Titel: | Bücherschau. |
Autor: | A. Simon |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 116 |
Download: | XML |
Bücherschau.
Bücherschau.
Betrachtungen über Abfluß, Stau
und Walzenbildung bei fließenden Gewässern und ihre Verwertung für die
Ausbildung des Ueberfalls bei der Untertunnelung der Sihl durch die
Links-Seebahn in der Stadt Zürich. Untersuchungen aus dem
Flußbaulaboratorium der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Von Geh. Oberbaurat Rehbock, o. Prof. an der Techn. Hochschule in Karlsruhe.
Mit 28 Abb., 13 Plänen und 66 Photographien. Folio. Berlin 1917. Julius Springer.
Preis 28,– M.
Das Werk ist eine Festschrift in doppeltem Sinne. Es wurde zum 60. Geburtstag dem
Großherzog von Baden von der Fridericiana unter dem Rektorate Rehbocks überreicht. Aber die ganze Ingenieurwelt hat ein Festgeschenk
erhalten, denn die mit vielen guten Abbildungen, lehrreichen Tabellen und
geradezu wunderbaren Photographien ausgestattete Arbeit bringt eine Fülle von neuem
Erfahrungsmaterial aus der Hydraulik. Keiner, der sich mit den Abflußfragen
irgendwie, sei es theoretisch, sei es praktisch, zu beschäftigen hat, und zwar
Ingenieur wie Physiker, kann an der Schrift vorübergehen.
Das Buch zerfällt in drei Teile. Im ersten Teil werden die verschiedenen Arten des
Wasserabflusses, das Auftreten von Gegengefällen, die Erzeugung von Stau durch
stehende Einbauten und die Bildung der im unregelmäßigen Bett vorkommenden
Wasserwalzen zusammenhängend besprochen.
Im ersten Teil ist auch eine sehr klare Einteilung der verschiedenen Bewegungsarten
fließenden Wassers gegeben, wobei grundlegend unterschieden wird zwischen Fließen einer
innerhalb von Bettwandungen geführten Flüssigkeit und der Bewegung einer Flüssigkeit
ohne Bett. Die erstgenannte Bewegungsart wird in Gleiten, Strömen und Schießen
unterteilt.
Von großer Bedeutung ist ferner die Abänderung, welche Rehbock für die bekannte Formel von Ganguillet
und Kutter vorschlägt durch Beifügung eines bzw. zweier
kleiner Zusatzglieder unter der Wurzel aus R. Nun kann Flamants Einwand nicht mehr gelten.
Der zweite Teil bringt in übersichtlicher Zusammenstellung die wichtigen Ergebnisse
der praktisch-hydraulischen Untersuchungen, welche die zweckmäßigste Form des mit
550 m3/sec bei Hochwasser überströmten
Ueberfallwehres im Sihlhölzli bei Zürich ergeben haben und anfangs in Zürich, später
aber im Flußbaulaboratoriom der Techn. Hochschule Karlsruhe 1916 angestellt worden
sind.
Im dritten Teil wird eine neue Stauformel veröffentlicht, die für reißende Gewässer
gilt, das heißt für Gewässer in demjenigen Bewegungszustand, bei welchem die
Fließgeschwindigkeit die Wellenfortpflanzung übersteigt.
Am Schlusse der Ausführungen kommt das sehr merkwürdige Ergebnis, wonach die
verbreitete und auch in Lehrbüchern vertretene Ansicht, daß es möglich sei, durch
eine dem Querschnitt der Einbauten flächengleiche Vergrößerung des
Abflußquerschnitts den Brückenstau zum Verschwinden zu bringen, unrichtig ist. Eine
Verbreiterung des Flußbettes ruft dicht oberhalb der Einbauten einer Brücke eine
Vergrößerung des Staues hervor.
Die 66 Lichtbildaufnahmen des strömenden und schießenden Wassers sind von höchster
Vollendung.
Rümelin.
Handbuch für den deutschen
Braunkohlenbergbau. Von Bergassessor G. Klein,
Aufsichtsbeamter der Sektion IV der Knappschafts-Berufsgenossenschaft zu Halle a. S.
unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Die deutsche Braunkohlenindustrie, I.
Band. Zweite vollständig neubearbeitete Auflage. Nebst einer geologischen Karte, 29
Tafeln und 606 Abbildungen im Text und auf Kunstdruckeinlagen. Halle a. S. 1915.
Wilh. Knapp. Preis geh. 45,– M, geb. 49,– M.
Das im Jahre 1907 in der ersten Auflage erschienene Handbuch, das seine Entstehung
der Mitwirkung namhafter Gelehrter verdankt, ist heute noch das erste Werk, welches
die umfangreiche Materie unseres Braunkohlenbergbaues in kurzer, trotzdem
übersichtlicher und erschöpfender Weise behandelt. Daß dieses Buch eine Lücke in
unserer geologischen und technischen Literatur ausgefüllt hat, beweist der Umstand
zur Genüge, daß es nach zwei Jahren bereits vergriffen war. Die im Jahre 1915
erschienene zweite vollständig neubearbeitete Auflage hat dem Fortschritt der
Wissenschaft und Technik in hohem Maße Rechnung getragen. Der Umfang des Werks ist
von 471 auf 834, die Anzahl der Textabbildungen von 13 auf 29 gewachsen. Viele
Abschnitte wurden wesentlich umgearbeitet und erweitert, andere wichtige
hinzugefügt. Seinem Inhalt nach hat das Werk drei Hauptteile, einen
wissenschaftlichen, einen technischen und einen wirtschaftlichen Teil. Während die
Einzelabschnitte des wissenschaftlichen Teiles von unseren bekanntesten Geologen und
verwandten Wissenschaftlern stammen, wurde der umfangreichste, technische Teil
allein von G. Klein bewältigt; der wirtschaftliche Teil
wurde von S. Beisert behandelt.
Der wissenschaftliche Teil enthält Abschnitte von H. Potonié über „Entstehung und Klassifikation der Tertiärkohlen“, von
E. Erdmann über „Eigenschaften der tertiären
Braunkohlen“, ferner von K. Keilhack über
„Geologie der Braunkohle, allgemeiner Teil“. Der nächste Abschnitt,
betitelt „geologische Skizzen der einzelnen Braunkohlengebiete“ bietet
eingehende Einzelbeschreibungen unserer gesamten deutschen Braunkohlenvorkommen aus
der Feder mit den Verhältnissen dieser Bezirke besonders vertrauter Geologen.
Gutgewählte und trefflich geratene Lichtbilder, anschauliche Profile und
Uebersichtskarten, die in hinreichender Menge dem Text eingefügt sind, tragen in
erhöhtem Maße zum Verständnis der Abhandlungen bei. Eine, im besonderen Tafelband
befindliche, größere geologische Karte gibt über sämtliche, durch irgend welche
bergmännischen Arbeiten festgestellten Braunkohlenvorkommen nach Alter, Verbreitung
und Bauwürdigkeit sowie auch über die Grenzen der verschiedenen tertiären Meere und
ihrer Bildungen Auskunft. Im Schlußabschnitt dieses Teiles behandelt Beisert
„Die rechtlichen Verhältnisse im deutschen Braunkohlenbergbau“, indem er im
einzelnen das Verfügungsrecht über die Braunkohle, die Rechtsverhältnisse der
Mitbeteiligten eines Braunkohlenbergwerks und schließlich das Bergwerkseigentum und
die Kohlenabbaugerechtigkeit eingehend erörtert.
Der technische Teil, der auch bei der Neubearbeitung die meisten Aenderungen und
Erweiterungen erfahren hat, folgt in der Anordnung des Stoffes dem natürlichen und
auch in Bergbaukunden eingehaltenen Entwicklungsgang von Bergwerken. Zuerst
befaßt er sich mit der Aufsuchung der Braunkohlenlager, gibt hier allgemeine Regeln
für Aufsuchungsarbeiten wieder und beschäftigt sich sodann mit den verschiedenen
Bohrsystemen unter gleichzeitiger Berücksichtigung der hierbei zu erzielenden
Leistungen sowie der Kosten. Es folgt sodann ein umfangreicherer Abschnitt über
„Ausrichtung, Vorrichtung und Abbau“. Da die Deckgebirgsverhältnisse in
erster Linie dafür bestimmend sind, ob ein Braunkohlenvorkommen zweckmäßig im
Tagebau oder im Tiefbau gewonnen werden soll, hat diese Frage zuerst eingehende
Berücksichtigung gefunden. Unter den verschiedenen Ausrichtungsarbeiten im
Tiefbaubetrieb ist das Kapitel des Schachtabteufens seiner Wichtigkeit entsprechend
berücksichtigt. Alle auf diesem Gebiete in Erscheinung getretenen geologischen
Verhältnisse und die hierdurch bedingten Verfahren sind in kurzer, aber trotzdem
übersichtlicher Weise angeführt. Die nachher vorzunehmenden Vorrichtungs- und
Abbauarbeiten sind auch ausführlich vorgezeichnet.
In dem Kapitel „Tagebau“ sowie in den Abschnitten über Förderung und
Wasserhaltung kommt der Maschinentechniker voll zu seinem Recht. Hier hat sich der
Braunkohlenbergbau die Fortschritte der modernen Technik voll zu Nutze gemacht. Die
menschliche Arbeitskraft ist im Tagebaubetrieb auf ein Mindestmaß herabgedrückt.
Bagger aller Dimensionen und jeder Bauart kommen hier den verschiedenen Zwecken
entsprechend zur Anwendung, teils zur Abräumung des Deckgebirges und zu anderen Aus-
und Vorrichtungsarbeiten, teils zum Abbau der darunter anstehenden Braunkohlen.
Ueber die hierdurch zu erzielenden gewaltigen Leistungen sowie die Gestehungskosten
geben beigefügte Daten Aufschluß. Auch die Förderanlagen sowie die beim
Braunkohlenbergbau äußerst wichtigen Wasserhaltungsanlagen sind in mannigfaltiger
Art und eingehend geschildert. Viele ausgezeichnete Lichtbilder und zeichnerische
Darstellungen im Text und Tafelband, lassen auch hier die klaren Ausführungen hoch
wesentlich an Anschaulichkeit gewinnen.
Zwei Abschnitte über „Wetterversorgung und Beleuchtung“, bzw. über
„Tagesanlagen, Arbeiterverhältnisse, Betriebsleitung und Verwaltung der
Braunkohlenbergwerke“, ebenfalls wieder reichlich mit textlichen Abbildungen
versehen, bilden den Schluß dieses äußerst vielseitigen und anregenden Teiles. Das
Kapitel der Arbeiterverhältnisse begnügt sich nicht damit, Angaben über
Lohnverhältnisse usw. zu bringen, sondern vertritt auch den Grundgedanken, daß eine
der Hauptvorbedingungen zum Betrieb eines Bergwerks oder eines sonstigen
industriellen Großbetriebes die Arbeiterfrage ist, besonders in Gegenden spärlicher
Volksdichte. Wie weit man in dem Bestreben, einen seßhaften Arbeiterstamm zu
bekommen, gegangen ist, zeigen die vielen ausgezeichneten Aufnahmen der hübschen
Arbeitergartenstadt Marga bei Senftenberg, sowie die in ausgedehntem Maße
geschaffenen Wohlfahrtseinrichtungen.
Der wirtschaftliche Teil enthält zunächst einen allgemeinen Ueberblick über die
wirtschaftliche Entwicklung des deutschen Braunkohlenbergbaues. Fernerhin bilden die
Produktions- und Absatzgebiete, die Verkehrsverhältnisse, der Stand der deutschen
Braunkohlen im Wettbewerb mit in- und ausländischen Kohlen, die wirtschaftlichen und
sonstigen Vereinigungen in der Braunkohlenindustrie und schließlich die Kohlensorten
und Verkaufspreise Gegenstand gründlicher Behandlung. Alle diese Erörterungen werden
durch statistische Angaben aufs Beste ergänzt.
Wie im Vorwort zur vorliegenden zweiten Auflage schon erwähnt ist, brachte es die
außerordentliche Erweiterung, die dieses Buch gegen die erste Auflage erfuhr, mit
sich, daß die einzelnen Teile nacheinander bearbeitet und gedruckt wurden, so daß
zwischen Beginn und Ende der Arbeit mehrere Jahre liegen. Um den Fortschritten in
Wissenschaft und Technik, die unterdessen nicht ruhten, einigermaßen gerecht zu
werden, sind an den Schluß des Buches einige Nachträge gestellt. Ein von Weißermel verfaßter „geologischer Nachtrag“
enthält eine größere Anzahl geologischer Veröffentlichungen über deutsche
Braunkohlenvorkommen. Bei den beachtenswerteren dieser Arbeiten wurden die
wichtigsten Punkte kurz hervorgehoben. Hieran schließt sich ein kurzer Nachtrag zum
technischen Teil, bei dem die Gleisrückmaschine von Arbenz (vgl. diese Zeitschr. Bd. 329 S. 193) größte Beachtung verdient.
Den Schluß bildet ein Verzeichnis der deutschen Braunkohlenvorkommen unterteilt nach
Bundesstaaten, Provinzen und Regierungsbezirken sowie ein Verzeichnis der Orts- und
Personennamen.
So legt das vorliegende Handbuch in beredter Weise Zeugnis ab für die glänzende
wissenschaftlich-technische Entwicklungsstufe unseres heimischen
Braunkohlenbergbaues, dessen hohe Bedeutung erst im jetzigen Kriege so voll zur
Geltung gekommen ist. Es behandelt die Gebiete der Braunkohlengeologie und
verwandten Wissenschaften sowie der Technik in gleich erschöpfender Weise, und ist
dadurch nicht nur dem Geologen und Bergmann das grundlegende Werk der
Braunkohlenliteratur geworden, sondern dürfte vor allem dem Maschineningenieur ein
vielseitig anregender und belehrender Ratgeber sein.
A. Simon.