Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 462 |
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Miscellen.
Miscellen.
Pictet's Schiffskörper.
Der von R. P. Pictet in Genf (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 17
911 vom 9. October 1881) vorgeschlagene Schiffskörper erhält keinen Kiel wie die
gewöhnlichen Schiffe, sondern statt desselben einen breiten, ganz flachen, im
Querschnitt nach einer von vorn nach hinten verlaufenden Parabel gekrümmten Boden
bei fast senkrechten Seitenwänden und stumpfem Bug. Nach der Theorie soll das Schiff
im Ruhezustand nach dem archimedischen Gesetze schwimmen, bei einer Vorwärtsbewegung
durch einen am Heck wirkenden Propeller aber sich mit seinem Boden auf das Wasser
schieben, dadurch das Deplacement verringern, also bis zu einer gewissen Höhe aus
dem Wasser tauchen. Pictet nimmt an, daſs bei der
Fortbewegung des Schiffes das träge Wasser, auf welchem das Schiff schwimmt, durch
die Einwirkung des Schiffsbodens von oben nach unten gedrückt wird, daſs aber die
Reaction dieser mechanischen Wirkung dem Schiffsgewicht entgegenwirkt, also das
Schiff hebt. Ist dieser Zustand erreicht, so ist der Schiffs widerstand geringer und
der Propeller vermag das Schiff mit gröſserer Geschwindigkeit fortzubewegen, d.h.
eigentlich über das Wasser fortzuschieben.
Mg.
Elektrische Bahn zwischen Charlottenburg-Pferdebahnhof und
Spandauer Bock.
Siemens und Halske haben diese bisher mit Pferden
betriebene Bahn der Berlin-Charlottenburger
Pferdebahngesellschaft für elektrischen Betrieb eingerichtet und diese am
1. Mai 1882 eröffnet. Der elektrische Betrieb bot hier, wie die Elektrotechnische Zeitschrift, 1882 S. 208 mittheilt,
weit gröſsere Schwierigkeiten als bei den bisher ansgeführten, namentlich der
Lichtenfelder Bahn, theils weil die Spandauer-Bock-Bahn eine bedeutende Steigung
enthält, theils weil die gewöhnlichen Annahmen in Bezug auf Kraftverbrauch auf
diesen Fall, bei welchem man es mit stark abgenutzten Pferdebahnschienen zu thun
hatte, nicht paſsten. Die Bahn ist 2km,3 lang, die
Steigung (1 : 30 bis 1 : 28) etwa 0km,6; die
Steigung liegt am Anfange der Bahn zwischen Pferdebahnhof und Westend, das
Maschinenhaus ist nicht weit entfernt von dem Ende derselben. Es fahren stets zwei
Wagen gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung; die Geschwindigkeit bei voll
besetztem Wagen beträgt 9 bis 11km in der Stunde
auf der Steigung, 18 bis 20km auf der ebenen
Strecke. Die Stromzuleitung geschieht nicht durch die Schienen, sondern durch einen
auf zwei oberirdischen, im Abstande von 22cm neben
einander ausgespannten isolirten Leitungen rollenden Contactwagen. (Vgl. 1880 236 * 386. 1881 241 * 368.
1882 243 265.)
Mehrfache Teleradiophonie.
In der Lumière électrique, 1881 S. 19 gibt E. Mercadier eine interessante Anwendung von Bell's Photophon (vgl. 1881 240 318. 241 * 313) an. Zwei Stationen A und B sind durch eine
Telegraphenleitung mit einander verbunden. Auf der Station A ist in die
Leitung eine Selenzelle eingeschaltet, welche durch eine Gasflamme beleuchtet wird.
Das auf die Selenzelle geworfene Lichtstrahlenbündel wird durch eine mit einer Reihe
von Löchern versehene, in rascher und regelmäſsiger Umdrehung befindliche Scheibe
intermittirend gemacht. Dadurch wird bekanntlich ein auf der Station B in den Stromkreis eingeschaltetes Telephon zum Tönen
gebracht. Die Höhe des erzeugten Tones entspricht der Geschwindigkeit, womit in A die Unterbrechungen des Lichtstrahlenbündels auf
einander folgen. Mit Hilfe einer einfachen Vorrichtung kann man durch einen Druck
mit der Hand für kürzere oder längere Zeit einen undurchsichtigen Schirm in den Weg
der Lichtstrahlen bringen, wodurch in dem Tönen des Telephons entsprechend eine
kürzere oder längere Pause eintritt. Die verschiedenen Combinationen solcher Pausen
lassen sich ähnlich wie bei der Morseschrift als Buchstaben deuten und so läſst sich
die beschriebene Anordnung unmittelbar zur Uebermittelung von Nachrichten
benutzen.
Leicht kann man so auch eine gröſsere Anzahl von Telegrammen auf demselben Drahte
gleichzeitig und zwar sowohl von A nach B hin, als auch von B nach
A befördern. Zu diesem Zwecke läſst Mercadier nicht blos ein
Lichtbündel, sondern eine Anzahl von Bündeln auf die Selenzelle fallen und macht
jedes derselben durch eine besondere mit Löchern versehene Scheibe intermittirend,
so jedoch, daſs die in B durch die einzelnen Scheiben
hervorgerufenen Telephon töne verschiedene Höhe haben. Bringt man dann auf der
Station B nicht ein, sondern ebenso viel Telephone an,
als in A Lichtbündel und umlaufende Scheiben vorhanden
sind, so wird, wenn die sämmtlichen Scheiben in A
gleichzeitig arbeiten, in jedem Telephon in B derselbe
zusammengesetzte Ton erzeugt werden, dessen Bestandteile die den einzelnen Scheiben
entsprechenden Töne sind. Mercadier versieht nun jedes
der Telephone mit einem Resonator, welcher auf den einer bestimmten Scheibe in A entsprechenden Ton abgestimmt ist, der also von den
Bestandtheilen des zusammengesetzten Tones nur diesen einen Ton verstärkt. Man wird
daher mit jedem Telephon deutlich nur die mit einer ganz bestimmten Scheibe
gegebenen Zeichen vernehmen, so daſs je eine Scheibe und ein Telephon als
zusammengehörige Apparate mit einander arbeiten, unabhängig von dem etwa
gleichzeitigen Arbeiten aller übrigen. Man kann daher gleichzeitig so viel
Telegramme auf demselben Drahte von A nach B hin befördern, als in A
umlaufende Scheiben und in B Telephone vorhanden sind.
Wenn man beide Stationen mit beiden Arten von Apparaten versieht, so kann man auch
gleichzeitig noch von B nach A hin Telegramme senden.
Keiser und Schmidt's selbsttätiger Batterieausschalter.
Bei nur zeitweisem Gebrauch eines Batteriestromes, wie z.B. in der
Elektrotherapeutik, ist es unter Umständen wünschenswerth, den Strom nach Verlauf
einer bestimmten Zeit selbstthätig zu unterbrechen. Der dazu von Keiser und Schmidt in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
17193 vom 19. Juni 1881) construirte Apparat besteht aus einem Uhrwerk, auf dessen
Federtrommelachse eine über einem Zifferblatte befindliche Kurbel aufgesteckt ist,
durch deren Stellung auf einen gewählten Zeitabschnitt des Zifferblattes die Feder
um ein entsprechendes Stück aufgezogen wird. Am anderen Ende trägt die Achse in
übereinstimmender Lage mit der Kurbel einen Arm, der im Ruhezustand an einem Stifte
anliegt und in dieser Lage mittels eines Elfenbeinkeiles zwei Contact machende
Federn aus einander drückt. Wird die Feder des Uhrwerkes durch Drehen der Kurbel
aufgezogen, so verläſst der Keil die Federn und der Contact ist so lange
hergestellt, bis die Kurbel ihren Rücklauf beendet hat und durch Einschieben des
Keiles den Contact wieder aufhebt. Bevor aber der Arm die Ruhelage wieder erreicht,
geht eine an ihm befindliche, um eine Achse drehbare Nase unter dem Stiel eines
Hämmerchens hinweg, hebt das letztere, um es kurz vor Ablauf des Werkes gegen eine
Glocke fallen zu lassen, als Signal, daſs der Stromschluſs binnen einer Minute
aufhören wird, so daſs derselbe auch nach Bedarf, ohne Unterbrechung, beliebig
verlängert werden kann.
Butler's Instrument zum Frottiren und Elektrisiren.
Dr. J. Butler in New-York hat nach dem Journal of the Franklin Institute, 1882 Bd. 113 * S.
389 ein Instrument hergestellt, mit welchem man das Frottiren und Elektrisiren der
Glieder gleichzeitig bewirken kann. Dasselbe enthält in einem kleinen, aber festen
Rahmen eine hohle metallene Walze, welche mit Gemsleder überzogen ist und als die
eine Elektrode dient; mittels zweier Räderpaare überträgt sie ihre Bewegung auf
einen kleinen, in dem Rahmen gelagerten Elektromagnet, so daſs dessen Schenkel bei
jeder Umdrehung der Walze 25 Umdrehungen vor den Polen eines Hufeisenstahlmagnetes
machen, dessen Bug gleich als Handgriff des Instrumentes dient; die Stärke der so
erzeugten Inductionsströme wird durch Verschieben eines Ankers auf den Schenkeln des
Stahlmagnetes regulirt. Die zweite Elektrode bildet eine ebenfalls mit Gemsleder
überzogene biegsame Metallplatte, die durch einen isolirten Draht mit einer
Klemmschraube am Rahmen verbunden ist. Beim Gebrauche werden beide Elektroden
befeuchtet, damit sie besser leiten, die hohle Walze wird zu gröſserer
Annehmlichkeit mit warmem Wasser gefüllt und beide Elektroden werden mit dem Körper
des Kranken in Berührung gebracht. Wird dann die Walze mit schwächerem oder
stärkerem Drucke, wie es die Umstände eben erheischen, hin und her bewegt, so geht
der Strom durch den betreffenden Körpertheil.
E–e.
Verzierung metallischer Gegenstände.
Nach C. Krebs in Barmen (D. R. P. Kl. 48 Nr. 17824 vom
12. Juni 1881) wird das Muster in Stein gravirt, durch Umdruck die Zeichnung auf
einen zweiten Stein übertragen, von diesem das Muster unter der Presse auf eine
Messingplatte gebracht, welche dann in eine Lösung von Bleioxyd in Kalilauge gehängt
und mit einem galvanischen Element verbunden wird. Der positive Pol wird durch
Leitungsdrähte mit den vier Ecken der Platte in Verbindung gesetzt, auf weicher
irisirende Farben hervorgebracht werden sollen, während der mit dem negativen Pol
verbundene Draht in die Mitte der Lösung, der Messingplatte gegenüber, eingeführt
wird, worauf die Irisirung in 10 bis 40 Secunden vollendet ist.
Zur Bestimmung von Eisen, Aluminium und Chrom.
Versetzt man nach B. Reinitzer (Monatshefte für Chemie, 1882 S. 249) eine Chromsulfat- oder
Chromchloridlösung mit einem Ueberschuſs von essigsaurem Natrium und kocht, so
bildet sich kein Niederschlag und die Flüssigkeit nimmt beim Abkühlen eine violette
Farbe an. Aetzende Alkalien, Ammon, Schwefel ammonium, kohlensaure Alkalien geben in
dieser Lösung keine Trübung; erst beim Kochen entstehen Niederschläge. In Lösungen
von essigsaurem Eisen oder Aluminium, welche mit dieser Chromlösung versetzt sind,
kann weder durch Erhitzen zum Sieden, noch durch Aetzalkalien Eisen oder Aluminium
gefällt werden. Nur durch Schwefelammonium erfolgt langsame, aber vollständige
Fällung des Eisens als Schwefeleisen. Die Thonerde wird in der Kälte durch gar kein
Reagens sogleich gefällt. Eine gewisse Chrommenge vermag nur eine gewisse Eisen- und
Thonerdemenge vor der Fällung zu bewahren und zwar, was besonders bemerkenswerth
ist, eine gröſsere Eisen- und Thonerdemenge nur dann, wenn die Chromlösung noch vor
dem Zusatz der Eisen- oder Thonerdelösung mit dem essigsauren Natrium gekocht worden
ist. Das auf Ausfällung des Eisens und der Thonerde in Form von basischen Acetaten
beruhende Trennungsverfahren ist demnach bei Gegenwart von Chromoxyd salzen
unbrauchbar.
Analysen von Eisenschlacken und Flugstaub.
Schweifsschlacke vom Puddel- und Walzwerke zu Donawitz in Steiermark enthielt nach
M. Lill (Berg- und
Hüttenmännisches Jahrbuch, 1882 S. 40):
Kieselsäure
32,85
Eisenoxydul
52,07
Eisenoxyd
9,51
Manganoxydul
2,16
Thonerde
1,08
Kalk
0,90
Magnesia
0,36
Phosphorsäure
0,11
Schwefel
0,12
Kohle und Verlust
0,84
–––––
100,00.
Flugstaub aus den Regeneratoren der Puddelöfen mit Siemens'scher Gasfeuerung von der
St. Egydy und Kindberger Stahlindustrie enthielt nach F.
Lipp:
Luftgenerator
Gasgenerator
Eisenoxyd
85,89
85,60
Manganoxyduloxyd
2,80
3,33
Kobalt
Spur
Spur
Thonerde
2,50
2,89
Kalk
1,10
0,96
Magnesia
0,96
1,28
Kieselsäure
5,25
4,48
Phosphorsäure
1,30
1,29
Schwefelsäure
0,07
0,05
––––––––––––––––––––––––
99,87
99,88.
Herstellung von Phosphorlegirungen.
Um Phosphorlegirungen durch Einführung von Phosphorstücken in geschmolzenes Metall
herzustellen, verwendet Th. Parisis in Carolinenthal bei Prag (D. R. P. Kl. 40 Nr. 18124 vom 1. September 1881) eine mit durchlöcherten
Wandungen versehene, an einer Eisenstange befestigte Kapsel, in welcher die
Phosphorstücke in Kalk, Gyps, Graphit oder Kupfersulfat eingebettet werden. Die
Vorrichtung wird nun mit feuerfesten Stoffen umkleidet und in den Schmelztiegel
eingeführt.
Herstellung von metallischem Kupfer für die
Elementaranalyse.
Bei der Herstellung von metallischem Kupfer durch Reduction von Kupferoxyd im
Wasserstoffstrome verdichtet sich bekanntlich auf dem Metalle Wasserstoff, welcher
die Resultate der Elementaranalyse ungenau macht. Th.
Weyl schlägt daher in den Berichten der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1139 vor, über das heiſse Kupferoxyd
Dämpfe von Ameisensäure zu leiten und nach beendeter Reduction im Kohlensäurestrome
erkalten zu lassen.
Herstellung von essigsaurem Aluminium.
Auf Grund umfassender Versuche empfiehlt Th. Poleck im
Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 257, zur
Herstellung von Aluminiumacetatlosung 300 Th. schwefelsaures Aluminium in 800 Th.
Wasser zu lösen und mit 360 Th. verdünnter Essigsäure zu versetzen, ferner 130 Th.
gefälltes kohlensaures Calcium, mit 200 Th. Wasser angerieben, allmählich der ersten
Lösung zuzufügen. Man läſst 24 Stunden unter Umrühren stehen, preſst den
Niederschlag ab, läſst absetzen und filtrit. Zwei auf diese Weise dargestellte
Präparate hatten folgende Zusammensetzung:
I
II
Al2(C2H3O2)4(OH)2
7,76
Proc.
7,69
Proc.
Al2O3
0,47
0,23
CaSO4
0,31
0,33
Specifisches Gewicht
1,0457
1,0455
Beziehung der geistigen Thätigkeit zum Stoffwechsel.
Nach den Versuchen von Speck (Archiv für Pathologie, 1882 S. 81) vermehrte 3stündige geistige Arbeit
weder die Ausscheidung des Harnstoffes, noch die der Phosphorsäure, welche häufig in
directe Beziehung zur Nerventhätigkeit gebracht wird. Wurde ferner der störende
Einfluſs der die geistige Arbeit (Lesen, Schreiben, Rechnen) begleitenden
Muskelbewegungen ausgeschlossen, so zeigte sich keine deutliche Zunahme des
Gesammtstoffwechsels bei geistiger Arbeit, wie aus folgenden Mittelzahlen
hervorgeht:
EingeathmeteLuft
AusgeathmeteLuft
Sauerstoff-Aufnahme
Kohlensäure-Ausscheidung
Zahl derAthemzüge
Tiefe derAthemzüge
Ruhe
6514cc
6474cc
0g,408
0g,480
6,0
1106cc
Arbeit
6557
6495
0g,429
0g,486
5,4
1214cc.
Färben und Conserviren von Pflanzentheilen.
Um natürliche Blumen und Blätter zu färben und zu conserviren, werden sie nach H. Krüger in Glasgow (D. R. P. Kl. 12 Nr. 17973 vom 21.
April 1881) mit den gepulverten Farbstoffen trocken bepinselt oder bestäubt, nachdem
sie erforderlichenfalls vorher mit einem flüchtigen Oel leicht eingerieben sind.
Dann werden sie in feinen heiſsen Sand eingebettet und getrocknet, worauf man
einzelne Theile noch mit Oel oder Lack bestreichen kann.
Ueber Lederfärbung.
Um dem zum Schuhsohlen verwendeten Leder angenehme Farbe und sammetartiges Ansehen zu
geben, wird nach C. S. Larrabee in Mainz (D. R. P. Kl.
71 Nr. 17529 vom 26. Juli 1881) ein Gemisch von 750g Pariser Gelb, 750g Chromgelb, 1250g Pfeifenerde, 1000g Quercitron, 1000g Alaun, 750g Schwefelsäure, 16l destillirtes Wasser und 4l
Traganthlösung zusammengekocht, dann filtrirt und entsprechend aufgetragen. Für
Hemlockledersohlen soll ein Gemisch aus gleichen Theilen Alkohol, einer gesättigten
Lösung von unterschwefligsaurem Natrium und Salzsäure verwendet werden.
Zusammensetzung einiger russischer Käse.
Nach A. Kalantarow (Journal der
russischen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 155) hatten einige nach der
schweizerischen Methode bereitete Käsesorten folgende Zusammensetzung:
Wasser
29,8
32,51
35,44
34,68
31,26
Fett
37,2
29,68
28,97
32,53
32,94
Eiweiſsstoffe
20,57
26,16
28,81
24,15
24,54
Asche
5,96
7,44
6,21
4,92
4,36
Stickstoff freie Stoffe und Verlust
6,74
4,21
0,57
3,72
6,90
Verarbeitung von Gummiabfällen.
Nach N. Ch. Mitchell in Philadelphia (D. R. P. Kl. 39
Nr. 18136 vom 22. November 1881) werden 1000k
Abfälle mit 300 bis 500k Schwefelsäure von 66°
oder mit 400 bis 750k Salzäure unter Einleiten von
Dampf und unter Druck erhitzt. Ein Zusatz von Fluorwasserstoffsäure oder von 18l Benzin soll die Abscheidung der Gewebe und
mineralischen Beimengungen bei der nachfolgenden Behandlung in einer Waschmaschine
erleichtern.
Nachweisung der Salpetrigsäure.
Läſst man Salpetrigsäure auf eine Lösung von Rosanilin oder Fuchsin einwirken, so
färbt sich nach M. Vogel die Flüssigkeit schön violett,
dann blau, dunkelgrün, schlieſslich rothgelb. Löst man dem entsprechend nach A. Jorissen (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1882 S. 210) 10mg
Fuchsin in 100cc Eisessig und fügt zu 2cc dieser Lösung etwas salpetrigsaures Kalium
hinzu, so treten bald die erwähnten Farbenerscheinungen ein; Nitrate stören die
Reaction nicht.
Um Salpetrigsäure im Wasser nachzuweisen, wird dasselbe mit Essigsäure versetzt,
destillirt (1874 212 407) und das Destillat mit der
Lösung von Fuchsin in Eisessig geprüft.
Ueber arabisches Gummi.
Zur Feststellung des Vermögens des arabischen Gummis, Schleimsäure zu bilden, hat H. Kiliani (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 34) von mehreren Sorten
desselben je 1,5 bis 2g mit der 3 fachen Menge Salpetersäure von 1,2 sp. G. im
Wasserbade so erwärmt, daſs die Temperatur langsam auf 60° stieg. Bei dieser
Temperatur wurden die Proben digerirt, bis im Kölbchen nur mehr eine von Flüssigkeit
noch durchtränkte feste Masse verblieb. Die Ausscheidung von Schleimsäure begann bei
einzelnen Sorten sehr spät; so war bei der Oxydation des australischen Gummis die
Flüssigkeit nach 8stündigem Erwärmen auf 60° noch völlig klar. Die erhaltene feste
Masse wurde dann mit ebenso viel Salpetersäure wie anfangs versetzt und auf ein
gewogenes Filter gebracht. Der Rückstand auf dem Filter wurde mit kaltem Wasser
ausgewaschen, bis im Waschwasser auf Zusatz von essigsaurem Natron und Chlorcalcium
keine Trübung mehr entstand, dann das Filter bei 100° getrocknet und gewogen. Das
durch Eindampfen concentrirte Waschwasser wurde mit dem ersten Filtrat vereinigt und
beide einer zweiten Oxydation genau in derselben Weise unterworfen, wobei in der
Regel noch eine ganz erhebliche Menge Schleimsäure erhalten wurde.
Aus den mitgetheilten Versuchsresultaten ergibt sich, daſs zwischen den eigentlichen
arabischen und afrikanischen Gummisorten keine wesentlichen Verschiedenheiten
bezüglich ihrer Fähigkeit, Schleimsäure zu liefern, vorkommen, während das
ostindische und australische Gummi wesentlich abweichen. Die weniger Schleimsäure
liefernden Sorten zeigen Rechtsdrehung, die anderen drehen links.
Zur Kenntniſs der Chinaalkaloide.
Hydrocinchonin, C19H24N2O, schied O. Hesse (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 855) aus einer als China cuprea bezeichneten Rinde ab; dasselbe schmilzt
bei 2560.
Aus den Mutterlaugen von Conchinin- und Chininsulfat wurden Hydroconchinin und
Hydrochinin abgeschieden. Das Hydroconchinin, C20H26N2O2.2,5H2O, bildet leicht verwitternde Prismen, welche bei
168° schmelzen und sich leicht in heiſsem Alkohol und in Chloroform, weniger in
Aether losen. Die blaue fluorescirende Lösung in verdünnter Schwefelsäure wird auf
Zusatz von Chlor und überschüssigem Ammoniak dunkelgrün gefärbt. Das neutrale Sulfat
krystallisirt in farblosen Nadeln, welches sich von dem Conchininsulfat durch seine
Beständigkeit gegen übermangansaures Kalium in saurer Lösung auszeichnet. Das Hydrochinin, C20H26N2O2, wird aus der blau fluorescirenden schwefelsauren
Lösung durch Ammoniak gefällt. Es enthält lufttrocken 7,8 Proc. Krystallwasser,
schmilzt bei 168°, zeigt mit Chlor und überschüssigem Ammoniak die gleiche Reaction
wie Chinin, widersteht aber länger der Einwirkung des Übermangansauren Kaliums. Das
neutrale Sulfat:
(C20H26N2O2)2SO4H2.8H2O
krystallisirt in farblosen, in kaltem Wasser schwer löslichen
Nadeln.
Homochinin, C19H22N2O2, krystallisirt mit 2H2O in platten Prismen, schmilzt bei 177°, löst sich leicht in Alkohol und
in Chloroform, in verdünnter Schwefelsäure mit blauer Fluorescenz und färbt sich mit
Chlor und Ammoniak wie Chinin. Die schwefelsaure Lösung entfärbt übermangansaures
Kalium sofort. Das neutrale Sulfat, (C19H22N2O2)2SO4H2.6H2O, krystallisirt in kurzen Prismen, welche sich
schwer in kaltem Wasser lösen.
Vermischt man die Mutterlauge, welche bei der Darstellung von Chininsulfat zuerst
erhalten wird, nach einander mit Seignettesalz und Rhodankalium, bis durch letzteres
kein Niederschlag mehr entsteht, übersättigt die klare, hellgelb gefärbte Lösung mit
Natronlauge und schüttelt die frei gemachten Alkaloide mit Aether aus, so
hinterläſst dieser bei seinem Verdunsten eine braune, leicht bewegliche Masse von eigenthümlichem
Geruch. Aus dieser Masse gehen beim Kochen mit Wasser die vorhandenen flüchtigen
Basen fort, welche zweckmäſsig in verdünnter Salzsäure aufgefangen werden. Diese
Lösung wird alsdann verdampft, der Rückstand mit Natronlauge vermischt und mit
Aether ausgezogen. Nachdem die ätherische Lösung wiederholt mit Wasser gewaschen
wurde, bringt man zu derselben tropfenweise ätherische Oxalsäurelösung, wobei das
Cincholinoxalat als eine kleisterartige Masse niederfällt, welche sich bald in
glänzende Blättchen umsetzt. Das aus dem Oxalat mittels Natronlauge abgeschiedene
Cincholin ist ein stark basisch reagirendes, blaſs
gelbes Oel, welches von Chlorkalk nicht gefärbt wird.
Ueber die Darstellung von Azoxybenzol.
Nach H. Klinger (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 865) werden 10 Th. Natrium in
250 Th. Methylalkohol gelöst, 30 Th. Nitrobenzol zugefügt und 5 bis 6 Stunden am
Rückfluſskühler auf dem Wasserbade erhitzt; dann wird der Methylalkohol
abdestillirt. Hierbei färbt sich die Lösung heller, Krystalle von Kaliumformiat
scheiden sich aus und endlich bleibt eine öldurchtränkte, hellgelbe Masse zurück.
Behandelt man dieselbe mit Wasser, so scheidet sich hellgelbes flüssiges Azoxybenzol
ab und erstarrt sehr bald zu einem Krystallkuchen. Nach einmaligem Umkrystallisiren
ist dasselbe rein. Die Umsetzung erfolgt nach der Gleichung: 4C6H5NO2 + 3CH3ONa = 2(C6H5N)2O + 3HCO2Na + 3H2O, und
verläuft fast quantitativ.
Herstellung von Zimmtsäure.
Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen (D.
R. P. Kl. 12 Nr. 17467 vom 14. August 1880) erhitzt Bezalchlorid, C6H5.CHCl2, mit der 2 bis 3 fachen Menge von trocknem
essigsaurem Natrium 10 bis 20 Stunden lang auf 180 bis 200°. Die erhaltene Schmelze
wird mit Wasser behandelt, mit Natron schwach übersättigt, worauf man mittels Dampf
die flüchtigen Oele abdestillirt und aus der zurückbleibenden Lösung die Zimmtsäure
mit Salzsäure fällt. Substituirte Benzalchloride geben in entsprechender Weise
substituirte Zimmtsäure.
Herstellung von Vanillin.
Die Farbwerke, vormals Meister, Lucius und Brünnig in
Höchst a. Main (D. R. P. Kl. 53 Nr. 18016 vom 20. September 1881) wollen aus dem
Metamidobenzaldehyd die Diazoverbindung und aus dieser durch Zersetzen mit Wasser
den Metaoxybenzaldehyd, C6H4.mOH.CHO darstellen.
Dieser wird nitrirt und dann methylirt, oder erst methylirt und dann nitrirt,
wodurch man den Paranitrometamethoxylbenzaldehyd, C6H3.pNO2.mOCH3.CHO, erhält. Durch Reduction dieses Nitroaldehyds
zu Amidoaldehyd, Herstellung der Diazoverbindung und Zersetzen derselben mit Wasser
erhält man den Paraoxymetamethoxylbenzaldehyd, d. i. das Vanillin, C6H3.pOH.mOCH3.CHO.
Ueber die Herstellung von Anstrichmassen.
Nach F. A. Haase in Weida (D. R. P. Kl. 22 Nr. 17847 vom
13. August 1881) kocht man 7k,5 Leinöl mit 330g Harz, 330g
Bleiglätte, 50g Mennige und 50g Umbra, setzt allmählich 230g Zinkvitriol und eine Lösung von 350g Aetzkali und 350g Alaun in 15k Wasser zu. Zur
Herstellung der Grundirungsfarbe versetzt man 5k
Kreide und 1k Zinkweiſs mit 3k Wasser, in welchem 50g Alaun gelöst wird, und mischt dazu eine
Abkochung von 750g Leim mit 2l Wasser. Diese Farbe wird mit 2 bis 2k,5 des obigen Firniſs gemischt und dann mit Erdöl
verdünnt.