Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Schmolke |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 130 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die chemischen Wasserreinigungsmethoden. In der
Zeitschrift des Vereins von Gas- und Wasserfachmännern in Oesterreich-Ungarn Bd. 57
S. 5 bis 13 unterzieht Dr. E. O. Rasser die verschiedenen
Verfahren zur chemischen Wasserreinigung einer eingehenden Besprechung. Zunächst
bespricht er die Ozonisierung, die sich zwar im Großbetrieb bewährt hat, jedoch der
Kosten wegen nicht immer zur Anwendung gelangen kann. Er geht näher auf die Versuche
ein, die in Königsberg i. Pr. zur Reinigung des Pregelwassers mit Ozon angestellt
wurden und die zeigten, daß bei inniger Berührung des Ozons mit dem Wasser und bei
gleichzeitiger Anwendung von Alaun ein vorzüglicher bakteriologischer Effekt erzielt
werden kann. Trotz seines hohen Gehaltes an organischen Substanzen konnte das
Pregelwasser auf diese Weise in ein klares, farbloses Trinkwasser ohne irgend
welchen Geschmack umgewandelt werden, es war ferner äußerst keimarm und sicher frei
von pathogenen Keimen. Ohne Behandlung mit Alaun blieb das Wasser zwar etwas trüb,
dagegen wurde auch in diesem Falle die Keimzahl stark herabgesetzt, allerdings war
die erforderliche Ozonmenge auch etwas größer. Das Ozonverfahren ist, wie hieraus
hervorgeht, sehr empfehlenswert; es ist überall da angebracht, wo der immerhin nicht
unbedeutende Kostenpunkt getragen werden kann und wo kein anderes
Reinigungsverfahren Anwendung finden kann. Als einen Nachteil dieses Verfahrens
nennt Verfasser den metallischen Geschmack des ozonisierten Wassers.
Weiter wird die Enteisenung des Wassers besprochen, die
darauf beruht, daß das im Wasser als Oxydul gelöste Eisen durch Luftzufuhr in
unlösliches Oxyd verwandelt und hierauf durch Filtration aus dem Wasser
entfernt wird. Je nach der Beschaffenheit des Wassers und nach den örtlichen
Verhältnissen wendet man offene oder geschlossene Enteisenungsanlagen an. Jene sind
einfacher und daher billiger, beanspruchen aber mehr Raum als die geschlossenen
Apparate, die man nach ihrer Bauart in Einphasen- und Zweiphasenapparate einteilen
kann. In diesen Apparaten wird das Wasser in fein verteiltem Zustande durch eine
Kiesschicht geleitet, während gleichzeitig Luft in entgegengesetzter Richtung durch
den Apparat gepreßt wird, die die Oxydation und Abscheidung des Eisens bewirkt.
Teilweise auf mechanischen und teilweise auf chemischen Vorgängen beruht das
Permutitverfahren, das sowohl zur Entfernung des Eisens, als auch des Mangans und
der Kohlensäure aus dem Wasser dienen kann. Das Permutit ist eine künstlich
hergestellte Verbindung, die den natürlich vorkommenden Zeolithmineralien ähnlich
ist. Die Entmanganung des Wassers ist unter Umständen wichtig, weil ein geringer
Mangangehalt bisweilen Algenwucherungen hervorruft, so zum Beispiel bei dem
Dresdener Leitungswasser. Wenn man solches Wasser durch eine Schicht von
Manganpermutit hindurchlaufen läßt, so wird das Mangan in gleicher Weise, wie dies
oben bei der Enteisenung geschildert wurde, oxydiert und abgeschieden. Die Oxydation
wird hier jedoch nicht durch den Luftsauerstoff, sondern durch den Sauerstoffgehalt
des Manganpermutits bewirkt, weshalb das Permutit nach einer gewissen Zeit durch
Behandlung mit Kaliumpermanganatlösung regeneriert werden muß.
Zur Entfernung von freier Kohlensäure aus dem Wasser benutzt man Filter, die mit
Marmorstücken in von unten nach oben zunehmender Korngröße gefüllt sind und die das Wasser
langsam von unten nach oben durchfließt.
Weiter erwähnt Verfasser die Reinigungsverfahren, die sich des Broms, des
Chlordioxyds, des Wasserstoffsuperoxyds, des Kupfersulfats sowie des Aetzkalks als
sterilisierender Zusätze bedienen, die jedoch alle nur höchst selten Anwendung
finden.
Recht verbreitet ist dagegen das Chlorkalkverfahren, das zum erstenmal im Jahre 1894
gelegentlich einer Typhusepidemie in Pola zur Anwendung gelangte, in der Folge aber
hauptsächlich in England und Amerika Eingang fand. In Deutschland wurde das
Chlorkalkverfahren durch das staatliche hygienische Institut in Hamburg auf seine
Brauchbarkeit geprüft, wobei sich ergab, daß durch den Chlorkalkzusatz zwar eine
erhebliche Verminderung der Keimzahl, aber keine völlige Abtötung erfolgt. Außerdem
nimmt das so behandelte Wasser einen unangenehmen Geruch und Geschmack an, der durch
nachträglichen Zusatz von Natriumthiosulfat beseitigt werden muß. Aus diesem Grunde
ist das Verfahren nur zur Vorbehandlung von Oberflächenwasser, das als Trinkwasser
verwendet werden soll, sowie zur Trinkwasserbeschaffung im Felde zu empfehlen. Für
letzteren Zweck hat S. Woodhead, Professor an der
Universität Cambridge, eine einfache Methode ausgearbeitet, die bezweckt, dem Wasser
die gerade zur Sterilisation nötige Menge Chlorkalk zuzusetzen, so daß der Geschmack
des Wassers keine Beeinträchtigung erfährt.
Um die geeignetste Reinigungsmethode für eine zentrale Wasserversorgung zu ermitteln,
wird man am zweckmäßigsten einen Betriebsversuch anstellen, indem man mehrere
Methoden gleichzeitig oder nacheinander erprobt; auf Grund der so erhaltenen
einwandfreien Ergebnisse läßt sich dann die für die besonderen Verhältnisse
brauchbare Apparatur leicht ausfindig machen.
Sander.
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Die Kaplanturbine. Im Jahre 1913. hat Professor Kaplan. der Technischen Hochschule Brunn auf Grund seiner
dreidimensionalen Turbinentheorie eine Schnelläufer-Wasserturbine gebaut, die nach
Berechnung und Versuchen des Erfinders einen noch nicht erreichten Wirkungsgrad
aufwies.
Textabbildung Bd. 333, S. 124
Abb. 1. Wirkungsgrade des Kaplan-Rades V bei höchster Geschwindigkeit, bezogen
auf die Leistungen, Beziehungen zwischen Wassermengen und Leistungen.
Zur Verwertung der Erfindung hatte sich bereits im Jahre 1913 eine
deutsch-schweizerische Vereinigung gebildet, dem die bekannten deutschen Firmen des
Wasserturbinenbaues angehören.
Nach den Zeichnungen und Angaben des Erfinders wurde in Heidenheim eine
Versuchsturbine gebaut und in der Versuchsanstalt Hermaringen im Jahre 1916
geprüft. Es wurden verschiedene Laufräder ausprobiert, bei denen Schaufelstärke und
Schaufelanzahl verändert wurde. Die Versuche zu Hermaringen ergaben nach Ansicht der
Vereinigung für die Praxis folgendes: Der erste Gesichtspunkt bei der Beurteilung
eines Laufrades ist dessen Verhalten bei den durch den wechselnden Wasserzufluß
bedingten Veränderungen der Beaufschlagung. Die Abb.
1 zeigt für das Laufrad V mit ns = 693 die
Wirkungsgrade und die Beaufschlagungen in Beziehung zur Leistung. Es geht daraus
hervor, daß die Kaplanturbine bei etwa halber Beaufschlagung nur 12 v. H. der vollen
Leistung ergibt und nur 16 v. H. Wirkungsgrad hat. Die Kaplanturbine arbeitet bei
Kleinwasser ungünstiger als bekannte Turbinensysteme. Um einen unmittelbaren
Vergleich zwischen der in Abb. 1 gebrachten
Wirkungsgradkurve mit der üblichen Darstellungsweise zu erleichtern, sind in Abb. 2 beide Darstellungsweisen zusammengestellt. In
Abb. 3 sind die Leistungen und erreichten
Wirkungsgrade für das Kaplanrad V für n = 693 im Vergleich mit solchen für ein Francisrad von
ns = 200
eingetragen. Dabei ist angenommen, daß beide Räder für eine maximale Wassermenge von
10 m3/sec bei 4 m Nutzgefälle gebaut sind. Während
das Kaplanrad bei einer Wassermenge von 4,30 m3/sec noch leer umläuft, weist das langsam laufende Rad hierbei einen
Wirkungsgrad von 78 v. H. und eine Leistung von 179 PS auf. Will man also mit
Kaplanrädern bei kleineren Wassermengen noch eine Kraftleistung erzielen, so wären
für das genannte Beispiel zwei Kaplanräder von je 5 m3/sec größter Wassermenge notwendig.
Textabbildung Bd. 333, S. 124
Abb. 2. Kaplan'sche Darstellungsweise gegenüber der üblichen
Darstellung.
Textabbildung Bd. 333, S. 124
Abb. 3. Vergleiche der Wirkungsgrade und Leistungen für Francisturbine und
Kaplanturbine.
Aus dieser Betrachtung läßt sich mit Hinblick auf die Veränderlichkeit der
Wassermengen vom wirtschaftlichen Standpunkt aus erkennen, daß trotz höherer
Maschinenkosten entweder wenige große Laufräder mit geringerer Drehzahl zu verwenden
sind, oder es sind eine größere Anzahl kleinerer Räder mit höherem ns zu benutzen, die bei
geringer werdender Wassermenge gruppenweise abgeschaltet werden. Die großen
Hoffnungen, die der Erfinder auf seine neue Wasserturbine setzt, sind nach Ansicht
der Vereinigung zur Verwertung der Kaplanturbine nicht berechtigt. Es haben sich
deshalb bereits Differenzen zwischen dem Erfinder und der erwähnten Vereinigung
gebildet, die zu ausführlichen Besprechungen in Fachzeitschriften führten. In der
Zeitschrift „Die Wasserwirtschaft“ hat Professor Kaplan 1917 Heft 10, 11 und 12 unter dem Titel „Eine neue Wasserturbine
und ihre Beziehung zur Wasserwirtschaft“ eingehend die Wirkungsweise seiner
neuen Wasserturbine beschrieben. Eine längere Erwiderung hierauf hat die Vereinigung
in derselben Zeitschrift veröffentlicht, der die obigen Ausführungen entnommen
sind.
Die Kaplanpatente haben inzwischen trotz Einspruch der hier in Betracht kommenden
Firmen Rechtskraft erreicht. Für den Leser des D. p. J. wäre es von Interesse, auf
Grund der Ausführungen der Vereinigung und mit Berücksichtigung der von ihr
veröffentlichten Versuchsergebnisse die Ansicht des Erfinders hierüber zu hören.
W.
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Elektrische Kohlen. Die vielseitige Verwendung der Kohle
in der Elektrotechnik beruht auf ihren vorzüglichen elektrischen Eigenschaften sowie
auf ihrer Beständigkeit gegenüber chemischen Einflüssen. In vollem Maße zeigt alle
diese Vorzüge nur der Graphit, dessen geringe Festigkeit und meist erheblicher
Aschengehalt aber seiner allgemeinen Verwendung entgegenstehen. Es ist daher nur
durch geeignete Mischungen verschiedener Kohlematerialien sowie durch entsprechende
Fabrikationsmethoden gelungen, geformte künstliche Kohlen herzustellen, wie sie für
Bogenlampen, galvanische Elemente, Mikrophone und Kontakte, für elektrische Oefen
und Schweißmaschinen, für Dynamobürsten und andere Zwecke heute in großem Umfange
benutzt werden. Ueber die Entwicklung dieses Sondergebietes macht Dr. C. R. Böhm im
bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt 1917 S. 211 interessante Mitteilungen.
Davy beschrieb als erster im Jahre 1810 den elektrischen
Lichtbogen; die von ihm benutzte Holzkohle wurde 1844 von Foucault durch Stäbe aus Retortenkohle ersetzt, die jedoch noch keinen
gleichmäßigen elektrischen Widerstand aufwiesen. Erst in einem englischen Patent vom
Jahre 1846 wurde der erfolgreiche Vorschlag gemacht, künstliche Kohle aus einer
Mischung von gepulvertem Koks und Zuckerlösung durch starken Druck und nachfolgendes
Glühen bei Luftabschluß herzustellen. In der Folge versuchte man die verschiedensten
Kohlemischungen, so Holzkohle mit Retortenkohle gemischt, ferner Ruß, dessen
Porosität man durch Imprägnieren der fertig geformten und gebrannten Kohlen mit
Harz, Sirup und anderen verkokenden Stoffen sowie durch nochmaliges Glühen zu
beseitigen suchte. Aber erst als Greßler im Jahre 1856
den Teer als Bindemittel vorschlug, wurden harte und gleichmäßig geformte Stücke
erhalten. Mit der Erfindung des Leclanché-Elements (1868)
nahm die Herstellung von Batteriekohlen an Bedeutung erheblich zu und durch die
Arbeiten von Siemens und Gramme über das dynamoelektrische Prinzip sowie durch die Erfindung der
Jablochkoffschen Kerze (1876–1878) erfuhr die
Industrie der künstlichen Kohlen einen weiteren Aufschwung. Um die gleiche Zeit
übertrug Carré die Methoden der Brikettherstellung auf
die neue Industrie und führte die Einbettung der getrockneten Preßstücke in
Kohlenstaub ein, ein Verfahren, das sich sehr bewährt hat.
Die Fabrikation von Bogenlichtkohlen wurde durch Napoli
sehr gefördert, der zu diesem Zwecke die hydraulische Presse benutzte und
verschiedene Verbesserungen an ihr vornahm, doch war man zu jener Zeit immer noch
gezwungen, die gebrannten Kohlen mit Sirup zu imprägnieren, wodurch die Erzeugnisse
verteuert wurden. In Deutschland befaßten sich mit der Herstellung von
Bogenlichtkohlen A. Lessing in Nürnberg und Gebr. Siemens in Charlottenburg; die von dieser Firma im
Jahre 1879 erfundenen Dochtkohlen stellten eine wesentliche Verbesserung dar. In den
80er Jahren wurde neben der Herstellung von Batterie- und Bogenlichtkohlen die
Fabrikation von Mikrophonkohlen und Dynamobürsten aufgenommen und es entstand mit
der Zeit eine bedeutende Massenfabrikation, die die Gründung zahlreicher Rußfabriken
im Gefolge hatte. In Amerika benutzte man dagegen an Stelle von Ruß den
Petroleumkoks, der in Europa nur für geringwertige Sorten Verwendung findet. Durch
die Ausbildung besonderer Mischmaschinen, Kollergänge und Pressen sowie durch die
Einführung der Gasfeuerung erreichte die deutsche Kunstkohlenindustrie ihre heutige
führende Stellung. Sie hat auch an dem Aufschwung der elektrochemischen Industrie
einen wesentlichen Anteil, indem sie die recht verschiedenartigen Anforderungen, die
die einzelnen elektrothermischen und elektrometallurgischen Prozesse an das
Elektrodenmaterial stellen, zu erfüllen vermochte. Es entstanden so eine Reihe von
Sonderfabriken in Deutschland, die vor dem Kriege eine bedeutende Ausfuhr
hatten.
Sander.
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T.-T.-T. oder Urteer? Bei der trockenen Destillation der
Rohkohle im Koksofen oder in Gasretorten werden die Teerdämpfe schon bei
verhältnismäßig niedriger Temperatur ausgetrieben. Während sie aber bei ihrem Abzug
aus dem Ofen an dessen hellglühenden Wänden vorüberstreichen, werden sie weitgehend
zersetzt, so daß der dickflüssige Kokereiteer in einer im Vergleich zu dem
ursprünglichen Zustand wesentlich veränderten Zusammensetzung erhalten wird.
Neuerdings unterwirft man nun Rohkohle, die sich nicht für Vergasungs- oder
Verkokungszwecke eignet, der Destillation bei niedriger Temperatur, wobei ein in
seiner Zusammensetzung kaum oder nur wenig veränderter Teer erhalten wird, der sich
vom Kokerei- und Gasteer infolgedessen wesentlich unterscheidet. Vor allem ist er
dünnflüssig und enthält größere Phenolmengen und viel Leichtöl. In ähnlicher Weise
wird in neuester Zeit auch beim Generatorbetrieb ein in seinem ursprünglichen
Zustand wenig veränderter Teer als Nebenprodukt gewonnen, da hier die Teerdämpfe
schon in den kälteren Zonen des Generators aus der Kohle entweichen und nicht
hinterher noch dem Einfluß hoher Temperaturen ausgesetzt sind. In der Technik hat
sich für diesen Teer die Bezeichnung „Tieftemperaturteer“, für die
Destillation bei niedrigerer Temperatur der Name „Tieftemperaturdestillation“
eingebürgert. Mit Recht weist F. Hoffmann in der
Zeitschrift des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner (LVIII Bd. 1918 Heft 10 S.
114) darauf hin, daß diese Benennung zu Unrecht erfolgt. Denn unter tiefen
Temperaturen versteht man allgemein nur die unter 0°, während es sich hier um
Wärmegrade handelt, die nur im Vergleich zu den hohen Temperaturen des Koksofens und
der Gasretorte (etwa 1000 bis 1200° C) niedrig liegen, die aber doch immer noch 400
bis 800° betragen. Dabei von Tieftemperaturen zu reden, verstößt also durchaus gegen
den Sprachgebrauch. Hoffmann empfiehlt nun für den
„T.-T.-T.“ (vielfach übliche Abkürzung für Tieftemperaturteer) die
Bezeichnung „Urteer“, womit also angedeutet werden soll, daß bei der
Entgasung der Kohle im Falle der gleichzeitigen Einhaltung verhältnismäßig niedriger
Temperaturen die Destillationsprodukte stets in einer dem Urzustände im Augenblick
ihrer Entbindung nahegebliebenen Beschaffenheit erhalten werden. Ebenso kann man
also viel richtiger von einer „Urdestillation“ reden, während allerdings bei
der Bezeichnung „Urkoks“ sich das „Ur“ auf die Destillation bezöge,
bzw. auf die erhaltenen Nebenprodukte, also mit der Natur des Kokses nichts zu tun
hätte. Immerhin erscheint der Vorschlag Hoffmanns
durchaus beachtenswert. Denn „Tieftemperaturteer“ ist entschieden ein
sprachliches Ungeheuer, und bei der steigenden Bedeutung dieses Nebenproduktes als
Ausgangsmaterial für die Gewinnung von Schmierölen, Treibölen und anderen
Erzeugnissen wäre es angebracht, einen nicht nur einfacheren, sondern auch vor allem
zutreffenderen Namen möglichst bald einzuführen.
Loebe.
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Amerikanische Staatswerften. In den Vereinigten Staaten
sind drei große Staatswerften in Bau, die gleichzeitig 80 Handelsschiffe von 1000000
Brutto-Reg.-Tonnen bauen können. Es sind dies die American
Shipbuilding Corporation am Delaware-Strom bei Philadelphia, die Submarine Boat Corporation in Newark N. Y. und die Merchants Shipbuilding Corporation am Delaware. Der
Werftbetrieb wird demnächst eröffnet. Die amerikanische Regierung betreibt den Bau
der gesamten Werftanlagen und liefert die Schiffbaustoffe, die betreffenden
Werftgesellschaften leiten den Betrieb unter Staatsaufsicht.
Auf den Werften werden nur eiserne Schiffskörper hergestellt, die weitgehend
normalisiert sind. Die erstgenannte Werft ist die größte und besitzt auf einer
Uferlänge von 1600 m 50 Hellinge. Innerhalb 1 ½ Jahren sollen hier 120 Frachtschiffe
von 7500 bis 8000 Brutto-Reg.-Tonnen gebaut werden. Beim Bau dieser Werft sind
zurzeit 12000 bis 14000 Arbeiter beschäftigt. Die erforderliche Betriebskraft wird
von den städtischen Kraftwerken geliefert.
Die zweite Werft bedeckt etwa 50 ha am Hafen der Stadt Newark, N. J., und besitzt 28
Hellinge, auf denen 150 Schiffe von je 5000 Brutto-Reg.-Tonnen in nächster Zeit
gebaut werden. Die Werft beschäftigt 12000 Arbeiter.
Die letztgenannte Werft bedeckt etwa 100 ha. 12 Schiffe von je 8000
Brutto-Reg.-Tonnen können hier gleichzeitig auf Stapel gelegt werden. Die Werft hat
Häuser für 3000 Arbeiter gebaut. (Engineering News Record 3. Januar 1918.)
W.
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Eisenklinkerbeton. Ueber einen weiteren Fortschritt auf
dem Gebiete des Eisenbetons berichtet Prof. H. Kreüger (Techn. Hochschule zu
Stockholm) in der Zeitschrift „Armierter Beton“ 1918 Heft 5. Dieses neue
System des Eisenbetons bezeichnet Verfasser mit dem Namen Eisenklinkerbeton bzw.
Eisenziegelbeton.
Bekanntermaßen hat das Eisen bei den Eisenbetonkonstruktionen die Zugspannungen
aufzunehmen. Es wird also an jenen Stellen angeordnet, wo die zugelassene Zugfestigkeit des Betons überschritten wird. Im weiteren
Verfolg dieser Regel kann also dort, wo die zulässige Druckfestigkeit des Betons überschritten wird, ein druckfesteres Material, etwa Klinker oder Naturstein angeordnet werden.
Dadurch wird ein Verbundkörper mit drei verschiedenen Materialien erhalten; mit
Eisen, Klinker bzw. Naturstein und Beton. Das Eisen nimmt nunmehr die
Zugspannungen, die Klinker bzw. die Natursteine die größten Druckspannungen auf,
während der Beton das Bindemittel zwischen beiden bildet.
Verfasser hat auch Versuche ausgeführt, welche die praktische Durchführbarkeit des
Systems dargetan haben.
Das System kann natürlich nicht nur für Träger auf zwei Stützpunkten, sondern auch
für durchlaufende Träger sowie Rahmenkonstruktionen verwendet werden.
Durch die Anwendung von Klinkern ist es möglich, die Konstruktionshöhe nicht
unwesentlich zu verringern.
A. Marx.
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Ueber einen Ersatz der Platinschalen bei Elektroanalysen
berichtet Professor Dr. Gewecke in der Chemikerzeitung
1917 S. 297. Versuche im Chemischen Institut der Universität Bonn haben ergeben, daß
man an Stelle der gewöhnlich als Kathoden benutzten Platinschalen mit Vorteil
Glasschalen, die innen versilbert sind, benutzen kann. Um einen gut haftenden
Silberüberzug auf den Glasschalen zu erhalten, muß deren Innenseite vorher mit Hilfe
eines Sandstrahlgebläses fein mattiert werden. Die Mattierung der Schalen mittels
Flußsäuredämpfen empfiehlt sich weniger, da sie in der Regel nicht so gleichmäßig
wie mit dem Sandstrahlgebläse ausfällt. Die Schalen müssen vor der ersten
Versilberung gründlich gereinigt werden, zuerst mit Chromsäure, sodann mit
Natronlauge und schließlich mit Salpetersäure, Zur Versilberung benutzt Verfasser
eine ammoniakalische Lösung von Silbernitrat, die durch Zusatz von 2 cm3 40-proz. Formalinlösung reduziert wird. Bei
einer Temperatur von höchstens 30° erhält man in 3 bis 4 Min. einen
Silberniederschlag von 0,03 bis 0,05 g, der gleichmäßig matt ist und in der
Durchsicht tief dunkelblau aussieht. Die getrocknete Schale versieht man mit einem 2
mm breiten Streifen Platinblech, dessen eines Ende den Silberüberzug berühren muß,
während das andere Ende über den Rand der Schale nach außen gebogen und mit einer
Klemmschraube versehen wird. Versuche, auch die Platinanoden durch solche aus Kohle
zu ersetzen, führten bisher zu keinem befriedigendem Ergebnis, sollen jedoch mit
Achesonkohle fortgesetzt werden. Die vom Verfasser mitgeteilten Analysenergebnisse
(Bestimmung von Kupfer, Kadmium, Zink, Nickel, Kobalt, Quecksilber) zeigen, daß die
versilberten Glasschalen sehr wohl als Ersatz der teuren Platinschalen Verwendung
finden können.
Sander.
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Die chemische Industrie in Frankreich. Als der Krieg
ausbrach, erzeugte Frankreich ungefähr 15 t Sprengstoff
täglich. Nach der Marneschlacht im Oktober 1914 waren bereits alle Reserven, die man
für zwei Jahre Kriegsdauer als genügend erachtet hatte, erschöpft. General Joffre ersuchte darauf die französische Regierung, die
Erzeugung auf 80 t täglich zu erhöhen. Auch diese Menge erwies sich bald als
unzureichend, und die Militärbehörde verlangte vom Januar 1915 ab eine Erhöhung auf
150 t täglich. Die französische Offensive in der Champagne im Frühjahr 1915
beanspruchte täglich 250 t Sprengstoff. Von diesem Augenblick an stellt man einen
neuen Produktionsfortschritt fest, und im Frühjahr 1916 wurde die tägliche Erzeugung
in Frankreich auf ungefähr 750 t geschätzt. Trotz dieser ungeheuren Steigerung war
die Höchstgrenze noch nicht erreicht. Am Ende des Jahres 1916 erreichte die
französische Sprengstoffherstellung – nach Molinari – die erstaunliche Ziffer von
1000 t täglich. – Auch die Gewinnung von Schwefelsäure
hat eine beträchtliche Entwicklung erfahren, denn sie war von 5000 t monatlich auf
90000 t gestiegen. Zur Zeit der Mobilisierung erzeugte die französische chemische Industrie
monatlich 3000 t konzentrierte 60°, d. i. etwa 95,75-prozentige Schwefelsäure. Drei
Monate später wurde die Gewinnung auf Ansuchen des Kriegsministers auf 6000 t erhöht
und stieg dann fortgesetzt. Im November des Jahres 1915 berief der
Unterstaatssekretär des Artillerie- und Munitionswesens alle
Schwefelsäurefabrikanten zusammen, mit dem Ersuchen, eine Gruppe zu bilden, mit der
er künftig unterhandeln wolle. Auf diese Weise entstand „Union des Fabriquants
d'Acide Sulfurique de France“, die fast alle Fabrikanten – Saint-Gobain
ausgenommen – in sich schließt. Obgleich sämtliche Fabrikanten ihre Produktion
steigerten, wurde sie dennoch nicht für genügend erachtet, und die „Union“
erbaute infolgedessen auf Staatskosten neue Fabriken, so daß sich heute die
Erzeugung von konzentrierter Schwefelsäure der französischen chemischen Industrie
auf mehr als 100000 t monatlich beläuft, und es liegt kein Grund zu der Annahme vor,
daß die Höchstgrenze bereits erreicht sei. Wahrscheinlich wird es notwendig sein,
die neuen Fabriken der „Union“ für gewisse Zeit unter Regierungskontrolle zu
belassen, damit die Produktionsüberschüsse gerecht den Bedürfnissen der
verschiedenen Industrien nach verteilt, und besonders den Ansprüchen der
Superphosphatfabriken, den Bedürfnissen des Ackerbaues und des Ausfuhrhandels
Rechnung getragen werden könne. – Vor dem Kriege wurde kein flüssiges Chlor in Frankreich hergestellt, alle verbrauchten Mengen
wurden aus Deutschland eingeführt. Seit Anfang 1915 begann man Chlorfabriken zu
bauen, und im Mai desselben Jahres konnte die französische einheimische Industrie
bereits kleine Mengen liefern. Augenblicklich gibt es wenigstens sieben
elektrolytische Fabriken zur Chlorherstellung. Nach dem Kriege wird Frankreich,
anstatt dieses Produkt weiter einzuführen, selbst in der Lage sein, gewisse Mengen
Chlor auszuführen, trotz der Anforderung seiner verschiedenen chemischen
Industriezweige. Dasselbe kann vom Brom gesagt werden.
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Apparate und Feldanlagen für künstliche Beregnung der
Felder. (Vgl. auch D. p. J. Bd. 330 S. 392 ff.) Voraussetzung für die
Beschaffung einer Beregnungsanlage ist eine gesicherte Wasserversorgung. Deren
Bedeutung erscheint verständlich, wenn man bedenkt, daß im allgemeinen für den
zehnstündigen Arbeitstag eine Regenhöhe von 1,5 mm angenommen wird und somit für 100
ha Grundfläche täglich 1500 m3 Wasser erforderlich
sind, die für die Versorgung einer Mittelstadt von 15000 Einwohnern ausreichen
würden. Man erleichtert die Wasserbeschaffung durch Einteilung des zu beregnenden
Grundstücks in Kulturschläge für Winterfrucht, Sommerfrucht und Hackfrucht, deren
Bepflanzung und Bewässerung zu verschiedenen Zeiten stattfindet. Die Bewässerung
kann nicht in der Weise erfolgen, daß die gesamte in Frage kommende Fläche täglich
beregnet wird. Es nehmen vielmehr die einzelnen Feldstücke in längeren
Zwischenräumen auf einmal eine so große Wassermenge auf, daß sie für Wochen versorgt
sind. Ist die gewünschte Regenhöhe erreicht, so rücken die Beregnungsvorrichtungen
weiter. Eine. Beregnungsanlage besteht meist aus einer Reihe miteinander verbundener
Wagen, denen man Wasser zuführt, das mit Hilfe von Verteilungs- und Spritzrohren in
Regen verwandelt auf den Acker niederfällt. (Zeitschr. d. Vereins der Gas- und
Wasserfachmänner in Oesterr.-Ungarn. 1918 S. 261.)
Schmolke.