Titel: | Bekämpfung von Erschütterungen und Geräuschen in maschinellen Betrieben. |
Autor: | Jos. Städen |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 170 |
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Bekämpfung von Erschütterungen und Geräuschen in
maschinellen Betrieben.
Von Ziv.-Ing. Jos. Städen, VDI., München.
STÄDEN, Bekämpfung von Erschütterungen und Geräuschen.
Beim Betriebe schnellaufender oder solcher Maschinen, die mit Stößen oder
Schlägen arbeiten, treten verschiedenartige Schwingungen auf, die sich in ihren
Auswirkungen höchst unangenehm bemerkbar machen, indem sie erstens auf die Maschine
selbst schädigend einwirken, zweitens die auf der Maschine herzustellenden Fabrikate
ungünstig beeinflussen, drittens sowohl in den eigenen Arbeitsräumen wie in der
Umgebung störende Geräusche verursachen, und viertens nicht nur die eigenen,
sondern, – je nach Beschaffenheit des Baugrundes – auch die benachbarten Gebäude
erschüttern. Es sei auch noch darauf hingewiesen, daß niemand sein Eigentum derart
benutzen darf, daß hierdurch, z.B. durch Verursachung von Geräuschen und
Erschütterungen, das berechtigte Interesse eines anderen, geschweige denn der
Allgemeinheit, verletzt wird.
Die heute allgemein eingeführte leichte und klangreiche Bauweise mit vorzugsweiser
Verwendung des Eisenbetons gibt wohl hinreichend Veranlassung, den durch maschinelle
Betriebe verursachten Erschütterungen und Geräuschen entgegenzuarbeiten, indem
zwischen die Grundplatten der Maschinen und ihren Fundamenten oder den letzteren und
dem Baugrunde eine die Geräusche und Schwingungen verschluckende (absorbierende)
Unterlage eingeschaltet wird. Die Möglichkeit hierzu ist gegeben durch die
Verwendung der Weco-Isolier-Platten, die ein Erzeugnis der Firma Weiß & Co.,
Technische Gesellschaft für Schwingungsfragen, Leipzig, sind, welche über mehr als
15-jährige Erfahrung auf diesem Gebiete verfügt.
Die Weco – Isolierungen besitzen gegenüber Isoliermitteln ähnlicher Art neben einer
verhältnismäßigen Federung eine besonders hohe Dämpfung, die sich in einer besonders
hohen Verschluckungsfähigkeit (Absorption) von Schwingungen, Erschütterungen und
Geräuschen ausdrückt; sie verhüten in gleicher Weise die Entstehung und Ausbreitung
lästiger Geräusche, Erschütterungen und anderer übermäßiger und zermürbender Kräfte
(bei Schnellpressen verhindern sie z.B. auch das lästige Spießen!); außerdem
wirken sie auf die von den Maschinen innerhalb der Arbeitsräume erzeugten
Luftgeräusche in günstigem Sinne. Sie werden in verschiedenen Ausführungen
hergestellt, deren Anwendung hier nicht erschöpfend wiedergegeben werden kann.
Die grundsätzliche Anwendung der Weco-Isolierungen bei Fundamenten in der Erde und
bei beliebigen Maschinen sehen wir in Bild 1. Hierbei kann der das Fundament
umgebende Luftspalt offen bleiben oder auch mit besonderer senkrechter
Seitenisolierung in ganzer oder nur teilweiser Höhe, gegebenen Falles nur an der
Seite in Richtung des Riemenzuges, ausgefüllt werden. Bild 2 zeigt eine Anordnung
von Weco – Schwingungsfängern, die eine einfache und dauerhafte Montage bei vielen
Maschinenarten ergeben und auch gleichzeitig als Riemenspanner dienen, indem sie
eine Verschiebung der Maschinen – wie bei Gleitschienen – ermöglichen.
Das Verwendungsgebiet der Weco-Isolierungen ist nahezu unbegrenzt sowohl im
Maschinen- als auch im Hochbau:
In Form von glatten und gerippten Weco-Kraftregelplatten, Höchstkraftregelplatten und
Weco-Schwingungsfängern mit oder ohne Eisenarmierung finden sie Anwendung bei
Apparaten, Maschinen und Fundamenten aller Art und Ausmaße, bei Transmissionen,
Eisenkonstruktionen usw.; sie leisten besonders auch bei Eisenbeton bzw. sonstigen
Bauten im Grundwasser hervorragende Dienste, denn bei Vorhandensein von Grundwasser
würde das letztere selbst feine Schwingungen weit in die Umgebung übertragen, wenn
keine oder weniger wirksame Isolierung gegen Bodenschall-Fortpflanzung eingebaut
würde. Bei Baugrund, der zu Verlagerungen neigt, würden durch dauernde Einwirkung
von Schwingungen Fundament-Senkungen mit ihren schweren Nachteilen auftreten. Der
rechtzeitige und sachgemäße Einbau einer hochwertigen Weco-Isolierung verhindert bei
diesen und
ähnlichen schwierigen Verhältnissen in besonders starkem Maße außerordentliche
Schäden.
In Form von Weco-Schallregelplatten verschiedener Art finden die Weco-Isolierungen
Anwendung für die schallsichere Isolierung von Fußböden, Zimmerdecken und Wänden,
Kabinen in Personendampfern, Telephonzellen, Türen usw.; sie bieten dabei
gleichzeitig den Vorteil bester Isolierung gegen Temperatur-Schwankungen,
Schwitzwasserbildung usw., so daß besondere Ausgaben für evtl. gleichzeitig
erwünschte, normale Wärme-Isolierungen sich erübrigen. Wissenschaftliche Gutachten
über die Luft- und Bodenschall-Dämpfungsfähigkeit dieser Schallregelplatten haben
ausgezeichnete Ergebnisse gezeitigt, und vom Hochbauamt einer deutschen Großstadt
kürzlich an sechs verschiedenen praktischen Ausführungen in gleichen Räumen eines
Krankenhauses – also in der Praxis – objektiv, sehr gewissenhaft und exakt
ausgeführte Prüfungen haben bestätigt, daß die Laboratoriums-Versuche voll und ganz
für die Praxis zutreffen.
Textabbildung Bd. 344, S. 170
Bild 1.Die Anwendung der Weco-Isolierungen bei
Maschinen-Fundamenten
Diese Versuche ergaben fast durchweg bezgl. der Weco-Isolierungen überragende
Leistungen, und die in Tabellenform übersichtlich zusammengestellten Resultate – die
Tabelle hing auf der Technischen Frühjahrsmesse 1929 in Leipzig im Stahlhausbau aus
– lassen eine bezgl. Schalldämpfung, sonstiger Eigenschaften und Wirtschaftlichkeit
nicht unerhebliche Ueberlegenheit der Weco-Isolierungen gegenüber den anderen
geprüften Fabrikaten und Systemen erkennen. Insbesondere waren der mit einem
Stimmgabelfallhammer (nach Ottenstein) geprüfte relative Luftschall-Durchlaß und der mit einer
Fallkugelaparat festgestellte Bodenschall-Durchlaß bei Weco auffällig viel geringer als bei den
anderen Isolierungen, und die in sehr praktischer Weise durch das Spielen eines
Grammophons bezhtl. das Tönen einer großen. elektrischen Klingel einerseits und
durch das Rollen einer gußeisernen Kugel bezhtl. das Fallenlassen einer großen
Vollgummikugel über bezhtl. auf den Estrich der zu prüfenden Raume andererseits
festgestellten Luft- und Bodenschall-Durchlässe ergaben ganz analoge Resultate
zugunsten der Weco-Isolierung. Belastungsprüfungen (auf
dem Estrich über dem schalldämpfenden Fußbodenbelag) ergaben für Weco eine ungleich geringere Zusammendrückung als für
fast alle anderen geprüften Beläge. Die relativen Kosten,
bezogen sowohl auf Luftschall-Durchlaß (Versuch mit dem St. G. Fh.) als auch bezogen
auf Bodenschall-Durchlaß (Fallkugel-Versuch), waren am niedrigsten bei dem Weco-Fußbodenbelag. Die
Versuche werden noch fortgesetzt.
Katastrophale Estrich-Erscheinungen bekannter Art (besonders bei feuchten Estrichen
auf schalldämpfenden Materialien hier und da auftretend) sind bei Weco-Isolierung in
richtiger Anordnung ganz ausgeschlossen. Man wird bei der Beschaffung
schalldämpfender Wand- und Fußbödenbeläge, bei Neu- und Umbauten bezhtl. überhaupt
bei Schalldämpfungsfragen im Hochbau und bei Maschinen nicht umhin können, sein
Augenmerk in erster Linie diesen neuzeitlich entwickelten und außerordentlich
wirksamen Weco-Isolierplatten zuzuwenden, zumal diese auch noch sonstige Vorteile
bieten, wie z.B. sehr geringe Bauhöhe, beste Verarbeitungsmöglichkeiten usw.
Ihre hervorragende Wirkung verdanken die Weco-Isolierungen ihrem besonders hohen
Absorptionsvermögen, das durch Kombination mehrerer Lagen wesentlich gesteigert
werden kann, und den Eigenschaften der eigentlichen Weco-Isoliermasse. welche in
unzähligen, luftdichten Hohlräumen Luft, das eigentliche Federungs- und
Dämpfungs-Element, eingeschlossen hält und so eine dauernd gleichbleibende
Wirksamkeit gewährleistet.
Textabbildung Bd. 344, S. 170
Bild 2.Anwendung von Schwingungsfängern bei Maschinen
Zum Vergleich seien nachstehend die auf Grund eingehender wissenschaftlicher
Untersuchungen festgestellten Zahlen von Weco-Kraftregelplatten denen von Naturkork
gegenübergestellt:
16 mm Weco-Rippenplatte
16 mm Glatte-Wecoplatte
Naturkork
Dämpfung
d
3,5 10–3
1,68 ∙ 10–3
0,4 ∙ 10–3
Federung
f
9,0 10–3
8,05 ∙ 10–3
5,6 ∙ 10–3
Absorption
a
35,9 %
20 %
8 %
Aus diesen Zahlen geht hervor, daß z.B. die Weco-Rippen-Platte eine 8,5 mal
höhere Dämpfung, eine 1,6 mal höhere Federung und daraus resultierend eine 4,5 mal
größere Absorption besitzt als Naturkork. Die starke Dämpfung der Weco-Platte
verhindert unerwünschte Nebenerscheinungen durch Federung („Tanzen“ der
Maschinen usw.)
Für die Weco-Schallregelplatte ergab die wissenschaftliche Prüfung eine
Bodenschall-Dämpfung von 23 %.
Die vorzüglichen Ergebnisse wissenschaftlicher Gutachten über Weco-Isoliermaterial
entsprechen durchaus zahlreichen, mit Weco-Isolierungen in der Praxis bei
verschiedensten Maschinenarten und Größen und unter schwierigsten Verhältnissen
erzielten Erfolgen.
Ueber den Begriff bzw. das Maß „Absorption“ und seine Bedeutung auf dem
Gebiete der Schalltechnik hört man zuweilen irrige, den Ergebnissen von
wissenschaftlichen Untersuchungen widersprechende Aeußerungen, so daß eine kurze
Aufklärung an dieser Stelle dringend geboten erscheint:
Die Eignung einer Isolierung gegen Erschütterungen ist charakterisiert durch die
„Dämpfung,“ die „Federung“ und die „Absorption“ der
Schwingungsenergie.
Die „Absorption“ (vom lateinischen absorbere = aufschlucken) ist ein Maß für
die in Wärme umgewandelte Schwingungsenergie, die „Federung“ charakterisiert
den Anteil der Formänderung, der bei der Entlastung wieder verschwindet, während die
„Dämpfung“ die bleibende Formänderung darstellt.
Je nach Art der zu dämpfenden Anlage ist die eine oder andere dieser drei
Eigenschaften in besonders hohem Maße erwünscht. Denn wenn auch die Umwandlung in
Wärme einen Energieverlust darstellt, so ist doch eine große „Dämpfung“ in
allen Fällen von Vorteil, wo die alleinige „Federisolierung“ zu
Resonanzschwingungen führen kann, und das ist in sehr vielen Fällen.
Die Absorption ist also ein Produkt aus Federung und Dämpfung; sie ist um so
größer, je größer bei einer verhältnismäßigen Federung die Dämpfung ist. Es ist also
unrichtig, zu behaupten, daß z.B. Blei eine Absorption von 100 % besitze, da Blei
wohl eine große bleibende Formänderung (Dämpfung) aufweist, dabei aber nicht die
geringste Federung besitzt. Wie auch beispielsweise bei einer Feder, die nur reine
Federung, dagegen aber keinerlei Dämpfung besitzt, von einer Absorption von
Schwingungsenergien keine Rede sein kann.
Die Weco-Isolierung ist also kein Experiment, sondern ein in Konstruktion und
stofflicher Zusammenstellung abgeschlossenes, gediegenes Erzeugnis fortgeschrittener
Technik und Forschung auf dem Gebiete mechanischer und dynamischer Schwingungen und
hat sich bereits seit vielen Jahren in zahllosen und mannigfaltigen Fällen in
gewerblichen, industriellen und allen erdenklichen Betrieben selbst unter
schwierigsten Verhältnissen bestens bewährt; sie stellt ein mechanisch und
schwingungstechnisch überragend und für die in der Praxis nötige Dauer geeignetes
Material dar von praktisch vollkommener Immunität gegen äußere Einflüsse, in Platten
von geringer Stärke, jedoch von konstruktiv vollendet durchgebildeter
Querschnittsform und mit einer besonders großen Uebergangs- (Absorptions-)
Oberfläche, wodurch die Auswertung der diesem Material selbst eigenen
(Druck-)Elastizität, ferner der ungleich stärker wirksamen Biegungs-Elastizität und
schließlich noch pneumatischer (regelbarer) Elastizität verbürgt ist.
Es darf nich übersehen werden, daß durch unbeachtete Schwingungen und sonstige freie,
sogenannte vagabundierende Kräfte der Volkswirtschaft laufend große Werte verloren
gehen. Diese Verlustquelle auszuschalten ist die Weco-Isolierung wie kein anderes
Mittel geschaffen und so imstande. Maschinen, Apparate, Transmissionen, Bauten,
Baugrund, Produktion und Menschen zu schützen, Ermüdungserscheinungen durch
Dauerschwingungen, Energie- und Kapitalverbrauch zu verringern, zusammengefaßt also:
„die Wirtschaftlichkeit eines jeden Betriebes zu erhöhen“.