Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 245 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Drillungsschwingungen in Kurbelwellen. Die
Kurbelwelle ist als Drehfeder aufzufassen, der durch die mit ihr verbundenen
Schwungmassen eine gewisse Eigenschwingungszahl zukommt. Das ganze System wird durch
die resultierende Kraft aus dem Tangentialdruckdiagramm beansprucht. Ist nun der
Wechsel der Tangentialkraft gleich der Eigenschwingungsdauer des aus Welle und
Schwungmassen bestehenden Systems, oder ein Mehrfaches hiervon, so treten die
Erscheinungen der Resonanz ein, und die Schwingungen wachsen stark an. Die
Eigenschwingungsdauer hängt außer von der Wellenabmessung wesentlich von der Größe
der Schwungmassen ab. Soll die Maschine störungsfrei arbeiten, so muß der
Resonanzfall vermieden werden.
Es besteht ganz allgemein die Gleichung:
M_{\mbox{d}}=k\,\alpha=-\Theta\,\frac{d^2\,\alpha}{d\,t^2} . . . . . (1)
wobei den Verdrehungswinkel der Welle, Θ das polare Trägheitsmoment bedeutet, k
hängt von den Wellenabmessungen ab. Die Gleichung (1) ist die Differentialgleichung
einer harmonischen Schwingung, deren Dauer durch
Textabbildung Bd. 333, S. 245
T=2\,\pi\,\sqrt{\frac{\Theta}{k}}=\pi\,\sqrt{\frac{\Sigma\,(G\,D^2)}{g\,k}} . . . . (2)
gegeben ist, wobei das Schwungmoment Σ (G D2) =
4gΘ. Der Verdrehungswinkel einer Welle, bezogen auf
zwei Querschnitte, die voneinander den Abstand 1 cm haben, bestimmt sich aus der
Gleichung \vartheta=\frac{32}{\pi\,d^4}\,\frac{M\,d}{G}. Bedeutet l die gesamte
Wellenlänge, dann wird \alpha=\vartheta\,l=\frac{32\,l}{\pi\,d^4}\,\frac{M\,d}{G} und hieraus folgt nach Gleichung (1) die Größe
k=\frac{M\,d}{\alpha}=\frac{\pi\,d^4\,G}{32\,l}. Dies ergibt nach Gleichung (2) als Schwingungsdauer des gesamten
Systems
T=\sqrt{\frac{32\,\pi\,l\,\Sigma\,(G\,D^2)}{d^4\,G\,g}} . . . . . (3)
Der nach Gleichung (3) berechnete Wert von T darf nicht mit einem Vielfachen der Umdrehungsdauer
der Maschine zusammenfallen. Ergibt sich der Resonanzfall, so ist der Wert Σ (G D2) um soviel zu vergrößern, daß die
Eigenschwingungsdauer des Systems genügend weit von der Umlaufdauer entfernt ist.
Mit Rücksicht darauf, daß Resonanz auch im ganzen Regulierbereich der Maschine nicht
auftreten darf, wird man zweckmäßig nkrit. ≦ 0,9 n und daher
etwa Σ (G D2) = 1,2 Σ (G D2)krit.
nehmen.
Bei mehrfach gekröpften Kurbelwellen läßt sich die Schwingungszahl mathematisch nicht
genau bestimmen, und deshalb muß hier zu einem Annäherungsverfahren gegriffen
werden. Jedes Wellenstück, das von der Form eines zylindrischen Stückes abweicht,
wird ersetzt gedacht durch ein zylindrisches Stück von demselben Durchmesser
d wie die übrigen Wellenstücke, dessen Länge
sich dann daraus ergibt, daß das gedachte und das wirkliche Wellenstück für die
Ermittlung der Schwingungsdauer angenähert gleichwertig sind, wenn sie unter dem
Einfluß derselben Kraftwirkung dieselbe Formänderungsarbeit erleiden. Für die Wangen
der Kurbelkröpfung berechnet sich danach (vgl. Abb.)
die gesuchte Länge l1
des gleichwertigen Wellenstückes vom Durchmesser d zu
l_1=\frac{\pi}{8}\,r\,\frac{d^4}{b\,h^3}\,\frac{G}{E}.
Wellenstücke vom Durchmesser D und Länge L werden ersetzt durch Wellenstücke vom Durchmesser d und Länge l_2=L\,\left(\frac{d}{D}\right)^4. (Zeitschr. d. Ver. deutsch.
Ing. 1918 S. 743 bis 744.)
W.
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Die Selbstentladewagen im öffentlichen Verkehr der
Eisenbahnen. (Verein deutscher Maschinening., Oberbaurat Scheibner, 15. Oktober 1918.) Zu dem Vortrag des Herrn
Oberbaurats Dütting über den gleichen Gegenstand (vgl. D.
p. J. Heft 5 S. 40) der die Verwendung von Kippern und anderen geeigneten
Einrichtungen empfiehlt, wird folgendes ausgeführt:
1. Die Kipper führen, abgesehen von ihrer ungünstigen Beeinflussung der Wagen, eine
starke Staubentwicklung und Entwertung der ausgekippten Kohle herbei. Außerdem ist
das Auskippen des Schüttgutes im Vergleich zur Benutzung von Selbstentladern
reichlich teuer.
2. Die ausnahmsweise mögliche Verwendung von Kübeln ist ebenfalls teuer und bedingt
50 v. H. Leerläufe der Kübelwagen. Schon die Leerläufe allein schließen eine
nennenswerte Verwendung der empfohlenen Kübelwagen aus.
3. Auch den Greifern haften die Mängel der großen Staubentwicklung und Entwertung der
Kohlen bei deren Entladung aus dem Eisenbahnwagen an. Die Entladekosten stellen sich
ebenso hoch wie die der Kipper, mithin erheblich teurer als beim
Selbstentladewagen.
4. In dem Preisausschreiben des Vereins für Eisenbahnkunde vom März 1913 wird eine
Lösung darüber gefordert, ob das Auskippen der Güterwagen in den Häfen Ruhrort und
Cosel durch Selbstentladebetrieb mit Vorteil für die Verkehrtreibenden und die
Eisenbahnverwaltungen ersetzt werden könne. Hieraus ist bereits erkennbar, daß das von Herrn Dütting empfohlene Auskippen der Güterwagen
nicht befriedigt hat. In Cosel-Oberhafen werden übrigens für die dort
einzuführende Kohlenschleppbahn von Gleiwitz Kipper auch nicht mehr verwendet
werden; dort sollen bereits Selbstentladewagen benutzt werden. Die Selbstentlader
sind außerdem von den Schiffen unabhängig, da sie ja die Kohle zuvor in Bunker
entladen.
5. Die Frage, ob Anlagen von Kippern oder allgemeine Einführung von Selbstentladern
vorzuziehen ist, wird sofort gelöst sein, wenn es gelingt, einen Wagen zu bauen, der
die Eigenschaften und Kosten der bisher gebräuchlichen offenen Wagen mit der
Eigenschaft der schnelleren Entladung vereinigt. Das ist natürlich nur bis zu einem
gewissen Grade möglich, und es sollen nicht noch höhere Anforderungen an
Selbstentlader gestellt werden als an gewöhnliche Wagen. Für die Beförderung von
Fuhrwerken sind viele der gewöhnlichen Wagen auch nicht geeignet. Auch die
Forderung, daß die Entladung vollständig nach jeder beliebigen Seite erfolgen soll,
erscheint zu weitgehend. Für die Einführung von Selbstentladern ist ein Vergleich mit der
oberschlesischen Schmalspurbahn lehrreich, für die seit 1909 nur noch Selbstentlader
Ziehlscher Bauart beschafft worden sind. 822 sind
schon im Betriebe, 700 weitere im Bau. Der Betrieb der oberschlesischen
Schmalspurbahn mittels Kipperanlagen würde kaum ausführbar sein. Ganz ausgeschlossen
wird dieser Betrieb bei dem sogenannten Spülversatz, da
die zu bewältigenden Massen eine schnelle Entladung verlangen.
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Dampfschieber. In der Wassertechnik wird der
Absperrschieber ganz allgemein an Stelle von Ventilen verwendet. Auch bei großen
Dampfleitungen, besonders bei Abdampfleitungen ist das Absperrventil durch den
Schieber verdrängt. Kleine Schieber finden dagegen wenig Verwendung. Der Grund
hierfür liegt in der geringen Betriebsicherheit des Absperrschiebers, besonders bei
Heißdampfbetrieb. Die Abdichtungsflächen nutzen sich ungleichmäßig ab. Der
keilförmig ausgebildete Schieber wird durch die ungleichmäßige Wärmeausdehnung des
Gehäuses festgepreßt, so daß beim Oeffnen des Schiebers die Gefahr des Abreißens der
Schieberspindel auftritt.
Textabbildung Bd. 333, S. 246
Abb. 1.
Um ungleichmäßige Abnutzung der Schieberdichtungen zu vermeiden, dürfen diese nicht
auf dem Sitze gleiten. Ebenso sollte der Schieber so gebaut werden, daß ein
Festklemmen beim Oeffnen nicht möglich ist. Beim Schließen des Schiebers wird er
fest an die Dichtungsflächen des Gehäuses angepreßt. Da sich nun das Gehäuse in
Berührung mit der Außenluft mehr abkühlt als der Schieber, so tritt doch bei der
üblichen Form ein Klemmen ein, das zum Brechen der Spindel beim Oeffnen führen
kann.
Textabbildung Bd. 333, S. 246
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 333, S. 246
Abb. 3.
Einen Dampfschieber neuer Bauart, bei dem die genannten Nachteile vermieden sind, ist
in Abb. 1, 2 und 3 dargestellt. Bei ihm findet keine Reibung der
Abdichtungsflächen statt, und die Ausdehnung der Abdichtungsstelle wird durch die
Anwärmung des Gehäuses wieder aufgehoben. Das Gehäuse wird durch Oeffnen des kleinen
Ventils vorgewärmt, dehnt sich infolgedessen aus und hat eine etwas höhere
Temperatur als die Abdichtungsteile. Abb. 2 zeigt die
Abdichtungsteile im geschlossen Zustande und Abb. 3
übertrieben gezeichnet im geöffneten Zustande. Die Dichtungsplatten können
dabei leicht verschoben werden. Das in Abb. 1
gezeichnete rechts liegende Ventilchen dient als Umlaufventil bei Schiebern von mehr
als 225 mm . Bei kleineren Schiebern fällt das Umlaufventil fort.
Der Schieber nach Abb. 1 hat zwei Abdichtungsteller,
zwischen denen der Keil liegt. Der Keil preßt die Teller gegen die Sitze. Beim
Oeffnen nimmt der Keil durch angebrachte Nasen die Teller mit. Die Spindel hat
Linksgewinde. Der linke Druckteller ist eingeschliffen, der rechte nicht. Um von
außen zu erkennen, ob der Schieber offen oder geschlossen ist, ist in, bekannter
Weise eine Anzeigevorrichtung angebracht. (Zeitschr. d. Vereins deutscher Ing. 1918
S. 771 bis 772.)
W.
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Natronlokomotive. Bei solchen Lokomotiven besteht der
Kessel aus zwei vollständig getrennten Räumen, von denen der eine mit heißem Wasser,
der andere mit eingedickter Natronlauge gefüllt ist. Der Dampf aus dem Wasserraum
wird in die Zylinder zur Arbeitsleistung geleitet. Der Abdampf strömt in den
Kesselteil, der mit Natronlauge gefüllt ist. Hier wird der Wasserdampf von der
Natronlauge aufgenommen, wodurch diese so erwärmt wird, daß aus dem Wasser von neuem
Wasserdampf erzeugt wird. Eine solche Natronlokomotive wurde bereits im Jahre 1883
von Honigmann auf den Aachener Straßenbahnen erprobt.
Die Wirkungsweise der Natronlokomotive beruht auf dem Gesetze von van't Hoff, daß in jeder Lösung, welche n Molen eines Stoffes im Volumen φ gelöst enthält, ein
Druck π vorhanden ist, welcher nach dem gleichen Gesetz
π φ = n R T bestimmt
wie der Gasdruck, wobei die Konstante R in beiden
Gesetzen den gleichen Wert hat. Der Vorgang innerhalb der Honigmannschen Lokomotive ist somit auf die osmotische Erscheinung
zurückzuführen. Es läßt sich nun die Arbeit berechnen, welche unter den günstigsten
Umständen aus einer Lösung gewonnen werden kann.
Textabbildung Bd. 333, S. 246
Abb. 1.
Wenn eine größere Menge Lösung um 1 Mol Lösungsmittel verdünnt wird, dann erhält man
für die Arbeit, welche der osmotische Druck π leistet,
folgende Gleichung nach Abbildung 1:
A\,\pi\,\frac{d\,\varphi}{d\,x}=(r+v)\,\frac{T_1-T\,w}{T_1}-\frac{d\,c}{d\,x}\,T\,w\,\left[1/2\,\left(\frac{T_1-T\,w}{T_1}\right)^2+1/3\,\left(\frac{T_1-T\,w}{T_1}\right)^3\right].
x Wassermole für 1 Mol Stoff,
r Molekulare Verdampfungswärme
des Wassers,
ν Molekulare Verdünnungswärme der
Lösung,
c Molekulwärme der Lösung,
T1 Siedepunkt der Lösung,
Tw Siedepunkt des Wassers bei demselben Druck.
Aus folgender Zusammenstellung kann entnommen werden, welche Arbeit man gewinnt, wenn
man 1 Mol Natron (40 kg) mit x Molen Wasser
verdünnt.
x =
1
2
5
10
25
H
2
O
L =
4,30
8,20
9,94
11,8
14,1
PS/Std.
Abb. 2 zeigt die Anordnung der Honigmannschen Natronlokomotive. Ein Kessel enthält einen Wasserraum W und einen Natronraum N.
Wenn Wasser nach TV geleitet wird, so entwickelt sich die Verdünnungswärme, die zur
Dampfbildung in W Veranlassung gibt. Der Dampf wird dann zur
Arbeitsleistung in der Dampfmaschine Z verwendet.
Eine Verbesserung dieser Anordnung ist in Abb. 3
dargestellt. Auch hier ist N der Natronraum, W der Wasserraum des Kessels. T stellt eine Dampfturbinenanlage dar. Der Dampf arbeitet in der
Dampfturbine und wird dann im Verflüssiger (Kondensator) V wieder in Wasser verwandelt. Bei letzterer Anordnung ist die zum
Verdünnen der Natronlauge notwendige Wassermenge vollständig unabhängig von der zur
Dampfbildung nötigen. Bei der Anordnung nach Abb. 2
sind beide Mengen einander gleich. Nach Anordnung 3 (System Prof. Dr. Schreber) ist es möglich, bei der Verwandlung von Wärme
in Arbeit günstige Druck- und damit auch Temperaturverhältnisse dauernd aufrecht zu
erhalten.
Textabbildung Bd. 333, S. 247
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 333, S. 247
Abb. 3.
Bei Ausnutzung der osmotischen Energie ist für 1 PS/Std. etwa ein Gesamtgewicht von
28,5 kg notwendig. Elektrische Akkumulatoren, wie sie zum Betriebe von Einzelwagen
gebraucht werden, haben dagegen ein Gewicht von 100 bis 150kg/PSe.
Natronkessel haben sich aber bis jetzt noch nicht auf die Dauer bewährt. Reines
Natron greift allerdings das Eisen selbst nicht an, wohl aber werden dabei die
Kesselnähte zerstört. Da die Kesselnietung nicht absolut dicht ausgeführt werden
kann, tritt etwas Natronlauge durch die Kesselnietung hindurch. Unter dem Einfluß
des Kohlendioxyd der Luft entsteht Soda, welche ein größeres Volumen hat als das
Natron. Dadurch wird die Kesselnietung allmählich zerstört und der Kessel undicht
gemacht.
Diese Nachteile könnten durch elektrische Schweißung behoben werden. Wird die
elektrische Schweißung gut ausgeführt, so werden sämtliche Haarrisse im Kesselblech
verschmolzen, so daß in diese keine Natronlauge eindringen kann. (Technische
Mitteilungen 1918 Nr. 20.)
W.
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Die Weltgewinnung an Aluminium. Die Jahresproduktion an
Aluminium betrug vor dem Kriege ungefähr 68000 t, woran die Vereinigten Staaten mit
33 v. H. beteiligt waren, Kanada mit 8 ½ die Schweiz, Deutschland,
Oesterreich-Ungarn mit zusammen 17 ½, Frankreich mit 26 ½, England mit 11, Norwegen mit 2 ¼ und Italien mit 1 ¼ v. H. Die
bedeutendsten Fabriken der Vereinigten Staaten sind zwei an den Niagara-Fällen, mit
einer Betriebskraft von 50000 PS, und eine in Massena, mit einer solchen von 100000
PS. Kanada hat eine Fabrik in Shawinigan Falls mit einer Betriebskraft von 60000 PS.
Diese vier Fabriken gehören alle der „Aluminium Company of America“.
Frankreich besitzt Fabriken mit einer durchschnittlichen Betriebskraft von etwa
100000 PS, nämlich die „Société Electrométallurgique Française“ mit Fabriken
in Praz und in Gardannes und die „Compagnie des Produits Chimiques d'Alais“
mit Fabriken in Calypso, Felex und in St, Jean de Maurienne. Die „Schweizer
Aluminium – Industrie A.-G.“ kontrolliert Fabriken mit einer
durchschnittlichen Betriebskraft von 100000 PS, nämlich eine in Neuhausen, Schweiz,
eine in Rheinfelden, Deutschland, und eine in Lend-Gastein, Oesterreich und
Grippis Borgne. Das Vereinigte Königreich hat zwei Werke, die der „British
Aluminium Company“ gehören, und eins, das sich im Besitz der „Aluminium
Corporation“ befindet. Frankreich und die Schweiz sind die Länder, die am
meisten Aluminium ausgeführt haben, und zwar vor dem Kriege je 7000 bis 8000 t
jährlich. Deutschland führte am meisten Aluminium ein, nämlich 16000 t im Jahre 1912
und 12500 t im Jahre 1913. (Nach dem Statistischen Jahrbuch 1914 hat Deutschland im
Jahre 1912 18225 t, im Jahre 1913 15505 t Aluminium eingeführt und 6005 t im Jahre
1912, 7819 t im Jahre 1913 ausgeführt.) Genaue Angaben über die Aluminiumerzeugung
während des Krieges sind nur schwer zu erhalten. Die Preise sind ungewöhnlich
gestiegen; auch hat man neue Fabriken gegründet, die schon Lieferungsverträge für
mehrere Jahre nach Friedensschluß besitzen. Vorausgesetzt, daß die weiterhin
geplanten Fabriken gebaut und in Betrieb genommen werden, wird sich die
Aluminiumproduktion nach dem Kriege ungefähr verdoppeln. Wenn die bestehenden
Fabriken ihre Lieferungen gleichfalls verdoppeln, so kann mit einer jährlichen
Aluminiumproduktion von etwa 150000 t gerechnet werden. Davon werden wahrscheinlich
50 v. H. die Vereinigten Staaten und Kanada hervorbringen, 13 v. H. die Schweiz,
Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Ferner können 13 v. H. für Frankreich (26 ½ v.
H. vor dem Kriege), 8 v. H. für England (11 v. H. vor dem Kriege), 11 v. H. für
Norwegen (2 ½ v. H. vor dem Kriege) und 4 ½ v. H. für Italien (1 ¼ v. H. vor dem
Kriege) angenommen werden.
––––––––––
Eine neue Methode des Betonschiffbaues führte am 29.
Oktober der schwedische Ingenieur Billner verschiedenen
Sachverständigen, darunter dem Vorsitzenden der Schiffbauinspektion Prof. H. Kreuger, dem Inspektor von Lloyds sowie Dir. Pohlmann und Oberingenieur Jensen von den Svenska Betongverken vor. Während bisher in die
Fahrzeuggußformen der Betonschiffe ausnahmslos die erforderliche Eisenarmierung
gleich eingefügt wurde, beschränkt sich nach der neuen Methode das Gußverfahren
lediglich auf die Spanten und gegebenenfalls auf einen Teil des Schiffbodens. Die
Deckplanken dagegen werden nach einem besonderen System aus ferttg vorhandenen schon
armierten Betonstäben eingefügt vermittels Bügeln, die mit den Betonstäben
zusammengefügt sind. Die erforderliche Dicht- und Festigkeit wird durch
nachträgliches Verputzen mit Zement erzielt. Die Erfindung kann außer bei Schiffen
auch bei der Herstellung von anderen Betonkonstruktionen wie Häusern, Reservoiren
usw. zur Anwendung gelangen. Die vorgenommenen Proben bewiesen einen bemerkenswerten
Grad von Elastizität und Sicherheit und werden unter Leitung von Prof. Kreuger an der Materialprüfungsanstalt der technischen
Hochschule fortgesetzt.
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Diplomprüfung für Verwaltungs- und Sozialbeamte an der
Universität Frankfurt a. M. Diese neue Einrichtung bildet ein Gegenstück zu
den Diplomprüfungen für Kaufleute, Versicherungsverständige und Handelslehrer. Sie
wird namentlich den Bedürfnissen vieler Kriegsteilnehmer, die eine Beamtenlaufbahn
in der staatlichen oder städtischen Verwaltung, in statistischen Aemtern, in der
sozialen Fürsorge öffentlicher Körperschaften oder privater Unternehmungen, im
Genossenschaftswesen, in Wohnungsämtern usw. einzuschlagen wünschen, entsprechen.
Die Zulassung zur Prüfung setzt ein viersemestriges Hochschulstudium voraus, die
Kandidaten sollen in der Regel mindestens zwei Semester an der Frankfurter
Universität, und zwar in der Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen oder in der
rechtswissenschaftlichen Fakultät immatrikuliert gewesen sein. Das bedeutet, daß die
Abiturientenprüfung für die Zulassung zur Diplomprüfung nicht unbedingt erforderlich
ist, es genügt die kleine Matrikel der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen
Fakultät, die eine zweijährige praktische Tätigkeit, auf die weiterer Schulbesuch
angerechnet werden kann, voraussetzt. Obligatorische Prüfungsfächer sind Staats- und
Verwaltungsrecht (nebst Grundzügen des-bürgerlichen Rechts und des Straf rechts)
und Volkswirtschaftslehre (einschließlich Finanzwissenschaft). Dazu kommen noch
vier weitere Fächer, von denen die Kandidaten drei wählen können, nämlich allgemeine
Verwaltungslehre und Wohlfahrtspflege, Finanzwesen, Statistik und
privatwirtschaftliche Betriebslehre. Ueber die bestandene Prüfung wird ein Diplom
ausgestellt.
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Benzolherstellung. Dem Ingenieur G. H. Hultman ist ein Verfahren patentiert worden, Benzol
herzustellen unter Denaturierung des Sulfitsprits mit Terpentinöl.