück gegossen. Der Kolben ist feststehend; der Zylinder bewegt sich und
nimmt die Schieberlinse mit. Die Kolbenstange ist hohl und dient zur Zuführung des
Preßwassers oberhalb des Kolbens (Oeffnen). In der Kolbenstange befindet sich noch
ein Rohr, durch welches das Preßwasser unter den Kolben eintreten kann (Schließen).
Die dünne Stange, die am unteren Ende des Zylinders befestigt ist, trägt oben einen
Zeiger. Das Antriebwasser wird bei Turbinenschiebern der Turbinenrohrleitung
entnommen. Ist das Wassersand- und schlammhaltig, so muß es einen Filter passieren.
Durch die Verlegung des Zylinders in den Schieberkörper wird eine geringe Bauhöhe
des Schiebers erzielt. Als Nachteil steht dem gegenüber, daß alle Packungen des
Zylinders schwer zugänglich sind. Die Führung des Schieberkörpers erfolgt hier durch
zwei massive Führungsäulen. Soll der Schieber von Hand oder elektrisch betätigt
werden, so werden die Führungsäulen mit Gewinde versehen und zur Schieberhaube
herausgeführt; die Führungsaugen des Schieberkörpers bekommen Muttergewinde. Durch
gleichzeitiges Drehen beider Führungsäulen wird die Schieberlinse bewegt und
gleichzeitig geführt; eine weitere seitliche Führung ist bei genügender Stärke der
Spindeln nicht mehr notwendig.
Textabbildung Bd. 333, S. 107
Abb. 1.
Fehlerhaft ist das Ueberführen der Rippen in den Flansch. Der Zug und die
Montierungspannung der Schrauben bewirken ein Federn (Verbiegen) der Flansche. Die
Rippe kann dieser Flanschenbewegung nicht folgen; andererseits ist die Anzahl
und der Querschnitt der Rippen zu gering, um die Zugkraft sämtlicher Schrauben
aufnehmen zu können. An den Anschlußstellen der Rippen an die Flansche müssen
notwendigerweise Rißfugen entstehen.
Textabbildung Bd. 333, S. 108
Soll die elastische Formänderung durch Anordnung von Rippen vermindert werden, dann
müssen die Randspannungen in den Rippen gewissenhaft berechnet werden. Ovale und
rechteckige Hohlkörper erleiden bei Innen-(oder Außen-)druck infolge der
auftretenden Biegungsmomente beträchtliche Formänderungen, die bei Kugel- und
Zylinderform verhältnismäßig klein sind. Es ist bekannt, daß durch ungenügende
Verrippung infolge der Vergrößerung des e (Abstand der
äußerst gespannten Faserschichte) das Widerstandsmoment einer Platte vermindert
wird; solche Rippen können nicht als Verstärkungsrippen bezeichnet werden. Bei
gußeisernen Rippen, welche in der äußerstgespannten Faserschichte durch Zugkräfte
überansprucht werden, geht bei wechselnder Belastung der anfängliche Haarriß der
Rippe bald in einen vollständigen Bruch über.
Der hydraulisch gesteuerte Turbinenschieber in Abb. 5 bis
7Schweizerische Bauzeitung. ist
ebenfalls ein Flachschieber. Der Antriebzylinder ist auf das Schiebergehäuse
aufgebaut; durch Einbau eines kurzen Zwischenstückes könnte die Abdichtung der
Kolbenstange im Zylinderdeckel zugänglich gemacht werden. An die Schieberlinse
ist unten ein Ringstück angegossen, mit dessen Hilfe bei völlig gehobener
Schieberlinse der Schieber ein glattes Rohr bildet, was bei der hohen
Durchflußgeschwindigkeit (max. 6 sec./m) die Wirbelungen verhindern soll. Naturgemäß
hat der Schieber bei dieser Anordnung eine große Bauhöhe. Die Führung der Linse
erfolgt durch seitliche Leisten, die an das Gehäuse angegossen sind. Die
Schieberhaube hat einen kreisförmigen Querschnitt.
Textabbildung Bd. 333, S. 108
Die Einzelheiten der hier beschriebenen Flachschieber lassen sich in allen möglichen
Formen verbinden. Jeder der Schieber besitzt eine abschließbare Umleitung, welche
ein langsames Anfüllen der Rohrleitung vor Oeffnen des Schiebers ermöglicht. Ist
hinter dem Schieber noch ein Abschlußorgan vorhanden, wie beispielsweise bei den
Turbinen der Leitapparat, so kann bei geschlossenem Leitapparat und geöffneter
Umleitung ein Ausgleich des Wasserdruckes vor und hinter dem Schieber erfolgen, wodurch der
Schieberkörper entlastet wird, d.h. die Schieberlinse kann beinahe reibungslos auf
den Dichtungsleisten bewegt werden. Nun ist das zweite Abschlußorgan (Leitapparat)
nicht immer vorhanden; auch im Turbinenbetriebe wird die Entlastung mit Hilfe des
Umlaufes selten in Gebrauch genommen. Versagt die Regulierung der Turbine, so muß
die Schieberlinse ohnehin unter dem vollen einseitigen Druck ohne jede Entlastung
auf den Dichtungsleisten bewegt werden. Bei handbetriebenen Schiebern macht sich der
große Arbeitsaufwand unangenehm fühlbar. Der Hauptnachteil bei den nicht entlasteten
Schiebern ist aber der rasche Verschleiß, ja selbst Formänderung der
Dichtungsleisten. In Abb. 3 ist die
Schieberlinse S' in einer Zwischenstellung punktiert
eingezeichnet. Die ganze Schieberlast wird hier auf etliche kleine Flächen
übertragen, wodurch die Dichtungsflächen spezifisch überlastet werden. Ein
gleichzeitiges Aufsitzen der Schieberlinse auf den Dichtungsleisten und auf den
Führungen ist nicht zu erwarten.
Textabbildung Bd. 333, S. 109
Abb. 8.
Textabbildung Bd. 333, S. 109
Abb. 9.
Wird der Schieberkörper bewegt, so bilden sich sehr bald auf den Dichtungsleisten
Riffeln (Abb. 8), ähnlich wie bei den Schienenköpfen
beobachtet werden. Der Schieber wird undicht.
Die Drosselklappe ist gut entlastet, dichtet aber nicht
vollkommen ab; sie wird zumeist als Notabschluß in die Rohrleitung den Schiebern
vorgebaut. Die Drosselklappen können von Hand (auch mit Fallgewicht) betätigt
werden; oft erhalten sie elektrischen oder hydraulischen Antrieb, der aus der
Entfernung betätigt werden kann.
Für das Elektrizitätswerk am LöntschSchweizerische Bauzeitung. wurden Drosselklappen als
Hauptabschlußorgane eingebaut. Die beiden Grundablässe von je 1400 mm ? sind
einfache Drosselklappen. Zur Erreichung einer guten Abdichtung werden auf der
Wasserseite der geschlossenen Klappe Schlacken durch ein Einwurfrohr von 250 mm l.
W. zugeführt. Die Ausspülung der vor den Klappen angehäuften Schlacken erfolgt vor
dem Oeffnen durch eine Umleitung. Vor dem Einlauf sind Dammbalkennuten vorhanden,
welche die Errichtung einer Spundwand ermöglichen. Der Abschluß der Rohrleitungen
der Löntschwerke erfolgt im oberen Teil der Rohrstränge bei etwa 4 at durch je zwei
hintereinandergeschaltete Drosselklappen. Der Raum zwischen den zwei Drosselklappen
ist mit einer Entwässerungsvorrichtung versehen, durch welche das Spritzwasser der
oberen Klappe abgeleitet wird; dadurch kann der untere Teil der Rohrleitung trocken
abgeschlossen werden.
Die Zylinderschütze ist ein Ventil mit sehr guter
Entlastung. Schöne Ausführungen von hohen Zylinderventilen findet man unter den
Betriebseinrichtungen des Großschiffahrtweges Berlin–Stettin.Z. d. V. d. I. Jahrg. 1913 S.
353.
Für große Wasserhöhen wählt man mit Rücksicht auf die Baustoffersparnis die niedrige
Zylinderschütze (Abb. 9). Das Schütz c ist ein Zweisitzventil, welches in die geschlossene
feststehende Glocke b aufgezogen wird.
Textabbildung Bd. 333, S. 109
Das Absperrventil mit Entlastung ist in Abb. 10 und 11 in
geschlossenem Zustande schematisch dargestellt. Es ist eine niedrige Zylinderschütze
(nach Abb. 9), welche in einen Rohrzug wagerecht
eingebaut ist. Das Ventil v hat bloß einen Sitz s und ist durch einen Boden geschlossen. Das
Druckwasser, das durch die schmale Ringfuge f in die
feste Glocke b eindringt, erzeugt den Dichtungsdruck
für den Ventilsitz bei s. Wird die Zahnstange z durch die Welle n nach
links bewegt, so wird zuerst das Ventil v geöffnet,
durch welches das bei f eindringende Wasser abfließen
kann. Die feste Glocke b wird innen fast drucklos; den
Druck überträgt die Glocke b durch die Rippen r an das Außengehäuse. Wird die Zahnstange z weiter nach links bewegt, so nimmt das Ventil v die Ringschütze c mit
und treibt sie in
den Hohlraum b, wobei der Durchfluß in der Ringfläche
(Richtung u) freigegeben wird., Dieses Absperrventil
wurde von mir für das Projekt der Thayawerke (Talsperre Frain) im Jahre 1910 in
Vorschlag gebracht.
Das Zylinderventil v kann natürlich auch ein
zweisitziges Ventil ohne Boden sein; für die Erzeugung eines Dichtungsdruckes bei
s muß für die wagerechte Anordnung des Ventils der
Durchmesser bei f etwas kleiner sein als bei s.
Textabbildung Bd. 333, S. 110
Das Zylinderventil lenkt das Wasser von der geraden Durchflußrichtung ab, wodurch
Wirbelungen, Druckverluste und damit Arbeitsverluste entstehen, die beim
Turbinenbetriebe vermieden werden sollen. Schiebt man in Abb. 10 das
Zylinderventil v in die Glocke b und zieht dann b samt v durch irgend eine Vorkehrung aus der
Durchflußrichtung seitlich oder hinauf, so kann in dieser Weise obiger Uebelstand
behoben werden; diese Erwägung führt zur Konstruktion des folgenden Schiebers.
Der entlastete Schieber (Abb. 12 bis 15)
(patentiert) besteht im Schema nach Vorigem aus der Zylinderschütze c, die etwas
konisch ist und der Glocke b, welche sich in den
massiven Pratzen d gegen feste Führungsleisten f des Gehäuses lehnt. Abb. 12 zeigt den
Schieber in geöffneter Stellung; der Durchfluß des Wassers erfolgt geradlinig ohne
Ablenkung. Für das Schließen des Schiebers wird zuerst die Glocke b heruntergedrückt (Abb. 13). Das Wasser
findet seinen Abfluß durch den Ringspalt mit der Höhe h. Die Höhe h muß mit Rücksicht auf die
Durchflußmenge (resp. Geschwindigkeit) reichlich bemessen werden, was ohne weiteres
möglich ist. Die Glocke b hat in der tiefsten Lage und
während der Bewegung nur der Stoßkraft des Wassers standzuhalten, die im Verhältnis
zum Totaldruck auf die Schieberfläche nur klein ist. Nun wird die konische
Ringschütze c heruntergedrückt. Je mehr der freie
Durchfluß gehemmt wird, desto mehr wird die Glocke b
belastet; bei Tiefstellung von c trägt die Glocke b den vollen Druck P = F ×
p. Dabei wirkte als Balken mit den Auflagern d. Die Ringschütze wird nur so viel zwischen die
Dichtungsflächen am Schiebergehäuse und der Glocke b eingedrückt, als eben zur vollständigen Abdichtung notwendig ist, der
restliche Druck wird durch die Pratzen d auf die
Führungsleisten bzw. auf das Schiebergehäuse übertragen, ohne die Dichtungsleisten
zu überlasten. Der Flüssigkeitsdruck dichtet selbst ab. Die Dichtungsleisten
bekommen nur in der Endstellung Druck, also erst dann, wenn die ganzen Flächen der
Dichtungsleisten voll aufeinander liegen; der spezifische Druck bleibt daher in
mäßigen Grenzen. Während des ganzen Hubes der Zylinderschütze c sind die Dichtungsleisten unbelastet; gefährliche
Laststellungen, wie in Abb. 3 einpunktiert,
kommen nicht vor. Die Dichtungsleisten werden somit selbst bei hohen Drücken und
großen Durchmessern wesentlich geschont.
In Abb. 14
ist der Schieber geschlossen. Beim Oeffnen wird zuerst die Schütze c hochgezogen (Abb. 13); dann folgt die
Glocke b (Abb. 12). Die
Dichtungsleisten sind wie beim Schließen während der Bewegung unbelastet. Die
Bewegungsarbeit für das Oeffnen und Schließen unter dem vollen einseitigen Druck ist
gering. Der Schieberdeckel b läßt sich sehr steif
durchbilden und wird durch Hubbegrenzschrauben oder Anschläge mit Beilagen in die
richtige Lage gebracht. Bei sehr großen Ausführungen können bei d nachstellbare Gleitkeile und Wälzlager eingebaut
werden. Die Schaltung für die richtige Reihenfolge der Bewegung von b und c erfolgt
selbsttätig. Für Grundablaßschieber, welche oft sehr tief unter dem Bedienungsraum
liegen, werden bei richtiger Wahl des Konuswinkels für den Ringschieber die
Bewegungsorgane nur auf Zug beansprucht, durch Fortfall der Knickung wird das
Gestänge leichter. Bei großen Abschlußschiebern in Druckstollen kann das
Schiebergehäuse aus Eisenbeton hergestellt werden. Die Armatur samt Führungsschienen
läßt sich leicht einmontieren. Eine Umleitung für das langsame Anfüllen der
Rohrleitung ist kaum notwendig, nachdem sich die Ringschütze c infolge der leichten Beweglichkeit gut auf kleine Oeffnung einstellen
läßt.
Der Schieber läßt sich ohne weiteres für hydraulichen Antrieb einrichten (Abb. 16 bis
18); die
Wirkungsweise ist dieselbe wie unter Abb. 12 bis 15. Die
Einzelheiten für die schematischen Abb. 16 bis 18
entsprechen den Abb. 2 bis 4 und 5 bis 7. Die Anordnung der
Einzelheiten kann auch in anderer Weise erfolgen. Die Durchmesser der hydraulischen
Zylinder sind infolge der kleinen Bewegungswiderstände verhältnismäßig klein. Bei
dem hydraulisch betriebenen Schieber ist die Ringschütze c nicht starr aufgehängt; bei Druckstößen, Erschütterungen oder bei
Aufhören des Druckes bei a (Abb. 16) kann die
Ringschütze c um etwa 5 mm tiefer (bis zum Anschlag)
herunterrutschen. Es kann dann vorkommen, daß der ganze Druck, der auf dem Schieber
lastet, sich auf die Dichtungsleisten überträgt. Eine spezifische Ueberlastung kann
nicht eintreten, weil sich der Druck auf die vollen Sitzflächen verteilt. Das erste
Anheben der eingeklemmten Ringschütze c um die 5 mm
wird natürlich eine größere Kraft brauchen als für das weitere Hochziehen notwendig
ist. Für dieses erste Anheben (Hub 5 mm) wird bei großen Schiebern ein kleiner
Druckmultiplikator (Abb. 19) in die Druckleitung des
Antriebszylinders der Ringschütze c eingebaut. Läßt
sich der Kolben Kc
(Abb. 16
und 19) durch das Druckwasser nicht anheben, so
gelangt das Druckwasser durch die dünne Bohrung L (Abb. 19) unter den Kolben F und hebt ihn langsam, wobei der Differenzialkolben den Druck p'=p\,\frac{F}{F-f}
erzeugt. Nachdem das Ventil v geschlossen ist, pflanzt
sich der Druck p' unter dem Kolben Kc fort und hebt ihn.
Die Druck Wasserleitung für den Bewegungszylinder in b
ist dabei geschlossen, der Schieberdeckel b ist dadurch
in seiner Lage festgehalten.
Textabbildung Bd. 333, S. 111
Ist die Ringschütze c aus der Klemmung um die 5 mm
gehoben, so hört der Bewegungswiderstand und damit der große Druck unter dem Kolben
Kc auf; das Ventil
v wird durch den Druck p geöffnet, und das Druckwasser (aus der Turbinenrohrleitung) besorgt das
weitere Hochziehen der Ringschütze c. Ist die
Ringschütze nicht eingeklemmt, so daß der Multiplikator nicht gebraucht wird, dann
geht der Plungerkolben P (Abb.
19) langsam leer in die Höhe. Der Druckwasserverlust für die Fläche
f und den kleinen Hub ist sehr gering, es lohnt
sich nicht, eine besondere Steuerung zur Vermeidung dieses Verlustes einzubauen. Der
Kolben F braucht nur nach einer Richtung zu dichten,
weil bei geöffnetem Ventil v der Plungerkolben den
Auftrieb p . f erhält. Schließt das Ventil v, so öffnet der Druck p'
die Manschette in F; erst dann tritt der Kolben F in Wirkung.
Bei den gewöhnlichen Wasserschiebern für den Turbinenbetrieb sind
Durchflußgeschwindigkeiten bis zu 6 m sekündlich üblich; der Wasserstoß, resp. der
Druck auf den Deckel b ist somit gering und der Deckel
b läßt sich leicht auf- und abwärts bewegen.
Textabbildung Bd. 333, S. 111
Abb. 19.
Bei großen Wassergeschwindigkeiten (zum Beispiel Grundablaß) wird der Druck auf den
Schieberdeckel b wesentlich größer, jedoch immer viel
geringer als bei einem einfachen Schieber, wo der volle Betriebsdruck p auf der Schieberlinse lastet. Für die Verminderung
der Bewegungsarbeit wird der Schieberdeckel b (Abb. 12 bis
15) um
90° im Sinne des Uhrzeigers während seiner Aufwärtsbewegung gedreht, wobei die in
diesem Falle kreisförmigen Pratzen d mit entsprechendem
Radius auf den Bahnen f abrollen. Die Mehrkosten dafür
sind jedenfalls kleiner als die Auslagen für komplizierte Klappen samt Rollschützen
und deren Mechanismen, wie solche für Talsperren neuerer Zeit vielfach ausgeführt
worden sind.
Ein etwas erweitertes Gehäuse und eine mäßige Verkleinerung des Durchmessers des
Deckels b (Ringschütze c
etwas kegelförmig) vermindern die Größe des Wasserstoßes beträchtlich; diese
Vorkehrung ist leicht durchführbar und für die meisten Fälle ausreichend.
Zusammenfassung. Es werden große Hauptabschlußorgane für
hohe Drücke besprochen, und zwar ein Hochdruckschieber mit Segmentverschluß, sodann
einige Flachschieber mit hydraulischem und anderem Antrieb. Die Drosselklappe, die
als selbstständiger Hauptabschluß nur selten Verwendung findet, ist nur kurz
behandelt. Dann folgt die Besprechung der Zylinderschütze für das offene Gerinne und
für das geschlossene Rohr, hinüberleitend zu einer neuen Schieberkonstruktion, die
in ihrer Wirkungsweise der Zylinderschütze nachgebildet ist.