Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 251 |
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Miscellen.
Miscellen.
Bright's elektrischer Feuertelegraph.
Entsprechend dem früher (1879 234 75) besprochenen
Feuermelder hat Edward Bright auch einen städtischen
Feuertelegraphen hergestellt. Nach Engineering, 1880
Bd. 30 S. 548 ist dabei in dem Centralamte eine Wheatstone'sche Brücke aufgestellt,
in welcher zwei Seiten von unveränderlichen Widerständen gebildet werden, während
die dritte aus einer Reihe Spulen von bestimmtem Widerstände gebildet ist und als
vierte die Feuertelegraphenleitung dient. An den Orten, von wo aus bei Bedarf eine
Meldung nach dem Centralamte gemacht werden soll, sind Widerstände von verschiedener
Gröſse aufgestellt, welche durch Drücken auf einen Alarmknopf eingeschaltet werden.
Für gewöhnlich sind alle diese Widerstände und jene, welche die dritte Brückenseite
bilden, bis auf einen der blosen Leitung entsprechenden Betrag ausgeschaltet, die
Diagonale der Brücke ist dabei stromlos und das in sie eingeschaltete Relais für
eine elektrische Klingel spricht nicht an. Drückt man dagegen an einem jener Orte
auf den Knopf, so wird der Anker des Relaiselektromagnetes angezogen und die Klingel
ertönt, bis durch Drehen einer Kurbel in die dritte Brückenseite ebenso viel
Widerstand eingeschaltet ist als an jenem Orte, wo der Knopf gedrückt wurde; aus der
Gröſse des Widerstandes, welcher eingeschaltet werden muſs, damit die Klingel wieder
schweigt, erfährt man dann den rufenden Ort.
Pneumatisches Hilfssignal auf Eisenbahnzügen.
Bei Benutzung der selbstthätigen pneumatischen continuirlichen Bremsen, welche ja,
und zwar durch blose Verminderung des Luftdruckes, von jedem der Zugsbeamten in
Thätigkeit gesetzt werden können, liegt der Gedanke nahe, in verwandter Weise auch
den Reisenden die Möglichkeit zu verschaffen, den Zugsbeamten Signale zu geben.
Damit indessen nicht durch Miſsbrauch der Signaleinrichtungen den Zügen ohne Noth
Aufenthalt veranlaſst werde, hatte die französische Westbahngesellschaft die
Forderung gestellt: einen Apparat zu erfinden, welcher blos mittels der für die
Bedienung der Bremsen nöthigen Luftröhren den Reisenden zwar den Zugsbeamten ein
Signal zu geben gestattet und den Ort, von wo das Signal ausgeht, kenntlich macht,
ohne jedoch unbedingt ein Anhalten des Zuges herbeizuführen. Die Compagnie Westinghouse hatte mit einer dazu bestimmten
Anordnung schon i. J. 1878 die Weltausstellung beschickt und es ist dieselbe in der
Revue industrielle, 1881 * S. 75 näher beschrieben
(vgl. 1877 223 * 24). Bei derselben war jeder Wagen mit
einer Pfeife ausgerüstet, der durch einen Hahn die Luft aus der Bremsenrohrleitung
zugeführt wurde, wenn in irgend einem der Coupes des Wagens an einem Griff gezogen
und dadurch der Hahn geöffnet wurde, welcher dann nur von der Auſsenseite des Wagens
wieder geschlossen werden konnte. Bei den zahlreichen Versuchen, die i. J. 1880 auf
der Westbahn zwischen Paris und Versailles mit diesem Apparate angestellt wurden,
zeigte sich aber, daſs man entweder die Mündung der Pfeife so eng machen muſste,
daſs die ganze Signaleinrichtung nicht mehr mit der nöthigen Zuverlässigkeit
arbeitete, oder daſs man, um ein Versagen zu verhüten, die Mündung entsprechend
groſs nehmen muſste und dann zu gewärtigen hatte, daſs bei Benutzung des Signals
auch die Bremsen in Thätigkeit kamen und den Zug zum Stillstehen brachten.
Dies veranlaſste die Westbahn dazu, den Westinghouse'schen Signalapparat
einigermaſsen abzuändern, damit er zwar empfindlich genug ist, um schon bei einer so
geringen Luftdruck Verminderung, bei welcher der Kolben in dem der Luft den Zutritt
zu dem Cylinder der Bremse eröffnenden Ventile dazu noch nicht weit genug gesenkt
wird, sicher zu arbeiten, und doch eine Bremsung nicht herheiführt. Bei dieser
Einrichtung senkt eine in Thätigkeit gesetzte Hilfssignalpfeife eines Wagens den
erwähnten Kolben nur um etwa 4mm, während er erst
bei einer Senkung um 9 bis 10mm der Luft den Weg
nach dem Bremscylinder eröffnet. Die Luft, welche zur Oeffnung des Ventiles der
Signalpfeife auf der Locomotive gebraucht wird, wird nicht mehr der Rohrleitung für
die Bremseinrichtung entnommen, sondern einem Hilfsluftbehälter. Bezüglich der
näheren Einrichtung des Apparates sei auf das Génie
civil, 1882 Bd. 3 * S. 75 verwiesen.
E–e.
Maschine zum Runden und Richten von Radreifen.
Die bei der Erwärmung der Radreifen, welche deren Aufziehen nothwendig vorhergehen
muſs, entstehenden nicht unbedeutenden Formveränderungen erschweren das Aufziehen
und veranlassen sehr oft das Verbrennen des Rades auf der einen Seite, während auf
der anderen der Reifen erkaltet, ehe er seinen Platz gefunden hat. Das Resultat ist
dann ein unrundes Rad. Die vorliegende Maschine von A.
Ardilouze in Toulouse, Frankreich (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 16782 vom 11. Juni
1881) will diese Uebelstände vermeiden und das Aufziehen erleichtern. Dieselbe
besteht aus 4 Kreissectoren, welche mit falschen Felgen versehen sind. Ueber diese
wird der rothwarm gemachte Reifen gelegt und dann dadurch ausgerundet und gerichtet,
daſs jene Sectoren von einer Schraube aus mittels Pleuelstangen radial nach auſsen
gedrückt werden. (Vgl. Nuſs 1882 243 * 367.)
Mg.
Neuerungen an Spannfuttern. (Patentklasse 49.)
Bei dem von F. Andree in Berlin (* D. R. P. Nr. 16533
vom 13. März 1881) vorgeschlagenen centrirenden Spannfutter werden die Backen nicht
schlitzartig geführt; vielmehr sind sie an einem Ende um einen Zapfen drehbar und
wirken somit wie einfache Hebel, deren freie Enden mittels Schnecke und Schneckenrad
ganz gleichmäſsig gegen den festzuspannenden Gegenstand bewegt werden. Diese
eigenartige Anordnung erreicht, daſs die Backen nicht so leicht todten Gang bekommen
und durch die abfallenden Bohrspäne an ihrer Bewegung nicht gehindert werden, wie
dies namentlich bei den meisten schlitzartig geführten Backen geschieht.
Ein anderes Spannfutter ist an C. Croissant und P. P. Huré in Paris (* D. R. P. Nr. 16497 vom 18. Mai
1881) patentirt. Dasselbe kennzeichnet sich durch concentrische Kluppen, welche in
convergirenden Bohrungen von demselben Querschnitt eingesetzt werden. Die Bohrungen
befinden sich im Futter und haben einen Schraubengang, welcher mit einer
kegelförmigen, im Futter selbst angebrachten Mutter in Gegenwirkung steht. Dreht man
diese kegelförmige Mutter nach der einen Seite, so treten die Kluppen hervor und die
Entfernung der festhaltenden Theile vermindert sich in entsprechendem Verhaltniſs.
Ein umgekehrtes Drehen der Mutter vergröſsert die Entfernung.
Das Futter selbst ist auf die Weite des gröſsten Durchmessers der einzuspannenden
Gegenstände ausgebohrt. Sämmtliche wirkende Theile sind verdeckt und vor Staub,
Spänen, Hammerschlag u. dgl. geschützt. Die aus einem Stück gearbeiteten Kluppen
stehen direct unter Einwirkung der Schraubenmutter und übertragen deren Bewegung
direct auf das Arbeitstück. Die convergirenden Zapfenlöcher der Kluppen schwächen
das Futter nicht. Für besondere, vorsichtig zu bearbeitende Gegenstände füttert man
die Kluppen mit Kupferblech o. dgl.
Muir's Fräser.
Textabbildung Bd. 244, S. 253
Eigentümliche Formen schlägt Alf. Muir in Firma Muir und Comp. in Manchester (* D. R. P. Kl. 49 Nr.
16170 vom 11. Mai 1881) für cylindrisch und kugelförmig gestaltete Fräser vor, sowie
für beliebig geformte Schneidewerkzeuge: Bohrer, Räumer und Meiſsel. Die Zähne oder
Schneidkanten der Fräser oder Räumer werden auf gewöhnliche Weise ausgeführt, sodann
aber durch spiralförmig angeordnete Nuthen zertheilt, so daſs eine gröſsere Anzahl
von Zähnen oder Schneiden entsteht. Diese Nuthen sind unten weiter als oben; es
bleibt demnach die Schneidkante jedes Zahnes breiter als irgend ein Theil des
Zahnkörpers, so daſs zu beiden Seiten derselben Raum genug für Späne und zur
Verhütung eines Klemmens vorhanden ist. Bei flachen Schneidinstrumenten, wie sie für
Hobel- und Drehbänke oder ähnliche Maschinen gebräuchlich sind, werden die Nuthen
quer zur Schneide angeordnet, so daſs nicht ein einzelner Span genommen, sondern bei
einem Schnitt mehrere Rinnen neben einander gleichzeitig gebildet werden, welche
durch zwischenliegende Rippen getrennt sind, die beim nächsten Schnitt fortfallen.
Auf solche Weise läſst sich eine groſse Fläche in kurzer Zeit bearbeiten.
Mg.
Brachet's selbstthätige Wage.
Bei der selbstthätigen Wage von G. Brachet in Périgueux, Frankreich (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 14860 vom 30. Januar 1881) bewirkt der sinkende
Wagebalken mittels eines Quecksilbercontactes den Schluſs eines elektrischen
Stromes, worauf der Anker eines Elektromagnetes einen federnden Hebel auslöst,
welcher einerseits die Zuführungsvorrichtung für das zu wägende Material arretirt,
andererseits das Oeffnen der Bodenklappe des Wagegefäſses veranlaſst. Die Zuführung des Wagegutes
erfolgt abweichend von anderen ähnlichen Vorrichtungen in der Weise, daſs das in
einem Rumpf aufgegebene Material über eine geriffelte Zuführwalze in den Trog einer
wagrechten Transportschnecke gelangt, durch welche es bis zu der über dem Wagegefäſs
liegenden Oeffnung des Troges geschafft wird. Der Antrieb der Transportschnecke und
Zuführwalze erfolgt durch Reibungsscheiben; es kann sich deshalb die Antriebscheibe
weiter drehen, wenn Schnecke und Walze durch das Einfallen des frei gemachten
Sperrhebels in ein Sperrrad festgehalten werden. Diese Art der Unterbrechung der
Zuführung des Wagegutes ist jedenfalls viel unzuverlässiger als die sonst meist
übliche Anwendung einer sich zwischen Wagegefäſs und Füllgosse schiebenden
Absperrklappe. Jedenfalls wird hierdurch die Steigerung der Genauigkeit des Wagens,
welche die elektrische Auslösung ermöglicht, vollständig preisgegeben. Zu der
Umständlichkeit, welche mit der Anwendung der Elektricität zusammenhängt, kommt
überdies noch der Miſsstand, daſs das Aufziehen der Wage nach jeder Entleerung des
Wagegefäſses nicht selbstthätig erfolgt, sondern durch einen Arbeiter bewerkstelligt
werden muſs. Die Wage wird deshalb wohl kaum gröſsere Verbreitung finden.
Verfahren zur Herstellung von Druckplatten.
Um Druckplatten zu gieſsen, verfährt H. J. Haddan in
London (* D. R. P. Kl. 31 Nr. 14317 vom 12. Januar 1881) folgendermaſsen: Auf eine
Glasplatte, die in Berührung mit heiſsem Metall springt, wird eine gleichmäſsige
Schicht einer Masse, welche sich in gebranntem Zustande leicht graviren läſst,
aufgetragen. Als beste Zusammensetzung für diese Masse werden empfohlen 4 G.-Th.
fetter, fein geschlemmter Lehm, 6 Th. Schlemmkreide und 1 Th. feiner Gyps. Je nach
der Härte des Druckplattenmetalles muſs der Zusatz von Lehm erhöht werden. Diese
Materialien werden mit Wasser angerührt und aus dem so hergestellten Teig zwischen
Leisten Platten gewalzt, welche an allen Stellen gleichmäſsig dick sind. Die Dicke
ist gleich der Höhe der Hervorragungen der Druckplatte. Nachdem die Masseplatten
lufttrocken geworden, werden sie gebrannt und mittels eines Kittes auf der
Glasplatte befestigt. Sodann wird die betreffende Zeichnung bis auf die
Glasunterlage in die Massenplatte eingravirt und das Ganze in Formkasten eingeformt,
so daſs über der Platte ein freier Raum von der beabsichtigten Dicke der Druckplatte
bleibt, unter der Glasplatte sich dagegen ein Netz von Luftkanälen befindet, welches
mit der Auſsenluft in Verbindung steht. Beim Guſs springt die Glasplatte in
Berührung mit dem flüssigen Metall, so daſs durch diese Sprünge und die Luftkanäle
der Form die in den Gravirvertiefungen befindliche Luft entweichen und das flüssige
Metall jede Ecke ausfüllen kann. Um das Springen der Glasplatten zu befördern, kann
man sie durch einen Diamanten nach allen Richtungen hin ritzen.
Nach diesem Verfahren hergestellte Druckplatten sollen vollkommen eben und glatt sein
und keine Blasen oder matten Stellen aufweisen.
St.
Herstellung von Druckerschwärze.
W. Reiſsig in München (D. R. P. Kl. 22 Nr. 17462 vom 30.
August 1881) will die aus Leinölfirniſs und Ruſs bestehende Druckerschwärze mit
Eisenverbindungen oder metallischem Eisen versetzen, damit selbst nach Beseitigung
der Schwärze durch Nachweis des in das Papier gedrungenen Eisens etwaige Fälschung
erkannt werden kann.
Herstellung von Bariumoxyd.
Wenn nach E. J. Maumené in Lyon (D. R. P. Kl. 75 Nr.
17385 vom 21. Juni 1881) schwefelsaures Barium mit Eisenoxyd auf 1000 bis 1200°
erhitzt wird, so entweichen Schwefligsäure und Sauerstoff, zurück bleibt eine
Verbindung von Fe2O3.BaO, welcher jedoch das Bariumoxyd nicht durch Wasser entzogen werden kann.
Sie wird daher bei Rothglut mit Wasserstoff reducirt, worauf das Bariumoxyd von dem
metallischen Eisen getrennt werden kann. Wird das reducirte Gemisch von Eisen und
Bariumoxyd mit Schwefelbarium behandelt, so erhält man Bariumoxyd und Schwefeleisen:
Fe2.BaO + 2BaS + 2H2O = 3BaO + 2FeS + 2H2.
Ueber die Untersuchung von Jodkalium.
Apotheker Schneider (Archiv der
Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 39) hat die verschiedenen Prüfungsverfahren für
Jodkalium verglichen. Nach dem Verfahren von Marozeau
werden 0g,5 Jodkalium in 30cc Wasser gelöst und dazu 0g,2 Quecksilberchlorid in 50cc Wasser allmählich zugesetzt. Die anfangs
entstehende röthlichweiſse Trübung muſs bis zuletzt beim Umschütteln wieder
verschwinden, sonst enthält das Jodkalium fremde Salze und zwar um so mehr davon, je
früher die dauernde Trübung eintritt. Personne
verwendet in entsprechender Weise 3g,324 Jodkalium
und 1g,355 Quecksilberchlorid in je 100cc Wasser gelöst, Kaspar 2g,71 Quecksilberchlorid in
100cc Wasser, so daſs 1cc der Lösung 0g,06643 Jodkalium entspricht, während 10g
Jodkalium auf 50cc gelöst werden. (Vgl. Wagner's Jahresbericht, 1881 S. 298.)
Die vergleichenden Bestimmungen ergaben, daſs die Resultate nach Kaspar mit dem Destillationsverfahren von Fresenius genügend übereinstimmen, dieses Verfahren
daher wegen der leichten Ausführung besonders empfehlenswerth ist. Die Verfahren von
Marozeau und Personne
geben zu niedrige, die gewichtsanalytische Bestimmung mit Silbernitrat zu hohe
Zahlen.
Nachstehende Tabelle (Sp = Spur, r = reichlich, st =
stark) zeigt die Resultate der Untersuchung von Jodkalium aus Frankreich (1 bis 3),
England (4), Amerika (5 bis 8) und Deutschland (9 bis 18). Sonach waren die
Wasser
Jodsäure
Kohlensäure
Jodnatrium
Jodkalium nach
Kaspar
Fresenius
1
1,500
r
r
st
–
75,596
2
1,000
r
r
r
85,694
87,243
3
0,400
0
0
Sp
94,949
96,032
4
2,000
0
0
st
95,987
96,751
5
1,800
r
r
r
89,348
90,159
6
1,300
r
r
st
94,330
93,983
7
1,000
0
0
Sp
97,984
98,127
8
0,400
0
0
0
97,984
98,983
9
0,600
Sp
0
Sp
97,984
98,559
10
0,400
Sp
0
0
98,306
98,983
11
0,349
0
0
0
–
95,966
12
0,200
0
0
0
–
97,400
13
0,325
0
0
0
–
98,460
14
0,066
0
0
0
98,608
98,880
15
0,066
0
0
0
98,648
98,885
16
0,400
0
0
0
98,306
98,600
17
0,500
0
0
0
–
99,193
18
0,103
0
0
0
98,980
99,897
fremden Jodkaliumproben bei weitem nicht so gut als die
deutschen; das englische enthielt sogar 4 Proc. Eisenoxyd. Es ist daher eine Prüfung
beim Einkauf zu empfehlen.
Zur Gewinnung von Glycerin.
Nach P. J. Depoully und L.
Droux in Paris (D. R. P. Kl. 23 Nr. 17299 vom 28. Mai 1881) werden die
Unterlaugen der Seifensiedereien neutralisirt, eingedampft und die von den
auskrystallisirten Salzen getrennten Flüssigkeiten mit Oelsäure, Oel oder Talg
versetzt, so daſs auf 1 Molecül Glycerin etwas mehr als 1 Mol. Fettsäure kommt. Nun
wird auf 200° erhitzt, das gebildete Monoleïn mit Kalk verseift, das wieder frei
gewordene Glycerin entsprechend eingedampft, die Kalkseife aber mit einer Säure zersetzt,
um die Fettsäure wieder verwenden zu können. – Das Verfahren verspricht wenig-
praktischen Erfolg.
Um aus Seifensiederlauge das Glycerin mittels Osmose zu gewinnen (vgl. 1882 243 330), empfiehlt H.
Flemming in Kalk bei Köln (D. R. P. Kl. 23 Nr. 17547 vom 17. April 1881)
die Verwendung von Guttaperchapapier, welches nur die Salze, wenn auch langsam,
hindurchläſst, für Glycerin aber undurchlässig ist. Dadurch wird das bei Verwendung
von Pergamentpapier erforderliche Eindampfen der Osmosewässer erspart.
Zur Elementaranalyse organischer Stoffe.
P. Schützenberger (Bulletin de
la Société chimique, 1882 Bd. 37 S. 3) hat die auffallende Beobachtung
gemacht, daſs kaukasisches Erdöl, Benzol und Anilin, wenn sie mit Natrium oder
Kupfer erhitzt und dann destillirt waren, bei der Elementaranalyse so viel
Kohlensäure und Wasser gaben, als 100 bis 101,5 Proc., Kohlenstoff und Wasserstoff
entsprechen. Wenn diese Verbindungen dagegen 2 Stunden lang dem Sonnenlichte
ausgesetzt waren, so gaben sie bei der Analyse wieder 100 Proc. Schützenberger glaubt hieraus schlieſsen zu müssen,
daſs Kohlensäure und Wasser unter Umständen eine andere als die gewöhnliche
Zusammensetzung haben, daſs somit die Atomgewichte innerhalb gewisser Grenzen
schwanken. – Hoffentlich bestätigt sich diese Angabe nicht.
Zur künstlichen Herstellung der Alkaloide.
Das Xanthin hat die Zusammensetzung C5H4N4O2 und unterscheidet sich von dem Theobromin, C7H8N4O2, durch den
Mindergehalt von 2 Kohlenstoff- und 4 Wasserstoffatomen. B.
Strecker sprach daher schon vor längerer Zeit die Vermuthung aus, daſs die
zweite Base ein Dimethylderivat der ersteren sei. Wenn man nun nach E. Fischer (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 453) Xanthin in der zur Bildung
des neutralen Salzes C5H2N4O2Na2 nöthigen Menge Natronlauge löst, in der Siedehitze
mit essigsaurem Blei fällt und das bei 130° getrocknete Salz mit der 1,5fachen Menge
Jodmethyl 12 Stunden lang auf 100° erhitzt, die erhaltene Masse mit Wasser auskocht,
mit Schwefelwasserstoff fällt und nach dem Uebersättigen mit Ammoniak verdampft, so
erhält man Theobromin. Da dieses nach der Methode von
Strecker leicht in Coffeïn übergeführt wird, so sind Theobromin und Coffeïn als Dimethyl-
bezieh. Trimethylxanthin aufzufassen. Mit dem Xanthin sind aber Guanin und Sarkin
nahe verwandt. Durch obige Umwandlung des Xanthins in Coffeïn ist somit die
Möglichkeit gegeben, diese Base, welche als der wirksamste Bestandtheil zweier
wichtiger Genuſsmittel ein besonderes Interesse hat, aus einem anderen Rohmaterial,
dem Guano, zu gewinnen.
Herstellung des Phenols, der Naphtole und des
Resorcins.
Die Actiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin
(D. R. P. Kl. 12 Nr. 17311 vom 10. Juli 1881) hat gefunden, daſs durch Einwirkung
von Methylalkohol und dessen Homologen, sowie von Benzylalkohol auf die Phenole in
Gegenwart von condensirend wirkenden Metallsalzen der Alkoholrest in den Phenolkern
eintritt: C6H5.OH +
ROH = C6H4R.OH +
H2O. Zu diesem Zweck werden gleiche
Moleculargewichte der Phenole und Alkohole mit wasserfreiem Chlorzink in einem mit
Rückfluſskühler versehenen Gefäſse so lange erhitzt, bis sich die Masse in zwei
Schichten theilt, worauf das ausgeschiedene Oel durch Rectification gereinigt wird.
Die so erhaltenen Phenole sollen an Stelle der einfachen zur Herstellung von
Farbstoffen verwendet werden.