Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 555 |
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Miscellen.
Miscellen.
Hart-Post.
Unter dieser Bezeichnung kommt jetzt ein Briefpapier von M.
Krause in den Handel, welches auf der Maschine gefertigt, dann durch
Leimlösung geführt und freihängend an der Luft getrocknet wurde. Dasselbe ist nach
der Papierzeitung, 1878 S. 320 blendend weiſs, von
tadelloser Durchsicht und sehr angenehm zum Schreiben; es ist auch frei von der
glasartigen Oberfläche, die man manchmal bei thierisch geleimten Papieren findet.
Solch glasartiger Leimüberzug bildet sich, wenn das Papier zu viel Leim empfängt,
oder zu rasch getrocknet wird; er stöſst die Tinte ab und erschwert das Schreiben,
kommt aber häufiger bei Papieren vor, welche in endloser Bahn getrocknet wurden, als
bei solchen, die auf alte Weise aufgehängt waren.
Zugtelegraph von de Baillehache.
Auf der Eisenbahn des Marsfeldes wird ein zugleich zur Pariser Ausstellung gehöriger
Telegraph von de Baillehache probirt, welcher eine
beständige elektrische Verbindung zwischen den fahrenden Zügen unter einander und
mit den Stationen ermöglichen soll. Als Leitung wird dabei ein galvanisirter
Eisendraht benutzt, welcher in der Mitte des Gleises auf 10 bis 12m von einander entfernten, an niedrigen
Holzpfählen oder selbst auf den Querschwellen angebrachten Isolatoren liegt.
Neue Abänderung der Bichromatbatterie; von H. C.
Rüssel.
In einem Glase hängt an dem Deckel ein Kohlencylinder und in der Mitte desselben ein
Zinkstab, der in Quecksilber auf dem Boden des Glases eintaucht. Von oben tropft auf
die Zinkplatte aus einer Flasche die Lösung von doppeltchromsaurem Kali. Aus einer
von unten an der Wand des Gefäſses bis zum Niveau der Flüssigkeit hinaufgeführten,
an letzterem mündenden Röhre flieſst stets die schon veränderte, am Boden sich
ansammelnde Flüssigkeit aus. (Nach dem Philosophical
Magazine, 1878 Bd. 5 S. 201, durch Beiblätter zu
Poggendorff's Annalen, 1878 S. 221.)
Einfluſs der Elektricität auf die Verdunstung.
In zahlreichen Verdampfungsversuchen hat Mascart (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 575) gefunden, daſs in
Platinschalen unter dem Einfluſs positiver oder negativer Elektricität fast doppelt
so viel Wasser verdampfte, als wenn dieselben nicht elektrisirt wurden.
Ueber die Dichtigkeit der Mischungen verschiedener Körper in
allen Mischungsverhältnissen.
J. Meyer (Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, 1878 S. 152) stellt die Dichtigkeiten der
Gemische von Wasser mit Schwefelsäure, Alkohol und Essigsäure zusammen und schlieſst
daraus, daſs, wenn man künftig die Eigenschaften zweier Körper, welche sich in allen
Verhältnissen mischen können, studirt und die Verhältnisse bestimmen will, unter
welchen Verbindungen stattfinden, man nur eine gewisse Anzahl genau gemessener
Mischungen herzustellen und deren Volumverhältnisse als Abscissen und deren
Dichtigkeiten als Ordinaten aufzutragen braucht; schon aus einer Zeichnung, die sich
nur auf eine beschränkte Anzahl von Versuchen stützt, kann man ersehen, zwischen
welchen Grenzen man die Versuche zu vervielfältigen hat, um die Berührungspunkte der
verschiedenen zuerst vermutheten geraden Linien festzustellen. Sobald man die
Verbindungen einmal bestimmt hat, braucht man die Versuche nicht weiter auszudehnen,
um eine groſse Genauigkeit zu erlangen, da man für die dazwischen liegenden Punkte
entweder Berechnungen anstellen, oder die gewünschte Dichtigkeit von der Zeichnung
ablesen kann.
Vorkommen magnetischer Eisenkügelchen in älteren
Formationen.
St. Meunier und G.
Tissandier (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S.
450) haben in dem zum Gault gehörenden Sande aus dem 569m tiefen Brunnen von Grenelle, sowie in den Schichten älterer Formationen
bis zum Devon herab magnetische Eisenkügelchen gefunden, die nach Tissandier's früheren Untersuchungen (1876 222 188) kosmischen Ursprunges sein müssen.
Ueber die Zersetzung des Braunkohlentheeröles in der
Glühhitze.
Nach den Versuchen von C. Liebermann und O. Burg (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1878 S. 723) geht Braunkohlentheeröl, wenn es
durch ein rothglühendes Rohr geleitet wird, in ein dem Steinkohlentheer ganz
ähnliches Gemisch von Kohlenwasserstoffen über, welches etwa 4 Proc. Toluol und
Benzol und 0,9 Proc. Rohanthracen enthält. Vielleicht gelingt es auf diese Weise,
das ziemlich werthlose Gasöl der Paraffinfabriken für die Bereitung von Benzol,
Toluol und Anthracen nutzbar zu machen.
Ueber einige Schmelzpunkte und Siedepunkte.
Nach Berthelot (Bulletin de la
Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 3) schmilzt krystallisirte Phosphorsäure
(H3PO4) bei +
41,75°, Chloroform bei –70°, Kohlensäure siedet bei –78,2°.
Ueber das atmosphärische Wasserstoffhyperoxyd.
E. Schöne hat seine Untersuchungen über das
atmosphärische Wasserstoffsuperoxyd (vgl. S. 382 d. Bd.) fortgesetzt und kommt zu
dem Schluſs, daſs je höher über der Erdoberfläche sich die Verdichtung des
atmosphärischen Wasserdampfes vollzieht, desto reicher im Allgemeinen der daraus
gebildete Niederschlag
an Wasserstoffhyperoxyd ist. Der Regen hat sich als weit reicher an Hyperoxyd
erwiesen als der Schnee; aus der Meteorologie ist aber bekannt, daſs die Regenwolken
in der Luft höher schweben als die Schneewolken. Nebel und Eisnadeln, welche sich
sehr nahe an der Erdoberfläche bilden, sind im Allgemeinen sehr arm, und der auf der
Erdoberfläche selbst sich condensirende Thau und der Reif geben niemals Reactionen
auf Wasserstoffhyperoxyd. Je schneller im Allgemeinen die Wiederverdichtung des vom
Erdboden verdampften Wassers eintritt, und in je geringerer Entfernung vom Orte der
Verdampfung sich diese Wiederverdichtung vollzieht, desto ärmer ist der entstehende
Niederschlag an Hyperoxyd; Thau, Reif, der beim Erscheinen einer kalten Luftschicht
über warmem feuchtem Boden entstehende Nebel, ebenso wie die unter ähnlichen
Umständen sich bildenden Eisnadeln sind entweder frei von Hyperoxyd oder doch arm
daran; derjenige Nebel dagegen, welcher bei Eintritt von warmem feuchtem Wetter nach
kaltem erscheint, ebenso der unter ähnlichen Umständen erscheinende, nicht durch
Wärmeausstrahlung bedingte Thau des Sommers, sowie auch der Rauhfrost und das
Glatteis des Winters sind reicher; noch mehr enthalten aber der Schnee und Regen.
(Nach den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1878 S. 874.)
Analyse des Uranprotoxydes aus Joachimsthal.
Nach gef. Mittheilung des Hrn. Dr. E. Priwoznik finden
sich in der Analyse des Uranprotoxydes, wie sie im Jahrbuch
für Berg- und Hüttenwesen, 1878 S. 208 mitgetheilt ist, einige Druckfehler,
nach deren Richtigstellung die Zusammensetzung des Uranprotoxydes aus Joachimsthal
folgende ist:
Uranoxyduloxyd (U4O5)
97,98
Proc. (Uran 83,85)
Bleioxyd
Spur
Eisenoxyd
Spur
Kalk
0,33
Magnesia
Spur
Kali
Spur
Natron
0,44
Arsensäure
0,57
Vanadinsäure
Spur
Kieselsäure, in Säuren löslich
0,05
Unlöslicher Theil, der Hauptmasse nach
aus Kieselsäure und Thonerde bestehend
0,45
–––––
99,82.
Zur Thonanalyse.
Wie früher schon Seger, so hat jetzt auch E. Laufer (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 935) gefunden, daſs eine
Trennung von Quarz mit Silicaten durch schmelzendes Phosphorsalz nicht ausführbar
ist, da auch der Quarz stark angegriffen wird. Ein Glindower Thon z.B. gab mit
Phosphorsalz ein reines, durchsichtiges Glas. Aus demselben Grunde ist auch diese
Trennung durch Erhitzen mit Phosphorsäure auf 200° nicht brauchbar. (Vgl. S. 67 d.
Bd.)
Giftiger Honig.
Ein Krankheitsfall, welcher den Kriegs-Correspondenten der Daily News vor Kurzem in Armenien befiel, erinnert wieder an die schon
lange bekannte, aber wieder in Vergessenheit gekommene Thatsache, daſs der Honig
mitunter giftige Eigenschaften besitzt. Der Correspondent trank nämlich Wasser,
welches mit Honig versüſst worden war, und wurde bald darauf von Kopfweh, Brechen,
Kälte in den Extremitäten, temporärer Blindheit befallen und wäre beinahe gestorben.
Man hatte erst Verdacht gegen den Gastwirth wegen absichtlicher Vergiftung, und er
wurde arretirt; aber bei der Prüfung des Honigs, der aus dem Thale Batum war, wo
Schierling und Bilsen in Menge vorkommen, erkannte man dabei die Quelle des
Erkrankens. Es ist bemerkenswerth, daſs dieser Vergiftungsfall sich nur wenige
Meilen von der Stelle erreignete, wo vor mehr als 2000 Jahren die 10000 Griechen auf
ihrem Rückzuge unter Xenophon bekanntlich das gleiche
Unglück hatten. (Industrieblätter, 1878 S. 182.)
Ueber den Nachweis von Surrogaten im gemahlenen Kaffee.
Qualitativ läſst sich Roggen und Cichorien durch das Mikroskop nachweisen; um auch
Anhaltspunkte für die quantitative Bestimmung dieser Zusätze zu gewinnen, hat C Krauch (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 277) die wichtigsten
Bestandtheile mehrerer Kaffeesorten, der Cichorie, des Roggens und Weizens bestimmt.
Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt, berechnet auf 100 Th.
frischer Substanz.
Verschiedene Kaffesorten,
gebrannt
Cichorie,gebrannt
Cichorie,ungebrannt
Roggen,gebrannt
Weizen,gebrannt
Kaffee mit 10 Proc.Roggen,
gebrannt
Kaffee mit 10 Proc.Cichorie,
gebrannt
I
II
III
IV
V
Wasser
1,55
4,37
1,53
1,47
1,57
4,30
6,89
0,28
–
2,15
2,30
Asche
4,43
4,33
4,78
6,29
4,13
10,37
4,99
2,24
2,75
4,22
4,90
Fett
14,55
11,25
13,63
13,33
14,83
1,10
0,41
1,67
1,80
13,80
12,27
In Wasser löslich.
24,821
–
–
–
–
62,60
73,29
31,84
52,65
25,39
29,93
In Wasser unlöslich
73,63
–
–
–
–
33,10
19,82
67,88
47,35
72,86
67,77
Zucker
0,2
–
–
–
–
22,40
22,20
–
–
0,19
2,25
Zucker nach Kochen mit verdünnter SO3
24,21
–
–
–
–
21,19
–
75,16
–
28,97
22,62
Hiernach eignet sich der Gehalt an Fett, Zucker und an wasserlöslichen Stoffen zur
quantitativen Bestimmung der Verfälschung.
Darstellung von Buttersäure.
Einer längeren Arbeit über Schizomyceten-Gährungen von A.
Fitz (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1878 S. 42) entnehmen wir den Vorschlag, zur Herstellung der
Buttersäure statt der bekannten Käsemethode Stärke mittels Bacillus subtilis in Gährung zu versetzen. Zur Gewinnung desselben wurden
verschiedene Pflanzen gewaschen, mit Waschwässern Glyceringährflüssigkeiten
hergestellt, 5 Minuten gekocht und die Kolben in den Thermostat gesetzt. Von
Pflanzen wurden u.a. verwendet: Erbsen, Reis, Rüben, Schilfrohr, Zuckerrohr. In
allen Fällen entwickelte sich nur der schmale Bacillus
subtilis. Zur Bereitung der Gährflüssigkeit wurden 2l Wasser auf 40° erwärmt, 100g Kartoffelstärke, 0g,1 phosphorsaures Kali, 0g,02
schwefelsaure Magnesia, 1g Salmiak und 50g kohlensaurer Kalk zugefügt, schlieſslich etwas
Ferment. Die Gährung verlief vortrefflich; 10 Tage nach der Aussaat war sie
beendigt. Bei mikroskopischer Untersuchung mit Jod ergab sich, daſs die Stärke
völlig verschwunden war; es waren nur noch zweifelhafte Reste von
Cellulose-Skeletten übrig. Als Gährungsproducte wurden erhalten: 1g,0 Alkohol, 34g,7 Buttersäure, 5g,1 Essigsäure und 0g,33 Bernsteinsäure. Handelt es sich nach Fitz um Darstellungen im Groſsen, so kann man die
Quantitäten der Nährsalze bedeutend herabsetzen, doch wohl nicht unter 1/5 der
angegebenen Mengen. Was die Temperatur anlangt, so ist es wohl nicht unbedingt
nöthig, die Temperatur von 40° einzuhalten; doch möchte es gerathen sein, wenigstens
in der Zeit, die vergeht von der Aussaat bis zum Beginn der Gährung (es ist dies die
Periode der raschen Vermehrung der Bacillen, man könnte sie auch die Incubationszeit
nennen; sie dauert 12 bis 24 Stunden), die Temperatur womöglich nicht unter 35°
sinken zu lassen. Es ist nämlich nach den Untersuchungen von Eidam die Temperatur 30 bis 35° das Temperaturoptimum für Bacterium
Termo, das der Entwicklung des Bacillus schaden könnte; bei 40° verfällt es
in Wärmestarre; vom Beginn der Gährung an kann es wegen Abwesenheit von Sauerstoff
nicht mehr schaden.
Um die Buttersäure ganz sicher frei von Essigsäure zu erhalten, ist es wohl am
einfachsten, anstatt der theoretischen, nach der Menge des angewendeten,
kohlensauren Kalkes berechneten Menge Salzsäure, so viel weniger zu nehmen, als der
Essigsäure-Menge entspricht; dieselbe bleibt alsdann im Destillationsgefäſs
zurück.
Ueber den Aschengehalt des Gehirnes.
Nach vier Analysen von E. G. Geoghegan (Zeitschrift für physiologische Chemie, 1878 Bd. 1 S.
330) hatte die Asche von 1000 Th. Gehirnsubstanz folgende Zusammensetzung:
I
II
III
IV
K2SO4
0,411
0,184
0,246
0,218
KCl
2,524
0,904
2,776
2,038
HK2PO4
0,266
0,052
0,472
0,534
Ca3(PO4)2
0,013
0,052
0,036
0,056
MgHPO4
0,084
0,340
0,300
0,360
HNa2PO4
1,752
0,824
2,212
1,148
Na2CO3
1,148
0,392
0,440
0,748
Uebrige CO3
0,082
–
–
0,004
Uebriges Na
–
0,034
0,064
–
Fe(PO4)2
0,010
0,096
0,048
0,016.
Ueber das Tereben.
Zur Herstellung des neuerdings als Wundverbandmittel verwendeten Terebens werden nach
H. Hager (Chemisches
Centralblatt, 1878 S. 52) 1000 Th. französisches Terpentinöl in eine
Retorte gegeben, welche in eiskaltes Wasser gestellt ist. Nun werden mittels eines
engen Trichters in das Terpentinöl tropfenweise und unter sanftem Umschütteln 50 Th.
Schwefelsäure eingetragen. Die Retorte wird in ein Sand- oder Oelbad eingelegt und
erhitzt, wobei eine über 210° hinausgehende Temperatur möglichst zu vermeiden ist.
Die Destillation wird so lange unter der erwähnten Temperatur fortgesetzt, als
Flüssigkeit überdestillirt. Das Destillat enthält noch unzersetztes Terpentinöl. Man
versetzt es daher wiederum in der angegebenen Weise mit 5 Proc. Schwefelsäure und
destillirt aufs Neue, wobei ebenfalls eine Ueberschreitung einer Temperatur von 210°
zu vermeiden ist. Das zweite Destillat wird mit Natroncarbonatlösung durchschüttelt,
nach dem Absetzen decantirt und rectificirt. Das Rectificat ist für die
therapeutische Verwendung genügend rein. Zur Darstellung eines reinen und optisch
völlig unwirksamen Terebens müſste auch noch eine dritte Destillation mit
Schwefelsäure vorgenommen werden.
Das Tereben ist eine farblose klare, einem ätherischen Oele ähnliche, nach Thymian
riechende Flüssigkeit von 0,860 sp. G. mit dem Siedepunkte von 156°.
Malachitgrün, ein neuer Anilinfarbstoff.
Dr. O. Döbner in Berlin hat durch directe Wechselwirkung
von Benzotrichlorid C6H5CCl3 und Dimethylanilin C6H5N(CH3)2 bei Gegenwart
von Metallchloriden einen neuen grünen Farbstoff erhalten, welcher zugleich der
Repräsentant einer ganzen Reihe analog construirter Farbstoffe ist. Verfasser hat
demselben den Namen Malachitgrün gegeben und nach den Sitzungsberichten des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1878 S.
132 die fabrikmäſsige Darstellung desselben der Actiengesellschaft für Anilinfarbenfabrikation in Berlin überlassen.
Das Malachitgrün zeichnet sich vor dem Methylgrün durch eine Reihe bemerkenswerther
Vorzüge aus. Zunächst kann es zu einem erheblich billigeren Preise hergestellt werden als
dieses. Es hat ferner gegenüber dem Methyl-grün den Vorzug gröſserer Echtheit und
Beständigkeit gegen hohe Temperatur, gegen Seifen und Säuren. Während das Methylgrün
beim Erhitzen auf 100° unter Uebergang in Violett sich zersetzt (vgl. Jodgrün 1874
211 384), verträgt das neue Grün eine hohe Temperatur
ohne Veränderung. Es kann kochend ausgefärbt werden, verträgt ein schwachsaures Bad
und erlaubt somit die gleichzeitige Anwendung von Pikrinsäure und anderen
Farbstoffen von säureähnlichem Charakter. Im Uebrigen wird das Malachitgrün in der
Seide-, Woll- und Baumwollfärberei genau in derselben Weise verwendet wie das
Methylgrün. Die dunkleren Nuancen zeichnen sich durch kräftiges reines Grün aus,
während die dunklen Töne des Methylgrüns stark ins Blaue übergehen.
Mittel gegen das Nachgrünen des Anilinschwarz.
F. Lamy, von der Ansicht ausgehend, das Nachgrünen des
Anilinschwarz beruhe auf einer Desoxydation desselben, empfiehlt im Bulletin de Rouen, 1877 S. 109 die bedruckte Baumwolle
nach dem feuchten Verhängen durch eine Chromflotte von folgender Zusammensetzung zu
nehmen: 1000l kochend heiſses Wasser in einer
Rollenkufe enthalten 10k rothes chromsaures Kali
und 10k Kieselfluorwasserstoffsäure vom sp. G.
1,208 (oder statt letzterer 4k,250 Schwefelsäure
vom sp. G. 1,834). Die Waare geht breit durch dieses heiſse Chrombad, hält sich 1½
bis 2 Minuten darin auf, wird dann gewaschen und ½ Stunde bei 60° geseift (mit 3g Seife auf 1l
Wasser), nochmals gewaschen und getrocknet. Für Weiſsbodenartikel läſst Lamy die Stücke aus dem Chromkasten direct in eine
zweite Rollenkufe gehen, welche mit verdünnter, kochend heiſser Natronlauge (auf
1l Wasser 2g
Natronlauge vom sp. G. 1,330) oder mit kochend heiſsem Kalkwasser (5g gebrannten Kalk auf 1l Wasser) angesetzt ist. – Will man das Chromiren
nicht in einer Rollenkufe, sondern in einer gewöhnlichen Farbkufe vornehmen, so
nimmt man auf 1l kochend heiſses Wasser, 1g rothes chromsaures Kali und 1g von jener Kieselfluorwasserstoffsäure oder statt
letzterer 0g,4 Schwefelsäure vom sp. G. 1,834,
läſst die Waare ½ Stunde in diesem Bad laufen, worauf sie wieder gewaschen, geseift
und getrocknet wird.
Ein derartig behandeltes Anilinschwarz, insbesondere wenn es mit weinsaurem Anilin
und in genügender Concentration hergestellt und in dem Oxydationsraume richtig
behandelt worden ist, läſst kein Nachgrünen befürchten; es widersteht der Einwirkung
sowohl der Salzsäure als der schwefligen Säure, wie es auch unter dem Einfluſs des
Lichtes und der Luft keine Veränderung erleidet; nur gegen Chlor ist es etwas
empfindlicher als ein nicht gechromtes Anilinschwarz. Werden mehr als 10g rothes Chromkali auf 1l Wasser genommen, so steht eine Schwächung des
Schwarz und des Gewebefadens zu befürchten.
Das Verfahren läſst sich auch anwenden für Schwarz, welches schon im Sodabad fixirt
und degummirt ist.
Aetzfarben auf Küpenblau; von O. Scheurer.
Die vorläufige Notiz Scheurer's über ein neues Aetzweiſs
auf Küpenblau (S. 192 d. Bd.) wird vom Verfasser in einer neueren Mittheilung (Bulletin de Mulhouse, 1878 S. 110) ausführlicher
besprochen. Hiernach wird die Mennige mit Gummi verdickt, auf küpenblau gefärbte
Baumwolle gedruckt, und hernach die bedruckte Waare durch ganz verdünnte, kalte
Salzsäure von 1,0035 sp. G. genommen. Eine Minute Aufenthalt in diesem Säurebad
genügt, um ein ganz reines Weiſs auf blauem Grund zu erhalten. Nimmt man die Säure
noch um die Hälfte schwächer, so wird das Blau in gleicher Weise von der
aufgedruckten Mennige weggeätzt; nur muſs alsdann der Aufenthalt in der Säure
entsprechend länger dauern. Aus dem Säurebad geht die Waare in kochendes Wasser, um
das schwer lösliche Chlorblei von dem Gewebe zu entfernen. Die Reinigung vom
Chlorblei gelingt übrigens nicht so vollständig, als wünschenswerth ist; denn es hat sich gezeigt,
daſs ein solches Weiſs nach der Behandlung mit kochendem Wasser durch rothes
Chromkali immer noch gelb gefärbt wird.
Werden der Mennige verschiedene unlösliche Farbstoffe, wie Terra de Siena, Ocker,
chromsaures Blei, Zinnober, Chromgrün u.a. beigemengt und nicht mit Gummi, sondern
mit Albumin verdickt und aufgedruckt, so kann man auf diesem Wege beliebige Töne auf
küpenblauen Grund ätzen. In diesem Fall wird die Waare vor dem Säuren 20 Minuten bei
niedrigem Druck gedämpft und nach dem oben angegebenen Säurebad wieder durch
kochendes Wasser genommen. Das Chromgelb erleidet bei dieser Behandlung keine
Zerlegung oder Entfärbung.
Zu erwähnen ist noch, daſs die Salzsäure durch andere Säuren, wie Schwefelsäure,
Oxalsäure u.a., nicht ersetzt werden kann, sofern sie aus der Mennige Bleihyperoxyd
bilden, welches sehr schwach ätzend wirkt. Wie das Bleihyperoxyd, so hat auch das
Manganhyperoxyd keine Wirkung auf Küpenblau beim Durchzug durch verdünnte Salzsäure
von der eben angegebenen Stärke.
Zur Stenochromie.
Nach dem Gewerbeblatt aus Württemberg, 1878 S. 175 ist
es dem Lithographen Greth in Zürich gelungen, ein neues
Verfahren der Chromolithographie ausfindig zu machen, bei welchem sämmtliche Farben
mittels eines Steines und zwar auf einmal zum Abdruck kommen können. Diese Erfindung
trifft offenbar mit Radde's Stenochromie zusammen (vgl.
1877 223 536) 1878 227 592).
Insbesondere ist die Art und Weise, wie die verschiedenen Farben auf den Stein
aufgetragen und auf demselben von einander abgegränzt werden, vollkommen
übereinstimmend mit jener Beschreibung von Radde's
Verfahren. Greth's Farben sind in der Wärme schmelzbar,
während dort angegeben ist, dieselben seien ursprünglich flüssig, aber so
zusammengesetzt, daſs sie sehr schnell fest werden. Die weiteren Mittheilungen über
Greth's Verfahren besagen nur noch, daſs der mit
der Farbmasse versehene Stein in eine lithographische Presse gespannt wird, die so
construirt ist, daſs nach jedem Abdruck die Platte um 0mm,01 gehoben wird, so daſs die obere Fläche des Steines immer in gleicher
Höhe bleibt. Eine Auflage von 1000 Exemplaren beansprucht eine lern hohe Farbschicht
auf dem Stein. Das Papier wird vor dem Bedrucken mit Terpentin befeuchtet.
Entsprechend Radde's Verfahren gilt auch von diesem,
daſs die farbigen Abdrücke fast mit derselben Geschwindigkeit hergestellt werden,
wie Abdrücke mit einer Farbe, und daſs demgemäſs die Anzahl der Farben eines Bildes
nur einen unbedeutenden Einfluſs auf den Preis desselben hat, während die Anzahl der
Steine beim gewöhnlichen Druck den Preis in ganz auſserordentlicher Weise steigert.
Greth hat bis jetzt Bilder mit 400 Farben auf einer
Platte hergestellt. – Nach derselben Quelle soll das Verfahren auch schon mit
Vortheil in einer groſsen Zeugdruckerei bei Paris und im Elsaſs zur Imitation der
persischen Shawls angewendet werden.
Kl.
Berichtigungen.
In Neuerburg's Mineral-Naſsmühle, S. 230 Z. 11 v. u. ist
zu lesen „Neu“ statt „Nun“.
In Etti's Abhandlung über Hopfenzapfen, S. 355 Z. 10 v. o. ist zu lesen „C25H24O13“ statt „C25H24O16“.